Joseph Hermann Mohr

Joseph Hermann Mohr

Joseph Hermann Mohr (* 10. Januar 1834 in Siegburg; † 7. Februar 1892 in München) war ein deutscher Hymnologe, Kirchenliedkomponist und Texter.

Inhaltsverzeichnis

Kindheit und Jugend

Joseph Mohr wurde ebenso wie Engelbert Humperdinck im heutigen Stadtmuseum Siegburg geboren, wo sein Vater Lehrer an der damaligen Elementarschule war.

Wirken

Joseph Mohr wurde Jesuitenpater. Im Kulturkampf hielt er sich in Frankreich, Belgien und in den Niederlanden auf. In dieser Zeit schrieb er auch das Kirchenlied Ein Haus voll Glorie schauet.

Die ursprüngliche sechste Strophe

  • Viel Tausend schon vergossen
  • mit heil'ger Lust ihr Blut,
  • die Reihen stehn fest geschlossen
  • in hohem Glaubensmuth

diente zur Zeit des Nazi-Regimes wegen ihrer textlichen Parallelen zum Horst-Wessel-Lied der Nationalsozialisten als Bekennerlied des freien christlichen Glaubens. In das katholische deutschsprachige Gesangbuch Gotteslob wurde 1975 nur die erste der sieben von Mohr gedichteten Strophen übernommen (Nr. 639). Drei weitere dichtete Hans W. Marx.

Mohr würdigte die Schönheit gregorianischer Choräle als einzige geeignete Musik für das Mysterium der Heiligen Messe, den kirchlichen Volksgesang empfahl er für den außerliturgischen Gottesdienst, z.B. Andacht und Prozession. Das künstlerischen Niveau des damaligen kirchlichen Volksgesangs wurde von ihm als teilweise verrohtes andachtsstörendes Geschrei kritisiert, weshalb er eine selbstverfasste Gesangslehre herausgab (s. unten).

Von Mohr stammt auch die im Rheinland bevorzugte Melodie zu Maria, breit den Mantel aus, eine neue Melodie zu Christoph Bernhard Verspoells Dir jubeln Engelchöre und Johann Georg Brauns Heilig bist Du großer Gott (Gotteslob Köln Nrn. 946, 918, 919)

Aufgrund des während des Kulturkampfes erlassenen Jesuitengesetzes sah er sich genötigt, aus dem Jesuitenorden auszutreten, um nach Deutschland zurückkehren zu können und fand schließlich in München als Weltpriester und Kirchenliedforscher große Anerkennung in hohen Kirchenkreisen.

Literatur

  • Hans-Peter Bähr: „… o mög das Lob von allen dir wohlgefällig sein!“ Zu Leben und Werk des Siegburgers Joseph Mohr, in: Mauritius Mittler/Wolfgang Herborn, Temporibus tempora, Festschrift für Abt Placidus Mittler, Siegburg 1995 (= Siegburger Studien XXV), S. 331–365
  • Bernd Distelkamp: „Ein Haus voll Glorie schauet…“ Zum 175. Geburtstag des Kirchenliedkomponisten Joseph Mohr in: Heimatblätter des Rhein-Sieg-Kreises, 77. Jahrgang 2009. Hg. im Auftrag des Geschichts- und Altertumsvereins für Siegburg und den Rhein-Sieg-Kreis e.V. von H. Fischer, W. Herborn und A. Korte-Böger, Rheinlandia Verlag, Siegburg 2009, ISBN 978-3-938535-57-8, S. 146-165.
  • Bernd Distelkamp: „Ein Haus voll Glorie schauet…“ Der Siegburger Kirchenliedkomponist Joseph Mohr, Siegburg 2009 (= Siegburger Blätter, Heft 21).
  • Joachim Faller: Mohr, Joseph Hermann. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 32, Nordhausen 2011, ISBN 978-3-88309-615-5.

Ehrungen

  • Josef-Mohr-Straße in Siegburg

Werke

  • Cäcilia, katholisches Gesangs- und Gebetbuch, Verlag Friedrich Pustet, Regensburg, New York und Cincinnati, 1874
  • Die Pflege des Volksgesanges in der Kirche, Verlag Friedrich Pustet, Regensburg, New York und Cincinnati, 1885
  • Cantiones Sacrae: a collection of hymns and devotional chants for the different seasons of the year, the feasts of our Lord, of the Blessed Virgin, of the saints, low masses etc.: arranged for four mixed voices. Ratisbon: F. Pustet 1878 (Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche)

Weblinks


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