Herrschaft Scharfeneck

Herrschaft Scharfeneck
Wappen der Herrschaft Scharfeneck
Historischer Grenzstein der Herrschaft Scharfeneck, 1783; Standort Alter Friedhof Albersweiler-St. Johann

Die Herrschaft Scharfeneck südwestlich von Neustadt an der Weinstraße, in Rheinland-Pfalz, war ein ehemals eigenständiges Territorium innerhalb des Heiligen Römischen Reiches.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Herrschaft war benannt nach Burg Neuscharfeneck oberhalb der Ortschaft Ramberg im Pfälzerwald, bzw. nach deren ehemaligen Besitzern, den Herren von Scharfeneck. Letztere starben starben mit Friedrich von Scharfeneck, 1416 aus und das Gebiet fiel an die Kurpfalz.

Kurfürst Friedrich I. der Siegreiche (1425–1476) regierte die Kurpfalz an Stelle seines Neffen, des späteren Kurfürsten Philipp des Aufrichtigen. Mit seiner aus niedrigem Adel stammenden Frau Clara Dett hatte Friedrich I. zwei Söhne. Beide waren in der Kurpfalz nicht erbberechtigt. Der ältere Sohn, Friedrich von Bayern (1460–1474), starb früh als Kleriker. Zur Versorgung des jüngeren Sohnes Ludwig von Bayern (1463–1523) bestimmte Kurfürst Friedrich u.a. das nunmehr pfälzische Klein-Territorium der „Herrschaft Scharfeneck“, mit Burg Neuscharfeneck als Zentrum. Es blieb jedoch Teil des Fideikommisses aller Wittelsbacher Besitztümer. Diese Bestimmung wurde vom Nachfolger, Kurfürst Philipp dem Aufrichtigen, bestätigt und mit Beginn des Jahres 1477 vollzogen. 1488 erhielt Ludwig von Bayern auch die kurpfälzische Grafschaft Löwenstein und die Familie nannte sich von dieser Zeit an Löwenstein oder Löwenstein-Scharfeneck, woraus sich die heutigen Fürsten zu Löwenstein-Wertheim, mit unterschiedlichen Familienzweigen entwickelten.

Graf Georg Ludwig von Löwenstein-Scharfeneck (1587–1633),[1] letzter männlicher Sproß seines Familienzweiges und Anhänger der Reformation, verfiel 1622 als Parteigänger des rebellierenden Winterkönigs Friedrich V. von der Pfalz der Reichsacht und ging der Herrschaft Scharfeneck verlustig. 1633 starb mit ihm die Familienlinie im Mannesstamm aus.[2]

Kaiser Ferdinand II. übertrug 1634 die Herrschaft Scharfeneck dem Grafen Johann Dietrich aus dem verwandten, katholischen, schließlich gefürsteten Familienzweig Löwenstein-Wertheim-Rochefort (später umbenannt in Löwenstein-Wertheim-Rosenberg), in dessen Besitz das Gebiet bis zur französischen Okkupation 1794 blieb.[3] Regierungssitz war zunächst Wertheim am Main, dann Schloss Löwenstein in Kleinheubach.

Am 28. Dezember 1793 verließ die fürstlich löwensteinische Verwaltung die Herrschaft Scharfeneck und kehrte nie mehr zurück. Das Territorium wurde von Frankreich besetzt und beim Friedensschluss von Campo Formio (1797), als Teil der linksrheinischen deutschen Gebiete an das Nachbarland abgetreten, zu dem es bis 1815 gehörte.

Im Reichsdeputationshauptschluss von 1803 erhielt das Haus Löwenstein-Wertheim-Rosenberg für seine verlorenen linksrheinischen Gebiete – hauptsächlich die Herrschaft Scharfeneck – territorielle Entschädigungen am Untermain. Dadurch gelang es den Löwensteinern, ihr nun ausschließlich rechtsrheinisches Staatsgebiet zu konsolidieren. Bereits 1806 wurde das gesamte Fürstentum jedoch von den Rheinbundstaaten mediatisiert und aufgeteilt, wodurch man die bisher souveränen Fürsten zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg in Standesherren umwandelte.

Territorium

Das Löwensteiner Amtsschloss, in Albersweiler-St. Johann

1793 umfasste die Löwensteiner Herrschaft Scharfeneck folgende linksrheinische Dörfer: Albersweiler-Ortsteil St. Johann mit Verwaltungssitz,[4] Ramberg,[5] Dernbach, [6] Bindersbach[7] und das bei Alzey gelegene Exklavedorf Gau-Köngernheim[8]

Verwaltungssitz der Herrschaft Scharfeneck war zunächst Burg Neuscharfeneck, die im Dreißigjährigen Krieg, 1629 oder 1633, gesprengt wurde. Danach verlegte man die Verwaltung in die Konventsgebäude des aufgelösten Reuerinnenklosters St. Johann zu Albersweiler. 1764 ließ Fürst Karl Thomas (1714–1789) den Konvent (außer der Kirche) abtragen und dort als Regierungssitz der Herrschaft Scharfeneck das bis heute erhaltene Amtsschloss im Rokokostil erbauen (jetzt BASF-Studienhaus).[9]

Literatur

  • Johann Ludwig Klüber: „Die eheliche Abstammung des Fürstlichen Hauses Löwenstein-Wertheim von dem Kurfürsten Friedrich dem Siegreichen von der Pfalz“, Frankfurt am Main, 1837, Seiten 202–240; Digitalscan der Quelle
  • Lukas Grünenwald: „Die Herrschaft Scharfeneck an der Queich“, Speyer, 1927
  • Michael Frey: „Versuch einer geographisch-historisch-statistischen Beschreibung des königlich bayerischen Rheinkreises“, Band 1, Seiten 327–328, Speyer 1836; Scan aus der Quelle

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Webseite über Georg Ludwig von Löwenstein-Scharfeneck
  2. Dieter Merzbacher: Briefe der Fruchtbringenden Gesellschaft und Beilagen, 1630-1636, 2003, Seite 441, ISBN 3484176075; Scan aus der Quelle
  3. Emil Friedrich Heinrich Medicus: „Geschichte der evangelischen Kirche im Königreiche Bayern“, Supplementband Rheinpfalz, Erlangen 1865; Scan aus der Quelle
  4. Zur Geschichte von Albersweiler
  5. Zur Geschichte von Ramberg
  6. Zur Geschichte von Dernbach
  7. Zur Geschichte von Bindersbach
  8. Zur Geschichte von Gau-Köngernheim
  9. Webseite der Gemeinde Albersweiler mit eigenem Abschnitt zum Schloss Löwenstein im Ortsteil St. Johann und vergrösserbarem Foto

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