- Jacobshospital (Leipzig)
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Das Jacobshospital war ein Krankenhaus im alten Leipzig, aus dem über das Krankenhaus St. Jakob das Universitätsklinikum Leipzig hervorging.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Das Jacobshospital
Bereits im 14. Jahrhundert bestand in der Nähe des Peterstors ein Pestilenzhaus (Lazarett) zur Isolation der von der Seuche Betroffenen. Zu Beginn der 1550er Jahre errichtete man zu diesem Zweck einen Neubau vor dem Grimmaischen Tore, also außerhalb der Stadtmauern. Doch schon etwa zehn Jahre später, 1566, erfolgte ein weiterer Neubau unter der Leitung von Paul Widemann, diesmal nordwestlich der Stadt zwischen dem Elstermühlgraben und dem Rosental (siehe Plan). Der Rat der Stadt hatte den Wald des Rosentals 1633 vom Sächsischen Kurfürsten Johann Georg II. erworben. Hier zwischen Wald und Wasser sollten die besten Bedingungen für die Kranken sein. (→ Karte51.34634912.367451)
Aber schon seit den 1630er Jahren wurde die Einrichtung in pestfreien Zeiten genutzt, um Bedürftige und Menschen mit unterschiedlichen Krankheitsbildern unterzubringen. Arme, Alte, Pilger, abgedankte Soldaten, unvermögende Witwen und Waisenkinder zählten zu den Insassen. Plötzlich Erkrankte ohne festen Wohnsitz in Leipzig, wie Bettler, wandernde Handwerksgesellen oder auf einen Saisonjob hoffende Gelegenheitsarbeiter waren auf die Unterbringung angewiesen. Die Krankheiten betrafen u.a. Krätze, Syphilis, gebrochene Gliedmaßen und Schlaganfälle. Sogar von einer Brustamputation bei Krebs wurde berichtet. Die Behandlungsmethoden waren im heutigen Sinne nicht immer risikofrei, so zum Beispiel bei der Verwendung von Quecksilber.
1787 wurde in einem kurfürstlichen Erlass erstmals die Bezeichnung „Jacob-Hospital“ verwendet, offenbar in Anlehnung an die in früheren Zeiten in der Nähe existierende Jacobskirche, die 1544 abgebrochen wurde, und wohl auch weil die Einrichtung zunehmend Aufgaben eines Hospitals im ursprünglichen Sinne übernommen hatte. Nach einem Brand 1799 wurde das Gebäude am alten Platz neu erbaut.
1779 begann im städtischen Jacobshospital der Universitätsprofessor Gottlieb Eckhold mit der praktischen Ausbildung von Medizinstudenten am Krankenbett, was den ersten Kontakt der Einrichtung zur Universität Leipzig bedeutete.
Im 19. Jahrhundert wurde die Einrichtung durch eine Reihe von Neubauten wesentlich erweitert. 1812 wurde die erste Poliklinik und 1817 eine Kinderpoliklinik eröffnet. Zwischen 1850 und 1865 wurden eine chirurgische Einrichtung (das „Neue Haus“) an der Nordseite, das sogenannte „Weiber- und Männerhaus“ mit Kinderstation an der Ostseite, das „Kirchenhaus“ mit einer Anstaltskirche, die „Luftbude“ für den Sommerbetrieb und ein Verwaltungsgebäude eröffnet.
Dennoch kamen in den 1860er Jahren Pläne auf, die klinische Studentenausbildung in das neu entstehende Universitätsviertel zu verlegen, was letzten Endes zum Neubau eines ganzen Krankenhauses und dem Umzug des Jacobshospitals bis 1871 führte. Die baulichen Einrichtungen am Rosental übernahm zum Teil das Georgenhaus.
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Das Jacobshospital vom Rosental aus
Das Krankenhaus St. Jakob
Es waren vor allem die Universitätsprofessoren Carl Reinhold August Wunderlich und Carl Thiersch, die sich bemühten, Ersatz für das baufällig gewordene „Institut für den klinischen Unterricht im Jacobshospital“ zu schaffen. Dazu diente ab 1866 das 1884 erbaute Waisenhaus in der Waisenhausstraße (ab 1879 Liebigstraße[1]), das zwischenzeitlich als Militärlazarett genutzt worden war. Nun wurde es Ausgangspunkt und Hauptgebäude für ein ausgedehntes Krankenhausgelände. (→ Karte51.33071812.387793)
In den Jahren 1868 bis 1871 wurden hinter dem Hauptgebäude 13 Baracken zur Unterbringung von Patienten und zu speziellen Verwendungen errichtet, die alle durch überdachte Verbindungsgänge miteinander und mit dem Hauptgebäude verbunden waren. Die Gegenseiten der Baracken zeigten über eine verglaste Veranda zu einem zentralen Park. Diese Bauweise, die auf die heilende Wirkung von Luft und Sonne setzte, war, dem amerikanischen Vorbild folgend, für Europa hier das erste Mal angewandt worden. Diese Anordnung der Patientenunterkünfte, die sich, allerdings unter Verwendung von Massivbauten, um die Jahrhundertwende in Deutschland stark verbreitete, hieß dann Pavillonstil.
In einer Baracke waren 24 Patienten untergebracht, was gegenüber dem alten Hospital einen Fortschritt bedeutete, wo bis zu 80 Betten in einem Saal standen. 1871 wurde das „Städtische Krankenhaus zu St. Jakob“ offiziell eröffnet.
In den Folgejahren entstanden in der unmittelbaren Umgebung weitere medizinische Einrichtungen, wie beispielsweise 1871 das Pathologische Institut zusammen mit dem Gerichtsmedizinischen Institut, 1887/89 das „Rote Haus“ am Windmühlenweg (heute Philipp-Rosenthal-Straße), 1900 das Chirurgisch-Klinische Institut / Röntgeninstitut in der Liebigstraße und 1925–1928 die Medizinische Klinik und Ambulanz in der Johannisallee.[2] Es entwickelte sich das „Medizinische Viertel“.
Im Zweiten Weltkrieg erlitt das Krankenhaus St. Jakob schwere Verluste. Das Hauptgebäude wurde völlig zerstört. Die chirurgische Abteilung und die Abteilung für innere Medizin waren durch Bombenschäden 1943 so schwer betroffen, dass sie nach der Heilanstalt Dösen evakuiert werden mussten. Nach ersten Nachkriegsaufbauarbeiten wurde das Krankenhaus St. Jakob 1953 der Universität Leipzig angegliedert.
Literatur
- Horst Riedel: Stadtlexikon Leipzig von A bis Z. PROLEIPZIG, Leipzig 2005, ISBN 3-936508-03-8, S. 269–270
- Ingrid Hildebrandt: Von Eva und dem Teufelsgespenst - Elke Schlenkrich über die Lebenswelten in Leipziger Hospitälern, LVZ-Beilage Stadtleben vom 26. August 2011
- L. Fürst: Ein Musterkrankenhaus. In: Die Gartenlaube, Jahrgang 1871, S. 344–347 – online verfügbar bei Wikisource
Einzelnachweise
Kategorien:- Ehemaliges Krankenhaus in Sachsen
- Ehemaliges Bauwerk in Leipzig
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