- Johann Georg II. (Sachsen)
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Johann Georg II. (* 10. Juni 1613greg. in Dresden; † 22. August 1680 in Freiberg) war ein Fürst aus dem Hause Wettin (albertinische Linie). Seit 1656 war er Kurfürst von Sachsen und Erzmarschall des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Johann Georg war ein Sohn des sächsischen Kurfürsten Johann Georg I. (1585–1656) aus dessen zweiter Ehe mit Magdalena Sibylle (1586–1659), Tochter des Herzog Albrecht Friedrich von Preußen.
Seine Regierungszeit war von dem wirtschaftlichen Wiederaufbau Sachsens nach dem Dreißigjährigen Krieg geprägt. Die Wirtschaft belebte sich langsam wieder, wozu etablierte und auch neue Gewerbe und Manufakturen beitrugen (Textilindustrie, Steinkohleförderung, Glas u.a.). Am 9. März 1668 besiegelte er gemeinsam mit C. W. Lüttichau und C. Schindler die erste Innungsverordnung der Dresdner Kleinuhrmacherinnung.[1] Das Silber des Erzgebirges füllte die leeren fürstlichen Kassen, und die Leipziger Messe erwirtschaftete neue Einnahmen. Auch die böhmischen Exulanten (1654) trugen neue Einkünfte zur Wirtschaft bei. Weiterhin bemühte sich die kurfürstliche Verwaltung, die althergebrachten Rechte der Bauernschaft zu schützen.
Die Hauptinteressen des Kurfürsten lagen jedoch nicht auf wirtschaftlichem oder politischem, sondern auf kulturellem Gebiet. Unter seiner Regierung wurde Dresden zu einem europäischen Zentrum der Kunst und Musik, vornehmlich der religiösen Musik. Er belebte die Dresdner Hofkapelle neu und zog zahlreiche Künstler aus Italien an seinen Hof, die nach seinem Tod aufgrund von Sparmaßnahmen entlassen wurden.
Durch Herzog Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar wurde der Kurfürst 1658 in die Fruchtbringende Gesellschaft aufgenommen. Es wurde ihm als Gesellschaftsname der Preiswürdige und als Motto besteht unwandelbar verliehen. Als Emblem wurde ihm ein Zedernbaum zugedacht. Im Köthener Gesellschaftsbuch findet sich der kurfürstliche Eintrag unter der Nr. 682.
Im Stil Ludwigs XIV. von Frankreich begann er mit der barocken Verschönerung seiner Residenzen. In Dresden z.B. wurden ein Opern- und Komödienhaus, Ballhaus, Schießhaus und Reithaus gebaut bzw. ausgebaut. Im Schloss selbst gestaltete man zahlreiche Räume und den Hausmannsturm im Barockstil, erneuerte aber auch die alte Fassadenmalerei. Ferner legte man einen Italienischen Garten an und begann mit der Anlage des Großen Gartens. Der namhafteste Architekt seiner Regierung war Wolf Caspar von Klengel.
Die wirtschaftliche Wiederbelebung des Landes spiegelte sich auch in der zunehmenden Zahl der Festlichkeiten. Im Februar und April 1678 gab es z.B. zwei große Ereignisse, die entsprechend gefeiert wurden: einmal das Treffen des Kurfürsten mit seinen Brüdern, den Sekundogenitur-Fürsten von Sachsen-Merseburg, Sachsen-Weißenfels und Sachsen-Zeitz; und einmal die Überbringung des Hosenbandordens durch einen Gesandten des englischen König Karl II., William Swan. Der Hofstaat umfasste 1676 über 300 Personen. Eine Perückensteuer von 10 Talern (1676) und eine Schlittenordnung (1682) wurden notwendig, weil auch die niederen Schichten ihre verbesserte Situation durch Statussymbole auszudrücken wünschten.[2]
Der Wiederaufbau nach dem Dreißigjährigen Krieg und seine aufwendige Hofhaltung verschlangen gewaltige Summen, führten zu einem drohenden Staatsbankrott (1660) und brachten Johann Georg II. in politische Abhängigkeit vom französischen König Ludwig XIV., der ihm erhebliche Subventionen zahlte. Der Kurfürst suchte die Nachteile dieser Allianz durch Geheimdiplomatie mit dem Kaiserhaus, Brandenburg und Bayern auszubalancieren (1664).[3] Bei seinem Tode hinterließ er beachtliche Schulden von etwa 4 Millionen Talern.[4]
Seine Regierungstätigkeit stand in der Entwicklung des Absolutismus und eines Stehenden Heeres den Gegenspielern in Böhmen und Preußen nach, wo man die Stände bereits 1620 bzw. 1663 entmachtet hatte. Johann Georg II. blieb von den sächsischen Landständen abhängig. Auch sein außenpolitischer Wirkungskreis war relativ bescheiden, wenn man ihn etwa mit dem "Großen Kurfürsten" vergleicht. Entsprechend ungünstig fällt auch das Urteil eines französischen Marschalls aus: "Dieser Fürst ward durchaus von fremder Hand gegängelt und zeigte in nichts Fleiß, als alle seine Lebtage hindurch übermäßig zu trinken; er hatte diese seltene Eigenschaft von seinem Vater geerbt. Seine vornehmsten Räte waren vollständig abhängig vom kaiserlichen Hofe. (...)"[2]
Nachkommen
Johann Georg II. hatte sich am 13. November 1638 in Dresden mit Magdalena Sibylle von Brandenburg-Bayreuth verheiratet. Aus der Ehe stammen die Kinder:
- Sibylla Marie (* 16. September 1642- 17. Februar 1643)
- Johann Georg III. (1647-1691), Kurfürst von Sachsen
- Erdmuthe Sophie von Sachsen ∞ 1662 Christian Ernst, Markgraf von Brandenburg-Bayreuth
Vorfahren
Ahnentafel Johann Georg II. Ururgroßeltern Herzog
Heinrich der Fromme (1473-1541)
∞ 1512
Katharina von Mecklenburg (1487-1561)König
Christian III. (1503-1559)
∞ 1525
Dorothea von Sachsen-Lauenburg (1511-1571)Kurfürst
Joachim II. (1505-1571)
∞ 1524
Magdalene von Sachsen (1507-1534)Herzog
Georg von Brandenburg-Ansbach (1484-1543)
∞ 1525
Hedwig von Münsterberg-Oels (1508-1531)Markgraf
Friedrich II. von Brandenburg (1460-1536)
∞ 1479
Sofia Jagiellonica (1464-1512)Fürst
Erich I. (1470-1540)
∞ 1525
Elisabeth von Brandenburg (1510-1558)Herzog
Johann von Jülich-Kleve-Berg (1490-1539)
∞ 1510
Maria von Jülich-Berg (1491-1543)Kaiser
Ferdinand I. (1503-1564)
∞ 1521
Anna von Böhmen und Ungarn (1503-1547)Urgroßeltern Kurfürst August von Sachsen (1526-1586)
∞ 1548
Anna von Dänemark (1532-1585)Kurfürst Johann Georg von Brandenburg (1525-1598)
∞ 1548
Sabina von Brandenburg-Ansbach (1529-1575)Herzog Albrecht von Preußen (1490-1568)
∞ 1550
Anna Maria von Braunschweig (1532-1568)Herzog Wilhelm V. (1516-1592)
∞ 1546
Maria von Österreich (1531-1581)Großeltern Kurfürst Christian I. von Sachsen (1560-1591)
∞ 1582
Sophie von Brandenburg (1568-1622)Herzog Albrecht Friedrich von Preußen (1553-1618)
∞ 1573
Marie Eleonore von Jülich-Kleve-Berg (1550-1608)Eltern Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen (1585-1656)
∞ 1607
Magdalena Sibylle von Preußen (1586-1659)Johann Georg II.
Quellen
- ↑ Innungsverordnung der Dresdner Kleinuhrmacherinnung von 1668
- ↑ a b Vgl. Andrea Martin: Magdalena Sybilla von Neitschütz, S. 25-28
- ↑ Vgl. F.-L. Kroll: Die Herrscher Sachsens, S. 153
- ↑ Georg Piltz: August der Starke, S. 6.
Literatur
- Heinrich Theodor Flathe: Johann Georg II., Kurfürst von Sachsen. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 14, Duncker & Humblot, Leipzig 1881, S. 381–383.
- Karlheinz Blaschke: Johann Georg II. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 10, Duncker & Humblot, Berlin 1974, S. 526 f.
- Mary E. Frandsen: Crossing Confessional Boundaries. The Patronage of Italian Sacred Music in 17th Century Dresden. New York: Oxford University Press 2006. ISBN 978-0-19-517831-9 (umfassende Darstellung von Johann Georgs kulturellen Leistungen)
- Dresdner Geschichtsverein e.V.: Johann Georg II. und sein Hof: Sachsen nach dem Dreißigjährigen Krieg, in Dresdner Hefte 33 1/1993
Weblinks
Commons: Johann Georg II. – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Literatur von und über Johann Georg II. (Sachsen) im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Druckschriften von und über Johann Georg II. (Sachsen) im VD 17
- Internetseite über die sächsischen Fürsten
Vorgänger Amt Nachfolger Johann Georg I. Kurfürst von Sachsen
1656–1680Johann Georg III. Kategorien:- Kurfürst (Sachsen)
- Marschall (HRR)
- Fruchtbringende Gesellschaft
- Albertiner
- Person (Dresden)
- Träger des Hosenbandordens
- Mann
- Geboren 1613
- Gestorben 1680
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