Johann Funck

Johann Funck

Johann Funck (auch: Funk, Funccius; * 7. Februar 1518 in Wöhrd, heute zu Nürnberg; † 28. Oktober 1566 in Königsberg, Ostpreußen, heute Kaliningrad, Russland) war ein deutscher evangelischer Theologe.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Der Sohn eines Fischers hatte sich im Wintersemester 1536/37 an der Universität Wittenberg immatrikuliert. Die Wittenberger Akademie war zur damaligen Zeit eine der bedeutendsten Hochschulen in Deutschland. Hier absolvierte er zunächst ein Studium der philosophischen und theologischen Wissenschaften. Den damaligen Zeiten entsprechend war dies zunächst ein philosophisches Grundstudium. Der bedeutendste Vertreter der philosophischen Fakultät war in Wittenberg Philipp Melanchthon. Neben ihn wirkten unter anderem Lehrer wie Balthasar Fabricius in Poetik, Veit Winsheim als griechischer Sprachlehrer und Rhetoriklehrer, Matthäus Aurogallus als Hebräischlehrer, Georg Joachim Rheticus sowie Erasmus Reinhold als Professoren der Mathematik und Veit Amerbach als Professor der Physik.

Am 28. April 1538 erwarb er den niedersten akademischen Grad eines Bakkalaureus der Philosophie. Damit hatte er sich Möglichkeit erworben, sein Wissen selbst weitergeben zu können und sich so ein Zubrot zu verdienen. Hatte er so seinen Lebensunterhalt in Wittenberg sichergestellt, konnte er zudem weitere Vorlesungen besuchen. So zum Beispiel an der theologische Fakultät in Wittenberg, welche das große Aushängeschild der Hochschule gewesen war. Hier agierten Martin Luther, Johannes Bugenhagen, Justus Jonas der Ältere und Caspar Cruciger der Ältere. Inwieweit diese eine direkte Ausbildung bei ihm förderten, lässt sich anhand der Urkundenlage nicht feststellen. Ohne Frage haben aber diese Personen einen nachhaltigen Eindruck bei ihm hinterlassen.

Denn nachdem er am 11. Februar 1539 den philosophischen Magistergrad erworben hatte, wurde er am 12. Januar 1541 in Wittenberg als Diakon für Seyda ordiniert. Funck wechselte er 1541 als Diakon nach Oschatz und kehrte 1543 in seinen Heimatort als Pfarrer zurück. In Wöhrd publizierte er eine Fortsetzung des Cronicons des Johannes Carion von Melanchthon, was ihm viel Anerkennung eingebracht hatte. 1547, im Zuge der protestantischen Gegenbewegungen des Schmalkaldischen Krieges, zog das kaiserliche Heer in Wöhrd ein, so dass ihn der Rat der Stadt dazu aufforderte, in seinen Predigten zurückhaltender zu agieren.

Dazu kam es jedoch nicht mehr. Denn kurz vor der Einquartierung der spanischen Truppen floh er vor den zu erwartenden Drangsalen gegenüber evangelischen Predigern. Da er eine Strafversetzung ablehnte, entließ man ihn am 2. Mai 1547 aus seinem Pfarramt in Wöhrd. Er blieb zunächst in Nürnberg, wo er heiratete und von Veit Dietrich eine Empfehlung an den Hof Albrechts von Preußen erhielt. Am 28. Oktober 1547 kam er in Königsberg an, wurde für Albrecht in Litauen tätig und begleitete diesen 1548 auf einer Reise nach Polen. Zurück in Königsberg wurde er Pfarrverweser und schließlich Pfarrer an der Altstädter Kirche. Im Januar 1549 berief ihn Albrecht zu seinem Hofprediger und Hofrat.

In jener Stellung wurde er ein begeisterter Anhänger der Rechtfertigungslehre des Andreas Osiander, dessen Tochter Agnes er 1560 heiratete.[1]

Im Rahmen des Osiandrischen Streites wurden viele Gegner der Position aus ihren Ämtern entfernt. Nach dem Tod von Osiander nahmen diese Streitigkeiten zu. Schließlich unterlag er dem gewachsenen Druck, der auf ihn ausgeübt wurde; er musste seine "Irrlehren" 1556 widerrufen. Diese Niederlage entzog ihm jedoch nicht die Gunst des Hochmeisters Albrecht. Dennoch verstärkte sich die Kritik an seiner Person.

Man machte ihn für die kirchenpolitischen Verhältnisse in Ostpreußen verantwortlich. Auch nachdem er 1563 mit vier Predigten, den Nachweis erbracht hatte, nicht mehr der osiandrischen Lehrmeinung anzuhängen, wurde auf Betreiben der Landstände 1566 eine polnische Kommission eingesetzt, welche die Zustände überprüfen sollte. Die Kommission kam zu dem Schluss, dass Funck den öffentlichen Frieden durch seine Haltung im osiandrischen Streit gefährdet hatte. Dies kam der Kommission einem Hochverrat gleich und er wurde mit den herzoglichen Räten Matthias Horst und Johann Schnell zur Enthauptung verurteilt, die am 28. Oktober 1566 auf dem Markt von Kneiphof erfolgte.

Einzelnachweise

  1. Ahnen Huschka

Literatur

  • Friedrich Wilhelm Bautz: FUNCK, Johann. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 2, Hamm 1990, ISBN 3-88309-032-8, Sp. 154–155.
  • Möller: Funck, Johann. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 8, Duncker & Humblot, Leipzig 1878, S. 197–199.
  • Georg Andreas Will: Nürnbergisches Gelehrten-Lexicon; oder, Beschreibung aller Nürnbergischen beyderley Geschlechtes nach Ihrem Leben, Verdiensten und Schriften. 1755, 1. Teil, S. 503 (Online)
  • Friedrich Johann Buck: Lebensbeschreibungen derer verstorbenen Mathematiker überhaupt und des vor mehr denn hundert Jahren verstorbenen großen Preußischen Mathematikers P. Christian Otters insbesondere in zwey Abtheilungen glaubwürdig zum Druck befördert. Hartung & Zeise, Königsberg und Leipzig, 1764, S. 14 (Online)
  • Heinz Scheible: Melanchthons Briefwechsel (MBW) Personen Band 12, S. 108
  • Björn Slenczka: Das Schisma der Augsburger Konfessionsverwandten von 1557. Beiträge zur historischen Theologie 155. Tübingen 2010, ISBN 978-3-16-150100-5, Digitalisat

Weblink


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