Johann Nobis

Johann Nobis
Das Geburtshaus von Johann Nobis in Holzhausen/StGeorgen

Johann Nobis (* 16. April 1899 in StGeorgen bei Salzburg; † 6. Januar 1940 in Berlin-Plötzensee) war ein österreichischer Kriegsdienstverweigerer.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Johann Nobis wurde als Sohn eines Bauern auf dem sogenannten Schmiedbauernhof in Holzhausen, Gemeinde StGeorgen, geboren. Er nahm als Soldat am Ersten Weltkrieg teil. Später arbeitete er als Hilfsarbeiter bei einer Baufirma in Salzburg, wo ervermutlich Kontakte zu den Zeugen Jehovas geknüpftund sich dieser christlichen Religionsgemeinschaft angeschlossen hat. Nachdem im März 1938 derAnschlussÖsterreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich erfolgt war, wurde Nobis 1939 eingezogen. Er verweigerte jedoch aufgrund seines Glaubens den Wehrdienst sowie den sogenannten Treueid auf Adolf Hitler. Nobis wurde daraufhin von den Nationalsozialisten verhaftet und am 23November 1939 wegen Zersetzung der Wehrkraft vom Reichskriegsgericht zum Tode verurteilt. Er wurde am 20Dezember 1939 in das Strafgefängnis Berlin-Plötzensee eingeliefert, wo er am 6Januar 1940 hingerichtet wurde. Am Tag seiner Hinrichtung wurden fünf weitere Zeugen Jehovas aus Salzburg hingerichtet.[1][2]

Sein jüngerer Bruder, Matthias Nobis (* 15Januar 1910 in StGeorgen), gehörte auch den Zeugen Jehovas an und wurde am 20Dezember 1939 ebenfalls wegen Wehrkraftzersetzung vom Reichskriegsgericht zum Tode verurteilt sowie am 26Januar 1940 in Berlin-Plötzensee hingerichtet.[1][3]

Aufarbeitung und Gedenken

Die Stolpersteine für die beiden 1940 hingerichteten Zeugen Jehovas, Johann und Matthias Nobis

Der von Matthias Nobis aus der Haft in Berlin an seine Eltern geschriebene Abschiedsbrief vom 2Januar 1940, der sich im Familienbesitz befand, wurde später von der Familienangehörigen Gertraud (Feichtinger-)Nobis an das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) in Wien übergeben.[4]

Am 19Juli 1997 verlegte der deutsche Künstler Gunter Demnig vor dem Geburtshaus von Nobis in StGeorgen zweiStolpersteine“, zum Gedenken an Johann Nobis und seinen Bruder Matthias Nobis. Es handelte sich dabei um die ersten zwei behördlich genehmigten Stolpersteine, nachdem Demnig sein Langzeit-Gedenkprojekt bereits 1995 begonnen und seitdem mehrereungenehmigte Verlegungenvon Stolpersteinen vorgenommen hatte. Die Verlegung in StGeorgen ging auf eine Initiative des aus dem Ort stammenden Gründers des Vereins Gedenkdienst, Andreas Maislinger, zurück und hatte die Zustimmung des Bürgermeisters, Friedrich Amerhauser, gefunden.[5][6][7]

Im Rahmen des Projekts A Letter To The Stars wurde einBrief in den Himmel an Johann Nobisverfasst und am 5Mai 2003 an einem weißen Luftballon befestigt vom Wiener Heldenplatz aus in den Himmel geschickt, gemeinsam mit rund 80.000 weiteren Briefen an jeweils einem weißen Luftballon.[8]

Literatur

  • Marcus Herrberger (Hrsg.): Denn es steht geschrieben:Du sollst nicht töten!“ Die Verfolgung religiöser Kriegsdienstverweigerer unter dem NS-Regime mit besonderer Berücksichtigung der Zeugen Jehovas (19391945). Verlag Österreich, Wien 2005, ISBN 3-7046-4671-7, S159, 406 (Schriftenreihe Colloquium, Bd12; Inhaltsverzeichnis online).
  • Manfred Gebhard: Geschichte der Zeugen Jehovas. Mit Schwerpunkt der deutschen Geschichte. Libri Books on Demand, Berlin 1999, ISBN 3-89811-217-9, S333334 (online bei Google Bücher).
  • Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hrsg.); Christa Mitterrutzner, Gerhard Ungar (Bearb.): Widerstand und Verfolgung in Salzburg 19341945. Eine Dokumentation. Band 2. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1991, ISBN 3-215-06566-5, S325, 339341.

Einzelnachweise

  1. a b Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hrsg.); Christa Mitterrutzner, Gerhard Ungar (Bearb.): Widerstand und Verfolgung in Salzburg 19341945. Eine Dokumentation. Band 2. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1991, ISBN 3-215-06566-5, S325, 339341.
  2. Marcus Herrberger (Hrsg.): Denn es steht geschrieben:Du sollst nicht töten!“ Die Verfolgung religiöser Kriegsdienstverweigerer unter dem NS-Regime mit besonderer Berücksichtigung der Zeugen Jehovas (19391945). Verlag Österreich, Wien 2005, ISBN 3-7046-4671-7, S406 (online bei Google Bücher).
  3. Marcus Herrberger (Hrsg.): Denn es steht geschrieben:Du sollst nicht töten!“ Die Verfolgung religiöser Kriegsdienstverweigerer unter dem NS-Regime mit besonderer Berücksichtigung der Zeugen Jehovas (19391945). Verlag Österreich, Wien 2005, ISBN 3-7046-4671-7, S406 (online bei Google Bücher).
  4. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hrsg.); Christa Mitterrutzner, Gerhard Ungar (Bearb.): Widerstand und Verfolgung in Salzburg 19341945. Eine Dokumentation. Band 2. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1991, ISBN 3-215-06566-5, S339341.
  5. Stolpersteinezur mahnenden Erinnerung. Pressemitteilung der Zeugen Jehovas vom 17Juli 1997; abgerufen am 11Mai 2011.
  6. Gedenksteine für NS-Opfer. Auf: Website des ORF vom 14August 2006, abgerufen am 11Mai 2011.
  7. Stefan Mayer: Salzburgs Tiefstpunkt. Auf: www.salzburgermonat.at vom 24Juni 2009; abgerufen am 11Mai 2011.
  8. Brief in den Himmel an Johann Nobis. Beim Projekt A Letter To The Stars; abgerufen am 11Mai 2011.

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