Josef Egger (Historiker)

Josef Egger (Historiker)

Josef Egger (* 16. August 1839 in Sankt Pankraz im Ultental; † 19. August 1903 in Innsbruck) war ein österreichischer Historiker und der Autor einer Geschichte Tirols.

Prof. Dr. Josef Egger

Seine Eltern, der Gastwirt und Holzhändler Matthäus Egger und seine Frau Antonia Pardatscher, überließen den Knaben schon in jungen Jahren der Obhut von Verwandten in Innsbruck, wo er die Volksschule und später das Gymnasium besuchte. Nach der Reifeprüfung studierte Egger an der Innsbrucker Universität bei den Professoren Ignaz Zingerle, Julius von Ficker und Alfons Huber Germanistik und Geschichte. 1864 trat er in den Schuldienst ein. Nach einer mehrjährigen Probezeit wurde er im Jahre 1869 Professor am Innsbrucker Gymnasium.

Das besondere Interesse des bei seinen Schülern sehr beliebten Lehrers galt der Geschichte seiner engeren Heimat. Als Bibliothekar des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum konnte er jederzeit auf die reichen Urkundenbestände dieser Anstalt zugreifen, sodass er ein sehr lebendiges und detailreiches Bild von der Tiroler Geschichte zeichnen konnte. Was er auf diesem Gebiet schuf, veröffentlichte er teils in den Schulprogrammen und teils in historischen Fachzeitschriften. Vieles gab er auch in Form von selbständigen Werken heraus, so vor allem seine populär gewordene Geschichte Tirols in drei Bänden, die in den Jahren 1872–1880 in der Wagnerischen Universitätsbuchhandlung erschienen. Eggers Geschichte von Tirol war zu jener Zeit die erste bedeutende Arbeit, die alle geschichtlichen Epochen des Landes umfasste. Sie wird auch heute noch in nahezu allen wichtigen Geschichtswerken zitiert.

Für die von Helfert herausgegebene Sammlung Die Völker Österreich-Ungarns verfasste Egger den Band Tirol und Vorarlberg und für das von Kronprinz Rudolf initiierte Werk Die Österreichische Monarchie in Wort und Bild schrieb er das Kapitel über Tirol. Mit Zingerle gab er den vierten Band der Tiroler Weistümer heraus, der das Burggrafenamt, das Etsch-, Eisack- und Pustertal umfasst.

Egger war korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Wien und der Historischen Gesellschaft in Berlin. Der Kaiser ehrte seine Verdienste durch die Verleihung des Goldenen Verdienstkreuzes mit der Krone und verlieh ihm den Titel eines Regierungsrates.

Der Jurist und Rechtshistoriker Hans von Voltelini urteilte über sein Lebenswerk: „Es ist staunenswert, was Egger neben seiner anstrengenden Berufsarbeit wissenschaftlich geleistet hat. … Fast überall musste er vom Grund auf bauen und nach dem Stand der Quellen aus Urkunden und Akten schöpfen. Kein Wunder, wenn die Gefahr drohte, trockene Auszüge zu liefern, der er nicht immer entronnen ist. Aber alles in allem ist Eggers Geschichte Tirols mit Recht als eine der besten deutschen Landesgeschichten gerühmt worden.“[1]

Josef Egger war verheiratet. Seine Frau Luise, eine geborene von Troyer, gebar ihm 7 Kinder, von denen zwei kurz nach der Geburt verstarben.

Werke (Auswahl)

  • Die ältesten Geschichtsschreiber Tirols
  • Die Entwicklung der alttirolischen Landschaft
  • Herzog Leopold III.
  • Die alten Benennungen der Dörfer und Gemeinden
  • Bischof Heinrich II. von Trient und sein Streit mit Meinhard II., in: Innsbrucker Gymnasioalprogramm, 1884/1885
  • Der Einfluss der alttirolischen Stände auf die Gesetzgebung in: Programm des Innsbrucker Staatsgymnasiums, 1873
  • Die Tiroler und Vorarlberger (ein ethnographisch-historisches Werk, 1872)
  • Die Geschichte Tirols von der ältesten Zeit bis in die Neuzeit, Bd. 1-3, 1872, 1876, 1880
  • Die Entstehung der Gerichtsbezirke Deutschtirols, in: MIÖG, Erg. Bd. 4, 1893
  • Das Aribonenhaus, in: AFÖG, Bd. 83, 1897
  • Schloss Gerrenstein und seine Herren
  • Zur Geschichte des Jahres 1809
  • Josef Speckbachers Anteil am Kriege des Jahres 1809
  • Josef Hormayr, Martin Teimer von Wildau und Martin Firler (Biographien im Auftrag des Kaiserjägermuseums)
  • Tirolische Weistümer, Bd. 4
  • Die Barbareneinfälle in die Provinz Rätien, AFÖG, Bd. 90, 1901

Literatur

Einzelnachweise

  1. Tiroler Ehrenkranz, Seite 184

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