- Josef Unschlicht
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Josef Unschlicht, Kampfname: Jurowski und Leon (russisch Ио́сиф Станисла́вович У́ншлихт, wiss. Transliteration Iosif Stanislavovich Unschlicht; polnisch Józef Stanisławowicz Unszlicht); (* 19.jul./ 31. Dezember 1879greg. in Mława; † 29. Juli 1938 in der UdSSR (hingerichtet)), war ein polnischer Revolutionär, Tschekist und sowjetischer Parteifunktionär. In leitender Funktion war er als stellvertretender Vorsitzender der Außerordentlichen Allrussischen Kommission zur Bekämpfung von Konterrevolution, Spekulation und Sabotage (kurz Tscheka) und OGPU (1921–1923) und als stellvertretenden Volkskommissar für Verteidigung (1925–1930) tätig.[1]
Inhaltsverzeichnis
Leben
Wie Rosa Luxemburg und Leo Jogiches war Unschlicht Mitglied der Sozialdemokratischen Partei des Königreichs Polen und Litauen (SDKPiL) und hatte bereits 1907 Lenin kennengelernt. Er war auch zur sibirischen Verbannung verurteilt.
Unschlicht wurde 1916 in Moskau vor Gericht gestellt, aber durch die Wirren der Februarrevolution 1917 befreit.[2]
Im Petrograder Militärrevolutionskomitee hatte er das Amt des Schatzmeisters inne. Das Komitee bestand u. a. aus Molotow, Antonow-Owsejenko, Mechonoschin, Trotzki, Joffe, Swerdlow, Urizki, Gussew, Dserschinski und Lenin.
Am 6. März 1919 unterzeichnete er in Moskau als Vertreter der Kommunisten der Zweiten Polnischen Republik das Manifest der Kommunistischen Internationalen. Neben ihm unterzeichneten unter anderem als Vertreter für Deutschland: Max Albert (Pseudonym von Hugo Eberlein)[3], für Russland: Lenin (Pseudonym von Wladimir Uljanow), für Deutsch-Österreich: K. Gruber (Pseudonym von Karl Steinhardt)[4], von Schweden: Otto Grimlund, von der Schweiz: Fritz Platten, von den Vereinigten Staaten Nordamerikas: B. Reinstein, Finnlands: Yrjö Sirola, von Lettland: Karl Gailis und als Vertreter der deutschen Wolgakolonisten: Gustav Klinger.[5]
Später war Unschlicht auch Kandidat (1925–1937) des Zentralkomitees (ZK) der KPdSU.
1920 im war er Polnisch-Sowjetischen Krieg bei den Truppen der Westfront unter dem Befehl von Michail Nikolajewitsch Tuchatschewski als Mitglied des Revolutionären Kriegsrates (Kriegskommissar) eingesetzt.[6]
Aber schon Ende Juli wurde er in dem von der Roten Armee befreiten Białystoker Gebiet in das Provisorische Polnische Revolutionskomitee delegiert. Unter Führung von Julian Marchlewski sowie Felix Dserschinski, Feliks Kon, Edward Prochniak und Josef Unschlicht arbeitete das Komitee an der Umsetzung der Sozialismus in Polen.[7] Dem setzte aber die vernichtende Niederlage der Roten Armee bei Warschau ein Ende.
Als Stellvertreter von Trotzki im Revolutionären Militärrat begab sich Unschlicht 1923 illegal nach Deutschland,[8] um der KPD beim Deutschen Oktober zu helfen.[9] So sollte er zum Beispiel die Bildung der Roten Armee in Deutschland überwachen.[10]
Später tauchte Unschlicht als stellvertretender Vorsitzender der Chinesischen Kommission auf.[11]
Im März 1926 wurden von General Hans von Seeckt und Generalmajor Otto Hasse auf deutscher Seite und Volkskommissar für das Kriegswesen Unschlicht auf der sowjetischen Seite Verhandlungen über eine militärische Zusammenarbeit in Berlin geführt. Diese Gespräche mündeten im April 1926 in einer geheimen Rüstungskooperation der deutschen Reichsregierung mit der Sowjetunion.[12]
Unter seinem Vorsitz als stellvertretender Kriegskommissar bildete sich 1928 ein Komitee, welches den Beschluss fasste, unverzüglich zwei Eisbrecher zur Rettung der Nordpolexpedition von Umberto Nobile zu entsenden.[13]
In der Zeit von 1930 bis 1935 gehörte dem obersten Volkswirtschaftsrat der Sowjetunion an und war von 1933 bis 1935 Leiter der Hauptverwaltung für den zivilen Luftverkehr und danach Sekretär des Zentralen Exekutivkomitees der Sowjetunion.
Vom April 1935 bis zum Juni 1936 war Unschlicht in Abwesenheit von Jan Karlowitsch Bersin Leiter der Hauptverwaltung für Aufklärung.[14]
Im Zuge der Großen Säuberung wurde er im Sommer 1937 verhaftet und im darauffolgenden Jahr hingerichtet.
Familie
Über seine Schwestern Zofia Unschlicht (Zofia Unszlicht-Osińska) (1881–1937), Stefanie Brun (Stefania Unszlicht-Brunowa)[15] (1888–1947) und Helen Unschlicht[16] ist nichts bekannt. Sein Cousin[17] Julian Unschlicht (1883–1944) war ein Journalist. Später konvertierte er zum Katholizismus und wurde Priester.
Unschlicht war auch ein Cousin von Sofja Muschkat der Ehefrau von Felix Dserschinski.[18]
Tod
Im Zuge der Stalinschen Säuberungen wurde auch Unschlicht am 11. Juni 1937 verhaftet und dann am 29. Juli 1938 erschossen.
1956 wurde er gemeinsam mit den Marschällen Wassili Konstantinowitsch Blücher und Alexander Iljitsch Jegorow rehabilitiert.[19]
Weblinks
Commons: Josef Unschlicht – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Kurzbiographie Unshlikht Joseph S. (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ Żydowscy komuniści w aparacie terroru i ludobójstwa (polnisch)
- ↑ Rosa Luxemburg: Briefe an Leon Jogiches, S. 319.
- ↑ Hermann Weber:Der deutsche Kommunismus, S. 26.
- ↑ Braunthal: Geschichte der Internationale, Band 2, S. 183.
- ↑ Manifest der Kommunistischen Internationale
- ↑ Boris Meissner: Russland unter Chruschtschow, S. 58.
- ↑ OFFENSIV: Stalins Beiträge zur marxistisch-leninistischen Militärtheorie und Militärpolitik
- ↑ Der Spiegel: Die Welt erobern vom 30. Oktober 1995
- ↑ DEUTSCHER OKTOBER 1923. EIN REVOLUTIONSPLAN UND SEIN SCHEITERN.
- ↑ Johannes Rogalla von Bieberstein: Jüdischer Bolschewismus–Mythos und Realität, 2002, Edition Antaios.
- ↑ KPdSU(B), Komintern und die Sowjetbewegung in China, Band 1, S. 86
- ↑ Michael Geyer: Aufrüstung oder Sicherheit, S.154.
- ↑ Petermanns geographische Mitteilungen, Band 75 , S. 73.
- ↑ Pierre de Villemarest: GRU, le plus secret des services soviétiques 1918–1988; Éditions Stock Paris 1988; ISBN 2-234-02119-7.
- ↑ Margarete Buber-Neumann: Als Gefangene bei Stalin und Hitler, S.63.
- ↑ Milorad M. Drachkovitch, Branko M. Lazić: The Comintern; historical highlights, essays, recollections, documents, S.46.
- ↑ Józef Warszawski: Studia nad wyznaniowością religijną marszałka Józefa Piłsudskiego, S.491.
- ↑ Anatoli Iwanow: Logik des Alptraums, Verlag der Freunde, 1995 (Online)
- ↑ Carl-Heinz Boettcher, Helmuth Scheffler: Ein Gespenst tritt ab in Europa, S.168.
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