Fritz Platten

Fritz Platten
Fritz Platten, ca. 1930
Lenin und Fritz Platten, 1919

Fritz Platten (* 8. Juli 1883 in Tablat SG, Schweiz; † 22. April 1942 in Lipowo bei Njandoma, Sowjetunion) war ein Kommunist aus der Schweiz.

Inhaltsverzeichnis

Jugend und Politisierung

Fritz Platten wurde als Sohn des Schreiners Peter Platten geboren. 1892 kam er nach Zürich, wo er die Sekundarschule absolvierte und später die Schlosser-Lehre bei der Zürcher Maschinenbauunternehmung Escher-Wyss antrat, welche er jedoch wegen eines Unfalls nicht abschliessen konnte.

1904 trat er im Alter von 21 Jahren dem Arbeiterbund Eintracht bei. Während der Zeit der Russischen Revolution 1905 bis 1907 emigrierte er nach Russland. 1906 nahm er an einem Aufstand in Riga in Lettland teil, wurde dafür zur mehrmonatiger Haft verurteilt und flüchtete 1908 in die Schweiz. 1911 trat er der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz bei und war 1912 Mitglied der Streikleitung beim Zürcher Generalstreik.

Platten als Kommunist

Nach dem Zusammenbruch der Zweiten Internationale stieß Platten zur Zimmerwalder Bewegung und wurde Kommunist. Er sass als Vertreter der Sozialdemokratischen Partei und später der KPS von 1917 bis 1922 im Nationalrat der Schweiz und danach bis 1923 im Grossen Stadtrat der Stadt Zürich. Bei der Gründung der Kommunistischen Internationale in Moskau 1919 war er Mitglied des Präsidiums. 1920 verbüsste er in der Schweiz eine wegen der Beteiligung am schweizerischen Landesstreik 1918 erteilte Haftstrafe. 1921 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der KPS und fungierte als ihr Sekretär.

Fritz Platten wurde vor allem dafür bekannt, dass er nach der russischen Februarrevolution 1917 die Rückreise von Lenin aus dem Exil in der Schweiz nach Russland organisierte. Während des Ersten Weltkriegs fuhren Lenin und seine Begleitung in einem verplombten Eisenbahnwaggon durch Deutschland. Platten hatte im Auftrag Lenins dazu die Verhandlungen mit dem deutschen Botschafter in Bern, Gisbert Freiherr von Romberg, geführt. Von Sassnitz aus erreichten sie mit der Fähre Schweden, wo sie in Stockholm von den schwedischen Arbeiterführern Otto Grimlund, Ture Nerman, Carl Lindhagen und Fredrik Ström begrüsst wurden. Über Nordschweden und Finnland gelangten sie mit einem Zug nach Petrograd.

Platten saß mit Lenin in dem Fahrzeug, das am 14. Januar 1918 nach einem öffentlichen Auftritt Lenins beschossen wurde. Er konnte Lenin in Deckung drücken, zog sich dabei eine Schussverletzung an der Hand zu und rettete ihm so das Leben.[1]

Emigration

1923 emigrierte Fritz Platten in die Sowjetunion. Er gründete mit Schweizer Arbeiteremigranten eine landwirtschaftliche Genossenschaft beim Dorf Nowaja Lawa im heutigen Uljanowsker Oblast (damals Ujesd Sysran). Ab 1926 lebte Platten in Moskau. Nach seiner letzten Reise in die Schweiz wurde er von 1931 bis 1937 am Internationalen Agrarinstitut als Lehrer und wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig.

1937 fiel seine Frau Berta Zimmermann den stalinschen Säuberungen zum Opfer. Er selbst wurde 1938 verhaftet, 1939 verurteilt und ins Lager Lipowo in der Nähe von Njandoma deportiert. Er wurde am 22. April 1942 erschossen.[2]

Nachwirken

Am 15. Mai 1956 wurde Fritz Platten im Rahmen der Entstalinisierung in der Sowjetunion rehabilitiert. Er wurde in der UdSSR vielfach geehrt, insbesondere ist eine Strasse in Njandoma nach ihm benannt.

Sein Sohn, Fritz Nicolaus Platten, eröffnete im Jahr 1988 in Moskau anlässlich einer Gedenkfeier zum 105. Geburtstag Plattens, dass sein Vater in einem Brief geschrieben hatte, dass er erschossen werden sollte, weil seine Haftzeit im Lager beendet gewesen wäre.[3] Bis dahin wurde als offizielle Todesursache eine Herzkrankheit angegeben.

Privates

Seine erste Frau, die Russin Olga Nikolajewna Korslinski, starb am 31. Dezember 1918 in Zürich durch Suizid. Dieser Ehe entsprang der Sohn Fritz Nicolaus Platten (* 17. Dezember 1918, † 4. September 2004). Seine zweite Frau war die Litauerin Lisa Rosowsky. Seine dritte Frau, die Zürcher Kommunistin Berta Zimmermann, die mit ihm in die Sowjetunion ging, wurde dort ebenfalls ermordet.

Werke

  • Die Reise Lenins durch Deutschland im plombierten Wagen. Neuer Deutscher Verlag, Berlin 1924.
  • (Hrsg.): Finnland: Die Revolution und der weisse Terror. Promachos, Bern 1918.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Dmitri Volkogonov: Lenin: A New Biography; 1994; S. 229.
  2. Kevin McDermott: The Comintern: A History of International Communism from Lenin to Stalin; 1996; S. 146.
  3. Не надо было заслонять вождя

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