- Wüstenrot Stiftung
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Wüstenrot Stiftung Rechtsform: Gemeinnütziger Verein Zweck: Förderung von Denkmalschutz und Denkmalpflege, Wissenschaft und Forschung, Lehre, Bildung und Erziehung, Kunst und Kultur Vorsitz: Wulf D. von Lucius Geschäftsführung: Philip Kurz Gründungsdatum: 1990 Stifter: Gemeinschaft der Freunde Deutscher Eigenheimverein Sitz: Ludwigsburg Website: Webseite der Wüstenrot Stiftung Die Wüstenrot Stiftung verfolgt seit ihrer Gründung im Jahr 1990 ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige und mildtätige Zwecke. Über die Wüstenrot Holding ist sie zu 66 % an der Wüstenrot & Württembergische AG beteiligt und mit diesem Stiftungsvermögen eine der großen gemeinnützigen Stiftungen in Deutschland. Die Stiftung entstand aus dem Deutschen Eigenheimverein, dem Gründer und Träger der ersten deutschen Bausparkasse.
Der Stiftungsverein hat zwischen 50 und 60 ehrenamtliche Mitglieder, die als Persönlichkeiten aus Kultur, Wirtschaft, Sozialwesen und Verwaltung dem öffentlichen Leben angehören. Der von den Mitgliedern aus ihren Reihen gewählte Vorstand besteht aus Sönnich Lassahn (stellvertretender Vorsitzender), Dr. Ruth Leuze, Prof. Dr. Wulf Dietrich von Lucius (Vorsitzender), Klaus W. Rösch sowie Hans-Ulrich Schulz, der das Amt zum 1. Januar 2011 von Dr. Friedrich Pfäfflin übernommen hat. Geschäftsführer der Stiftung ist Philip Kurz.
Die Wüstenrot Stiftung ist eine operative Stiftung, die zur Erfüllung ihrer Stiftungszwecke eigene Projekte initiiert, konzipiert und durchführt. In begrenztem Umfang gibt sie zur Unterstützung interessanter Projekte auch finanzielle Mittel an gemeinnützige Dritte weiter.
Sechs Mitarbeiter bearbeiten im Jahr etwa 40 Eigenprojekte und zahlreiche Zuwendungsprojekte. Um ihre Ziele effizient zu erreichen, arbeitet die Wüstenrot Stiftung auch mit Partnern zusammen. Die Ergebnisse der Stiftungsarbeit werden der Öffentlichkeit über Publikationen, Ausstellungen und Berichte zur Verfügung gestellt.
Die Wüstenrot Stiftung ist politisch und konfessionell unabhängig und dem demokratischen Gemeinwesen verpflichtet.
Inhaltsverzeichnis
Stiftungsziele und Arbeitsschwerpunkte
Die Wüstenrot Stiftung entwickelt Projekte aus den Bereichen:
- Denkmalschutz und Denkmalpflege
- Kunst und Kultur
- Wissenschaft und Forschung
- Lehre, Bildung und Erziehung
Ein besonderes Anliegen der Stiftung ist die Erhaltung und Pflege des kulturellen Erbes unserer Gesellschaft. Im Fokus liegen Kulturwerte, die ohne eine Initiative der Stiftung gefährdet wären, insbesondere historisch und gestalterisch herausragende – und damit identitätsstiftende – Zeugnisse der gebauten Umwelt. Ein Schwerpunkt der baukulturellen Arbeit der Stiftung ist heute der Umgang mit Denkmälern des 20. Jahrhunderts und den denkmalpflegerischen Besonderheiten in Bezug auf Ästhetik, Form, Funktion, Konstruktion, Materialität und energetischen Eigenschaften.
Weitere Arbeitsschwerpunkte sind der demographische Wandel und die Herausforderungen, die sich auf das Leben der Bevölkerung, ihrer Altersgruppen und deren Wohn-, Arbeits- und Freizeitverhältnisse in den Städten und dem ländlichen Raum ergeben. Die Wüstenrot Stiftung fördert die Kommunikation von Kulturwerten, um der sich ändernden Gesellschaft ihre eigenen Errungenschaften als Grundlage für eine positive Weiterentwicklung umfassend ins Bewusstsein zu bringen. Nicht zuletzt dienen Stiftungsprofessuren und Forschungsprojekte der Förderung von Wissenschaft und Lehre in den Bereichen Architektur und Stadtentwicklung sowie auch – neben der Vergabe von Preisen und Stipendien – der Nachwuchsförderung.
Die Stiftung arbeitet interdisziplinär; sie will praxisorientierte Anstöße geben und Modelle schaffen, Beispiel sein und Nachahmer animieren, das Gemeinwohl fördern und positive Veränderungen in den Lebensverhältnissen der Menschen bewirken.
Auswahl aus der Stiftungsarbeit
Denkmalprojekte
Die Stiftung übernimmt die verantwortliche Bauherrenschaft bei der Sanierung und Revitalisierung herausragender Baudenkmäler. Dabei ist sie einem Denkmalbegriff verpflichtet, der die gesamte Bau- und Nutzungsgeschichte ernst nimmt und mit den ästhetischen Qualitäten der ursprünglichen Originalsubstanz abwägt. Die Stiftung wird dabei von einem fachübergreifend besetzten Denkmalrat beraten. Neben dem dringenden Sanierungsbedürfnis sind die Kriterien für die Aufnahme ins Denkmalprogramm: die hervorragenden Eigenschaften des Denkmals; das mit dem öffentlichen oder kirchlichen Eigentümer vereinbarte Sanierungskonzept und die von ihm nachhaltig sichergestellte und der Bedeutung des Denkmals angemessene und allgemein zugängliche Nutzung.
Laufende Projekte der Stiftung:
- Geschwister-Scholl-Gesamtschule von Hans Scharoun in Lünen
- Stipendiatenhaus der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel
- Aula und Foyer der Kunsthochschule in Berlin-Weissensee
Bereits fertiggestellte Projekte:
- Erich Mendelsohns Einsteinturm in Potsdam
- Le Corbusiers Doppelhaus in der Weissenhofsiedlung in Stuttgart
- Sep Rufs Kanzlerbungalow und das Kanzler-Teehaus in Bonn
- Fürstengruft in Weimar
- Bugenhagenhaus in Wittenberg
- Biblisches Haus in Görlitz
- Walter Gropius‘ Meisterhaus Muche / Schlemmer in Dessau
- Hans Scharouns Haus Schminke in Löbau
- Wordspeicher in Quedlinburg
- Marientor in Naumburg
- Frommannsches Anwesen in Jena
- Jan-Boumann-Haus im Holländischen Viertel von Potsdam
- Schabbellhaus in Wismar
- Künstlerhäuser in Dresden-Hellerau
- Torpavillon des Festspielhaus Hellerau
- Stadtbad in Halle
Darüber hinaus hat die Stiftung die Sanierung und Revitalisierung vieler Projekte maßgeblich mit finanziellen Zuwendungen unterstützt, darunter:
- sechs Torhäuser in Ludwigsburg
- Georg-Kropp-Haus und Altes Rathaus in Wüstenrot
- Schillergeburtshaus, Alexanderkirche und Schiller-Nationalmuseum in Marbach
- Schloss Lichtenstein auf der Schwäbischen Alb
- Basilika St. Ulrich und Afra in Augsburg
Stiftungsprofessuren
Die Wüstenrot Stiftung initiiert und konzipiert Stiftungsprofessuren zu zukunftsweisenden Forschungs- und Lehrinhalten in Zusammenarbeit mit verschiedenen Universitäten in Deutschland. Ein Ziel der Stiftung ist dabei, dass die jeweilige Universität die Professur nach Ablauf der fünf- bis zehnjährigen Förderzeit mit eigenen Mitteln weiterführt. Stiftungsprofessuren wurden bislang eingerichtet für:
- Grundstücks- und Wohnungswirtschaft an der Universität Leipzig
- Wohnbau, Wohnkonzepte und Gebäudelehre an der Universität Stuttgart
- Verwaltungsmanagement und New Public Management an der Universität Leipzig
- Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege an der Universität Stuttgart
- Architekturkommunikation an der Universität Karlsruhe (KIT)
Wettbewerbe, Preise und Stipendien
Mit Preisen und Stipendien fördert die Wüstenrot Stiftung – z.T. als Partner anderer Organisationen – wegweisende Ideen, Leistungen und Vorhaben. Sie zielt damit auf die allgemeine Bekanntmachung beispielgebender Projekte und Persönlichkeiten ab und befördert deren Weiterentwicklung:
- Gestaltungspreis der Wüstenrot Stiftung (Neues Wohnen in der Stadt / Energieeffiziente Architektur / Umbau im Bestand / Bauen für Kinder / Schulbau in Deutschland / Wohnbauen in Deutschland / Selbstständigkeit durch Betreutes Wohnen im Alter)
- Land und Leute – Bildung und Kultur in kleinen Gemeinden. Der Wettbewerb sucht hervorragende Konzepte, wie kleine Gemeinden auf den demographischen Wandel reagieren und Einfluss auf die eigene Zukunft nehmen können
- Förderpreis Dokumentarfotografie, in Kooperation mit dem Museum Folkwang in Essen
- Archäologiepreis Baden-Württemberg
- Deutscher Städtebaupreis, in Kooperation mit der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung
- Denkmalschutzpreis Baden-Württemberg des Schwäbischen Heimatbundes
- Christian-Wagner-Preis der Christian-Wagner-Gesellschaft
- Caligari Förderpreis der Filmakademie Baden-Württemberg
Lehre und Bildung
Das Lehr- und Bildungsprogramm der Wüstenrot Stiftung dient der Unterstützung der Zukunftsfähigkeit von Studierenden, Schülern und Berufstätigen.
- Projekte (Auswahl)
- ZukunftsWerkstattWohnbauen. Junge Hochschulabsolventen erarbeiten mit namhaften Hochschullehrern und Architekten Konzepte neuer Wohnformen
- Baukultur – gebaute Umwelt, Curriculare Bausteine für den Unterricht. Das Projekt dient der Ausbildung der Fähigkeiten zur kritischen Rezeption und zur Mitbestimmung im Bereich der gebauten Umwelt bei Schülern. Das Lehrangebot wird von der UNESCO empfohlen
- Aktuelle Tendenzen im Wohnbauen. Die Vortragreihe beinhaltet den Umgang mit neuen Herausforderungen und Strömungen im Wohnbau
- Europäischer Hochschuldialog Fotografie. Im Rahmen eines Symposiums wird die europäische Ausbildungssituation mit ihren unterschiedlichen Modellen und Voraussetzungen vorgestellt und diskutiert
- Raumpilot. Das bislang vier Bände umfassende Lehrkompendium dient der zeitgemäßen Neuausrichtung der Gebäudelehre in der Ausbildung von Architekten
- Azubi Akademie. Dieses Projekt dient der Unterstützung von Hauptschülern bei ihrer Berufsorientierung und der Suche nach einem Ausbildungsplatz
- Baukultur in den Medien. In Veranstaltungen wird Nachwuchsjournalisten solides Wissen zur Beurteilung von Architektur, ihrer Entstehungsprozesse und Strukturen vermittelt
Wissenschaft und Forschung
Mit ihrem Forschungsprogramm greift die Stiftung Entwicklungen in der Gesellschaft und deren Auswirkungen auf Stadt und Land, Infrastruktur, Architektur und Wohnen auf.
- Projekte (Auswahl)
- Technische Wohninfrastruktur. Erarbeitung von Orientierungswerten für kommunale Planung und Steuerung. Kooperationspartner ist das Deutsche Institut für Urbanistik
- Konfliktzone Erdgeschoss. Untersuchung der Schnittstelle Erdgeschoss als Bindeglied zwischen städtischem Raum und privater Wohnnutzung sowie das Aufzeigen gelungener und übertragbarer Lösungen. Kooperationspartner ist die TU München
- Wohnungsmarktregionen in Deutschland. Mit diesem Projekt werden Struktur und Abgrenzung funktionaler Wohnungsmärkte erforscht, um Entwicklungsperspektiven von Regionen unter demographischen Gesichtspunkten aufzuzeigen. Kooperationspartner ist die Westfälische Wilhelms-Universität Münster
- Qualifizierungsstrategien. Ziel des Projekts ist der Erkenntnisgewinn im Zusammenhang mit der zukünftigen Nutzung von Einfamilienhäusern der 1950er bis 1970er Jahre. Kooperationspartner ist die Universität Stuttgart
- Zukunft der Stadtgesellschaften. Dieses Projekt untersucht das Auseinanderdriften von Stadtgesellschaften und die Entstehung von neuen sozialräumlichen Polarisierungen in Deutschland und im internationalen Kontext
- Stadtentwicklung und gesellschaftliche Integration von Jugendlichen. In einem deutsch-französischen Vergleich werden soziale und räumliche Segregationsprozesse untersucht und Fallstudien entwickelt. Kooperationspartner ist das Deutsch Französische-Institut Ludwigsburg
- Solarthermie-Anlagen. Mit diesem Projekt werden die Potentiale der Anlagen bei Einfamilienhäusern erarbeitet. Kooperationspartner ist die Forschungsstelle Energiewirtschaft
Kunst und Kultur
Ziel dieses Programms ist die Bewahrung und Entwicklung von Kunst und Kultur.
- Projekte (Auswahl)
- Literatur Bewahren! Dieses Projekt soll sicherstellen, dass wertvolle historische Texte nicht aufgrund ökonomischer Zwänge des Buchmarktes aus dem Gedächtnis der Gesellschaft fallen. Das Projekt erfolgt in Zusammenarbeit mit der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und hat sich bislang mit den Werken von Adolph Freiherr Knigge, Peter Altenberg, Oskar Loerke, Jesse Thor und Rahel Varnhagen befasst
- Bauhaus in Mössingen. Das Projekt dient der Bewahrung der einzigartigen Sammlung von Stoffmustern, Stoffentwürfen, Musterbüchern einschließlich der Bibliothek der Pausa-Werke
- Das Freiwillige Soziale Jahr Kultur fördert das Engagement junger Menschen, die in kulturellen Einrichtungen aktiv werden wollen
Literatur
- Ira Diana Mazzoni: Gegenwärtige Vergangenheit. Wüstenrot-Stiftung, Ludwigsburg. Stuttgart 2000. ISBN 3-42103220-3
Weblinks
Einzelnachweise
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