Vemania

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Kastell Vemania
Alternativname Vemania/Vimania
Limes Donau-Iller-Rhein-Limes
Datierung (Belegung) ab 280 n. Chr. bis 5. Jahrhundert
Typ spätantike Grenzbefestigung
Einheit ala II Valeria Sequanorum
Bauweise Stein und Holz
Ort Isny im Allgäu
Geographische Lage 47° 41′ 53,3″ N, 10° 4′ 2″ O47.69815163333310.0672101975800Koordinaten: 47° 41′ 53,3″ N, 10° 4′ 2″ O
Höhe 800 m ü. NHN
Vorhergehend Kastell Bregenz (Brigantium) (südwestlich)
Anschließend Kastell Kempten-Burghalde (nordöstlich)

Das Kastell Vemania, bzw. Vimania, bei Isny im Allgäu im Landkreis Ravensburg, war ein spätrömisches Reiterkastell (Alenkastell mit 200 Reitern). Es gehörte zu der Kette spätantiker Kastelle des Donau-Iller-Rhein-Limes (DIR) in der römischen Provinz Raetia (Rätien), die ab 280 n. Chr. größtenteils unter Kaiser Diokletian als Grenze des Römischen Reiches eingerichtet wurden. Es wird gerne als Vorgänger der späteren Stadt Isny betrachtet.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Das ehemalige Kastell liegt am heutigen östlichen Ortsrand von Isny, am Fuße des Höhenzugs Adelegg zwischen Kleinhaslach im Teilort Bettmauer. Historisch betrachtet liegt es nur ca. 500 m NNW vom Weiler Burkwang.

Der spornartige Moränenhügel auf dem sich das Kastells erhebt liegt etwa 12 m über der Talaue der Unteren Argen, die in römischer Zeit möglicherweise dicht am Hügel vorbei floss. Der Prallhang im Osten bot einen natürlichen Schutz, während die Westseite durch einen extra angelegten Graben gegenüber Bedrohungen vom dortigen Hochplateau geschützt war.

In gröberem Maßstab liegt das Kastell unweit der Kreuzungspunkte der Strecken von Leutkirch im Allgäu nach Immenstadt im Allgäu, und von Kempten im Allgäu nach Wangen im Allgäu und weiter nach Bregenz (damals in Region Chur-Raetien). Speziell im unmittelbaren Nahbereich sind die Strecken stark durch die natürlichen Gegebenheiten der bergigen Region vorgegeben sowie durch die Enge in den Talsohlen dazwischen in denen die Argen und ihre Nebenläufe fließt bzw. durch die geeignetsten Übergänge. Das Kastell war dadurch in der Lage einen regionalen Verkehrsknoten samt den von ihm abgehenden Streckenteilen zu kontrollieren sowie bei Bedarf größere Truppenteile schnell in Nachbarzentren zu entsenden. Vielfältige zivil- und militär-strategische Möglichkeiten ergaben sich weiterhin durch die direkte Nachbarschaft zum Nadelöhrbereich in Richtung Süden mit gleich mehreren Erschwernissen für Durchreisende und Einheimische.

Die Ost-West-Richtung war durch die Verbindung Bregenz Kempten definiert, das Kastell war entsprechend als größerer Haltepunkt tauglich. Es befanden sich weiterhin zahlreiche Burgi auf der Strecke und in den angrenzenden Regionen so dass das Kastell sowohl als Sammelpunkt als auch als Standort einer Entsatztruppe in Frage kommt. In östlicher Richtung nach Kempten war z.B. nach dem Wengener Tobel (heut bei Weitnau, in späterer Zeit Höhenburg bzw. Burg Alttrauchburg über OT Kleinweilerhofen) bei Schwarzerd (Nähe Buchenberg) ist ein Wachturm zu finden (Überreste noch heute gegeben) und weiter unten kurz vor Kempten der Burgus Ahegg. In Richtung Westen weist etwa die Gemeinde Heimenkirch die Reste von nicht weniger als vier Burgi auf. Diese sind in den Teilorten Heimenkirch, Meckatz, Dreiheiligen und Kappen. Weitere solche Objekte sind gegeben. In diesem Arrangement spiegelt sich deutlich die beim Donau-Iller-Rhein-Limes verfolgte Strategie wieder die Fläche von Zentren aus mit Wegen zu durchziehen die durch größere Zwischenstationen wie das Kastell unterteilt und durch viele wehrtechnische Kleinstanlagen dicht besetzt werden um sowohl Alarmierung wie auch den eigentlichen Wehreinsatz möglichst erfolgreich zu gestalten.

Geschichte

Bettmauer - Reste des Kastells
Rekonstruktionsversuch

Archäologen gehen davon aus, dass das Kastell in spätrömischer Zeit unter Kaiser Probus (276 bis 282) angelegt worden war, um die Römerstraße zwischen Bregenz und Kempten zu sichern. Germanen haben es offenbar mehrfach überfallen, ehe die 200 Reiter starke Truppe um das Jahr 401 nach Italien abgezogen wurde.

Das Kastell wird in mehreren antiken Quellen erwähnt: der Tabula Peutingeriana (ca. 375), dem Itinerarium Antonini (3. Jh.), einem Reichsstraßenverzeichnis, und einem römischen Staatshandbuch, der Notitia dignitatum (Eckdaten ca. 395). In letzterem wird die jeweils aktuell stationierte Einheit mit ihrem Standort erwähnt. Für das Kastell findet sich der folgende Eintrag:

Praefectus alae secundae Valeriae Sequanorum, Vimania

Grabungen und Forschungsergebnisse

Schon 1490 wurde auf dem Platz nach verborgenen Schätzen gegraben. Dabei fand man Gefäße aus Gold und Silber.

1850 fanden wieder Grabungen statt. Man vermutete damals einen Isis-Tempel auf dem Gelände. Ursache der Vermutung war die Ähnlichhkeit des Namens der Stadt Isny und der ägyptischen Göttin Isis.

Wissenschaftliche Grabungen erfolgten zwischen 1966 und 1970. Dabei wurden unter anderem rund 2000 Münzen gefunden, die vor allem für die Chronologie der Baugeschichte von Bedeutung sind. Man konnte sechs Bauphasen feststellen. Eine erste provisorische Befestigung entstand um 260 n. Chr. Zwanzig Jahre später wurde das Kastell mit Mauern, Türmen und einer Toranlage errichtet. Die Umfassungsmauer folgt der Form des zuvor planierten Geländes und bildet ein unregelmäßiges Fünfeck.

Das einzige massiv gebaute Gebäude war wohl das Haus des Kommandanten und seines Stabes (Principia). Daneben gab es je nach Bauepoche bis zu fünf Baracken in Fachwerktechnik für die hier stationierte Reitereinheit. Sie bestand aus rund 500 Reitern, im Kastell selbst waren etwa 200 Reiter. Die übrigen 300 Reiter dürften als Besatzung der zwölf bis fünfzehn Burgi zwischen Vemania und Brigantium (Bregenz) abkommandiert worden sein. Die Steine des Mauerwerks sind sämtlich im Laufe der Zeit von Anwohnern entfernt worden. Im frühen Mittelalter müssen aber noch bedeutende Reste vorhanden gewesen sein, denn der Name des anliegenden Weilers Bettmauer bezieht sich wohl auf damals noch vorhandene Überreste des Kastells.

Im Kastell gab es auch Werkstätten für Eisen-, Bronze- und Holzbearbeitung. Dies zeigen Funde von Schlackenresten, Bohrern, Hobeln, Meißeln, Bolzengeschossen und Pfeilspitzen; daneben fand man Küchengeschirr, Baubeschläge, Fahrzeugteile und Steigbügel. Mehrere Schatzfunde mit Münzen, Gold- und Glasschmuck bezeugen die unruhigen Zeiten. Immer wieder waren die Bewohner des Lagers durch alamannische Überfälle zu überhasteter Flucht gezwungen.

Zwei Brunnen, zwei Kalköfen, fünfundsechzig Gruben, fünfhundert Pfostenlöcher, fünfzig Herd- und Feuerstellen und etwa 5700 Tierknochen wurden festgestellt. Darunter befanden sich auch Kamelknochen. Das Tier wurde offensichtlich von der Reitereinheit Ala II Valeria Sequanorum mitgebracht. Sie hatte 296 bis 299 n. Chr. an dem Afrikafeldzug Maximians teilgenommen. Auch die vielen Münzen mit dem Prägestempel von Carthago (Karthago) bezeugen den Einsatz in Afrika. Das Kastell Isny blieb wohl bis 401 besetzt. In diesem Jahr holte der römische Heermeister Flavius Stilicho die Truppen zur Sicherung Oberitaliens gegen Alarich I. nach Italien zurück.

Fundverbleib und Denkmalschulz

Das Bodendenkmal ist geschützt als eingetragenes Kulturdenkmal im Sinne des Denkmalschutzgesetzes des Landes Baden-Württemberg (DSchG). Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig, Zufallsfunde an die Denkmalbehörden zu melden. Das Modell des römischen Kastells und einige Fundstücke sind im Museum in Isny zu sehen. Alle weiteren Fundstücke sind im Landesmuseum Württemberg in Stuttgart ausgestellt.

Weblinks

 Commons: Kastell Vemania – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Jochen Garbsch, Peter Kos: Das spätrömische Kastell Vemania bei Isny I. Zwei Schatzfunde des frühen 4. Jahrhunderts. Beck, München 1988, ISBN 3-406-33303-6.
  • Bernhard Overbeck: Das spätrömische Kastell Vemania bei Isny II. Ein Schatzfund von Münzen aus der Zeit des Probus. Beck, München 2009, ISBN 3-406-10759-1.
  • Winfried Piehler: Die Knochenfunde aus dem spätrömischen Kastell Vemania. München 1976, illustrierte 1. Auflage einer Inaugural-Dissertation, 6 Abb.-Tafeln, 140 S.
  • Anton R. Vincenz: Chronik der Stadt Isny im Allgäu und Umgegend vom Jahr 200 bis 1854 nach Christi Geburt. Strehle, Isny 1854.
  • Informationstafel der Stadt Isny 2009 am Kastell.

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