Cambodunum

Cambodunum
Hypokaustierter Raum im Schutzbau der Kleinen Thermen.

Cambodunum ist der Name der römischen Siedlung auf dem Gebiet der heutigen Stadt Kempten im Allgäu. In der frühen und hohen Kaiserzeit war Cambodunum eine der bedeutendsten Römerstädte der Provinz Raetia und wahrscheinlich vor Augsburg (Augusta Vindelicorum) erste Hauptstadt der Provinz.[1] Kempten kann deshalb neben Städten wie Trier (Augusta Treverorum) und Köln (Colonia Claudia Ara Agrippinensium) zu den ältesten Städten Deutschlands gerechnet werden. Die heute ausgegrabenen und restaurierten Überreste der römischen Stadt werden vor Ort als Archäologischer Park Cambodunum (APC) präsentiert. Funde aus dem Stadtgebiet befinden sich größtenteils im Römischen Museum Kempten.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Lageplan der römischen Siedlung im heutigen Stadtbild von Kempten.

Der Kern der früh- und mittelkaiserzeitlichen Siedlung befand sich auf dem Lindenberg, einer eiszeitlichen Schotterterrasse am östlichen Hochufer der Iller (Hilaria). Es ist unklar, ob die heutige Geländekante der antiken westlichen Stadtgrenze entspricht. Durch Erosionserscheinungen könnte diese abgegangen sein. Die nachweisbare Ausdehnung der Siedlung beträgt etwa 500 mal 700 m.

In der Spätantike wurde die verbleibende Siedlung auf die leichter zu verteidigende Burghalde in den Schutz eines Militärlagers verlegt. Vermutlich befand sich dieses auf einer Flussinsel der Iller.

Verschiedene Indizien deuten auf einen Verlauf der Iller westlich der Burghalde bis um die Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. Dafür sprechen Funde von zwölf Eichenstämmen, die wahrscheinlich von einer Brücke stammen, aus dem Bereich des heutigen Rathausplatzes. Durch Dendrochronologie konnten sie auf die Regierungszeit des Kaisers Tiberius datiert werden. Zu diesen können auch ein C14-datierter Birkenstamm sowie verschiedene römische Kleinfunde in Schwemm- und Kiesschichten unterhalb der heutigen Altstadt gerechnet werden. Als Ursache für den Durchbruch zwischen Burghalde und Lindenberger Ösch kommt der Steinabbau für die ersten Bauten der Römerstadt in Betracht. Demnach wäre der Durchbruch durch ein außerordentliches Hochwasser in flavischer Zeit erfolgt. Das Ereignis kann als Erklärung für den unvollständigen Stadtgrundriss am Westrand des Lindenberges dienen. Dafür sprechen Schichten mit Bauschutt und römischen Funden des 1. und 2. Jahrhunderts in 1,5 bis 3 m Tiefe in der Kemptener Altstadt.[2]

Lage Cambodunums in der Provinz Raetia.
APC – rekonstruierte Grundmauern der Basilika.
Darstellung in der Notitia dignitatum. Die Buchmalerei gibt keine realen Bauwerke wieder, in der mittleren Zeile rechts Cambidano.

Geschichte

Quellen

Die früheste Erwähnung in schriftlichen Quellen findet die Siedlung bei Strabon als Kandobounon.[3] Der Name ist weiterhin gesichert durch Erwähnungen bei Claudius Ptolemäus als Kambodounon[4], in der Tabula Peutingeriana (Camboduno), dem Itinerarium Antonini (Campoduno)[5] und der Notitia dignitatum (Cambidano).[6] Inschriftliche Belege liegen durch den Fund eines Meilensteins aus dem ehemaligen Kloster Isny[7] sowie einen Grabstein aus Budapest vor.[8] Der Name erhielt sich bis ins 18. Jahrhundert in der Form Campidonia auf Talern des Fürststifts Kempten.

Etymologie

Cambodunum ist vermutlich auch der ehemalige Name von Champéon (Cambdonno, Cambidonno 9. Jahrhundert) und Chambezon (Chambedon 11. Jahrhundert) in Frankreich[9] sowie eines unidentifizierten Ortes in Großbritannien. Dieser Archetypus ist keltischen Ursprungs Cambo-dunum mit den Bestandteilen cambo „Kurve“, „Schleife“, „Mäander“ (wie z.B. altirisch camb, camm „Kurve“, „krumm“, bretonisch kamm „gebogen“, „schief“) und dunon (*dūnon) „Festung“, „Burg“, „Berg“ (wie z.B. altirisch dún „Festung“, „Befestigung“, walisisch dinas „Stadt“, bretonisch din).[10] Dieses Wort ist mit dem germanischen *tūna (englisch -ton, town, deutsch Zaun) eng verwandt.[11] Der Name der heutigen Stadt Kempten erschließt sich unmittelbar aus dem lateinischen Namen.

Frühe und mittlere Kaiserzeit

Der Erwähnung des Geographen Strabon folgend, handelte es sich bei der römischen Siedlung Cambodunum um den Civitas-Hauptort der Estionen, eines vindelikischen Stammes, der 15 v. Chr. durch die Unterwerfung des Voralpenraums durch Drusus und Tiberius unter römische Herrschaft kam.[12] Entgegen dieser schriftlichen Quelle ist bisher keine vorrömische Besiedlung dieser Zeit im Bereich der späteren Römerstadt nachweisbar. Zwar gibt es Funde aus der wesentlich früheren Urnenfelderzeit (1.200 bis 750 v. Chr.), Besiedlungsspuren der Spät-La-Tène-Zeit, die der römischen Besetzung unmittelbar vorausging, fehlen aber.[13]

Der Aufschwung der Stadt im 1. Jahrhundert wurde durch die Lage an Fernstraßen begünstigt, besonders durch die Verbindung über Chur und die dortigen Alpenpässe nach Italien sowie an den Bodensee und das römische Brigantium (Bregenz); siehe Allgäustraße. Entlang der Iller über Caelius Mons dem heutigen Kellmünz erreichte man im Norden die Donau bei Günzburg (Guntia). Nach Osten verlief eine Römerstraße zum Lech, den sie bei Epfach (Abodiacum) erreichte (Anschluss an die Via Claudia Augusta).

Erste Holzgebäude sind in Cambodunum seit der Regierungszeit des Tiberius nachweisbar, Steingebäude frühestens ab claudischer Zeit. Nach der Regierungszeit des Antoninus Pius lassen sich kaum noch Neu- oder Umbauten nachweisen, die Bautätigkeit kam wohl allmählich zum Erliegen.

Seit 1885 wurden auf dem Lindenberg die Mauern einer Forumanlage mit Basilika und heiligem Bezirk aufgedeckt. Die Anlage zeugt von einem hohen Maß an munizipaler Selbstverwaltung, wenn sie nicht sogar der Sitz des bisher in Rätien nicht sicher lokalisierten Provinziallandtages war. Diese These wird durch die Entdeckung eines gallorömischen Tempelbezirks im Westteil des Plateaus gestützt, der als zentrales Heiligtum gedient haben könnte. Ferner konnten zwei Thermenkomplexe im Nordosten ausgegraben werden, wohingegen ein großer Teil der Zivilsiedlung unerforscht ist. So sind vor allem die Randgebiete der Stadt, ihre vorstädtischen Bereiche sowie die Gräberfelder des 2. und 3. Jahrhundert unbekannt. Deshalb gestalten sich Überlegungen zur Größe und Einwohnerzahl von Cambodunum schwierig.

Spätantike

Unter dem anhaltenden Druck eindringender Germanen wurde die städtische Siedlung auf dem Lindenberg spätestens gegen Ende des 3. Jahrhunderts aufgegeben. Die Bevölkerung suchte Schutz auf einer hochwasserfreien Terrasse westlich der Iller unterhalb der sogenannten Burghalde, einem etwa 25 m aus dem Illertal aufragenden Geländerücken. Die stark verkleinerte Siedlung (1 ha) war nun durch einen Seitenarm der Iller geschützt. Zusätzlich wurde eine etwa 1,8 m breite Mauer errichtet, deren Verlauf aufgrund mittelalterlicher und neuzeitlicher Überbauung nur im Westen gesichert ist. Eine weitere Mauer, deren Datierung strittig ist, schützte das höher gelegene Burghalde-Plateau.

Funde aus den genannten Bereichen sind rar. Die wichtigsten spätantiken Fundstellen Kemptens sind die Körpergräberfelder nördlich der spätantiken Siedlung und auf dem westlichen Illerufer („auf der Keckwiese“). Von diesen ist letzteres aufgrund der stark überwiegenden weiblichen Bestattungen eher als zivil anzusprechen.[14]

Mit dem Verlust des Dekumatlandes war Kempten zur Grenzstadt geworden. Von Kempten bis zur Illermündung verlief die Reichsgrenze entlang des Flusses. Höchstwahrscheinlich war im höher gelegenen Areal der Burghalde (0,7 ha) die in der Notitia dignitatum erwähnte Abteilung der Legio III Italica stationiert.[6] Die Befestigung war in die spätrömische Grenzverteidigung am sogenannten Donau-Iller-Rhein-Limes eingebunden. Im Gegensatz zum Limes der mittleren Kaiserzeit waren die Grenzfestungen wesentlich kleiner, aber dafür fortifikatorisch an die Umgebung angepasst. Anschauliche Beispiele für solche Befestigungen konnten in den beiden benachbarten Kastellen von Isny (Vemania) und Kellmünz (Caelius Mons) archäologisch untersucht werden.

Der Beginn der Stationierung auf der Kemptener Burghalde dürfte in der Zeit der Reformen Diokletians um 300 anzusetzen sein. Ein Militariafund aus einem kleinen Wohnhaus belegt die Anwesenheit von Soldaten noch zu Beginn des 5. Jahrhunderts. Spätestens um die Mitte des Jahrhunderts dürfte die Militärgarnison aufgegeben worden sein.[15]

Reliefbruchstück aus dem „Forumsschutt“ des älteren Forums.

Forschungsgeschichte

Die ersten archäologischen Ausgrabungen in Kempten fanden 1885 durch den Kaufmann August Ullrich statt. Weitere Grabungen wurden bis 1911 durch den im Jahr zuvor gegründeten Kemptener Altertumsverein durchgeführt. Fortgeführt wurden sie 1912 bis 1935 durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege unter Paul Reinecke. Gegen den Protest der Denkmalpflege fiel den Baumaßnahmen dieser Zeit unter Oberbürgermeister Otto Merkt ein Großteil der Bodendenkmäler der Römerstadt auf dem Lindenberg zum Opfer. Durch die Grabungen war es erstmals möglich, ein Bild von der Struktur der Siedlung auf dem Lindenberg zu erhalten.

Das Gräberfeld „Auf der Keckwiese“ wurde 1952 bis 1967 ergraben. Seit 1961 werden die römerzeitlichen Funde im Römischen Museum Kempten im Zumsteinhaus präsentiert. Die Stadt Kempten förderte die Erforschung der Römerstadt seit 1982 durch die Einrichtung eines Amtes für Stadtarchäologie. Mehrere Nachuntersuchungen, unter anderem am Gallorömischen Tempelbezirk 1983/86, dienten der Einrichtung des Archäologischen Parks Cambodunum (APC). Dieser wurde im Oktober 1987 mit einem ersten Abschnitt (Gallorömischer Tempelbezirk) eröffnet.

Modell des Forums, Ansicht von der Stadtseite.

Römische Bauwerke

Das Straßensystem der Stadt war entlang eines zentralen Decumanus angelegt, der vom Altar im heiligen Bezirk des Forums ausging. Mit der sogenannten Thermenstraße ist ein Cardo rechtwinklig zum Decumanus nachgewiesen. Von den Wohngebäuden der Stadt konnten vor allem im Zentrum mehrere der jüngeren Steinbauphasen nachgewiesen werden. Neun Komplexe können als insulae angesprochen werden, die 20–45 m breit und bis zu 80 m lang waren. Westlich des Forums bestand eine kleine Vorstadt aus sogenannten Streifenhäusern. In den Randbereichen der Stadt siedelten sich Handwerksbetriebe, besonders Töpfereien, an.[16]

Forum und Basilika

Das im Stadtbild dominierende Forum entstand nicht in einem Zug. Dem „älteren Forum“ als erster Steinbauphase gingen ein oder zwei Holzbauphasen voraus, die durch Nachgrabungen 1985 im Bereich der Basilika ermittelt wurden. Das ältere Forum wurde im Wesentlichen 1885/86 ergraben. Zum Komplex gehörte die freistehende Basilika (anfangs 49,5 × 25 m) und ein Gebäude mit einer größeren Raumflucht, vermutlich als Verwaltungs- und Versammlungsraum anzusehen. Südöstlich schloss sich ein heiliger Bezirk an. Er war von einer Mauer umgeben, die eine Fläche von 600 × 800 römischen Fuß einschloss. Zentral darin ist ein 8,4 × 12 m großer Altarbau nachweisbar. Die Gebäude besaßen ornamentierte Marmorverkleidungen und Malereien. Teile davon wurden als „Forumsschutt“ in anderen Stadtbezirken entdeckt.

Der Baubeginn des jüngeren Forums ist wahrscheinlich in flavischer Zeit anzusetzen. Diese Umbauten am Forum waren vermutlich bis zur Mitte des 2. Jahrhunderts abgeschlossen. An die Stelle der alten Forumsbebauung trat eine zur Forumsstraße repräsentative Fassade mit Zugang in Form eines Propylon. Der Forumsplatz war jetzt an allen Seiten bebaut, der große Platz mit dem Altar und die Basilika blieben erhalten. Markant ist ein Bau an der Südseite mit Apsis, der möglicherweise als Versammlungsraum (curia) des Stadtrates (ordo decurionum) gedient hat, sowie der Forumstempel auf der nordwestlichen Schmalseite.

Nordöstlich schloss sich seit dem frühen 2. Jahrhundert ein größeres Gebäude an, das als Unterkunftshaus (praetorium) gedeutet wird. Es besaß zunächst einige größere Raumfluchten von bis zu 140 m², die nach einem Umbau im frühen 2. Jahrhundert in zahlreiche kleinere Kammern zwischen 12 und 20 m² aufgeteilt wurden.

APC-Tempelbezirk. Ansicht der U-förmigen Doppelhalle.

Gallorömischer Tempelbezirk

Im Nordwesten der Stadt nahe zum Steilhang an der Iller wurde seit 1937/38 ein Tempelbezirk freigelegt. Er befand sich in der Nachbarschaft des sogenannten Thermenhauses. Gleichzeitig mit der Umwandlung dieses Gebäudes in eine Taverne um die Mitte des 2. Jahrhundert entstanden auf dem Tempelareal Steinbauten an Stelle der früheren Holzbauten. Eine U-förmige Doppelhalle schloss das nach Norden zum Steilhang offene Areal zur Stadt hin ab. Darin befanden sich zwölf Gebäude, die jedoch nicht alle gleichzeitig bestanden haben müssen. Für das Verständnis der Anlage ist Bau 4 wichtig, ein gallo-römischer Umgangstempel, sowie ein größeres Gebäude mit später angesetzter Apsis. Die zahlreichen kleineren Gebäude könnten als Schatzhäuser für Votivgaben gedient haben.

Heutiger Schutzbau über den Kleinen Thermen.
Die freigelegte Anlage der kleinen Thermen im Schutzbau.

Thermen

Neben dem seit der Regierungszeit Caligulas als kleine Badeanlage fungierenden Thermenhaus besaß die Stadt größere Thermenanlagen nordöstlich des Forums. Die Badeanlagen gehören zu den frühesten Bauwerken ihrer Art nördlich der Alpen.[17] Das Thermenhaus gilt als frühestes Steingebäude in Kempten und wurde 1913 von Paul Reinecke freigelegt. Die Nähe eines solchen Gebäudes zu einer kultisch genutzten Anlage ist kein Widerspruch, wie zahlreiche Beispiele eines Nebeneinander in anderen römischen Siedlungen zeigen.

Die „kleinen Thermen“ schließen mit der palaestra an das Unterkunftshaus am Forum an. Von dem Bau, dessen Beginn in spätclaudischer oder frühneronischer Zeit angesetzt wird, sind drei Holzbauphasen bekannt. Es handelte sich ursprünglich um ein Bad vom „Reihentyp“, die Räume für die drei Stufen caldarium, tepidarium und frigidarium waren linear hintereinander angeordnet. Dem Bad wurden später weitere Schürräume, ein Schwitzbad sowie eine Latrine angefügt. Der Zugang war anfangs nur über das praetorium möglich, was eine Zugehörigkeit zum Statthaltersitz nahelegt.[18]

Die „großen Thermen“ wurden gegen Ende des 1. Jahrhundert am nordöstlichen Ende der „Thermenstraße“ erbaut. Mit einer Fläche von 4200 m² gehören sie zu den größten Thermenbauten nördlich der Alpen. Die Größe wurde erst übertroffen mit den großen Thermenanlagen des 2. Jahrhunderts und der Spätantike, unter anderem den Thermen der Colonia Ulpia Traiana (Xanten), den Barbarathermen oder den Kaiserthermen in Trier. Zu dieser Zeit erfuhren die Kemptener großen Thermen bereits einen Um- oder Rückbau, der die überdachte Fläche um etwa ein Fünftel reduzierte.

Gräberfelder

Von den Gräberfeldern der frühen und mittleren Kaiserzeit ist das nördlich der Stadt „auf der Keckwiese“ nahe der Keckkapelle gelegene besonders gut erforscht. Der größte Teil der über 400 Bestattungen stammt aus dem 1. Jahrhundert, einige weitere reichen bis zum Ende des 2. Jahrhunderts. Teilweise sind oberirdische Grabbauten und Grabeinfriedungen nachweisbar.

Um die Mitte des 4. Jahrhunderts wurde das Gebiet erneut für Bestattungen genutzt. Im Nordteil fanden sich 38 weitgehend beigabenlose Körperbestattungen, die einige ältere Brandbestattungen überlagerten, sowie Brandschutt zerstörter früh- und mittelkaiserzeitlicher Gräber in ihrer Verfüllung aufwiesen. Sowohl der Mangel an militärischen Ausrüstungsgegenständen in den Funden, als auch das Zahlenverhältnis der Geschlechter zueinander (männlich : weiblich = 5 : 12) lassen einen zivilen Charakter des Gräberfeldes vermuten.

Weitere Gräberfelder werden östlich und südlich der Stadt vermutet. Einzelne Gräber wurden 1862 beim Bau des Kemptener Ostbahnhofs festgestellt. Südlich der Stadt sind solche Funde bislang unbekannt.[19]

Zur spätantiken Besiedlung auf der Burghalde gehört ein kleineres Körpergräberfeld unter dem heutigen Rathausplatz.

Ansicht der Burghalde von Nordosten.

Spätantike Bauten

Am Fuß westlich und nördlich der Burghalde konnte eine 1,8 m starke Mauer sowie ein einziger zugehöriger Turm nachgewiesen werden. Die Befestigung schloss eine Innenfläche von knapp 1 ha ein und dürfte zur spätantiken Zivilsiedlung gehört haben. Als einziges Gebäude konnte ein vermutliches Wohnhaus mit der Größe von 5 × 9,5 m sicher nachgewiesen werden. Auf dem Plateau der Burghalde mit einer Länge von 130 m und einer Breite zwischen 20 und 95 m werden zwei Mauerzüge der spätantiken Befestigung zugeschrieben, als die Stadt Stationierungsort einer Abteilung der legio III Italica war.[6]

Ob auf dem östlich der Iller gelegenen Lindenberg in spätrömischer Zeit noch eine Besiedlung bestand, ist mangels eindeutiger Siedlungsfunde nicht gesichert. Spätantike Glas- und Münzfunde und wenig Keramik deuten nur auf eine geringe Weiterbesiedlung hin. Dafür würde auch die spätantike Nachnutzung des Gräberfeldes „auf der Keckwiese“ sprechen.

Siehe auch

Literatur

  • Stadt Kempten (Hrsg.): APC. Archäologischer Park Cambodunum. 1. Abschnitt. Der Gallorömische Tempelbezirk. 3. Auflage, Kempten 1993.
  • Karlheinz Dietz: Cambodunum [I]. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 2, Metzler, Stuttgart 1997, ISBN 3-476-01472-X, Sp. 953–953.
  • Andrea Faber: Das römische Gräberfeld auf der Keckwiese in Kempten. Kallmünz 1998 (Materialhefte zur Bayerischen Vorgeschichte 75).
  • Ulrich Fischer: Cambodunumforschungen 1952-II. Lassleben, Kallmünz 1957 (Materialhefte zur Bayerischen Vorgeschichte 10).
  • Wolfram Kleiss: Die öffentlichen Bauten von Cambodunum. Lassleben, Kallmünz 1962 (Materialhefte zur Bayerischen Vorgeschichte 18).
  • Werner Krämer: Cambodunumforschungen 1953-I. Lassleben, Kallmünz 1957, (Materialhefte zur Bayerischen Vorgeschichte 9).
  • Michael Mackensen: Das römische Gräberfeld auf der Keckwiese in Kempten. Kallmünz 1984 (Materialhefte zur Bayerischen Vorgeschichte 34).
  • Wilhelm Schleiermacher: Cambodunum, Kempten: eine Römerstadt im Allgäu. Habelt, Bonn 1972 ISBN 3-7749-0906-7
  • Gerhard Weber in: Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland, Bd. 30. Kempten und das Allgäu. Theiss, Stuttgart 1995 ISBN 3-8062-1150-7 S. 108–125.
  • Gerhard Weber: Kempten – Cambidano in spätrömischer Zeit. In: Karl-Josef Gilles/ Clive Bridger (Hrsg.): Spätrömische Befestigungsanlagen in den Rhein- und Donauprovinzen. Archaeopress, Oxford 1998 ISBN 0-86054-887-2 (British Archaeological Reports Intern. Ser. 704).
  • Gerhard Weber (Hrsg.): Cambodunum – Kempten. Erste Hauptstadt der römischen Provinz Raetien? Sonderband Antike Welt, von Zabern, Mainz 2000 ISBN 3-8053-2691-2 (Zaberns Bildbände zur Archäologie).
  • Gerhard Weber: Kempten (Allgäu), Schw. Römerstadt Cambodunum. In: Wolfgang Czysz u. a.: Die Römer in Bayern. Lizenzauflage der Ausgabe von 1995, Nikol, Hamburg 2005, ISBN 3-937872-11-6, S. 463–468.

Weblinks

 Commons: Cambodunum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Gerhard Weber in: G. Weber (Hrsg.): Cambodunum-Kempten. Mainz 2000, S. 43f.; Wolfgang Czysz in: Die Römer in Bayern. 1995, S. 200; Tilmann Bechert u. a. (Hrsg.): Orbis Provinciarum. Die Provinzen des römischen Reiches. Einführung und Überblick. Mainz 1999, S. 152.
  2. Zur Topographie der römischen Zeit siehe Gerhard Weber: Die polis Kambodounon. In: G. Weber (Hrsg.): Cambodunum-Kempten. Mainz 2000, S. 15.
  3. Strabon 4, 206, vermutlich ein Schreibfehler in der Florentiner Handschrift, siehe Weber 1995 S. 109.
  4. Claudius Ptolemäus, Geographike Hyphegesis 2,12,3
  5. Itinerarium Antonini 237.
  6. a b c Notitia dignitatum occidentis XXXV 8,19.
  7. a Camb(oduno) CIL 03, 05987 (p 1863, 2328,50), 201 n. Chr.
  8. Camboduno CIL 03, 15162, 1. Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr.
  9. Albert Dauzat, Charles Rostaing, Dictionnaire étymologique des noms de lieux en France, éditions Larousse 1968.
  10. Alexander Demandt: Die Kelten. 7. Auflage. Verlag C. H. Beck, München 2007, ISBN 3-406-44798-8 (C. H. Beck Wissen 2101), S. 72.
  11. Xavier Delamarre, Dictionnaire de la langue gauloise. Une approche linguistique du vieux-celtique continental, Collection des Hespérides, Errance 2003, ISBN 2-87772-237-6.
  12. Strabon 4, 206.
  13. Gerhard Weber: Die polis Kambodounon. In: Gerhard Weber (Hrsg.): Cambodunum-Kempten. Mainz 2000, S. 19.
  14. Michael Mackensen: Das römische Gräberfeld auf der Keckwiese in Kempten. Kallmünz 1984 (Materialhefte zur Bayerischen Vorgeschichte 34), S. 196 und 200.
  15. Michael Mackensen: Cambidanum – Eine spätrömische Garnisonsstadt an der Nord-Westgrenze der Provinz Raetia secunda. In: G. Weber (Hrsg.):Cambodunum-Kempten. 2000, S. 146.
  16. Wolfgang Czysz und Werner Endres: Archäologie und Geschichte der Keramik in Schwaben. Herausgegeben vom Kulturkreis Neusäß e.V., Neusäß 1988, ISBN 3-8242-9960-7 (Neusäßer Schriften 6), S. 64–66; Wolfgang Czysz und Michael Mackensen: Römischer Töpfereiabfall von der Keckwiese in Kempten. Zu den römischen Töpfereien von Kempten-Cambodunum. In: Bayerische Vorgeschichtsblätter 48, 1983, S. 129–164.
  17. G. Weber, in: Cambodunum-Kempten. 2000, S. 67.
  18. G. Weber, in: Cambodunum-Kempten. 2000, S. 70.
  19. Zu den Nekropolen des römischen Kempten insgesamt siehe Andrea Faber: Die Stadt, der Tod und der Müll – die Nekropolen. In: G. Weber (Hrsg.): Cambodunum-Kempten. 2000, S. 127–133.

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