- Klara May
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Klara May (* 4. Juli 1864 in Dessau; † 31. Dezember 1944 in Radebeul; vollständiger Name: Klara Auguste Wilhelmine May geb. Beibler verw. Plöhn) war die zweite Ehefrau des Schriftstellers Karl May und nach dessen Tod seine Universalerbin und Testamentsvollstreckerin.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Wirken
Die Zeit vor der Ehe mit Karl May
Sie war die Tochter von Johann Ludwig Heinrich Beibler (* 1789; † 1880) und Wihelmine Beibler geb. Höhne. Zur Zeitpunkt ihrer Geburt war Beibler schon 75 Jahre und die Eltern heirateten nur wenige Wochen vor dem Geburtstermin am 19. April 1864. Der Geburtsort war der Amalienstift in Dessau, wo der Vater wohnte und angestellt war. Über ihre Schulzeit und Ausbildung ist nichts bekannt. (Ein von ihr selbst erwähnter Besuch einer höheren Mädchenschule in Dessau ist nicht nachweisbar.)
16-jährig heiratete Klara Beibler 1881 den Radebeuler Fabrikanten Richard Plöhn. Mit ihm und der in den Haushalt aufgenommenen verwitweten Mutter zog sie erst nach Leipzig, später nach Radebeul. Um 1890 lernte das Ehepaar Plöhn das Ehepaar May kennen, mit dem sie bald eine enge Freundschaft verband.
- Wir beiden Familien lebten zusammen, als ob es nur eine einzige sei. Wir sagten du und du. Wir nannten uns Bruder und Schwester. Andere Leute wußten es gar nicht anders, als daß die beiden Frauen wirkliche Schwestern seien.[1]
Am 14. Februar 1901 starb Richard Plöhn nach langer Krankheit und Klara schloss sich dem Ehepaar May noch enger an. Sie übernahm Schreibarbeiten für den Schriftsteller und begleitete das Paar auch auf Reisen. Ihre Rolle bei der zunehmenden Entfremdung zwischen den Eheleuten, die am 4. März 1903 geschieden wurden, ist unklar.
Ehe mit Karl May
Am 30. März 1903 heirateten Karl May und Klara Plöhn standesamtlich. Die kirchliche Trauung wurde am nächsten Tag in der Lutherkirche Radebeul vollzogen. Klara May übernahm eine (ambivalente) Vermittlerrolle zwischen Emma und Karl May, da deren Scheidungsfall die Aufmerksamkeit der Presse erregt hatte und die psychisch instabile Emma Pollmer geschiedene May mit der Situation überfordert war. Klaras Mutter starb am 27. Juni 1909 in Radebeul. Sie wurde - wie auch Richard Plöhn zuvor - im Familiengrab auf dem Radebeuler Friedhof beigesetzt. Klara May begleitete ihren Mann häufig auf Vortrags- und Lesereisen, 1908 auf die Nordamerikareise und auf seiner letzten Reise im März 1912 nach Wien. An ihrem neunten Hochzeitstag verstarb Karl May am 30. März 1912 in Radebeul und wurde am 3. April im Familiengrab beigesetzt.
Nach Karl Mays Tod
Nach Karl Mays Tod am 30. März 1912 gründete Klara May am 1. Juli 1913 zusammen mit Friedrich Ernst Fehsenfeld und Euchar Albrecht Schmid den Karl-May-Verlag. Darüber hinaus war sie Gesellschafterin der Filmgesellschaft Ustad-Film, Dr. Droop & Co. der Produzentin Marie Luise Droop, die 1920 drei May-Stummfilme produzierte (Auf den Trümmern des Paradieses, Die Todeskarawane und Die Teufelsanbeter). Kommanditist der Gesellschaft war der Oberlößnitzer Naturheilkundler Friedrich Eduard Bilz, dessen Familie mit der Familie May befreundet war.
Mitte der 1920er Jahre trat der Artist Patty Frank an Klara May heran, um ihr zusätzlich zu Mays Sammlung seine Indianersammlung im Gegenzug für lebenslanges Wohnrecht anzubieten. Klara May ließ 1926 als Bauherrin durch den einheimischen Architekten Max Czopka im Garten ihres Wohnhauses Villa Shatterhand das Blockhaus namens Villa Bärenfett errichten, in dem Frank künftig wohnte. Im Jahr 1928 wurde May, zusammen mit Patty Frank, Mitbegründerin des ebenfalls in der Villa Bärenfett untergebrachten Karl-May-Museums und des Indianermuseums sowie bis kurz vor seinem Tod dessen Kurator. Drei Jahrzehnte lang erklärte Patty Frank dort Leben und Gebräuche der Indianer und prägte damit das Indianerbild im deutschen Sprachraum mit.
Nach Klara Mays Tod am 31. Dezember 1944 erfolgte die Beisetzung am 6. Januar 1945. Sie wurde neben ihrem Ehemann Karl May auf dem Friedhof Radebeul-Ost beerdigt.
Werk (Auszug)
- Klara May: Bunte Bilder aus Karl Mays Leben. In: Rudolf Beissel, Fritz Barthel (Hrsg.): Karl-May-Jahrbuch 1918. Schlesische Buchdruckerei, Kunst und Verlagsanstalt von S. Schottländer, Breslau 1918.
- Klara May: Old Shatterhand und Buffalo Bill. In: Rudolf Beissel, Fritz Barthel (Hrsg.): Karl-May-Jahrbuch 1918. Schlesische Buchdruckerei, Kunst und Verlagsanstalt von S. Schottländer, Breslau 1918.
- Klara May: Omar Hassan. In: Rudolf Beissel, Fritz Barthel (Hrsg.): Karl-May-Jahrbuch 1919. Schlesische Buchdruckerei, Kunst und Verlagsanstalt von S. Schottländer, Breslau 1918.
- Klara May: Das Geburtshaus meines Mannes. In: Rudolf Beissel, Fritz Barthel (Hrsg.): Karl-May-Jahrbuch 1919. Schlesische Buchdruckerei, Kunst und Verlagsanstalt von S. Schottländer, Breslau 1918.
- Klara May: Winnetous Testament. In: Rudolf Beissel, Fritz Barthel (Hrsg.): Karl-May-Jahrbuch 1920. Karl-May-Verlag, Radebeul 1919.
- Klara May: Marah Durimeh. Wie hätte Karl May die Fortsetzung von 'Jenseits' und 'Ardistan und Dschinnistan' gestaltet?. In: Max Finke, Euchar Albrecht Schmid (Hrsg.): Karl-May-Jahrbuch 1921. Karl-May-Verlag, Radebeul 1920.
- Klara May: In den Ruinen von Baalbek und Palmyra. In: Max Finke, Euchar Albrecht Schmid (Hrsg.): Karl-May-Jahrbuch 1922. Karl-May-Verlag, Radebeul 1921.
- Klara May: In Konstantinopel. In: Max Finke, Euchar Albrecht Schmid (Hrsg.): Karl-May-Jahrbuch 1923. Karl-May-Verlag, Radebeul 1922.
- Klara May: Am Grabe Beecher-Stowes. In: Max Finke, Euchar Albrecht Schmid (Hrsg.): Karl-May-Jahrbuch 1924. Karl-May-Verlag, Radebeul 1924.
- Klara May: Die Niagara-Fälle. In: Ludwig Gurlitt, Euchar Albrecht Schmid (Hrsg.): Karl-May-Jahrbuch 1925. Karl-May-Verlag, Radebeul 1924.
- Klara May: Rosen aus dem Süden. In: Ludwig Gurlitt, Euchar Albrecht Schmid (Hrsg.): Karl-May-Jahrbuch 1926. Karl-May-Verlag, Radebeul 1926.
- Klara May: Sklaverei im Orient. In: Ludwig Gurlitt, Euchar Albrecht Schmid (Hrsg.): Karl-May-Jahrbuch 1927. Karl-May-Verlag, Radebeul 1927.
- Klara May: Ein Besuch im Harem. In: Ludwig Gurlitt, Euchar Albrecht Schmid (Hrsg.): Karl-May-Jahrbuch 1928. Karl-May-Verlag, Radebeul 1928.
- Klara May: El Kahira. In: Ludwig Gurlitt, Euchar Albrecht Schmid (Hrsg.): Karl-May-Jahrbuch 1929. Karl-May-Verlag, Radebeul 1929.
- Klara May: Der Weißbrot-Araber. In: Ludwig Gurlitt, Euchar Albrecht Schmid (Hrsg.): Karl-May-Jahrbuch 1930. Karl-May-Verlag, Radebeul 1930.
- Klara May: Ägyptens Königsgräber. In: Ludwig Gurlitt, Euchar Albrecht Schmid (Hrsg.): Karl-May-Jahrbuch 1931. Karl-May-Verlag, Radebeul.
- Klara May: Karl Mays Hund Cherry. In: Konrad Günther, Euchar Albrecht Schmid (Hrsg.): Karl-May-Jahrbuch 1932. Karl-May-Verlag, Radebeul 1932.
- Klara May: Karl May zwischen Morgen und Abend. In: Konrad Günther, Euchar Albrecht Schmid (Hrsg.): Karl-May-Jahrbuch 1933. Karl-May-Verlag, Radebeul 1933.
- Klara May: Das Schwefelbad Grünthal. In: Wolfgang Hermesmeier, Stefan Schmatz (Hrsg.): Karl-May-Jahrbuch 1934. Karl-May-Verlag, Bamberg 2008.
Einzelnachweise
- ↑ Karl May: Frau Pollmer - Eine psychologische Studie, S. 880 f.
Literatur
- Frank Andert (Redaktion); Große Kreisstadt Radebeul. Stadtarchiv Radebeul (Hrsg.): Stadtlexikon Radebeul. Historisches Handbuch für die Lößnitz. 2. Auflage. Stadtarchiv, Radebeul 2006, ISBN 3-938460-05-9.
- Christian Heermann: Karl May, der Alte Dessauer und eine "alte Dessauerin". 1. Auflage. Anhaltische Verl.-Ges., Dessau 1990, ISBN 3-910192-02-5.
- Volker Helas (Bearb.); Landesamt für Denkmalpflege Sachsen und Stadt Radebeul (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Denkmale in Sachsen: Stadt Radebeul. SAX-Verlag, Beucha 2007, ISBN 978-3-86729-004-3.
- Rudolf Lebius, Jürgen Wehnert (Einf.): Die Zeugen Karl May und Klara May: ein Beitrag zur Kriminalgeschichte unserer Zeit. Reprint der Ausg. Berlin-Charlottenburg, 1910. In: Karl-May-Archiv (Hrsg.): Veröffentlichungen aus dem Karl-May-Archiv. Band 1, Gauke, Lütjenburg 1991, ISBN 3-87998-630-4.
- Gerhard Klußmeier, Hainer Plaul: Karl May. Biographie in Dokumenten und Bildern. 2. Auflage. Olms, Hildesheim, 1992, ISBN 3-487-08169-5.
Weblinks
- Literatur von und über Klara May im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Klara May im Karl-May-Wiki
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