- Komturei Heimbach
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Die Komturei Heimbach, seltener auch Komturei Haimbach, bei der südpfälzischen Ortsgemeinde Zeiskam war eine mittelalterliche Anlage, die aus einem befestigten Klosterhof mit Kirche bestand. Die Komturei wurde von einem Komtur geleitet und diente als sogenannte Kommende zunächst dem Johanniterorden, nach der Reformationszeit seiner katholischen Nachfolgeorganisation, dem Malteserorden, als regionales Verwaltungszentrum.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Name
Namensgeber für die Komturei Heimbach war ein rechter Zufluss des Speyerbachs, der nördlich an der Anlage vorbeifließende Hainbach.[1] Dessen Wasser wurde zur Befüllung des Grabens verwendet, der die Befestigungen umgab.
Gründung und Blütezeit
Heimbach war eine Schenkung, die Kaiser Friedrich Barbarossa 1185 dem Johanniterorden machte. Auch Kuno und Hugo aus Zeiskam, die dem niederen Adel angehörten, schenkten der Komturei beträchtliche Ländereien.[2][3]
Von 1306 bis 1317 war Egeno von Mußbach, ein Angehöriger des niederen Adels, Komtur in Heimbach.[4] Während seiner Amtszeit wurden dort im August 1310 der 14-jährige Johann, Sohn des Kaisers Heinrich VII., und die 18-jährige Elisabeth von Böhmen miteinander bekannt gemacht, bevor sie am 1. September im 16 Kilometer entfernten Speyerer Dom miteinander verheiratet wurden. Der Bräutigam schrieb darüber später:
„Mit 14 Jahren begegnete ich im August 1310 in der Johanniter-Kommende Heimbach zu Zeiskam bei Speyer zum ersten Mal meiner wunderschönen Braut, Prinzessin Elisabeth von Böhmen. Fünf Tage lang hielt mein Vater hier Hof, um die Hochzeit seines Sohnes zu feiern. Die nachfolgende glanzvolle Vermählung im Kaiserdom zu Speyer war der Vollzug seiner politischen Weitsicht.“
– Johann von Böhmen : zitiert von Klaus Sütterlin[1]
Um 1350, als die Komturei Heimbach in wirtschaftliche Not geraten war, berieten dort fünf Komturen deutscher Johanniter-Niederlassungen über notwendige Verkäufe von Ländereien. Die beschlossenen Maßnahmen hatten Erfolg, wie aus Aufzeichnungen ab 1409 hervorgeht, die über neuerliche Zukäufe berichten.[4]
Beim Heimbacher Vergleich von 1382 sicherte sich die Ballei Brandenburg gegenüber dem deutschen Großpriorat des Ordens bedeutsame Autonomierechte. Die Abmachung stellte einen wichtigen Einschnitt in der Geschichte des Johanniterordens dar und erleichterte 1538 im Gefolge der Reformation die Aufteilung in einen katholischen Zweig, der sich Malteserorden nannte, und einen protestantischen, der weiterhin den Namen Johanniterorden führte.
Zerstörung
Die viereckige Anlage in Randhausbebauung[5] mit dem zentral gelegenen Gotteshaus existiert nicht mehr. 1525 im Bauernkrieg wurde die Komturei Heimbach von aufrührerischen Bauern des Nußdorfer Haufens geschleift und angezündet; sie wurde nicht wieder aufgebaut.[6] Die Ruinen wurden 1794/95 durch Soldaten der Französischen Revolution vollends zerstört.[5]
Untergliederung
Zur Komturei Heimbach gehörten vier Unterkomtureien, die lateinisch Membra (Mehrzahl von Membrum, Mitglied) genannt wurden. Sie waren ansässig in Mußbach (heute Neustadt-Mußbach), Speyer, Bruchsal und Weißenburg (heute Wissembourg) im Elsass. Alle lagen in einem Umkreis von etwa 30 Kilometer und steuerten die kleineren Klosterbauernhöfe der Umgebung, die sich mit Landwirtschaft und vor allem mit Weinbau beschäftigten. Von den Membra blieben zwei Anlagen erhalten, die in Speyer zu geringen Teilen und in Mußbach fast vollständig überdauert haben.
Membrum Mußbach
Membrum Speyer
Das Membrum Speyer lag im heutigen Johannitergässchen. Dort unterhielt der Johanniterorden bereits Ende des 12. Jahrhunderts, etwa um 1183/89, ein Hofgut mit Kapelle.[7]
Membrum Bruchsal
Die erste urkundliche Erwähnung eines Hauses in Bruchsal im Besitz der Johanniter findet sich im Jahr 1272. Die Ordensbrüder nahmen 1287 mit der Übertragung eines Hofguts, dessen Ländereien bei Durlach und Grötzingen lagen, eine bedeutende Schenkung entgegen. Das Membrum Bruchsal wurde wohl schon bald der Kommende Heimbach unterstellt, auch wenn die Zugehörigkeit erst für 1426 belegt ist.[8] Zunächst nahm es eine günstige Entwicklung, geriet jedoch bereits im 14. Jahrhundert, möglicherweise im Gefolge des Heimbacher Vergleichs von 1382, in finanzielle Bedrängnis. Ein Teil der Güter ging deshalb in die Hände des Stadtherrn von Bruchsal, des Bischofs von Speyer, über. 1475 übertrug der Heimbacher Komtur mit Zustimmung des deutschen Provinzialkapitels das Membrum Bruchsal zur sogenannten Arrendatio, also zur Verwaltung auf Lebenszeit, dem Ordenskaplan Johann Descheler. Dieser hatte dafür jährlich 100 Gulden und ein Fuder Rotwein zu entrichten.
Die Gebäude wurden 1640 im Dreißigjährigen Krieg zerstört. Der Orden konnte erst 1653 nach längeren Streitigkeiten, vor allem mit dem Speyerer Bischof und Trierer Erzbischof Philipp von Sötern, seinen Sitz in einem zu Lehen gegebenen Gebäude in der Nähe der Stadtkirche nehmen.
Seit 1648 firmierte das Bruchsaler Ordenshaus zusammen mit Weißenburg, das ebenfalls Membrum von Heimbach gewesen war, als Kommende Bruchsal-Weißenburg. Während der Ordensbesitz in Weißenburg 1794 im Verlauf der Revolutionskriege verloren ging, nahm das Kurfürstentum Baden nach dem Preßburger Frieden 1805 provisorisch von der Bruchsaler Niederlassung Besitz, gestattete aber dem Komtur Adam Reich von Reichenstein zunächst noch die Nutzung gegen eine jährliche Pachtsumme von 2000 Gulden. Obwohl der Pachtvertrag bis zum Jahr 1813 abgeschlossen war, übernahm die badische Regierung den gesamten Güterkomplex zum 1. Januar 1809 und verkaufte ihn vier Jahre später für 78.688 Gulden. Der Grundbesitz belief sich auf 330 Morgen. Dem ehemaligen Komtur wurde eine jährliche Pension von 1600 Gulden bewilligt, die später gekürzt wurde. Reichenstein verstarb verarmt am 21. November 1821.
Das eigentliche Ordenshaus befand sich vor der damaligen Stadtmauer Bruchsals an der Straße nach Bretten; die zugehörige Kapelle hatte keine Pfarrrechte. Weitere Gebäude lagen innerhalb der Stadt. Von allen Bauten einschließlich der Kapelle haben sich keine Reste erhalten. Nur die Johanniterstraße und die Bezeichnung An der Komturei erinnern noch an die einstige Anwesenheit des Ordens.[9][10][11]
Membrum Weißenburg
Ausgrabungen
Bei archäologischen Grabungen, die 2010 von der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, Denkmalamt Speyer, bei Zeiskam durchgeführt wurden, konnte in 1,5 Meter Tiefe der Boden der ehemaligen Klosterkirche lokalisiert und damit auch deren genauer Standort bestimmt werden. Die Gemeinde Zeiskam hat an dieser Stelle ein Denkmal errichtet. Es besitzt einen gotischen Bogen aus Sandstein, eine Höhe von 4 und eine Spannweite von 3,5 Meter. Das Denkmal wurde im Frühjahr 2011 eingeweiht, weil sich zu dieser Zeit die Feierlichkeiten in der Komturei und die Hochzeit von Johann und Elisabeth von Böhmen in Speyer zum 700. Male jährten. Ein Grenzstein, der von der Komturei Heimbach stammt, steht heute im Herrenhof zu Mußbach. Er zeigt das Johanniterkreuz, dessen acht Spitzen auf die acht Seligpreisungen der Bergpredigt im Evangelium nach Matthäus 5,3–12 EU hinweisen, während die vier Balken die Kardinaltugenden Gerechtigkeit, Tapferkeit, Weisheit und Mäßigung bedeuten.
Veranstaltungen
- Das Eselshautfest in Mußbach findet jeden Sommer im historischen Herrenhof statt und nimmt Bezug auf die geschichtliche Vergangenheit des Hofes.
- 2010 wurde am 4. September in Zeiskam und am 5. September in Speyer die Hochzeit von König Johann mit Elisabeth von Böhmen nacherzählt und nachgespielt.
Literatur
- Hans Ammerich; Stadt Speyer (Hrsg.): Kleine Geschichte der Stadt Speyer. Verlag Braun, Karlsruhe 2008, ISBN 978-3-7650-8367-9.
- Kurt Andermann: Die Herren von Zeiskam. Porträt einer Familie des pfälzischen Niederadels. In: Historischer Verein der Pfalz (Hrsg.): Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz. Bd. 98, Verlag des Historischen Vereins der Pfalz, 2000, ISSN 0073-2680 (ZDB-ID 5025035).
- Peter Blickle, Horst Buszello, Rudolf Endres (Hrsg.): Der deutsche Bauernkrieg. Verlag Schöningh, Paderborn u. a. 1984, ISBN 3-506-99350-X (Uni-Taschenbücher – Geschichte, 1275).
- Walter Gerd Rödel: Das Großpriorat Deutschland des Johanniter-Ordens im Übergang vom Mittelalter zur Reformation an Hand der Generalvisitationsberichte von 1494/1495 und 1540/1541. 2 Auflage. Verlag Wienand, Köln 1972.
- Walter Gerd Rödel: Ehemalige Ordensniederlassungen in Baden-Württemberg: Bruchsal. In: Der Johanniterorden in Baden-Württemberg. Bd. 87, 1993.
- Edgar Schnell; Gemeinde Zeiskam (Hrsg.): Zeiskam in Vergangenheit und Gegenwart – ein Porträt in Wort und Bild. Zeiskam 1999.
- Klaus Sütterlin: König Johann, Ritter auf dem Schauplatz Europa. Verlag Knecht, Landau 2003, ISBN 978-3-930927-77-7.
- Johann Vogel: Johanniter-Comthurei Heimbach und Nachbarorte in vergangenen Zeiten. Zeiskam 1910.
- A. Wetterer: Der Johanniterhof in Bruchsal. In: Bruchsaler Wochenblatt. Nr. 16–32, Bruchsal 1920.
Weblinks
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Commons: Komturei Heimbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Komturei Heimbach
Einzelnachweise
- ↑ a b Sütterlin: König Johann, Ritter auf dem Schauplatz Europa. S. 64 ff.
- ↑ Schnell: Zeiskam in Vergangenheit und Gegenwart – ein Porträt in Wort und Bild.
- ↑ Andermann: Die Herren von Zeiskam. Porträt einer Familie des pfälzischen Niederadels. S. 97–118.
- ↑ a b Fördergemeinschaft Herrenhof Mußbach: Beschreibung des Herrenhofes. Abgerufen am 21. Juni 2010.
- ↑ a b Jürgen Keddigkeit, Alexander Thon, Rolf Übel (Hrsg.): Pfälzisches Burgenlexikon. Band 2, FH Kaiserslautern, Kaiserslautern 2002, ISBN 3-927754-48-X.
- ↑ Blickle, Buszello, Endres: Der deutsche Bauernkrieg. S. 90 ff.
- ↑ Stadt Speyer (Hrsg.): Kleine Geschichte der Stadt Speyer.
- ↑ Generalvisitation von 1495: Namentlich erwähnt als Membra der Komturei Heimbach sind die Güter in Bruchsal, Weißenburg und Mußbach.
- ↑ A. Wetterer: In: Bruchsaler Wochenblatt. Nr. 16–32, 1920.
- ↑ Rödel: Das Großpriorat Deutschland des Johanniter-Ordens im Übergang vom Mittelalter zur Reformation. S. 236–239, 451.
- ↑ Rödel: Ehemalige Ordensniederlassungen in Baden-Württemberg: Bruchsal. S. 13–18.
49.2496488.241559Koordinaten: 49° 14′ 59″ N, 8° 14′ 30″ OKategorien:- Kommende des Malteserordens
- Bauwerk im Landkreis Germersheim
- Zeiskam
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