Kreis Dirschau

Kreis Dirschau

Der Kreis Dirschau war ein von 1887 bis 1920 bestehender preußischer Landkreis im Regierungsbezirk Danzig in der Provinz Westpreußen. Von 1939 bis 1945 war er unter dem Namen Landkreis Dirschau als Teil des im besetzten Polen errichteten Reichsgaus Danzig-Westpreußen nochmals eingerichtet.

1910 umfasste der Kreis Dirschau die Stadt Dirschau sowie 77 weitere Gemeinden und Gutsbezirke.[1]

Inhaltsverzeichnis

Verwaltungsgeschichte

Wilhelminische Ära

Durch das stetige Anwachsen der Bevölkerung im 19. Jahrhundert erwiesen sich die Kreise in Westpreußen meist als zu groß; eine Verkleinerung erschien erforderlich. Hierdurch entstand neue Kreis Dirschau am 1. Oktober 1887 aus Teilen der bisherigen Landkreise Danzig und Preußisch Stargard im Regierungsbezirk Marienwerder in der preußischen Provinz Westpreußen. Das Landratsamt befand sich in Dirschau.

Polnische Zeit

Nach dem Inkrafttreten des Versailler Vertrages am 10. Januar 1920 gehörte der Kreis Dirschau nunmehr als Tczew der polnischen Republik an. Die Gemeinden des Kreises Marienwerder, die zu Polen fielen, wurden zum 1. April 1932 größtenteils in den Kreis Tczew eingegliedert. Sie hatten zuvor den neuen polnischen Kreis Gniew (= Mewe) gebildet.

Nationalsozialistische Zeit

Zum 26. November 1939 wurde der polnische Landkreis Tczew unter seinem deutschen Namen Teil des neugebildeten Reichsgaus Westpreußen – später Danzig-Westpreußen – im Regierungsbezirk Danzig.

Am 2. Dezember 1940 wurden rückwirkend die bereits seit dem 26. Oktober 1939 mitverwalteten früher polnischen Gemeinden Bursztych (= Außendeich), Janowo (= Johannisdorf), Kramrowo (= Kramersdorf), Pólko Małe (= Kleinfelde) und Nowe Lignowy (= Neuliebenau) des Landkreises Dirschau in den Landkreis Marienwerder eingegliedert.

Im Frühjahr 1945 wurde das Kreisgebiet durch die Rote Armee besetzt und wurde danach wieder ein Teil Polens.

Kommunalverfassung

Die Kreis Dirschau gliederte sich vor der Abtretung an Polen zunächst in die Stadtgemeinde Dirschau, ferner in Landgemeinden und selbstständige Gutsbezirke.

Nach dem Überfall auf Polen wurden die Städte Dirschau, Mewe und Pelplin der im Altreich gültigen Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 unterstellt, welche die Durchsetzung des Führerprinzips auf Gemeindeebene vorsah. Die übrigen Gemeinden waren in Amtsbezirken zusammengefasst; Gutsbezirke gab es nicht mehr.

Bevölkerung

Einwohnerentwicklung

  • 1890: 36.451
  • 1900: 38.693
  • 1910: 42.723

Konfessionen

Jahr evangelisch katholisch jüdisch
absolut  % absolut  % absolut  %
1890 12.388 34,0 23.225 63,7 407   1,1
1910 15.984 37,4 26.375 61,7 212   0,5

Ortsnamen (1939–1945)

Durch unveröffentlichten Erlass vom 29. Dezember 1939 galten vorläufig hinsichtlich der bisher polnischen Ortsnamen die bis 1918 gültigen deutschen Ortsnamen. Diese globale Rückbenennung war möglich, da noch das gesamte deutsche Kartenwerk für die 1920 an Polen abgetretenen Gebiete (auch) die früheren deutschen Ortsnamen weitergeführt hatte.

Mittels der Anordnung betreffend Änderung von Ortsnamen des Reichstatthalters in Danzig-Westpreußen vom 25. Juni 1942 wurden mit Zustimmung des Reichsministers des Innern alle Ortsnamen eingedeutscht. Dabei wurde entweder der Name von 1918 beibehalten oder – falls „nicht deutsch“ genug – lautlich angeglichen oder übersetzt, zum Beispiel:

  • Czattkau: Schattkau,
  • Gogolewo: Gogeln,
  • Jellen: Hirschenfeld,
  • Morroschin: Leutmannsdorf, Kr. Dirschau,
  • Rakowitz: Krebs, Kr. Dirschau,
  • Resenschin: Resen,
  • Rukoschin: Hornwalde,
  • Schiwialken: Schwabenheim,
  • Swaroschin: Paleskenhof.

Persönlichkeiten

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Gemeindeverzeichnis 1910 mit Einwohnerzahlen

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