Kupferstichkabinett Berlin

Kupferstichkabinett Berlin
Das Kupferstichkabinett am Kulturforum Berlin

Das Kupferstichkabinett Berlin ist Teil der Staatlichen Museen zu Berlin und des Kulturforums am Potsdamer Platz im Berliner Ortsteil Tiergarten des Bezirks Mitte. Es ist das größte Museum der grafischen Künste in Deutschland und zugleich eine der vier wichtigsten Sammlungen dieser Art weltweit. In seinen Beständen befinden sich mehr als 500.000 Drucke und ca. 110.000 sonstige Werke der Kunst auf Papier, also Zeichnungen, Pastelle, Aquarelle und Ölskizzen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die offizielle Gründung des Kupferstichkabinetts und damit der Beginn systematischer Sammeltätigkeit erfolgten 1831. Historischer Kern der Sammlung war ein Bestand von ca. 2.500 Zeichnungen und Aquarellen, die durch Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg 1652 erworben und in der Hofbibliothek aufbewahrt wurden. Die Erweiterung der Kollektion im 19. Jahrhundert geschah meist durch den Ankauf bedeutender Privatsammlungen. Ganz wesentlich für die überregionale Geltung des Kupferstichkabinetts war der Erwerb der Sammlung des General-Postmeisters Karl Ferdinand Friedrich von Nagler im Jahre 1835. Die Kollektion enthielt über 50.000 Werke, vor allem Druckgrafik des 15. bis 17. Jahrhunderts sowie Zeichnungen von Albrecht Dürer, Matthias Grünewald und anderen altdeutschen Meistern. In den nächsten Jahrzehnten gelangten weitere hochwertige Bestände in den Besitz des Kabinetts, darunter 1882 die Zeichnungen Sandro Botticellis zu Dante Alighieris Göttlicher Komödie.

Während langer Zeit wurden deutsche Zeichnungen des 19. und 20. Jahrhunderts in Berlin vor allem von der Nationalgalerie gesammelt, darunter aus dem Nachlass Adolph Menzels rund 6.000 grafische Blätter. Die Zeichnungssammlung der Nationalgalerie wurde 1986 dem Kupferstichkabinett angegliedert. Dort hatte man nach dem Zweiten Weltkrieg mit Vorrang die Bestände an Druckgrafik des 20. Jahrhunderts ergänzt – zum Beispiel von Werken des Expressionismus, die während der Zeit des Nationalsozialismus als „entartet“ diffamiert und verloren gegangen waren. 1994 konnte der Neubau des Kupferstichkabinetts am Kulturforum Potsdamer Platz eröffnet werden. Hier wurden die während der deutschen Teilung zwischen Ost und West geteilten Bestände der Kollektion wieder zusammengeführt, gemeinsam mit der Sammlung der Nationalgalerie.

Sammlung

Zeichnung von Matthias Grünewald im Kupferstichkabinett Berlin

Den Schwerpunkt der Sammlung bilden europäische Zeichnungen und Druckgrafik vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Vertreten sind auch Handschriften mit Buchmalerei aus Mittelalter und Renaissance, Mappenwerke, Skizzenbücher, topografische Darstellungen und Druckplatten. Zeichnungen und Drucke früher italienischer, deutscher und niederländischer Künstler und Arbeiten aus dem 19. Jahrhundert sind in besonders großer Zahl und hoher Qualität vorhanden; sie repräsentieren Künstler wie Mantegna und Botticelli, Dürer, Altdorfer, Grünewald und Hieronymus Bosch, Pieter Bruegel, Rembrandt und Tiepolo, Chodowiecki, Caspar David Friedrich, Schinkel und Menzel. Weitere Sammlungsschwerpunkte sind: die Klassische Moderne (mit Munch, Kirchner, Picasso), die Pop-Art (mit Richard Hamilton, Andy Warhol, Jasper Johns, Frank Stella), Conceptual Art und Minimal Art. Ergänzend finden ausgewählte – in Berlin arbeitende – Vertreter der Gegenwartskunst Beachtung.

Arbeiten auf Papier werden, entsprechend dem Charakter der jeweiligen Sammlung, auch in anderen Berliner Museen aufbewahrt – im Ethnologischen und Asiatischen Museum, in der Kunstbibliothek und der Sammlung Scharf-Gerstenberg. Wegen des großen Umfangs der Sammlung und der relativ hohen Empfindlichkeit der Einzelstücke können die Kunstwerke des Kupferstichkabinetts nicht ständig präsentiert werden. Es werden allerdings neben Sonderausstellungen jährlich einige Wechselausstellungen mit Werken aus den eigenen Beständen gezeigt. Zudem können Interessenten sich in einem Studiensaal Arbeiten eigener Wahl zeigen lassen und im Original beurteilen.

Zu den Förderern des Museums gehört in erster Linie die Graphische Gesellschaft zu Berlin – Vereinigung der Freunde des Kupferstichkabinetts e. V. Der Verein besteht seit 1997, er unterstützt den Ausbau der Sammlung, vermittelt Schenkungen und erwirbt einzelne Werke entsprechend den Empfehlungen des Direktors des Kupferstichkabinetts.

Forschung und Restaurierung

Die Kunstwerke des Kupferstichkabinetts werden nach jeweils aktuellem Stand der Wissenschaft dokumentiert, gelagert und, falls nötig, behandelt. Ein Conservation Advisory Council des Museums ist dabei beratend tätig. Für den intensiven innerdeutschen und internationalen Leihverkehr müssen die licht- und klimaempfindlichen Zeichnungen und druckgrafischen Blätter besonders sorgfältig vorbereitet werden. Dazu gehören spezielle Montagen, detaillierte Protokolle und angemessene Rahmung.

Spezialgebiete für restauratorische Bemühungen sind unter anderem die gebundenen Handschriften aus Mittelalter und Renaissance, die großformatigen Entwurfskartons zu Wandbildern des 19. Jahrhunderts (etwa von Peter von Cornelius) oder technisch komplexe Werke der zeitgenössischen Kunst. Eine stets aktualisierte Kartei von Wasserzeichen unterstützt die Forschung auf dem Gebiet der Papierkunde und die Datierung von Kunstwerken auf Papier. Ein Beispiel für längerfristige Forschungsvorhaben ist die genaue Untersuchung von Silberstiftzeichnungen, die als interdisziplinäres Projekt gemeinsam mit dem Rathgen-Forschungslabor (RF), der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) und dem Centre de Recherche et de Restauration des Musée de France (C2RMF) betrieben wird. An der Untersuchung einzelner Zeichnungen von Matthias Grünewald sind außer dem Kupferstichkabinett das RF und die Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart (SABK) beteiligt.

Literatur

  • Alexander Dückers (Hrsg.): Das Berliner Kupferstichkabinett. Akademie Verlag 1994. ISBN 3-05-002488-7.

Weblinks

 Commons: Kupferstichkabinett Berlin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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