Kurt Lehmann (Bildhauer)

Kurt Lehmann (Bildhauer)
Knabe mit Taube, Bronze, 1958, in Osnabrück

Kurt Lehmann (* 31. August 1905 in Koblenz; † 16. März 2000 in Hannover) war ein deutscher Bildhauer.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kurt Lehmann studierte 1924–29 an der Staatlichen Kunstakademie Kassel bei Alfred Vocke und konnte auch in Kassel im Kunstverein 1929 seine erste Ausstellung mit bildnerischen Arbeiten zeigen. Nach Studienreisen nach Belgien und Frankreich, wo er u.a. Aristide Maillol besuchte, hielt er sich 1930 mit einem Stipendium in der Villa Massimo in Rom auf und lebte seit 1931 in Berlin. Hier war er mit den Bildhauern Gerhard Marcks und Gustav Seitz befreundet. Seit 1934 lebte Lehmann wieder in Kassel, 1940–45 war er Soldat, sein Atelier in Kassel wurde im Krieg zerstört. 1946 nahm er seine Arbeit in Kassel wieder auf und wurde schließlich 1949 Professor an der Technischen Hochschule Hannover (bis 1969), wo er den Lehrstuhl für Modellieren in der Architektur-Abteilung innehatte.

In Hannover schuf Kurt Lehmann zahlreiche Plastiken und Reliefs (meist aus Muschelkalk oder Bronze), die noch heute das Stadtbild beherrschen. Er stellt eine zentrale Figur bei der künstlerischen Entwicklung der Stadt in der Nachkriegszeit während der 1950er und Anfang der 1960er Jahre dar.

Für seine Werke hatte ihm Hannover direkt Großen Garten von Herrenhausen eigens ein Atelier mit einem Steinhof errichtet. Während seiner dortigen Schaffensjahre bewohnte der Bildhauer das an die barocke Gartenanlage grenzende Hardenberg'schen Palais in der Alten Herrenhäuser Straße, wo Lehmann dann Gastgeber war etwa für Martin Buber, Alexander Calder, Werner Gilles, Alfred Hentzen, den Kunstmäzen Bernhard Sprengel, den Bühnenbildner Rudolf Schulz oder auch Kurt Ehrhardt.[1]

Im Jahr 1955 war Kurt Lehmann Teilnehmer der documenta 1 in Kassel. Seit 1970 lebte er in Staufen im Breisgau.

Für seine künstlerischen Arbeiten, „die in ihrer strengen, vereinfachenden Formgebung an Ernst Barlach erinnern“,[2] erhielt Lehmann zahlreiche Preise und Auszeichnungen.

Werke (Auswahl)

Figuren an der Georgstraße (1950/51)
  • Türgrifffiguren am Opernhaus Hannover (1950)
  • Figuren am Bahlsen-Haus (heute Schuhhaus Gisy) (1950/51), Georgstraße 27-29, Hannover
  • Badende (1951), Innenhof des NDR-Funkhauses Hannover (Kleiner Sendesaal)
  • Kindergruppe (1952-53), Rheinpark Köln
  • Relief über dem Eingang der Industrie- und Handelskammer Hannover (1953)
  • Liegendes Fohlen (1954), Leibnizschule Hannover
  • Rübezahlbrunnen, Brunnenfigur (1954), Hannover-Mittelfeld
  • Die große Stehende (1955), Hof des ehemaligen Ratsgymnasiums Hannover
  • Mädchen im Regen, Brunnenfigur (1955), Rosmarinhof, Hannover
  • Wächter (1955), Oberfinanzdirektion Hannover
  • Spielende Kinder, Brunnenplastik (1955/56), Grupenstraße, Hannover (die Modelle waren Lehmanns eigene Kinder)
  • Evangelistensymbole an der inneren Eingangstür zur Marktkirche Hannover (1956)
  • Umschauende (1956), Leibnizufer Hannover (und Plastikpark Middelheim, Antwerpen)
  • Moses und die Gesetzestafel (1957/1958), Landgericht Hannover, Wandrelief aus Kirchheimer Muschelkalkplatten[3][4]
  • Demut (Kniender Hirte) (1958), Aegidienkirche Hannover
  • Mutter und Kind (1958), Kassel
  • Erzengel Michael (1961), vor dem Eingang des OLG-Neubaus, Celle
  • Hirte (Mensch und Tier) (1962), über dem Haupteingang des Finanzamtes für Großbetriebsprüfung Hannover, vormals Hauptgebäude der Tierärztlichen Hochschule Hannover, Hannover
  • Speerwerfer (1964), Eingang AWD-Arena (Niedersachsenstadion)
  • Grabstätte von Erhart Kästner in Staufen im Breisgau (1974)
  • Akademisches Logo der Medizinischen Hochschule Hannover
  • Heiliger Martin als Relief an der Kirche St. Martin in Hannover-Linden-Mitte

Literatur

  • Der Bildhauer Kurt Lehmann. Einführung von Walter Passarge. Fotos von Kurt W. L. Müller. Lometsch, Kassel 1957. (Druck der Arche. 16)
  • Rudolf Lange: Kurt Lehmann. Musterschmidt, Göttingen 1968. (Niedersächsische Künstler der Gegenwart. 11)
  • Rudolf Lange: Kurt Lehmann. Ein Bildhauerleben. Schäfer, Hannover 1995, ISBN 3-88746-344-7.
  • Rudolf Lange: Die Gestalt des Menschen. Der Bildhauer Kurt Lehmann ist 94-jährig in Hannover gestorben. In: Hannoversche Allgemeine Zeitung. 18. März 2000, S. 7.
  • Hugo Thielen: Lehmann, (1) Kurt. In: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 226f.

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Kurt Lehmann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Rudolf Lange: Ein Atelier in Herrenhausen. In: Kurt Lehmann / Ein Bildhauerleben. Verlag Th. Schäfer, Hannover 1995, ISBN 3-88746-344-7, S. 60.
  2. H. Thielen, 2002, S. 226.
  3. Rudolf Lange: Kurt Lehmann. Ein Bildhauerleben. Hannover 1995, abgerufen am 25. September 2011
  4. Moses und die Gesetzestafel. Website des Landgerichts Hannover, abgerufen am 25. September 2011

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Kurt Lehmann — ist der Name folgender Personen: Kurt Lehmann (Bildhauer) (1905–2000), deutscher Bildhauer Kurt Lehmann (Widerstandskämpfer) (1906–1944), deutscher Widerstandskämpfer in der Gruppe um Robert Uhrig Kurt Lehmann, Geburtsname von Konrad Merz… …   Deutsch Wikipedia

  • Lehmann — ist ein deutscher Familienname. Herkunft und Bedeutung Der Name leitet sich ab von Lehnsmann, Besitzer eines landwirtschaftlichen Lehnguts. Im 18. Jahrhundert tritt er vor allem in zwei mehr oder weniger geschlossenen Verbreitungsgebieten auf.… …   Deutsch Wikipedia

  • Kurt Kluge — Friedrich Otto Kurt Kluge (* 29. April 1886 in Leipzig; † 26. Juli 1940 in Fort Eben Emael bei Lüttich) war ein deutscher Bildhauer und Erzgießer sowie Dichter, der erst mit 48 Jahren zu veröffentlichen begann. Sein erfolgreichster Roman Der Herr …   Deutsch Wikipedia

  • Lehmann-Hartleben — Karl Lehmann Hartleben, geboren als Karl Lehmann (* 27. September 1894 in Rostock; † 17. Dezember 1960 in Basel) war ein deutscher Klassischer Archäologe. Sein Vater Karl Lehmann war Juraprofessor in Rostock und ab 1911 in Göttingen. Seine Mutter …   Deutsch Wikipedia

  • Liste bekannter Bildhauer — A Aaltonen, Wäinö (1894–1966) Abakanowicz, Magdalena (* 1930) Acconci, Vito (* 1940) Ackermann, Lutz(* 1942) Achtermann, Wilhelm (1799–1884) Adam, Lambert Sigisbert (1700–1759) Adam, François Gaspard (1710–1761) Adam, Henri Georges, Frankreich… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste berühmter Bildhauer — A Aaltonen, Wäinö (1894–1966) Abakanowicz, Magdalena (* 1930) Acconci, Vito (* 1940) Ackermann, Lutz(* 1942) Achtermann, Wilhelm (1799–1884) Adam, Lambert Sigisbert (1700–1759) Adam, François Gaspard (1710–1761) Adam, Henri Georges, Frankreich… …   Deutsch Wikipedia

  • Karl Lehmann-Hartleben — Karl Lehmann Hartleben, geboren als Karl Lehmann (* 27. September 1894 in Rostock; † 17. Dezember 1960 in Basel) war ein deutscher Klassischer Archäologe. Sein Vater Karl Lehmann war Juraprofessor in Rostock und ab 1911 in Göttingen. Seine Mutter …   Deutsch Wikipedia

  • Karl Lehmann (Archäologe) — Karl Leo Heinrich Lehmann (von 1920–1944 Karl Lehmann Hartleben nach dem Geburtsnamen seiner ersten Ehefrau Elwine (1894 1944)); * 27. September 1894 in Rostock; † 17. Dezember 1960 in Basel) war ein deutsch amerikanischer Archäologe. Leben Er… …   Deutsch Wikipedia

  • Deutsche Akademie Rom Villa Massimo — Logo der Villa Massimo Die Deutsche Akademie Rom Villa Massimo, kurz Villa Massimo (italienisch Accademia Tedesca Roma Villa Massimo) ist eine Kultureinrichtung der Bundesrepublik Deutschland mit Sitz in Rom. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Aegidienkirche (Hannover) — Aegidienkirche heute Die Aegidienkirche ist eine im 14. Jahrhundert entstandene Kirche in Hannover. Die östlichste der drei Altstadtkirchen (die beiden anderen sind Marktkirche und Kreuzkirche) wurde benannt nach dem Heiligen Ägidius, einem der… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”