Kölner Hafen

Kölner Hafen

Der Kölner Hafen begründete die Bedeutung der Stadt für Handel und Wandel.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Antike und Mittelalter

Der Rhein war schon zur Römerzeit die Lebensader Kölns. In der frühen Zeit der römischen Kolonie lag der Hafen im Bereich der späteren Kirche Groß St. Martin, durch die vorgelagerte Rheinau-Insel vom eigentlichen Strom getrennt. Drei Kilometer südlich der Altstadt befand sich das Kommando der römischen Rheinflotte.

Der in den folgenden Jahrhunderten verlandete Rheinarm wurde im Mittelalter unter der Regierung des Erzbischofs Brun mit der sog. Rheinvorstadt überbaut. Seit dieser Zeit benutzte die Rheinschifffahrt den gesamten Uferbereich an der städtischen Rheinmauer zwischen Bayen-und Kunibertsturm als Hafengelände.

Erstmals geriet der Hafen bei der Schilderung des Aufstands gegen Erzbischof Anno von 1074 durch Lampert von Hersfeld in den Blickpunkt. Dort heißt es, dass der Erzbischof ein im Hafen liegendes Schiff für eine Reise des Bischofs von Münster beschlagnahmen lassen wollte. Die Bediensteten Annos besichtigten und musterten alle Schiffe im Hafen und wählten als geeignetstes das eines sehr reichen Kölner Kaufmanns aus. Sie geboten, die geladenen Waren zu entladen und das Schiff für die Bischofsreise vorzubereiten. Die Kaufmannsknechte, die das Schiff bewachten, widersetzten sich dem Erzbischof und seinen Amtsleuten. Dann setzte sich der Sohn des Schiffsbesitzers an die Spitze des sich daraus entwickelnden, gewalttätigen Bürgeraufstands gegen die erzbischöfliche Herrschaft, der aber wenige Tage später scheiterte.[1]

Höchste Bedeutung für die Entwicklung des Hafens erhielt die Verleihung des Stapelrechts am 7. Mai 1259 durch Erzbischof Konrad von Hochstaden. Alle Waren, die über den Wasser- oder den Landweg nach Köln kamen, mussten danach drei Tage in Köln zum Vorverkauf angeboten werden. Dabei wurde auch die Qualität kontrolliert, beispielsweise garantierte der „Kölner Brand“, dass die in Köln umgeschlagenen grünen Heringe - ein Grundnahrungsmittel - bestimmten Qualitätsanforderungen entsprachen.[2]

Schon bei der ersten, großen Detailansicht Kölns von Woensam 1531 lässt sich gut erkennen, wie stark der Kölner Hafen frequentiert wurde, und dass er sich entlang der gesamten Rheinmauer des Stadt erstreckte. Das Be- und Entladen erfolgte vermittels Kränen.[3] Ein Hafenmeister hatte die Aufsicht über die Ankerplätze, die Einziehung der Gebühren, die Instandhaltung der Hafenanlagen.[4]

Neuzeit

Der Kölner Hafen zwischen Frankenturm und Salzgassentor nach Anton Woensam
Rheinauhafen bei seiner Vollendung um 1898

Auch im 17. und 18. Jahrhundert waren Handel und Verkehr am Kölner Hafen, die Organisation der Hafenarbeiter sowie das Gebührenwesen ein organisch gewachsenes Gesamtgefüge, das noch immer durch das Stapelrecht geprägt war. Das Handelsgut unterlag starken bürokratischen Zwängen.[5]

Der Warenumschlag im Hafen belief sich 1789 auf 1,5 Mio. Zentner, nach der französischen Besetzung 1793 ging er für zwanzig Jahre stark zurück.[6] 1811 entstand nördlich von St. Kunibert der erste Bassinhafen, ein Sicherheitshafen, der jedoch falsch angelegt worden war und schnell versandete und dessen Kapazitäten von Beginn an nicht ausreichten.[7] Eine starke Veränderung der Verkehrsabläufe ergab sich aus der Umstellung von der Treidel- auf die Dampfschifffahrt. Erstmals erschien mit der "Defiance" am 12. Juni 1816 ein Dampfschiff im Hafen.[8]

Durch eine Verbindung der Rheinau-Insel - dem "Werthchen", einem beliebten Naherholungsziel der Kölner - mit dem Ufer entstand 1847 bis 1850 ein geschlossenes Hafenbecken. Nach 20jähriger Bauzeit wurde am 14. Mai 1898 der Rheinauhafen feierlich eröffnet. Die Anlage war das teuerste städtebauliche Projekt, das vom Kölner Rat im 19. Jahrhundert beschlossen wurde. Im Norden des Rheinauhafen befand sich der Zollhafen mit dem Hauptzollamt und Lagerhallen entlang der Hansawerft; die übrigen Hafenbereiche umfassten Lagerhallen privater Handelsgesellschaften, Gleisanschlüsse, Lokschuppen, Krafthaus und Kranbahnen. Am Südende des Hafenbeckens befand sich das städtische Hafenamt, die heutige HGK-Verwaltung.[9] In den Jahren 1909/10 entstand im Süden des Hafengeländes ein 170 m langes Lagergebäude, das wegen seiner sieben Giebeln auch "Siebengebirge" genannt wurde, und im Anschluss noch weitere Silos und Lagerhallengebäude fast bis zur Südbrücke.

Im Jahr 1886 liefen 4859 beladene Schiffe mit 4.656.561 Zentner den Kölner Hafen an, 3190 beladene Schiffe mit 2.626.841 Zentnern verließen ihn. Außerdem wurden als Flöße 138.742 Zentner talwärts bewegt.[10] 1909 war der neue Industriehafen in Deutz betriebsbereit. Durch die Eingemeindung Mülheims 1914 kam der schon 1880 angelegte Mülheimer Hafen hinzu. Köln verfügte jetzt über drei Häfen. 1922 bis 1925 wurde der erste Teilausbau des Niehler Hafen vollendet.

Nachkriegsgeschichte

Hafenanlagen in Köln-Worringen

Nach dem Zweiten Weltkrieg drängten die neueren und größeren Häfen in Köln den Rheinauhafen in den Hintergrund, der später neu erschlossen und umgestaltet wurde. 1958 ergänzte der Bau eines Ölhafens im Norden der Stadt die Hafenflächen. Godorf kam als Werkshafen hinzu. Die nördlichsten Hafenanlagen Kölns sind der Worringer Hafen.

Köln verfügte 1978 über eine Gesamtkailänge von 26,2 Kilometern, die Wasserfläche betrug 89,37 ha, die hafeneigene Landfläche 171,13 ha.[11] Bis heute ist die Binnenschifffahrt, nicht zuletzt durch weiteren Ausbau und die manchmal umstrittene Modernisierung der Kölner Häfen, immer noch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor der Stadt.[12] Mineralölerzeugnisse spielten im Jahr 2008 mit 5,3 Mio. Tonnen beim Warenumschlag die größte Rolle, gefolgt von chemischen Erzeugnissen (2,1 Mio. Tonnen); insgesamt wurden 10,2 Mio. Tonnen Güter mit Binnenschiffen umgeschlagen. Außer von Güterschiffen wird der Kölner Hafen auch von Fluss-Kreuzfahrtschiffen angelaufen.[13]

1961 realisierten Christo und Jeanne-Claude im Kölner Hafen ihr erstes gemeinsames Projekt und verhüllten zahlreiche Fässer.

Durch die Eingemeindung von Köln-Porz im Jahr 1975 kamen noch der ehemalige Pionierhafen in der Westhovener Aue und der Yachthafen an der Groov in Köln-Zündorf hinzu.

Literatur

  • Carl Dietmar/Csaba Peter Rakoczy: Köln, der Rhein, das Meer. 2000 Jahre Kölner Schifffahrts- und Hafengeschichte, Köln: Emons Verlag 2002
  • Josef Dollhoff: Die Kölner Rheinschiffahrt., Bachem Köln 1980

Einzelnachweise

  1. Lampert von Hersfeld: Annalen, Darmstadt 1973, S.236ff.
  2. Carl Dietmar: Chronik Köln, S. 87, 135
  3. Carl Dietmar: Das spätmittelalterliche Köln. Bachem Köln 2. Aufl. 2004 S. 111
  4. Yvonne Leiverkus, Köln - Bilder einer spätmittelalterlichen Stadt. Böhlau Köln 2004, S. 97ff.
  5. Vortrag Dr. Carl Dietmar: Es gibt zwei schöne Häfen, in: Tagungsbericht Mobilität und Motorisierung. Zur Geschichte des Verkehrs im Rheinland. 14.03.2003, Köln, in: H-Soz-u-Kult, 31.03.2003, Tagungsbericht online.
  6. Horst Johannes Tümmers: Der Rhein: ein europäischer Fluß und seine Geschichte. München 2. Aufl. 1999 S. 217
  7. Josef Dollhoff: Die Kölner Rheinschiffahrt.’’, Bachem Köln 1980
  8. Peter Fuchs (Hrsg.): Chronik zur Geschichte der Stadt Köln. Band 2, S.120
  9. Historie: Intenetpräsenz des Rheinauhafens
  10. Meyers Konversationslexikon Leipzig und Wien, 4. Aufl. 1885-1892, IX S. 948
  11. Dollhoff, a.a.O., S.92
  12. http://www.rheinauhafen.de/chronik.html
  13. Sekretariat der Zentralkommission für die Rheinschifffahrt (Hg.): Marktbeobachtung der Europäischen Binnenschifffahrt. Oktober 2009 PDF-Dokument online

Weblinks

 Commons: Ports of Cologne – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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