Steivan Liun Könz

Steivan Liun Könz
Haus in Scuol

Steivan Liun Könz (* 30. November 1940 in Samedan; † 24. April 1998 in Chur) war ein Schweizer Zeichner, Radierer und Sgraffitokünstler. Er war der Sohn der Autorin des Schellenursli, Selina Chönz.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Sein Vater war der Architekt, Restaurator und Autor Iachen Ulrich Könz (1899¬–1980), seine Mutter die ehemalige Kindergärtnerin und Autorin Selina Chönz, die unter anderem den Schellenursli geschrieben hatte. Steivan hatte vier ältere Halbbrüder aus der ersten Ehe des Vaters: Peider (* 1927), Iachen und Constant (beide * 1929) und Andri (* 1933).

Seine Kindheit verbrachte Steivan in Guarda, wo er 1947 bis 1953 die Schule besuchte. Da sich seine Mutter ein Mädchen gewünscht hatte, wurde Steivan als Kleinkind in Mädchenkleider gesteckt. Als (nicht erkannter) Legastheniker und verträumter Einzelgänger hatte Steivan Schwierigkeiten in der Schule und konnte die in ihn gesetzten Erwartungen der Mutter nicht erfüllen. Mit Härte und drastischen Massnahmen versuchte sie, den «Versager» nach ihrem Bild zu formen; das Verhältnis zur Mutter ihr blieb Zeit seines Lebens schwierig.

Nach der Primarschule wohnte Steivan beim Sekundarlehrer Jon Semadeni in Scuol, der mit der Familie befreundet war. In seiner Klasse besuchte er zwei Jahre lang den Unterricht. Semadeni erkannte seine gestalterischen Fähigkeiten und förderte ihn auch in dieser Hinsicht.

1956 bis 1957 war Steivan im Internat im Schloss Kefikon, dann bestand er die Aufnahmeprüfung für die Kunstgewerbeschule in Zürich. Mit seinem Halbbruder Andri, der an der Universität Psychologie studierte und mit dem er am engsten verbunden war, teilte er eine kleine Zweizimmerwohnung. Im Vorkurs, den er zwei Mal besuchte, wurde er vom Grafiker und Maler Hans Aeschbach (1911–1999) unterrichtet. Freiwillig belegte er zusätzliche Kurse in Malen und Zeichnen. 1959 trat er in die Fotografenklasse ein, die er 1962 mit guten Noten abschloss. Seine Abschlussarbeit bestand in einem Alphabet für ein Kinderbuch, in dem die Buchstaben des ABC als fotografierte Lebensmittel dargestellt wurden.

Anschliessend arbeitete Steivan bis im April 1964 für Josef Müller-Brockmann, dann wurde er wegen einer Unverträglichkeit mit einem Mitarbeiter entlassen. Mit seinem Vater reiste er nach Italien, dann allein auf die Azoren.

Nach seiner Rückkehr versuchte Könz wieder, sich als freischaffender Fotograf durchzuschlagen. Seine Mutter, die befürchtete, er würde ein arbeitsloser Künstler, richtete ihm 1965 in Adliswil ein Atelier ein, was Koenz ein Gefängnis erster Klasse nannte. Nach einer Reise durch Afrika, wo er als Zeichner unterwegs war, verkaufte er 1968 das Fotoatelier und begann, als freier Maler, Zeichner, Radierer, Sgraffitokünstler zu arbeiten.

Immer wieder unternahm er weite Reisen, so etwa nach Italien und Südfrankreich, in die Türkei, nach Rumänien und Indien.1983 kehrte er von Zürich nach Guarda zurück. Im April 1998 starb er an Blasenkrebs in Chur.

Werk

Steivan Liun Könz’ unverwechselbare Wandbilder finden sich in zahlreichen Bädern und Hausfassaden weit über die Schweiz hinaus wie beispielsweise in Bad Tölz. Allein im Engadin bemalte er rund 100 Häuser. In den 1970er und 80er-Jahren malte er oft Drachen, Fabelwesen und Meerjungfrauen, später wurden seine Bilder ruhiger und klarer. Zum Schluss malte er oft Labyrinthe, an deren Ende der Tod wartete. In seinem Atelier in Guarda werden noch mehr als zweitausend Originale aufbewahrt.[1]

Im Juni 2011 erschien im Limmat Verlag Zürich die erste umfassende Monografie zum Schaffen von Steivan Liun Könz.

Literatur

  • Kathrin Siegfried: Steivan Liun Könz – Geschichtenmaler und Bilderzähler 1940–1998; Limmat Verlag, Zürich 2011

Weblinks

 Commons: Steivan Liun Könz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Er malte Geschichten und erzählte Bilder. In: Tages-Anzeiger vom 2. Juli 2011

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