Landeswahlkreis Niederösterreich

Landeswahlkreis Niederösterreich
Wahlkreis 3: Niederösterreich
Regionalwahlkreise Oesterreich.png
Staat Österreich
Bundesland Niederösterreich
Wahlkreisnummer 3
Anzahl der Mandate 36
Wahlberechtigte 1.258.033 (2008)[1]
Wahlbeteiligung 84,4 %[1]
Wahldatum 28. September 2008

Der Landeswahlkreis Niederösterreich ist ein Landeswahlkreis in Österreich, der bei Wahlen zum Nationalrat für die Vergabe der Mandate im zweiten Ermittlungsverfahren gebildet wird. Der Wahlkreis umfasst das Bundesland Niederösterreich. Bei der letzten Nationalratswahl 2008 waren im Landeswahlkreis Niederösterreich 1.258.033 Personen wahlberechtigt, wobei bei der Wahl die Österreichische Volkspartei (ÖVP) mit 32,2 % als stärkste Partei hervorging. Von den 36 zu vergebenden Grundmandaten entfielen elf Mandate auf die ÖVP, zehn auf die Sozialdemokratische Partei Österreichs (SPÖ), sechs auf die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) und je zwei auf Die Grünen – Die grüne Alternative (GRÜNE) und das Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ). Gegenüber der Nationalratswahl 2006 bedeutete dies für ÖVP und SPÖ den Verlust von je drei Mandaten, und auch die Grünen verloren ein Grundmandat. Im Gegenzug gelang der FPÖ der Gewinn von drei Mandaten während das BZÖ mit zwei Grundmandaten erstmals Grundmandate in Niederösterreich erzielte.[1]

Geschichte

Nach dem Ende des Staates Österreich-Ungarn wurde für das Gebiet von Niederösterreich mit der Wahlordnung 1918 für die Wahl der konstituierenden Nationalversammlung insgesamt 12 Wahlkreise geschaffen, wobei zu dieser Zeit auch noch Wien und das Gebiet um Znaim zu Niederösterreich gezählt wurde. Neben den sieben Wiener Wahlkreisen und dem Znaimer Wahlkreis war das heutige Niederösterreich in die Wahlkreise Viertel oberm Wienerwald, Viertel unterm Wienerwald, Viertel obern Manhartsberg und Viertel unterm Manhartsberg unterteilt.[2] Nachdem Wien 1921 ein eigenständiges Bundesland geworden und das Gebiet um Znaim dem tschechoslowakischen Staat zugefallen war, bestanden auf dem Gebiet des Bundeslandes Niederösterreichs nur noch die Wahlkreise 8 bis 11, die weiterhin nach den vier Niederösterreichischen Vierteln benannt blieben.[3] Nachdem die Wahlordnung von 1923 von der austrofaschistischen Regierung 1934 außer Kraft gesetzt worden war, wurde die ursprüngliche Einteilung der Wahlkreise nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Verfassungsgesetz vom 19. Oktober 1945 weitgehend wieder eingeführt.[4] Zu kleineren Gebietsverschiebungen war es vor allem im Raum Wien gekommen, nachdem das 1938 geschaffene Groß-Wien wieder aufgelöst worden war, Teil der Wiener Umlandgemeinden jedoch dem Bundesland Wien zugeschlagen wurden. Zudem war es zwischen den Niederösterreichischen Wahlkreisen zu leichten Gebietsverschiebungen gekommen. Auch die Nationalrats-Wahlordnungsnovelle 1958 führte zu leichten Gebietsverschiebungen zwischen dem Wahlkreis Viertel unterm Wienerwald bzw. dem Wahlkreis Viertel unterm Manhartsberg berührte jedoch die prinzipielle Teilung Niederösterreichs in vier Vierteln nicht.[5] 1971 wurde mit der Nationalrats-Wahlordnung 1971 schließlich eine tiefgreifende Wahlkreisreform durchgeführt, mit der die Anzahl der Wahlkreise in Österreich auf nur noch neun reduziert wurde. Für das Bundesland Niederösterreich bestand in der Folge nur noch ein Wahlkreis, der Wahlkreis Niederösterreich (Wahlkreis 3).[6] Mit Inkrafttreten der Nationalrats-Wahlordnung 1992 wurde das österreichische Bundesgebiet schließlich in 43 Regionalwahlkreise unterteilt und somit ein drittes Ermittlungsverfahren eingeführt, wobei der Landeswahlkreis Niederösterreich (Wahlkreis 3) für das erste Ermittlungsverfahren in die sieben Regionalwahlkreise Weinviertel (3A), Waldviertel (3B), Mostviertel (3C), Niederösterreich Mitte (3D), Niederösterreich Süd (3E), Wien Umgebung (3F) und Niederösterreich Süd-Ost (3G) unterteilt wurde.[7] Der Landeswahlkreis Niederösterreich erhielt in der Folge 1993 35 Mandate zugewiesen,[8] wobei die Neuberechnung der Mandatsverteilung zwischen den Bundesländern im Jahr 2002 (nach den Ergebnissen der Volkszählung 2001) ein zusätzliches Mandat nach Niederösterreich wanderte. Seit 2002 sind daher 36 Mandate in Niederösterreich zu vergeben.[9]

Wahlergebnisse

Nationalratswahl in Niederösterreich 2008
 %
40
30
20
10
0
32,2%
(-7,0%)
30,4%
(-5,8%)
18,1%
(+8,5%)
8,1%
(-0,9%)
6,3%
(+4,0%)
4,8%
(+1,1%)
2006

2008



Nationalratswahlen im Landeswahlkreis Niederösterreich[1][10]
Wahltermin GM[11] SPÖ ÖVP FPÖ GRÜNE BZÖ LIF Sonstige
9. Oktober 1994 Stimmenanteile (%) 34,8 33,9 18,2 5,7 - 5,7 1,4
35 Grundmandate 8 9 1 0 - 0 0
17. Dezember 1995 Stimmenanteile (%) 37,9 34,5 17,3 3,7 - 5,1 1,5
35 Grundmandate 13 12 6 1 - 1 0
3. Oktober 1999 Stimmenanteile (%) 33,8 32,9 22,5 6,0 - 2,9 2,0
35 Grundmandate 11 11 7 2 - 0 0
24. November 2002 Stimmenanteile (%) 36,8 47,8 6,9 7,2 - 0,8 0,5
36 Grundmandate 13 17 2 2 - 0 0
1. Oktober 2006 Stimmenanteile (%) 36,2 39,2 9,6 9,0 2,3 - 3,7
36 Grundmandate 13 14 3 3 0 - 0
28. September 2008 Stimmenanteile (%) 30,4 32,2 18,1 8,1 6,3 1,8 3,0
36 Grundmandate 10 11 6 2 2 0 0

Einzelnachweise

  1. a b c d Ergebnis der Nationalratswahl 2008 auf den Seiten des Bundesministeriums für Inneres
  2. Wahlordnung 1918
  3. Nationalrats-Wahlordnung 1923
  4. Staatsgesetzblatt 51/1945 Gesetz Nr. 198
  5. BGBl. 7/1959
  6. Nationalrats-Wahlordnung 1971 BGBl. 391/1970
  7. Nationalrats-Wahlordnung 1992 BGBl. 471/1992
  8. BGBl. 322/1993 Kundmachung: Zahl der auf jeden Wahlkreis entfallenden Mandate für die Wahl des Nationalrates
  9. BGBl. 337a/2002 Kundmachung: Zahl der auf jeden Wahlkreis entfallenden Mandate für die Wahl des Nationalrates
  10. Wahlergebnisse ab 1995
  11. Anzahl der zu vergebenden Grundmandate

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