Langemarck-Kaserne

Langemarck-Kaserne
Block des Korpsbekleidungsamts 1910 – im Vordergrund der Langemarckplatz (hinter dem rechten Baum ist das Wachgebäude erkennbar)
Der gleiche Block 2010 (auf dem Plan das Gebäude rechts neben der Wache)

Die Langemarck-Kaserne ist eine militärische Liegenschaft in Koblenz-Lützel, die nach dem Schlachtfeld bei Langemark benannt ist.[1] Obwohl die Gebäude nicht als Kaserne errichtet wurden und auch die meiste Zeit nicht diesem Zweck gedient haben, hat sich der von der Wehrmacht eingeführte Name erhalten.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ab 1907 begann man mit dem Bau der Anlage als Korps-Bekleidungsamt des VIII. Armeekorps auf dem Gelände der am 13. März 1890 aufgelassenen und bis 1903 bereits in großen Teilen niedergelegten Moselflesche. Der Komplex war 1910 fertig gestellt. Das Bekleidungsamt, das unter anderem die Uniformen und persönliche Ausrüstung für die im Mobilmachungsfall einzuberufenden Reservisten dieses Armeekorps eingelagert hatte, bestand aus vier großen Magazingebäuden, dem Wachhaus, dem Kommandantenhaus, drei Verwaltungsgebäuden und einer Doppelreihe von Remisen. Im aufgefüllten Frontgraben wurde allerdings bereits 1900/01 die Garnisons-Dampfwaschanstalt errichtet. Der Haupteingang befand sich, wie auch bei dem vormaligen Festungswerk, im Osten und war von der Mariahilfstraße aus erreichbar.

Die Kaserne liegt postalisch an der Mayener Straße, auch wenn sie in diesem kurzen Bereich allgemein Langemarckplatz genannt wird. [2] (Der eigentliche Langemarckplatz östlich der Kaserne wurde jedoch dem vierspurigen Ausbau der Bundesstraße 9 geopfert.)

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges übernahm die Stadt Koblenz das Gelände, das jedoch zunächst von der amerikanischen, später von der französischen Besatzung beschlagnahmt und von letzteren als Caserne Valmy mit Truppen belegt wurde. Erst nach dem Abzug der Franzosen im Jahre 1929 konnte die Stadt wieder über die Liegenschaft verfügen.

Nach der Remilitarisierung des Rheinlandes im Jahre 1936 übernahm die Wehrmacht im Jahr darauf die Kaserne und gab ihr den Namen „Langemarck-Kaserne“.[3] Nach erfolgter Renovierung in den Jahren 1937/38 wurde sie zunächst mit dem Pionier-Bataillon 34 belegt, das dann bereits ein Jahr später von der Beobachtungsabteilung 34 ersetzt wurde. Dieser Truppenteil (bzw. sein Ersatztruppenteil) blieben bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges hier stationiert.

Plan der Kaserne

Nach dem Krieg, den die Gebäude schwer beschädigt überstanden hatten, wurde die Kaserne in vereinfachter Form wieder aufgebaut. [4] und wiederum mit französische Besatzungstruppen belegt. Da hier überwiegend Chasseurs a piéd (= Jäger) stationiert wurden, hieß das Areal nunmehr Quartier Général Frère,[5]Einige Zeit war auch eine marokkanische Infanterieeinheit in der Kaserne untergebracht.

Als letzter Truppenteil der französischen Armee verließ im Jahre 1969 das 2e Bataillon de Chasseurs à pied und die 40e Compagnie transmission in Richtung Neustadt die Kaserne und damit Koblenz. Danach wurde im nordwestlichen Block die Kraftfahrzeug-Zulassungsstelle der Stadt untergebracht und Teile des Gebäudes von einer Spedition genutzt. Auch hatte das Amt für Brand und Katastrophenschutz eine Einheit der Freiwilligen Feuerwehr hier stationiert und nutzte es als Notfall-Lager. In Teilen der ehemaligen Remisen im Hof war eine Kraftfahrzeug-Reparturwerkstatt angesiedelt.

Im Jahre 1980 zog das Bundesamts für Wehrtechnik und Beschaffung in die Liegenschaft ein, wobei der zuletzt zivil genutzte Block an die Wehrtechnische Studiensammlung (WTS) übergeben wurde. Durch die ständige Vergrößerung der WTS war es notwendig geworden, den vorderen Bereich der Remisen abzubrechen und an deren Stelle einige große Hallen zu errichten, in denen Großgerät ausgestellt wird.

Aus Platzgründen wurde im Jahre 2004 entschieden, die Wehrtechnische Studiensammlung in den Technischen Bereich West der ehemaligen Fritsch-Kaserne in Koblenz-Niederberg zu verlegen. Aus Kostengründen wird dies jedoch nicht realisiert werden.

Im Intranet der Bundeswehr steht die Langemarck-Kaserne auf der Liste der längerfristig abzugebenden Liegenschaften verzeichnet.

Im Zuge der Neufassung des Rheinland-Pfälzischen Denkmalschutzgesetzes 2008 sind die Reste der Moselflesche und die Kasernengebäude als geschütztes Kulturdenkmal in die Denkmalliste des Landes Rheinland-Pfalz aufgenommen worden.[6]

Siehe auch

Literatur

  • Rüdiger Wischemann: Die Festung Koblenz. Vom römischen Kastell und Preußens stärkster Festung zur größten Garnison der Bundeswehr, Koblenz 1978 .
  • Sabine Bauer/Matthias Kellermann: Die Moselflesche seit 1900: Waschanstalt, Bekleidungsamt, Langemarckkaserne, in: Feste Kaiser Franz. Zur Geschichte des Festungswerks und des Systems Feste Franz in Koblenz-Lützel. Festschrift zum 10-jährigen Jubiläum Feste Kaiser Franz e.V., hrsg. von Feste Kaiser Franz e.V., 2. Auflage, Koblenz 2009, S. 56-64, ISBN 978-3-934795-55-6.
  • „Dein Standort Koblenz-Lahnstein“ Informationsschrift der Bundeswehr Jahrgang 1979
  • Intranet der Bundeswehr
  • Berichte von Zeitzeugen

Weblinks

 Commons: Langemarck-Kaserne – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Entgegen der korrekten Schreibweise der Gemeinde Langemark in Flandern wird in Deutschland noch die Schreibweise mit ck verwendet
  2. auch die Bushaltestelle heißt so
  3. in Erinnerung an die Kämpfe bei Langemark 1914-1918
  4. Hierbei wurden die neubarocken Giebel weggelassen
  5. bei der französischen Armee heißen die Jägerkasernen „Quartier“ und nicht „Caserne“
  6. Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler. Kreisfreie Stadt Koblenz, S. 23. Quelle: http://denkmallisten.gdke-rlp.de/Koblenz.pdf, abgerufen am 29. Juni 2010
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