- Liebesnächte in Sevilla
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Filmdaten Deutscher Titel Liebesnächte in Sevilla Originaltitel The Loves of Carmen Produktionsland USA Originalsprache Englisch Erscheinungsjahr 1948 Länge 99 Minuten Altersfreigabe FSK 16 Stab Regie Charles Vidor Drehbuch Helen Deutsch Produktion Charles Vidor,
Rita HayworthMusik Mario Castelnuovo-Tedesco Kamera William E. Snyder Schnitt Charles Nelson Besetzung - Rita Hayworth: Carmen
- Glenn Ford: Don José
- Victor Jory: García
- Ron Randell: Andrés
- Arnold Moss: Colonel
- John Baragrey: Lucas
- Luther Adler: Dancaire
- Joseph Buloff: Remendado
Liebesnächte in Sevilla (Original: The Loves of Carmen) ist eine US-amerikanische Verfilmung von Prosper Mérimées berühmter Novelle Carmen mit Rita Hayworth in der Hauptrolle aus dem Jahr 1948.
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Sevilla im Jahre 1830: Der junge Dragoner Don José erliegt den Reizen der ebenso schönen wie listigen Zigeunerin Carmen. Diese hat bereits zahlreiche Verehrer und ist nur allzu offen für neue, jedoch flüchtige Abenteuer.
Als der sonst so abergläubischen Carmen von einer alten Zigeunerin prophezeit wird, dass sie durch die Hand des Mannes sterben wird, den sie wahrhaft liebt, lässt sich Carmen dennoch nicht davon abbringen, Don José heimlich zu treffen. Als sie gemeinsam in ihrem Liebesnest von einem weiteren Verehrer Carmens, Josés Oberst, überrascht werden, kommt es zur blutigen Auseinandersetzung. Der Oberst stirbt durch den Degen Josés, nachdem ihm Carmen ein Bein gestellt hat.
Notgedrungen fliehen José und Carmen in die Berge zu einer Zigeunerbande und beginnen ein Leben als Gesetzlose. Als der Anführer der Bande, Garcìa, nach verbüßter Gefängnisstrafe überraschend zurückkehrt, erfährt José, dass Garcìa Carmens Ehemann ist. Sofort flackert die Eifersucht in ihm auf und ein Kampf der beiden Männer bis aufs Blut wird unausweichlich. Und wieder ist es José, der als Gewinner hervorgeht und seinen Rivalen mit einem Messer bezwingt. Nun wird er der Anführer der Bande, die weiterhin verwegene Überfälle auf Durchreisende verübt. Doch mit der Zeit plagt ihn sein schlechtes Gewissen, wofür Carmen ihn zunehmend verachtet.
Als sie den gutaussehenden Stierkämpfer Lucas kennenlernt, hat Carmen sogleich ein neues Objekt der Begierde. Sie lässt sich nur noch selten bei der Bande und José blicken, wodurch dieser misstrauisch wird und ihr zur Stierkampfarena folgt. Dort stellt er sie zur Rede. Er fleht sie an, zu ihm zurückzukehren, doch sie weigert sich und verhöhnt ihn. Blind vor Wut und Eifersucht zückt er sein Messer und stößt es in Carmens Herz. Im selben Augenblick entdeckt ihn ein Soldat und schießt. José wird tödlich getroffen und sinkt in die Arme der sterbenden Carmen.
Hintergrund
Liebesnächte in Sevilla, basierend auf Prosper Mérimées Novelle Carmen, war die vierte und damit letzte Zusammenarbeit von Rita Hayworth und ihrem Lieblingsregisseur Charles Vidor. Zugleich war es der erste Film, der von Hayworths Produktionsfirma, der Beckworth Corporation, co-produziert wurde, was Hayworth sowohl Mitbestimmungsrechte als auch Anteile am Profit bescherte.
Neben ihrem lebenslangen Freund und fünfmaligen Co-Star, Glenn Ford, engagierte Hayworth auch ihren Vater Eduardo Cansino, der helfen sollte, die traditionellen spanischen Tänze zu choreografieren; ihren Onkel José Cansino, der in einer Tanzszene zu sehen ist und ihren Bruder Vernon Cansino für eine kleine Nebenrolle als Soldat.
Die Außenaufnahmen entstanden bei Lone Pine, Kalifornien und rund um Mount Whitney. Als während des Drehs jemand gegenüber Regisseur Vidor erwähnte, dass die Gegend den authentischen Landschaften um Sevilla nicht entsprechen würde, antwortete dieser lakonisch: „Na und? Nachdem die Leute diese schönen Berge und all die natürliche Landschaft gesehen haben, werden sie sich nicht darüber beklagen, dass die Szenerie nicht mit dem Schauplatz der Geschichte übereinstimmt.“[1]
Liebesnächte in Sevilla wurde am 23. August 1948 in den Vereinigten Staaten uraufgeführt, wo die Kritiker vor allem die Leistungen von Rita Hayworth und von Kameramann William E. Snyder lobten. Glenn Ford gilt in seiner Rolle des Don José allgemein als fehlbesetzt. In Deutschland kam der Film am 31. August 1951 in die Kinos.
Andere bekannte Verfilmungen des Stoffs sind z. B. zwei Stummfilme mit Pola Negri (siehe Carmen, 1918) und mit Dolores del Río (The Loves of Carmen, 1927), sowie eine Version des spanischen Regisseurs Carlos Saura von 1983, die sich neben Mérimée auch an Georges Bizets gleichnamiger Oper orientierte (siehe Carmen).
Auszeichnungen
- Eine Nominierung für den Oscar in der Kategorie Beste Kamera für William E. Snyder
Kritiken
„Mit Routine und Raffinement inszenierte Hollywood-Version der Carmen-Novelle mit einer verführerischen und temperamentvollen Rita Hayworth in der Hauptrolle. In Atmosphäre und Milieuzeichnung dagegen wenig überzeugend.“
– Lexikon des internationalen Films[2]
„Es gab nie eine faszinierendere oder so verführerische Zigeunerin, wie Rita Hayworth hier ihre Rolle spielt, und die Unterhaltung, die es bietet, sollte lange Schlangen vor den Filmtheatern garantieren.“
– Weekly Variety[3]
„Die Geschichte der spanischen Schönheit spielte noch nie vor einer so aufwendigen Kulisse. […] die Kunstfertigkeit der Szenerie, die exquisiten Details der Kostüme und die atemberaubende Herrlichkeit der Technicolor-Farben […] bringen frischen Wind in die alte Carmen-Erzählung […]. Rita Hayworths Carmen ist genau so, wie die Rolle gespielt werden sollte – stolzierend, posierend, teuflisch clever und so schön wie die Morgenröte. Glenn Fords Versuche als Don José sind weniger erfolgreich, allerdings von ihm unverschuldet. Trotz des Make-ups und der Kostüme entspricht seine Erscheinung einem Schuljungen bei seinem ersten Besuch einer Peepshow.“
„Ein fehlbesetzter Ford hilft dem Film nicht; […] er kann die selbstzerstörerische Obsession, die seine Rolle verlangt, nicht vermitteln. Glücklicherweise hat der Film Hayworth, eine der wenigen echten Liebesgöttinnen der Leinwand und eine gute Schauspielerin noch dazu. Sie kann zwar nicht so manche Schwachstelle des Dialogs vergessen lassen, doch ist sie so bezaubernd, dass die meisten Zuschauer die theatralischen Worte aus ihrem Mund ignorieren werden. […] wenn sie Gelegenheit hat, zu tanzen, erfüllt sie die Leinwand mit der Vitalität und der Verschlagenheit, die ihre Rolle kennzeichnen. William Snyders prächtge Kameraarbeit fängt sie in all ihrer umwerfenden Schönheit ein und die Kombination von Hayworth und Snyder reicht aus, um viele Makel des Films gerade noch zu überstrahlen.“
– Craig Butler, All Movie Guide[5]
Literatur
- Prosper Mérimée: Carmen. Diogenes, 1. Auflage, 2008, 126 S., ISBN 3-25723-770-7
- Prosper Mérimée: Carmen und andere Novellen. Aus dem Franz. übersetzt von Arthur Schurig, Fischer Taschenbuch, Frankfurt, 1. Auflage, 2008, 142 S., ISBN 3-59690-028-X
- Prosper Mérimée: Carmen. Pocket, 2005, 99 S., ISBN 2-26616-038-9 (franz. Ausgabe)
Weitere Verfilmungen der Novelle
- 1915: Carmen – USA – Regie: Cecil B. DeMille; mit Geraldine Farrar
- 1915: Carmen – USA – Regie: Raoul Walsh; mit Theda Bara
- 1916: Burlesque on Carmen – USA – Regie: Charles Chaplin; mit Edna Purviance
- 1918: Carmen – Deutschland – Regie: Ernst Lubitsch; mit Pola Negri
- 1926: Carmen – Frankreich – Regie:Jacques Feyder
- 1927: The Loves of Carmen – USA – Regie: Raoul Walsh; mit Dolores del Río
- 1945: Carmen – Italien, Frankreich – Regie: Christian-Jaque; mit Viviane Romance
- 1954: Carmen Jones – USA – Regie: Otto Preminger; mit Dorothy Dandridge
- 1983: Carmen – Spanien – Regie: Carlos Saura; mit Laura del Sol
- 1983: Vorname Carmen (Prénom Carmen) – Frankreich – Regie: Jean-Luc Godard; mit Maruschka Detmers
- 1984: Carmen – Frankreich, Italien – Regie: Francesco Rosi; mit Julia Migenes
- 2003: Carmen – Spanien, Italien, Großbritannien – Regie: Vicente Aranda; mit Paz Vega
Einzelnachweise
- ↑ "So what? After seeing these beautiful mountains and all this natural scenery, people aren't going to quibble about the scenery not matching the story locale.", Gene Ringgold: The Films of Rita Hayworth. Secaucus, NJ: Citadel Press, 1974, S. 176
- ↑ Lexikon des internationalen Films
- ↑ "There has never been a gypsy so fascinating or so tempting as Rita Hayworth makes her character here, and the entertainment it offers is the exploitable sort which should have long lines outside the theatres.", Gene Ringgold: The Films of Rita Hayworth. Secaucus, NJ: Citadel Press, 1974, S. 176
- ↑ "The saga of the Spanish beauty has never been played against such a lavish backdrop before. […] the artistry of the settings, the exquisite details of the costumes, and the breathtaking grandeur of the Technicolor […] breathe considerable vitality into the ancient Carmen melodrama […]. Rita Hayworth's Carmen is just as the character should be played--strutting, posturing, fiendishly clever, and, as beautiful as the dawn. Glenn Ford's attempts at Don José are less successful, through no fault of his own. For all the makeup and the costumes, his appearance remains that of a schoolboy on his first visit to a peep show.", Gene Ringgold: The Films of Rita Hayworth. Secaucus, NJ: Citadel Press, 1974, S. 176
- ↑ "A miscast Ford doesn't help; […] he cannot supply the self-destructive obsession that the role demands. Fortunately, the film does have Hayworth, one of the screen's few genuine love goddesses, and a fine actress to boot. She can't overcome some of the dialogue, but she's so bewitching that most viewers will ignore the stilted words coming out of her mouth. […] when she's given the opportunity to dance, she fills the screen with the vitality and venom that mark her character. William Snyder's glorious cinematography catches her in all her stunning beauty, and the combination of Hayworth and Snyder are enough to overcome - just barely - many of the film's flaws.", All Movie Guide
Weblinks
- Liebesnächte in Sevilla in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- The Loves of Carmen (1948) bei Turner Classic Movies (inklusive Trailer und Filmclip)
- Synopse und Bilder zum Film (engl.)
- Trailer und Bilder zum Film
- ausführliche Kritik (engl.)
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