Straßenbahnstrecke Rohrbachstraße/Friedberger Landstraße–Gravensteiner Platz

Straßenbahnstrecke Rohrbachstraße/Friedberger Landstraße–Gravensteiner Platz
Baustelle, kurz vor der Endstation "Gravensteiner-Platz" im Sommer 2010

Die Straßenbahnstrecke Rohrbachstraße/Friedberger Landstraße–Gravensteiner-Platz ist eine im Bau befindliche Straßenbahnstrecke in Frankfurt am Main. Sie soll von der hierfür erneut einzurichtenden Straßenbahnlinie 18 bedient werden.[1]

Die neue Straßenbahnlinie[2][3] soll das Neubaugebiet Frankfurter Bogen erschließen und an die Innenstadt anbinden.[4] Von der neuen Endhaltestelle Gravensteiner Platz im Norden soll der Weg über die Friedberger Warte, Nibelungenplatz/Fachhochschule, Konstablerwache, Börneplatz/Stoltzestasse und Hospital zum Hl. Geist und dann zum Lokalbahnhof führen. Die Fahrzeit bis zum zentralen S- und U-Bahnhof Konstablerwache soll 16 Minuten betragen. Täglich werden rund 14.000 Fahrgäste erwartet.

Inhaltsverzeichnis

Vor Baubeginn

Planung

Der Neubau einer Straßenbahnstrecke zum Frankfurter Bogen mit Linienführung über die Friedberger Landstraße wurde von der Stadtverordnetenversammlung am 10. Oktober 1996 beschlossen.[5] Der Kosten-Nutzen-Faktor beträgt 1,20.[5]

Am 8. November 2001 beauftragte die Stadtverordnetenversammlung den Magistrat der Stadt mit der Realisierung der neuen Strecke.[5] Am 15. Mai 2003 wurde die Ausgangsplanung seitens der Stadtverordnetenversammlung geringfügig geändert[5] und bis zum Jahre 2004 die Vorplanung entsprechend dieses Beschlusses angepasst. Die Betriebsaufnahme war für das Jahr 2006 vorgesehen.

Das Planfeststellungsverfahren beim Regierungspräsidium Darmstadt wurde im April 2005 eingeleitet und stand zwischen dem 25. Mai 2005 und dem 28. Juni 2005 zur allgemeinen Einsichtnahme offen. Die Planfeststellung wurde am 19. Juni 2006 vergeben.

Wie im November 2006 bekannt wurde, hatte sich der weitere Bauprozess verschoben, da die mit der Planung beauftragte Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF) die Prioritäten zunächst auf den Neubau des Betriebshof Ost und der DII-Tunnelstrecke, deren Planungen nach den Kommunalwahlen 2006 eingestellt wurden, gesetzt hatte.

Nach den Kommunalwahlen 2006 und dem damit verbundenen Regierungswechsel erklärte der neu gewählte Verkehrsdezernent Lutz Sikorski (Grüne), dass der Neubau der Straßenbahnstrecke nach Preungesheim ein sehr wichtiges Ziel sei. Da seit Einleitung der Planfeststellung keine weiteren Schritte zur Realisierung unternommen wurden, beauftragte er ein privates Planungsbüro mit Ausarbeitung der Bauausführungsplanung. Zu diesem Zeitpunkt wurde mit einem Baubeginn im Herbst 2007 gerechnet. Verkehrsexperten gingen von einer Betriebsaufnahme im Jahre 2010 aus.

Ende November 2006 wurde bekannt, dass die VGF nur noch auf den entsprechenden Landeszuschuss warten würde und von einem Baubeginn im April 2007 mit Leitungsverlegungen am Nibelungenplatz und einer Betriebsaufnahme im Dezember 2009 ausging. Am 6. Dezember 2006 wurde der Zuwendungsbescheid des Landeszuschusses in Höhe von 26 Millionen Euro vom damaligen Verkehrsminister Alois Rhiel an der Endhaltestelle Rebstockbad der Linie 17 an Baudezernent Franz Zimmermann und VGF-Geschäftsführer Werner Röhre übergeben.

Aufgrund von weiteren Verzögerungen bei der Verabschiedung der Bau- und Finanzierungszusagen seitens des Straßenbauamts und des Magistrates, die im Dezember 2006 erfolgen und anschließend im Januar 2007 von der Stadtverordnetenversammlung verabschiedet werden sollten, aber erst am 20. April 2007 vom Magistrat beschlossen wurden, verzögerte sich der offizielle erste Spatenstich. Es wurde nun von einem Baubeginn im Herbst 2007 ausgegangen. Wenig später wurde dieser Termin auf das Jahresende 2007 verschoben.

Durch weitere Verzögerungen, verursacht durch die Deutsche Telekom, für deren Leitungen eine Beseitigungsverfügung durch die Stadt erlassen werden musste, verschob sich der Zeitpunkt der Inbetriebnahme zunächst auf Ende 2010. Wie im September 2007 bekannt wurde, war die Verzögerung dadurch entstanden. dass das Verkehrsdezernat zehn Monate brauchte, um bei der Telekom einen Zuständigen ausfindig zu machen.

Vergabeverfahren

Am 26. September 2007 wurden die Bauausführungen durch die VGF ausgeschrieben. Der Baubeginn wurde auf Februar 2008 datiert. Ein Baubeginn zum 100. Jahrestag der Eingemeindung von Preungesheim wurde als realistisch betrachtet. Im Februar 2007 wurde seitens der VGF der 10. April 2008 als Termin des Baubeginns angestrebt. Am 25. Februar 2008 fanden auf der Friedberger Landstraße Baumfällarbeiten statt.

Im Anschluss an die erfolgte Ausschreibung kam es zu Verzögerungen, die einen Baubeginn für lange Zeit unmöglich machen. Das Unternehmen Bilfinger Berger, bei der Ausschreibung unterlegen, da sein Angebot als drei Millionen Euro teurer als das von Hastrabau-Wegener und Peter Gross war, legte gegen die Vergabe der Bauleistungen Einspruch ein.

Die Ursache für die Klage war ein fehlendes Meisterzertifikat für die Arbeiten an Beleuchtungsanlagen, welches vom Unternehmen, das den Zuschlag erhielt, aufgrund eines Formfehlers bei Ausschreibung nicht beigelegt worden war. Allerdings hatte das klagende Unternehmen dieses Zertifikat ebenfalls nicht beigefügt.

Da die Vergabekammer des Regierungspräsidiums Darmstadt die Entscheidung der VGF bestätigt hat, klagte das unterlegene Unternehmen beim Oberlandesgericht Frankfurt(OLG). Zu diesem Zeitpunkt ging die VGF von einem Baubeginn Ende August 2008 und einer Betriebsaufnahme im Jahre 2011 aus.

Am 15. Juli 2008 fand eine mündliche Verhandlung statt. Das Gericht entschied zugunsten des Klägers. Hiermit verzögerte sich der Baubeginn auf unbestimmte Zeit. Das Verfahren wurde an die Vergabekammer des Regierungspräsidiums zurück überwiesen, die am 13. September 2008 die Entscheidung der VGF bestätigte. Da in der anschließenden Einspruchsfrist das unterlegene Unternehmen erneut Einspruch erhob, konnte die VGF die Arbeiten nicht wie geplant am 26. September 2008 rechtskräftig vergeben und der Baubeginn im November mit Eröffnung im Juni 2011 konnte nicht eingehalten werden.

Am 9. Dezember 2008 verhandelte das OLG erneut den Fall. Bei einer Entscheidung zugunsten der VGF wurde von einem Baubeginn im Februar 2009 und der Eröffnung Ende 2011 ausgegangen.

Am 10. Februar 2009 wies der Vergabesenat des OLG mit Beschluss eine Beschwerde gegen das Ausschreibungsergebnis für die Tief-, Gleis- und Straßenbauarbeiten zurück, ohne eine Revision zuzulassen. Die rechtskräftige Entscheidung ermöglichte der Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main, das in der Ausschreibung siegreiche Unternehmen, die „Bietergemeinschaft Hastrabau-Wegener / Peter Gross“ mit den Arbeiten zu betrauen.

Kosten

Während der Projektphase mussten die Baukosten mehrfach neu kalkuliert werden. Im Februar 2009 wurden sie mit 50 Millionen Euro beziffert.[6] Gegenüber einer Rechnung aus dem April des Jahres 2007 ist dies eine Steigerung um 5,5 Millionen.

Neubaustrecke

Neubaustrecke Preungesheim Ost (in Bau)
BSicon uSTR.svg zur Konstablerwache (Linie 12)
BSicon uHST.svg Rohrbachstraße/Friedberger Landstraße
BSicon uxABZrf.svg Richtung Bornheim (Linie 12)
BSicon uexHST.svg Nibelungenplatz/FH
BSicon uexHST.svg Münzenberger Straße
BSicon uexHST.svg Wasserpark
BSicon uexHST.svg Friedberger Warte
BSicon uexHST.svg Bodenweg
BSicon uexHST.svg Walter-Kolb-Siedlung
BSicon uexHST.svg Alkmenestraße
BSicon uexKBHFe.svg Gravensteiner-Platz
Baustelle im November 2010, Richtung Preungesheim
Gleistrasse Richtung Innenstadt, November 2010

Die Neubaustrecke soll an der Kreuzung Friedberger Landstraße / Glauburgstraße von der bestehenden Strecke der Linie 12 abzweigen, an der bestehenden Haltestelle „Rohrbachstraße/Friedberger Landstraße“ an das vorhandene Streckennetz angeschlossen werden und über die Friedberger Landstraße bis zum Ostrand von Preungesheim führen.

Diese 3,5 Kilometer lange zweigleisige Neubaustrecke hat acht neue Haltestellen mit Haltestellenabständen von 325 bis 620 Metern und Niederflurbahnsteigen. Die Strecke auf der Friedberger Landstraße wird als asphaltierte ÖPNV-Spur konzipiert und von der teilweise parallel verkehrenden Buslinie 30 mitbenutzt. Entlang der Strecke sind Vorrangschaltungen für die Straßenbahn vorgesehen. In der Rat-Beil-Straße und Goldpeppingstraße sollen neue Gleichrichterwerke und an der Endhaltestelle ein Technikgebäude entstehen.

Bauarbeiten

Offiziell war Baubeginn am 23. März 2009. Im April 2007 begannen die Arbeiten mit der Verlegung von Versorgungsleitungen an der Friedberger Warte, die sich bis Mitte 2010 entlang der nördlichen Friedberger Landstraße bis über den Nibelungenplatz erstrecken.

Eröffnung

Die Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF) ging bisher von einer Eröffnung - unabhängig vom turnusgemäßen Fahrplanwechsel - im September 2011 aus. Inzwischen hat sie den Termin auf den 11. Dezember 2011 verschoben, da erst im Spätsommer/Herbst die Gleise in der Friedberger Landstraße eingebaut werden. Die neue Linie soll bis gegen 20 Uhr im Zehn-Minuten-Takt verkehren, anschließend ist eine Ausdünnung auf einen Zwanzig-Minuten-Takt vorgesehen. Ab dem 14. November 2011 finden Probefahrten und Fahrschulbetrieb statt.[7]

Einzelnachweise

  1. Faltblatt VGF: Die neue Linie 18
  2. Projektvorstellung Frankfurter Bogen
  3. traffiQ-Zeitschrift Juni 2008: Mit der „18“ in den Frankfurter Bogen
  4. Gleise für die neue Tram: Sperrung der "Friedberger"
  5. a b c d Vortrag des Magistrats vom 20. April 2007, M 72 (abgerufen am 11. Januar 2009)
  6. „Mit der Tram zur Warte“, Frankfurter Rundschau vom 12. Februar 2009, http://www.fr-online.de/frankfurt_und_hessen/nachrichten/frankfurt/1674243_Mit-der-Tram-zur-Warte.html
  7. Linie 18: Montag beginnt der Probebetrieb Pressemitteilung VGF. Abgerufen am 11. November 2011.

Literatur

  • Stadt Frankfurt am Main (Hrsg.): Gesamtverkehrsplan Frankfurt am Main, Ergebnisbericht 2004' (Download, PDF ca. 25 MB). Studie im Auftrag des Stadtplanungsamts zur zukünftigen Entwicklung Frankfurter Verkehrsnetze.

Weblinks


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