Frankfurt-Preungesheim

Frankfurt-Preungesheim
Wappen von Preungesheim
Wappen von Frankfurt am Main

Preungesheim
Stadtteil von Frankfurt am Main

Karte
Koordinaten 50° 9′ 20″ N, 8° 41′ 50″ O50.1555555555568.6972222222222Koordinaten: 50° 9′ 20″ N, 8° 41′ 50″ O
Fläche 3,66 km²
Einwohner 13.568 (31. Dez. 2009)
Bevölkerungsdichte 3707 Einwohner/km²
Postleitzahl 60435
Vorwahl 069
Website www.frankfurt.de
Gliederung
Ortsbezirk 10 – Nord-Ost
Stadtbezirke
  • 470 - Preungesheim
Quelle: Stadt Frankfurt am Main: Einwohnerzahlen. Abgerufen am 6. August 2011.

Preungesheim ist ein Stadtteil von Frankfurt am Main.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Preungesheim liegt 140 m über NN, ca. 5 km nordöstlich der Frankfurter Innenstadt, im Ortsbezirk Frankfurt-Nord-Ost.

Der Kern des Stadtteils liegt im Winkel von Gießener- und Homburger Landstraße. Die zusammenhängende Wohnungsbebauungen wird – nördlich von der Homburger Landstraße – durch die A 661 abgegrenzt, westlich durch den Stadtteil Frankfurter Berg. Nördlich der "Homburger Landstraße" erstreckt sich ein großes Gewerbegebiet, südlich stehen Gebäude der Bundespolizei. Die moderne Siedlungsentwicklung verlief vom historischen Dorfkern mit der Kirche in Richtung Frankfurter Innenstadt. Den größten Teil der Bebauung machen heute Siedlungen aus: Die Walter-Kolb-Siedlung grenzt im Süden an Bornheim, während die Karl-Kirchner-Siedlung relativ zentral liegt. Eine dritte Siedlung für 5.000 Bewohner entsteht derteit im sogenannten Frankfurter Bogen, einer Kurve der A 661.

Die angrenzenden Stadtteile sind im Westen Eckenheim, im Nordwesten Frankfurter Berg, im Norden Berkersheim, im Osten Seckbach und im Süden Bornheim.

Geschichte

Mittelalter

Der Name „Preungesheim“leitet sich von dem Gründer des Dorfes ab, einem Franken namens Bruning ab. Die älteste erhaltene Erwähnung von Bruningesheim stammt aus dem Jahr 772 und ist in einer Schenkungsurkunde enthalten, die der Lorscher Kodex verzeichnet. Im Hochmittelalter gehörte Preungesheim zum Gericht und späteren Amt Bornheimerberg.

Im Norden von Preungesheim, im Bereich der Straße "Hinterm Bachberg", befinden sich Reste der Burg Bachberg, einer ehemaligen Niederungsburg, die einem örtlichen Adelsgeschlecht, den Herren von Preungesheim, gehörte, die aber noch im 14. Jahrhundert ausstarben.

Seit 1215 ist eine Kirche im Dorf bezeugt. Das Kirchenpatronat stand ursprünglich dem Reich zu und wurde als Lehen an die Herren von Falkenstein vergeben, die es 1275 mit dem Deutschen Orden gegen die Kapelle in Rödelheim tauschten. Zum Kirchspiel von Preungesheim gehörten Berkersheim und Eckenheim. Kirchliche Mittelbehörde war das Archidiakonat des Propstes von St. Peter in Mainz, Dekanat Eschborn.

1320 verpfändete König Ludwig IV. den Bornheimerberg – und so auch Preungesheim – an Ulrich II. von Hanau. 1336 gestattete der Kaiser dann der Stadt Frankfurt, den Bornheimerberg an seiner Stelle von Hanau einzulösen. 1351 aber erneuerte Kaiser Karl IV. die Pfandschaft für Hanau. 1434 wurde Graf Reinhard II. von Hanau von Kaiser Sigismund sogar mit dem Bornheimerberg belehnt. Bei der Teilung der Grafschaft Hanau 1458 kam der Bornheimerberg zur Grafschaft Hanau-Münzenberg.

Das widersprüchliche Verhalten des Reichs führte selbstverständlich zum Streit zwischen Frankfurt und Hanau, zumal Frankfurt sich so von Hanauer Gebiet „umzingelt“ sah. Alle Versuche Frankfurts, dies zu verhindern, scheiterten. Zwar wurden die Ansprüche Frankfurts auf die neunzehn Dörfer des Amtes nach einem über hundert Jahre dauernden Prozess vom Reichsgericht bestätigt, jedoch verfügten weder Frankfurt noch das Reich über die Macht, das Urteil durchzusetzen. So ließ sich die Stadt Frankfurt schließlich 1481 auf einen Vergleich ein: Hanau verzichtete zugunsten Frankfurts auf alle Ansprüche auf die Dörfer Bornheim, Hausen und Oberrad und erhielt das Amt Bornheimerberg im übrigen exklusiv. Preungesheim wurde damit endgültig hanauisch.

Historische Namensformen

Ein Hügel als Rest der Burg Bachberg
  • Bruningesheimer marca (772)
  • Bruningesheimer marca (773)
  • Rungeresheim (780-817)
  • Gruningenheim (780-817)
  • Bruningen (831)
  • Bruningesheim (1222)
  • Bruningesheym (1226)
  • Bruningesheym (1236)
  • Bruningesheym (1254)
  • Bruningesheym (1267)
  • Brunisheim (1275)

Frühe Neuzeit

Die Reformation setzte sich in der Grafschaft Hanau-Münzenberg in der Mitte des 16 Jahrhunderts zunächst in ihrer lutherischen Ausprägung durch. 1548 wurde erstmals ein evangelischer Pfarrer in Preungesheim genannt. In einer „zweiten Reformation“, wurde die Konfession der Grafschaft Hanau-Münzenberg erneut gewechselt: Graf Philipp Ludwig II. verfolgte ab 1597 eine entschieden reformierte Kirchenpolitik. Er machte von seinem Jus reformandi, seinem Recht als Landesherr Gebrauch, die Konfession seiner Untertanen zu bestimmen, und setzte dies für die Grafschaft weitgehend als verbindlich durch.

Nach dem Tod des letzten Hanauer Grafen, Johann Reinhard III., 1736 erbte Landgraf Friedrich I. von Hessen-Kassel aufgrund eines Erbvertrages aus dem Jahr 1643 die Grafschaft Hanau-Münzenberg und damit auch den Preungesheim. Seit dem gehörte der Ort zur Landgrafschaft Hessen-Kassel.

Neuzeit

1803 wurde die Landgrafschaft Hessen-Kassel zum Kurfürstentum Hessen erhoben. Während der napoleonischen Zeit stand Preungesheim ab 1806 unter französischer Militärverwaltung, gehörte 1807-1810 zum Fürstentum Hanau, Amt Bergen, und dann von 1810 bis 1813 zum Großherzogtum Frankfurt, Departement Hanau. Anschließend fiel es wieder an das Kurfürstentum Hessen zurück. Nach der Verwaltungsreform des Kurfürstentums Hessen von 1821, im Rahmen derer Kurhessen in vier Provinzen und 22 Kreise eingeteilt wurde, gehörte Preungesheim zum neu gebildeten Landkreis Hanau. Nach dem Krieg von 1866 stand Kurhessen auf der Verliererseite und wurde von Preußen annektiert. In Preußen gehörte Preungesheim nun zum Regierungsbezirk Kassel der Provinz Hessen-Nassau und ab 1886 zum Landkreis Frankfurt im Regierungsbezirk Wiesbaden. Am 1. April 1910 wurde Preungesheim mit zwölf weiteren Dörfern des Landkreises Frankfurt, der aufgelöst wurde, in die Stadt Frankfurt eingemeindet.

Einwohnerentwicklung

Ehemalige „Army“- und jetzige Bundespolizeikaserne
Gedenkstätte an der JVA für die Opfer des Nationalsozialismus (dahinter Teile der JVA)
  • 1643: 36 Haushaltungen
  • 1651: 27 Haushaltungen
  • 1742: 40 Haushaltungen
  • 1753: 47 Haushaltungen
  • 1788: 237 Einwohner
  • 1834: 515 Einwohner
  • 1840: 544 Einwohner
  • 1846: 613 Einwohner
  • 1852: 662 Einwohner
  • 1858: 734 Einwohner
  • 1864: 808 Einwohner
  • 1871: 919 Einwohner
  • 1875: 1005 Einwohner
  • 1885: 1255 Einwohner
  • 1895: 1941 Einwohner
  • 1905: 2546 Einwohner
  • 1910: 2643 Einwohner
  • 1925: 2990 Einwohner
  • 1933: 3399 Einwohner
  • 1939: 4241 Einwohner
  • 1946: 3946 Einwohner
  • 1950: 4355 Einwohner
  • 1956: 5687 Einwohner
  • 1961: 7270 Einwohner
  • 1966: 9398 Einwohner
  • 1970: 9252 Einwohner
  • 1980: 7904 Einwohner

Verkehr

U 5 bei Einfahrt in ihre Endhaltestelle Preungesheim (Das Laufschild ist bereits für die Rückfahrt eingestellt)

Die Hauptstraße des Stadtteils und zugleich Frankfurts längste Straße ist die Homburger Landstraße, die Preungesheim in Süd-Nord-Richtung durchzieht. Entlang der Homburger Landstraße liegt der alte Ortskern. Zur Entlastung der alten Hauptstraße wird der Durchgangsverkehr über die breit ausgebaute Gießener Straße – ab der Friedberger Landstraße – parallel geleitet. Sie schließt sich an ihrem nördlichen Ende – unmittelbar vor der Kreuzung mit der A 661 – an die Homburger Landstraße an. Die Gießener Straße wird auch von der U-Bahnlinie U5 ab Marbachweg, auf eigenem Gleiskörper, befahren. Die Verlängerung der U-Bahnlinie zur S-Bahn-Station Frankfurter Berg ist vorgesehen. Seit 2009 wird eine Straßenbahnstrecke (künftig: Linie 18) von der Konstablerwache kommend nach Preungesheim Ost, Gravensteiner Platz, gebaut. Die Eröffnung ist für Dezember 2011 vorgesehen, so dass der Frankfurter Bogen und der östliche Bereich Preungesheims eine schnelle Anbindung zur Innenstadt erhalten.

Kirchen

Römisch-katholische St. Christopherus-Kirche

Die heute evangelische Kreuzkirche ist die Pfarrkirche des ehemaliegen Dorfes Preungesheim mit romanischem Chorturm und spätgotischen Maßwerkfenstern. Der Bau stammt aus dem 13. Jahrhundert und wurde mehrfach verändert, so in den Jahren 1716, 1744 und 1754, wobei das ehemalige nördlichen Seitenschiffes zum heutigen Saalbau umgestaltet wurde. Die romanischen Fresken an den ältesten Mauerteilen wurden 1935 freigelegt. Im Innenraum ist ein romanisches Taufbecken erhalten. Zwei Spitzbogenarkaden über einer Säule aus dem 14. Jh. Sind noch zu erkennen. Seit 1963 existiert zudem die für den südlichen Bereich von Preungesheim die Festeburggemeinde, die 1969 ein eigenes Kirchengebäude erhielt.

1959 wurde in Preungesheim auch eine eigene römisch-katholischen Gemeinde, die St. Christophorusgemeinde, gebildet, die ihre Kirche 1962 weihen konnte.

Bekanntes und Sehenswertes

  • Überregional bekannt ist Preungesheim durch die Justizvollzugsanstalten Frankfurt I, III und IV, die umgangssprachlich häufig auch nur als JVA Preungesheim bezeichnet werden. Der erste Bau einer Strafanstalt erfolgte bereits in den Jahren 1882 bis 1887. Das damalige Zuchthaus Preungesheim diente von 1933 bis 1945 als Hinrichtungsstätte für politische Oppositionelle und während des Zweiten Weltkriegs auch für Partisanen. Daran erinnert eine Gedenkstätte mit Namenstafeln und einem Mahnspruch von Ricarda Huch.
Das Frauengefängnis beinhaltet heute ein Mutter-Kind-Programm und besitzt nach Angaben des Hessischen Justizministeriums international Vorbildcharakter (berufsvorbereitende Lehrgänge und Freigängertrakt). Die langjährige Leiterin der Frauenvollzugsanstalt Preungesheim von 1947 bis 1975 Helga Einsele erhielt 1992 den ersten Tony-Sender-Preis der Stadt Frankfurt für deren Pionierarbeit für einen humaneren Strafvollzug.
  • Die Burg Bachberg ist möglicherweise der Überrest einer mittelalterlichen Turmhügelburg. Der Hügel ist noch teilweise auf dem Gelände eines Spielplatzes erhalten.
  • Die von 1960 bis 1963 errichtete Karl-Kirchner-Siedlung ist nach dem Frankfurter Sozialdemokraten Karl Kirchner benannt. Er war 1918 Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrates und von 1919 bis 1933 SPD-Stadtverordneter in Frankfurt, wo er seit 1924 auch den Fraktionsvorsitz innehatte. Der Ehemann der Widerstandskämpferin Johanna Kirchner wurde während des Nationalsozialismus aus dem städtischen Dienst entlassen, wegen politischen Widerstands mehrfach inhaftiert und wegen Hochverrats angeklagt.

Bildung und soziale Einrichtungen

Neben zahlreichen Horten und Kindergärten befinden sich in Preungesheim die

  • Carlo-Mierendorff-Schule, eine Gesamtschule und die
  • Theobald-Ziegler-Schule, die Grundschule des Stadtteils
  • SAE Institue, eine Hochschule im Medienbereich

Literatur

  • Hans-Jürgen Becker: Das Gericht Bornheimer Berg. In: Überlieferung, Bewahrung und Gestaltung in der rechtsgeschichtlichen Forschung. 1993, S. 1–21.
  • Michael Gockel: Karolingische Königshöfe am Mittelrhein. Göttingen 1970, S. 255 Anm. 301.
  • Wolf Erich Kellner: Das Reichsstift St. Bartholomäus zu Frankfurt am Main im Spätmittelalter (Studien zur Frankfurter Geschichte, 1). Verlag Waldemar Kramer, Frankfurt am Main 1962, S. 33.
  • H. O. Keunecke: Die Münzenberger = Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte 35 (1978), S. 318.
  • Gerhard Kleinfeldt, Hans Weirich: Die mittelalterliche Kirchenorganisation im oberhessisch-nassauischen Raum = Schriften des Instituts für geschichtliche Landeskunde von Hessen und Nassau 16 (1937). ND 1984, S. 74.
  • Anette Löffler: Die Herren und Grafen von Falkenstein (Taunus): Studien zur Territorial- und Besitzgeschichte, zur reichspolitischen Stellung und zur Genealogie eines führenden Ministerialengeschlechts; 1255–1418. = Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte 99. Bd. 1. Darmstadt 1994, ISBN 3-88443-188-9, S. 401f.
  • Wolfgang Pülm: Preungesheim. Altes Dorf – junger Stadtteil. 1990.
  • Heinrich Reimer: Historisches Ortslexikon für Kurhessen. Marburg 1926, S. 369.
  • Regina Schäfer: Die Herren von Eppstein = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau. Wiesbaden 2000, S. S. 560 (Register).
  • Heinz Schomann u.a.: Denkmaltopographie Stadt Frankfurt am Main. Braunschweig 1986, S. 694-699.
  • Michael Schmidt: Frühe Niederungsburgen in und um das Rhein-Main-Gebiet. 1994, S. 87f.
  • Fred Schwind: Die „Grafschaft“ Bornheimer Berg und die Königsleute des Fiskus Frankfurt. In: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte. 14 (1964), S. 1–21.
  • Jörg Seiler: Der Deutsche Orden in Frankfurt. Gestalt und Funktion einer geistlich-ritterlichen Institution in ihrem reichsöffentlichen Umfeld = Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens 61. 2003, S. 218-223.

Weblinks

 Commons: Frankfurt-Preungesheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien



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