Bilfinger Berger

Bilfinger Berger
Bilfinger Berger SE
Logo der Bilfinger Berger AG
Rechtsform Societas Europaea
ISIN DE0005909006
Gründung 1880
Sitz Mannheim, Deutschland

Leitung

Mitarbeiter 58.312 (Ende 2010)[1]
Umsatz 8,123 Mrd (2010)[1]
Branche Bauunternehmen
Website www.bilfinger.com
Konzernsitz in Mannheim.

Die Bilfinger Berger SE ist ein börsennotierter, international tätiger Bau- und Dienstleistungskonzern, der in den Bereichen Immobilien, Infrastruktur und Industrieservice tätig ist. Das Leistungsspektrum reicht von Beratung, Entwicklung, Planung und Finanzierung über betriebsfertige Erstellung bis hin zu Instandhaltung und Betrieb. Bilfinger Berger hält im europäischen Ranking von Baugesellschaften den achten Platz.[2] Bilfinger Berger ist seit einigen Jahren infolge zahlreicher Akquisitionen und Verkäufe kein klassischer Baukonzern mehr, sondern vor allem Anbieter von Dienstleistungen für Industrieanlagen, Kraftwerke und Immobilien.[3] So hat das Unternehmen im Geschäftsjahr 2010 rund 80 Prozent der Leistung mit Dienstleistungen erbracht, die restlichen 20 Prozent im Baubereich. [4]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Bilfinger Berger entstand 1975 durch die Fusion mehrerer Baugesellschaften, deren historische Wurzeln zurück bis ins Jahr 1880 reichen. August Bernatz realisierte im damals deutschen Lothringen sein erstes größeres Projekt. 1883 ließ sich der Baumeister in Mannheim nieder. Aus seinem Unternehmen ging die Grün & Bilfinger AG hervor. Die anderen Vorläuferunternehmen von Bilfinger Berger, die Julius Berger Tiefbau AG und die Berlinische Boden-Gesellschaft, wurden beide im Jahr 1890 gegründet.

Die Dresdner Bank war an allen drei Unternehmen als Aktionär maßgeblich beteiligt. Unter der Ägide von Jürgen Ponto, ihres späteren Vorstandssprechers, reifte in den 1960-er Jahren der Plan, ein großes, international konkurrenzfähiges Bauunternehmen zu schaffen. Der erste Schritt war die 1969 vollzogene Fusion der Julius Berger AG mit der Bauboag, die aus der Berlinischen Boden-Gesellschaft hervorgegangen war. An diesem neuen Unternehmen erwarb die Grün & Bilfinger AG 1970 eine Mehrheitsbeteiligung. Im Jahr 1975 erfolgte schließlich die Fusion zur Bilfinger + Berger Bauaktiengesellschaft, die im Zuge der strategischen Neuausrichtung zu einem Dienstleistungsunternehmen ihre Firma im Jahr 2001 in Bilfinger Berger änderte.

Die Bilfinger Berger AG erwarb am 6. Oktober 2009 alle Anteile an der MCE Beteiligungsverwaltungs GmbH, Linz, Österreich für 350 Mio. Euro. Die Gesellschaften der MCE-Gruppe, die 2008 bei etwa 900 Mio. Euro Umsatz einen Gewinn von rund 45 Mio. Euro oder 5% Umsatzrendite nach EBIT erzielte, sind wie Bilfinger Berger Industrial Services und Bilfinger Berger Power Services auf Planung, Errichtung und Wartung von Anlagen der Prozessindustrie und der Energiewirtschaft ausgerichtet.[5]

Am 8. Oktober 2010 wechselte Bilfinger Berger die Rechtsform zur Aktiengesellschaft europäischen Rechts (SE, Societas Europaea).[6] Im März 2011 verkaufte Bilfinger Berger seine australische Beteiligungsgesellschaft Valemus Australia (ehemals Bilfinger Berger Australia) und reduzierte damit weiter den Anteil der Bauaktivitäten am Konzernumsatz. [7] Im Juli 2011 wurde der ehemalige hessische Ministerpräsidenten Roland Koch Nachfolger des bisherigen Konzernchefs Herbert Bodner.[8]

Unregelmäßigkeiten

Im Februar 2010 wurde der Verdacht auf Betrug durch Mitarbeiter von Bilfinger Berger beim Bau der Nord-Süd-Stadtbahn in Köln laut. Dabei ging es um den Vorwurf von gefälschten Messprotokollen bei der Erstellung der Schlitzwände an der Baugrube sowie um nicht eingebaute Teile der Stahlbewehrung in den Schlitzwänden.[9] [10] Der Vorwurf wurde von Bilfinger Berger am 24. Februar 2010 als zutreffend erklärt.[11] Ende Februar 2010 folgte ein Verdacht auf gefälschte Protokolle beim Bau der ICE-Trasse Nürnberg-München[12] sowie beim U-Bahn Bau in Düsseldorf. Die Mitarbeiter – ein Polier, ein Bauleiter und ein Oberbauleiter, gegen die staatsanwaltschaftliche Ermittlungen laufen – wurden entlassen. Sie hatten auch Protokolle manipuliert. Am 8. März 2010 teilte der Vorstandsvorsitzende Herbert Bodner mit, dass zwei unabhängige Expertenkommissionen das Qualitätssystem umfassend auf den Prüfstand stellen wollen.

Kennzahlen

Im Geschäftsjahr 2010 erbrachte Bilfinger Berger eine Gesamtleistung von 8,123 Mrd. EUR. Davon entfielen 2,932 Mrd. EUR auf den Industrieservice, 1,106 Mrd. EUR auf den Kraftwerksservice, 2,333 Mrd. EUR auf Gebäude- und Immobiliendienstleistungen sowie 1,725 Mrd. EUR auf den Ingenieurbau. [13] Das operative Ergebnis (EBIT) des Unternehmens hat 2010 auf 343 Mio. EUR zugenommen. [14]

Geschäftsfelder

Firmenlogo vor dem Eingang der Konzernzentrale

Bilfinger Berger führte 2010 eine neue Geschäftsfeldstruktur ein, die sich an den veränderten Schwerpunkten des Konzerngeschäfts orientiert.

Industrial Services
Power Services
  • Bilfinger Berger Power Services
Building and Facility Services
  • Bilfinger Berger Facility Services
  • Bilfinger Berger Hochbau
  • Bilfinger Berger Nigeria
  • Bilfinger Berger Government Services
  • Centennial
Construction
  • Bilfinger Berger Ingenieurbau
  • Bilfinger Berger Budownictwo
Concessions
  • Bilfinger Berger Project Investments

Organe der Gesellschaft

Vorstand

  • Roland Koch (Vorsitzender seit 2011)
  • Joachim Müller (seit 2008)
  • Joachim Enenkel (seit 2010)
  • Klaus Raps (seit 2007)
  • Thomas Töpfer (seit 2009)

Aufsichtsrat

  • Bernhard Walter (Vorsitz)
  • Stephan Brückner (stellvertretender Vorsitz seit 21. Mai 2008)
  • Volker Böhme (seit 21. Mai 2008)
  • John Feldmann (seit 21. Mai 2008)
  • Lone Fønss Schrøder
  • Thomas Kern
  • Rainer Knerler
  • Thomas Pleines
  • Udo Stark
  • Holger Timmer
  • Klaus Trützschler
  • Marek Wróbel

Ehemalige Persönlichkeiten

  • Jürgen Hambrecht (Aufsichtsrat bis 21. Mai 2008)
  • Joachim Ott (Vorstand bis 31. März 2009)
  • Jürgen M. Schneider (Vorstand bis 31. Juli 2009)
  • Herbert Bodner (Vorstand seit 1997, Vorsitzender 1999 bis 2011)

Aktie

Die Aktie des Unternehmens ist im MDAX unter der ISIN DE0005909006 (WKN 590900) notiert. Die Dividende für das Geschäftsjahr 2009 belief sich auf 2,00 Euro. 2007 wurde eine Dividende von 1,80 Euro pro Aktie ausgeschüttet nach 1,00 Euro für 2005 und 1,25 Euro für 2006. Ende 2009 waren ca. 46.024.000 Aktien in Umlauf, was einer Marktkapitalisierung von 2,482 Mrd. EUR entsprach. Mit einer Gewichtung von 4 % (per Jahresende 2009) ist die Bilfinger Berger AG einer der größeren Werte im MDAX.[15]

Eigentümerstruktur
Anteil Anteilseigner
74,15 % Streubesitz
5,07 % Bilfinger Berger SE (eigene Aktien)
4,99 % Invesco Limited (Großbritannien)
4,85 % DJE Investment (Luxemburg) zur Dr. Jens Ehrhardt-Gruppe
3,00 % Deutsche Bank
2,73 % Axa S.A. (Frankreich)
2,70 % FIL Limited (Bermuda) zu FIL Investments International (Großbritannien), wiederum zu Fidelity Investments (USA)
2,51 % Artemis Investment Management Limited (Großbritannien)

Stand: 12. April 2009

Aktuelle Großprojekte

Europastraße 18 in Norwegen
Schiffshebewerk Niederfinow Nord
  • Unterstützung beim Aufbau einer Gasverflüssigungsanlage in Norwegen
  • Bauabschnitt des Gotthard-Basistunnels
  • Schlüsselfertige Errichtung eines Stadtteils in Doha (Katar)
  • Planung, Errichtung und Betrieb einer JVA in Burg (bei Magdeburg)
  • Finanzierung, Planung, Bau und Betrieb des autobahnähnlichen Ausbaus des südlichen Endes der Europastraße 18 in Norwegen
  • Finanzierung, Planung, Bau und Betrieb der Mautbrücke Golden Ears Bridge inklusive Anbindung in Vancouver, Kanada
  • Neubau des Kernkraftwerks Olkiluoto, Finnland
  • Betrieb der Commerzbank-Arena und der Lanxess Arena
  • Neubau des Schiffshebewerks Niederfinow Nord[16]
  • Sanierung und Umnutzung von Schloss Sonnenstein zum Sitz der Kreisverwaltung des Landkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge (2009−2012)
  • Bau der Nord-Süd-Stadtbahn in der Kölner Innenstadt
  • Neues Stadtbahnnetz in Edinburgh (Schottland)
  • Großkraftwerk Mannheim Block 9 (Deutschland)
  • Großbauprojekt auf der Bundesautobahn 1 ("Public Private Partnership", zusammen mit Johann Bunte und John Laing plc; Vertrag mit der Bundesregierung wurde 2008 abgeschlossen). Betreiberunternehmen ist die u.a. von Bilfinger Berger gegründete A1 mobil GmbH.[17] Das gebildete Konsortium wird 30 Jahre für den Ausbau und die Erhaltung des sechsstreifigen Ausbaus der Autobahn zwischen dem Buchholzer Dreieck und dem Bremer Kreuz (Hamburg–Bremen) verantwortlich sein.[18] Für zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen zur Unfallvermeidung kommt der Bund auf.[19] Im Gegenzug erhält, statt des Staates, der private Unternehmensverbund einen Teil der Einnahmen aus der anfallenden LKW-Maut (wie hoch dieser Anteil ist, unterliegt der Geheimhaltung).[18]

Literatur

  • Bernhard Stier und Martin Krauß: Drei Wurzeln – ein Unternehmen. 125 Jahre Bilfinger Berger AG. verlag regionalkultur, ISBN 978-3-89735-411-1.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Bilfinger Berger SE: Geschäftsbericht 2010. Abgerufen am 24. August 2011 (PDF).
  2. European Powers of Construction 5. Januar 2011 (portugiesisch)
  3. n-tv online, Abkehr vom Baugeschäft: Bilfinger Berger im Umbruch (13. März 2011), zuletzt abgerufen am 24. August 2011
  4. M.Gassmann, Bilfinger hält Lage für stabil, Financial Times Deutschland/Börse Online (12. August 2011), zuletzt abgerufen am 24. August 2011
  5. DGAP-Adhoc: Bilfinger Berger AG übernimmt MCE-Gruppe
  6. Bilfinger Berger SE: Formwechsel abgeschlossen
  7. Dow Jones Deutschland, Bilfinger Berger schließt Verkauf von Valemus Australia ab (10. März 2011), zuletzt abgerufen am 25. August 2011
  8. Bilfinger Berger SE:Roland Koch wird neuer Vorstandsvorsitzender von Bilfinger Berger, 29. Oktober 2010
  9. Andreas Damm und Detlef Schmalenberg: Da ist mit System gefälscht worden, Kölner Stadt-Anzeiger vom 16. Februar 2010, letzter Zugriff 18. Februar 2010
  10. Nikolaus Hammerschmidt und Michael Gassmann: Bilfinger wehrt sich gegen Vorwürfe, Financial Times Deutschland vom 8. März 2010, zuletzt abgerufen am 17. Juni 2010; Pfusch am Bau: Bilfinger setzt Experten ein, heute.de magazin vom 8. März 2010, letzter Zugriff am 17. Juni 2010
  11. Jochen Hilgers: Vertrauen restlos aufgebraucht, Westdeutscher Rundfunk vom 25. Februar 2010, letzter Zugriff 27. Februar 2010
  12. siehe auch Süddeutsche Zeitung Durchsuchung wegen U-Bahn-Bau und ICE-Trasse und Focus Pfusch an ICE-Trasse München-Nürnberg?
  13. Bilfinger Berger SE: Geschäftsbericht 2010, S. 79, online abgerufen am 25. August 2011
  14. Bilfinger Berger SE: [1], S. 80, online zuletzt abgerufen am 25. August 2011
  15. Bilfinger Berger AG: Geschäftsbericht 2009, online zuletzt abgerufen am 17. Juni 2010
  16. Geschäftsbericht Ingenieurbau 2
  17. Schrott-Autobahn A1: Dem Pfusch auf der Spur, NDR Magazin Markt, 22. März 2010
  18. a b Roland Kirbach: Deutschlands gefährlichste Straße. In: Die Zeit Nr. 29 vom 15. Juli 2010, S. 13-15
  19. Todesfalle Autobahnbaustelle: Enge Fahrspuren führen zu vielen Unfällen, NDR Magazin Markt, 9. November 2009

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