Ludwig von Köhler

Ludwig von Köhler

Ludwig (Louis) Ferdinand Köhler, später von Köhler (* 20. Oktober 1868 in Elberfeld; † 26. September 1953 in Ludwigsburg) war ein deutscher Beamter und Hochschullehrer. 1918 war er der letzte Innenminister des Königreichs Württemberg.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft

Ludwig Köhler stammte aus dem damals zum Königreich Preußen gehörigen Bergischen Land. Er war der Sohn von Louis Ferdinand Köhler, dem Gründer und Direktor der Vaterländischen Transport-Versicherungsgesellschaft. Köhlers Mutter war Juliane Christine Therese geb. Schäfer.

Werdegang

Köhler studierte von 1886 bis 1890 Staatswissenschaften an den Universitäten in Tübingen, Bonn und Berlin. In Tübingen wurde Köhler 1886 Mitglied, später Ehrenmitglied des Corps Rhenania.[1] Im Mai 1890 legte er die Erste Höhere Dienstprüfung beim württembergischen Departement des Innern ab. Im November 1890 promovierte er an der Staatswissenschaftlichen Fakultät in Tübingen mit der Dissertation Das Württembergische Gewerberecht von 1805 bis 1870 zum Dr. rer. pol. Nach einem Referendariat beim Oberamt Tübingen von 1890 bis 1891 absolvierte er die Zweite Höhere Dienstprüfung im Departement des Innern. 1891 machte er ein Referendariat bei der Regierung des Neckarkreises in Ludwigsburg. Nach Tätigkeiten als stellvertretender Amtmann in Ulm 1892 und als Amtmann in Heilbronn von 1892 bis 1893 trat er im Herbst 1893 seinen Dienst im Departement des Innern an und wurde bald zum Regierungsassessor befördert. Bei der Regierung des Schwarzwaldkreises in Reutlingen fungierte er als Regierungsrat. Im Jahre 1904 stieg er zum Vortragenden Rat im Departement des Innern auf. Am 18. Januar 1908 erfolgte seine Ernennung zum stellvertretenden württembergischen Bundesratsbevollmächtigten in Berlin. In dieser Stellung wurde er im Juni 1909 auf Dauer nach Berlin versetzt. Am 25. Februar 1911 erhielt er den Rang eines Ministerialdirektors und war 1914 württembergischer Geschäftsträger in Berlin. Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde Köhler als Hauptmann der Landwehr einberufen und kam als Kommandeur eines Landsturm-Bataillons nach Lüttich. Vom Sommer 1915 bis zum Frühjahr 1918 war Köhler mit der Leitung der Abteilung Handel und Gewerbe bei der Zivilverwaltung des Generalgouvernements Belgien in Brüssel betraut, weshalb sein Name auf eine Personenliste der Entente geriet, die nach dem Krieg zur Auslieferungsforderung und Anklageerhebung dienen sollte. Aus Mangel an Beweisen kam es aber nach dem Krieg im Fall Köhlers nie zu einem tatsächlichen Auslieferungsbegehren der Siegermächte.

Württembergischer Innenminister

König Wilhelm II. von Württemberg berief Köhler als Nachfolger Karl von Fleischhauers zum Leiter des Departements des Innern nach Stuttgart zurück. Am 20. März 1918 trat Köhler als Staatsminister in das Kabinett Weizsäcker ein. Einige Abgeordnete der demokratischen Volkspartei in der Zweiten Kammer der Landstände, darunter Conrad Haußmann und Johannes Fischer, beanstandeten diese Berufung eines „Preußen“ zum Minister, die ohne Billigung durch den Landtag erfolgt war. Köhler hatte sich in Folge der unzureichenden Erfüllung der süddeutschen Ablieferungsverpflichtungen gegen das Auftreten preußischer Kommissare zu wehren, die die württembergischen Versorgungslieferungen nach Berlin kontrollierten. Ein weiteres Problem ergab sich aus der verstärkten Zuweisung von fremden Arbeitern in die kriegswichtigen Industriezonen Württembergs wie etwa nach Friedrichshafen. Dies führte zu Engpässen in der Unterbringung und sorgte für Unmut in der Bevölkerung. Anfang November 1918 empfing Köhler die Sprecher der radikalen Flügel der Arbeiterschaft zu einer Unterredung über deren Forderungen. Am 6. November 1918 trat der bisherige württembergische Ministerpräsident Karl von Weizsäcker zurück. Köhler blieb weiterhin für die Aufrechterhaltung der inneren Ordnung an der Spitze des Innenministeriums und sollte in das neu zu bildende Kabinett Liesching eintreten. Am Vormittag des 9. November versammelten sich die Minister zur Vereidigung beim König im Wilhelmspalais und wurden Zeugen der Erstürmung des Palasts durch revolutionäre Arbeiter und Soldaten, die sich an der für denselben Tag angesetzten Stuttgarter Großdemonstration zur Beendigung des Kriegs beteiligten hatten. Mit der Erklärung der Republik und der am Nachmittag desselben Tags erfolgten Bildung des sozialdemokratischen Kabinetts Blos trat Köhler als Innenminister zurück.

Hochschullehrer

Köhler habilitierte sich am 12. April 1919 an der Staatswissenschaftlichen Fakultät in Tübingen und wurde Privatdozent an derselben Universität. Am 2. März 1920 kam die Ernennung zum ordentlichen Honorarprofessor für öffentliches Recht und Sozialwissenschaften. Am 4. Juli 1921 wurde Köhler außerordentlicher Professor mit den Rechten eines ordentlichen Professors. Den Schwerpunkt seiner Lehr- und Forschungstätigkeit bildete das Verwaltungsrecht. In den Jahren 1923 bis 1924 war Köhler Dekan der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät, von 1925 bis 1926 Rektor der Universität Tübingen. 1936 erfolgte die Emeritierung. 1940 feierte die Universität Tübingen sein fünfzigjähriges Doktorjubiläum.

Privatleben

Ludwig von Köhler war evangelisch. Er heiratete in eine katholische Familie ein. Seine Frau Josefine (Fina) Creszentia geb. Hofmeister war die Tochter eines Tübinger Rechtsanwalts. Aus der Ehe von Ludwig und Fina Köhler gingen drei Töchter hervor, wobei die zwei älteren in frühen Jahren verstarben. Die verbliebene jüngere Tochter wurde Schulleiterin am Gymnasium in Feuerbach. Aus diesem Grund wählte Köhler seinen Ruhesitz im nahe gelegenen Ludwigsburg, wo er schließlich nach schwerer Krankheit verstarb. Er wurde auf dem Tübinger Stadtfriedhof beerdigt.[2]

Ehrungen

Literatur

  • Wilhelm Kohlhaas: Ludwig von Köhler. Letzter königlich württembergischer Innenminister. In: Lebensbilder aus Baden-Württemberg. Band 18. W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 1994, S. 471- 485 (mit Abbildung)
  • 150 Jahre Promotion an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Tübingen. Biographien der Doktoren, Ehrendoktoren und Habilitierten 1830 bis 1980. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1984, Seiten 33, 615 und 684 (Abbildung)

Einzelnachweise

  1. Kösener Corpslisten 1960, 128, 302
  2. Helmut Marcon, Heinrich Strecker, Günter Randecker: 200 Jahre Wirtschafts- und Staatswissenschaften an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen: Leben und Werk der Professoren : die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Universität Tübingen und ihre Vorgänger (1817-2002) : in zwei Bänden, Franz Steiner Verlag, 2004, 1596 Seiten, S. 428.

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