- Lörracher Rathaus
-
Lörracher Rathaus Lörracher Rathaus von Nordosten Basisdaten Ort: Luisenstraße 16, Lörrach Bauzeit: 1972–1976 Eröffnung: 20. März 1976 Status: fertiggestellt Baustil: Moderne Architekt: Thomas Heiß Nutzung/Rechtliches Nutzung: Verwaltungsgebäude/Rathaus Eigentümer: Stadt Lörrach Bauherr: Stadt Lörrach Technische Daten Höhe bis zur Spitze: 85,7 m Höhe der höchsten Etage: 71,2 m Tiefe: 12,3 m Etagen: 17 Nutzfläche: 10.720 m² Umbauter Raum: 47.885 m³ Baustoff: Stahl, Stahlbeton Baukosten: 23.729.000 DM Höhenvergleich Lörrach: 1. (Liste) Das Lörracher Rathaus ist ein Mitte der 1970er Jahre errichtetes siebzehngeschossiges Verwaltungshochhaus in der Lörracher Innenstadt. Das vom Architekten Thomas Heiß entworfene Bauwerk mit dunkelgrüner Fassade ist das höchste Gebäude im Landkreis Lörrach und höchstes Rathaus in Baden-Württemberg. Das Rathaus beherbergt neben den städtischen Ämtern auch den Amtssitz des Oberbürgermeisters von Lörrach.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die ab dem 5. August 1927 als Rathaus genutzte Villa Favre in der Turmstraße 45 bot bereits in den 1930er Jahren nicht allen städtischen Ämtern genügend Platz, so dass 1934 das Stadtbauamt, das Fürsorge- und Jugendamt, das Grundbuch- sowie das Vermessungsamt in umgebaute Fabrikräume gegenüber dem Bahnhof umziehen mussten. Pläne für einen Erweiterungsbau im Garten der Villa scheiterten an Geldmangel und der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges verschärfte die Situation. Im Jahr 1955 wurde die Diskussion über die Raumnot erneut geführt und weitere zehn Jahre später waren die städtischen Behörden an fünf verschiedenen Standorten in Lörrach verteilt.
Der Gemeinderat griff das Problem diesmal energischer auf und sprach sich zunächst für einen Neubau am bisherigen Standort der Villa Favre aus. Eine Baukommission besichtigte 13 Rathäuser in der Bundesrepublik und eines in der Schweiz und stimmte am 18. Juli 1968 der Durchführung eines Architektenwettbewerbes zu. Dem Preisgericht stand der bekannte Architekt Egon Eiermann vor, der aus insgesamt 72 eingereichten Modellen und Planunterlagen am 10. Juni 1969 die Arbeit vom Freiburger Architekten Thomas Heiß auswählte. Der prämierte Entwurf wurde am 13. November 1969 durch den Gemeinderat zur Ausführung empfohlen und Heiß wurde beauftragt, eine baureife Planung vorzubereiten.
Nachdem der Gemeinderat im März 1971 den Kostenvoranschlag in Höhe von 23.230.000 DM bewilligt hatte, erfolgte der Spatenstich am 21. März 1972. Das Richtfest wurde am 21. Juni 1974 begangen und die Ämter konnten im Januar 1976 den Neubau beziehen. Am Wochenende des 12. und 13. Juni 1976 wurde die Vollendung des Rathauses mit einem großen Volksfest auf dem Rathausplatz begangen. Gleichzeitig konnte im Rahmen des Tags der offenen Tür die Bevölkerung das neue Haus besichtigen. Mit Gesamtkosten in Höhe von rund 23,7 Mio. DM verteuerte sich der Bau um rund 500.000 DM. Da der Neubau in die Amtszeit des damaligen Oberbürgermeister Egon Hugenschmidt fiel, der den Bau auch maßgeblich unterstützte, trägt das Bauwerk auch den Spitznamen „Langer Egon“.
Im November 2006 geriet das Rathaus in Lörrach in die Schlagzeilen, als eine Gruppe Jugendlicher eine junge Frau, die sich vom Dach des Hochhauses stürzen wollte, dazu ermunterten. Durch das Eingreifen der Polizei konnte die aufgeheizte Situation beruhigt und die Frau von ihrem Vorhaben abgebracht werden.[1]
Lage und Beschreibung
Städtebauliche Bedeutung
Das Lörracher Rathaus befindet sich in der Nähe des Hauptbahnhofes und der Hauptpost am nordöstlichen Ausläufer der Fußgängerzone. Im Zuge seines Neubaus wurde östlich der Hauptpost auch ein Fußgängerbereich zwischen Post und Bahnhof neu erschlossen, der mittlerweile mit der neuen innerstädtischen Fußgängerzone fast komplett verwachsen ist. Der Rathausplatz östlich des Rathauses ist zum übrigen Straßenniveau leicht abgesenkt. Der mit Natursteinen gepflasterte Platz, auf dem häufig Flohmärkte oder anderer Veranstaltungen stattfinden, wird von teilweise alten Bäumen gesäumt. Auf dem Platz befindet sich die Granitskulptur Triade des Künstlers Giancarlo Sangregorios, die eine Station des Lörracher Skulpturenwegs bildet. Südlich vom Rathaus am Fußweg zur nah gelegenen Bonifatiuskirche steht ein kleiner von Jörg Bollin gestalteter Brunnen Lebensquell in Form einer Frucht. Das 85 Meter hohe Bauwerk bildet eine städtebauliche Dominante und ist sowohl innerhalb der Stadt wie auch von vielen Hügeln des unteren Wiesentals gut zu erkennen. Die dunkelgrüne Farbgebung der Fassade soll sich an die waldreiche Gegend des Lörracher Umlandes anpassen.
Architektur und Gliederung
Das Lörracher Rathaus gliedert sich grob in zwei außen sichtbare Bereiche: den Eingangs- und Saalbereich in Form eines auskragenden Sockelbaus sowie den Verwaltungsbereich im anschließenden Büroturm.
Durch das Hauptportal im Osten vom Rathausplatz – ein weiterer Eingang im Norden wurde zugunsten des Bürgerservicebüros geschlossen – gelangt man in das Foyer, das manchmal auch als Ausstellungshalle genutzt wird. Im ersten Obergeschoss befinden sich der Ratssaal, zwei durch eine Schiebewand verbundene Sitzungssäle, Fraktionsräume sowie ein Aufenthaltsraum. Die Fußböden bestehen im Erdgeschoss aus Marmor, die Decken aus Sichtbeton. Im Plenarbereich ist der Boden teilweise mit Teppich ausgekleidet; Decken und Wände bestehen aus Rauputz oder Sichtbeton.
Darüber schließt sich der Verwaltungsbereich an, der je nach Größe der Ämter in zwei- oder dreigeschossige Einheiten zusammengefasst ist. Diese sind über interne Verbindungstreppen und den zentral liegenden Aufzug miteinander verbunden. Als Orientierungshilfe der einzelnen Ämter und ihrer Unterbringung auf den teilweise stockwerkübergreifenden Einheiten im Haus dient ein Farbenleitsystem. Dazu sind die Innenwände mit farbig emaillierten Stahlpaneelen ausgekleidet. Die Böden sind mit Teppich ausgekleidet und Bürobereiche über verstellbare Trennwände variabel gestaltbar.
Im zweiten Obergeschoss ist der technische Dienst mit Telefonanlage und Druckerei untergebracht. Das 11. Geschoss mit Büros für den Oberbürgermeister, den Bürgermeister und deren Mitarbeiter sowie die 13. Etage mit dem Aufenthaltsraum bilden Sondergeschosse, die durch Fassadeneinschnitte außen unterscheidbar sind. Auf der nur im Rahmen von Führungen für die Öffentlichkeit zugänglichen Dachterrasse auf 67,7 Meter schließen sich die Aufbauten für die Aufzugmaschine und die Lüftungsräume an. Neben den Verbindungstreppen in der Gangzone und den Aufzügen im Kernbereich befindet sich darüber hinaus ein separates Nottreppenhaus, das den Westteil des Bauwerks vollständig durchzieht.
In den beiden unterirdischen Etagen sind neben der Haustechnik, das Lager und das Stadtarchiv untergebracht. In einem selbstständigen Baukörper befindet sich ebenfalls unterirdisch eine zweigeschossige Tiefgarage für 197 PKW-Stellplätze.
Bautechnik und Sicherheitseinrichtungen
Der Rathausturm wird von einem Stahlbetonskelett und zwei Versorgungsschächten getragen. Der mittlere Kern beherbergt eine Aufzugsanlage mit drei Kabinen zu je sechs Personen und einer Kabine für zwölf Personen. Die Aufzüge werden aus rationellen Gründen über eine Gruppensammelsteuerung manövriert. Der Fahrstuhlschacht weist eine Förderhöhe von 71 Metern auf. Die maximale Fahrgeschwindigkeit beträgt 3 Meter pro Sekunde.
Das Hochhaus wird über eine Zweikreis-Kesselanlage mit Wärmeübertragung für Wasser und Dampf beheizt. Das Leitungssystem der mit Erdgas betriebenen Anlage befindet sich im Kern des Gebäudes und lässt sich in vier getrennt regelbaren Höhenzonen und zwei Witterungsgruppen einteilen.
Die Belüftung des Rathauses erfolgt im Sockel über eine Klimaanlage, im Büroturm über frei regulierbare Vertikalschiebefenster. Der Lufteinlass erfolgt mechanisch über den Flurbereich, die Abluft wird über die WC-Anlage abgesaugt. Die Tiefgarage wird über eine separate Lüftung versorgt. Die Gesamtleistung der lufttechnischen Anlagen beträgt 92.000 Kubikmeter pro Stunde.
Die Stromversorgung im Haus wird über einen Transformator (630 kVA) im Technikgeschoss gewährleistet. Im Notfall kann das Rathaus über eine Notstromanlage mit Dieselaggregat versorgt werden.
Literatur
- Stadt Lörrach (Hrsg.): Das neue Rathaus. Lörrach 1976.
Weblinks
Commons: Lörracher Rathaus – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ Bernd Dörries: Beihilfe zum Selbstmord. In: Süddeutsche Zeitung. 7. November 2006.
47.61499455757.6645356416667Koordinaten: 47° 36′ 54″ N, 7° 39′ 52″ OKategorien:- Rathaus in Baden-Württemberg
- Hohes Gebäude (Baden-Württemberg)
- Bauwerk in Lörrach
- Erbaut in den 1970er Jahren
Wikimedia Foundation.