- Charles Ponzi
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Charles Ponzi (* 3. März 1882 in Parma, Italien als Carlo Pietro Giovanni Guglielmo Tebaldo Ponzi, Pseudonyme: Charles Ponei, Charles P. Bianchi, Carl und Carlo; † 18. Januar 1949 in Rio de Janeiro, Brasilien) war ein italienischer Immigrant in den USA und einer der größten Schwindler und Betrüger der amerikanischen Geschichte. Im englischen Sprachraum ist der Begriff „Ponzi scheme“ (deutsch etwa: „Ponzi-Trick“) bis heute eine gebräuchliche Bezeichnung für Schneeballsysteme und Pyramidenspiele.
Charles Ponzis „Ruhm“ als Betrüger ist noch heute nicht verblasst – Kunden, die nach heutigem Geldwert 150 Millionen Dollar angelegt hatten[1], wurden um ihr Vermögen geprellt. Für eine Einzelperson, die ein Schneeballsystem organisierte, ist dies noch heute ein beträchtlicher Betrag.
Inhaltsverzeichnis
Beginn in den USA und Kanada
Ponzi wanderte im November 1903 mit 2,50 Dollar in die USA ein. Er arbeitete in einem Restaurant, nachdem er schnell Englisch zu sprechen gelernt hatte. Zunächst schlief er auf dem Boden des Restaurants und konnte sich schnell zum Kellner hocharbeiten. Nach Betrügereien wurde er entlassen.
1907 zog er nach Montréal in Kanada. Als Bankangestellter sah er, wie sein Patron, Luigi Zarossi, italienische Neuankömmlinge mit sechs Prozent Jahreszins lockte, das Doppelte des damals üblichen Zinssatzes. Zarossi geriet jedoch in Schwierigkeiten und beglich die fälligen Zinsen durch Plünderung der Konten von Neuanlegern. Mit dem Gewinn setzte sich Zarossi nach Mexiko ab.
Charles Ponzi lebte nun im Haushalt der von Zarossi verlassenen Familie. Ponzi plante seine Rückkehr in die Vereinigten Staaten. Zwecks Finanzierung suchte er das Büro eines ehemaligen Zarossi-Kunden auf und stellte sich dort unbeobachtet im Namen des Chefs einen Scheck in der Höhe von $ 423 aus. Dafür wurde er wegen Betrugs zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Seiner Familie schrieb er, er hätte eine Stelle als Assistent des Gefängniswärters gefunden.
Wegen Menschenschmuggels verbrachte Ponzi nach seiner Entlassung eine weitere Gefängnisstrafe, dieses Mal in Atlanta (USA), und wurde dort tatsächlich ein Assistent des Gefängniswärters. Er übersetzte Briefe, die ein italienischer Gangster erhielt, und freundete sich mit diesem an. Ein anderer Gefangener in Atlanta schluckte Seifenspäne, erkrankte und konnte die Ärzte erfolgreich davon überzeugen, dass er sterben würde – er wurde vorzeitig entlassen. Dieser Mitgefangene wurde für Ponzi zum Vorbild.
Ponzi und sein Trick
Ponzi begann nach der Entlassung zunächst damit, Branchenbücher zu verkaufen, die Firma ging jedoch bald bankrott.
Einmal erhielt er Post von einer Firma aus Spanien, die sich für einen Katalog interessierte und dem Brief einen Internationalen Antwortschein beifügte. Anfangs war der Geldwert eines solchen Antwortscheins noch an die Währung gekoppelt; als die europäischen Währungen jedoch zu Beginn des 20. Jahrhunderts dramatisch an Wert zu verlieren begannen, konnte man in Europa einen Schein für den Bruchteil des in USA üblichen Preises erwerben. Ponzi warb Mitarbeiter an, die in Europa ebendiese Scheine kauften, um sie dann in den USA wieder zu veräußern. 1920 konnte man in Spanien für umgerechnet einen US-Cent einen Antwortschein kaufen, der in den USA selbst 6 Cent wert war. Die damals langen Postlaufzeiten und die Bürokratie im internationalen Postverkehr verhinderten aber ein profitables Geschäft.
In der Folge warb Ponzi Kunden an, die Geld in diese Antwortscheine investierten. Zu diesem Zweck gründete er in Boston die Firma „Securities Exchange Company“. Ponzi versprach 50 % Rendite in 45 Tagen oder die Verdoppelung des angelegten Geldes in 90 Tagen. Weil das Geschäft so blendend lief – er zahlte, wenn jemand seinen Gewinn sehen wollte –, forderten die vertrauensseligen Kunden ihre Einkünfte nicht ein und ließen ihre „Gewinne“ wieder reinvestieren. Viele Menschen verpfändeten ihr Haus und ihre Habseligkeiten, um nach der Ponzi-Methode reich zu werden.
In wenigen Monaten des Jahres 1920 vergrößerte Ponzi sein Vermögen von wenigen Tausend Dollar auf Millionen. Zu seinen Glanzzeiten nahm er täglich eine Million Dollar ein; das Geld wurde in Schubladen, in Papierkörben und auf dem Boden gelagert und gestapelt.
Als aber ein Möbelhändler bei Ponzi erfolglos Geld einforderte, wurden die Medien auf seinen Reichtum aufmerksam. Die Kunden verlangten ihr Geld zurück, und Ponzi befriedigte ihre Forderungen. Doch die Investoren waren beunruhigt. Als das Finanzamt schließlich sein Vermögen unter die Lupe nahm, fand man in seinem Besitz nur wenige Antwortscheine. Man errechnete, dass er für das eingenommene Geld 160 Millionen derartiger Scheine hätte kaufen müssen - doch im Umlauf waren zu dieser Zeit nur 27.000. Als die Presse von seinen Vorstrafen berichtete, erkannten die Anleger den Betrug und verlangten ihr Geld zurück. Insgesamt waren Ponzi 15 Millionen Dollar von rund 40.000 Kunden anvertraut worden; bei der Durchsuchung seiner Büros wurden nur 1,5 Millionen sichergestellt.
Ponzi wurde zu fünf und zusätzlich zu zwischen 7 und 9 Jahren Gefängnis verurteilt.
Ein betrügerischer Neubeginn
Nach seiner Entlassung versuchte er sich in Florida nochmals mit einem Pyramidenspiel, dieses Mal im Grundstückshandel. Unter dem Namen Charles Borelli erstand er Land zu 16 Dollar pro acre, unterteilte das Grundstück in 23 Teile und verkaufte jedes für 10 Dollar. Er versprach den Kunden eine wundersame Geldvermehrung von 10 Dollar auf 5,3 Millionen Dollar innerhalb von zwei Jahren. Dass das Gelände sumpfig war und größtenteils unter Wasser stand, verschwieg er.
Nach dem Auffliegen dieses Skandals wurde er wiederum zu einer Haftstrafe verurteilt. Nach Bezahlung einer Kaution wurde er wieder freigelassen, flüchtete aber 1926 in Richtung Texas. Im Hafen von New Orleans wurde er verhaftet und nach Boston zurückgeschickt. Ein Gesuch an Präsident Calvin Coolidge[2], um eine Zwangsdeportation ins Ausland zu verhindern, wurde abgelehnt.
Italien und Brasilien
Nach sieben Jahren Haft in Boston wurde er am 7. Oktober 1934 auf ein Schiff nach Italien gesetzt. Von der Öffentlichkeit wurde er immer noch als ein Held betrachtet, und gerade unter den Italienern – sei es in den USA oder in Italien – hatte seine Verehrung ein geradezu mythisches Ausmaß angenommen. In Rom arbeitete er zunächst als Übersetzer. Benito Mussolini vertraute ihm die Leitung der brasilianischen Filiale der staatlichen italienischen Fluggesellschaft Ala Littoria an; seine Beschäftigung in Rio de Janeiro dauerte von 1939 bis 1942. Als er entdeckte, dass Mitarbeiter in den Flugzeugen Devisen schmuggelten, verlangte Ponzi eine Gewinnbeteiligung. Als sie diese verweigerten, verriet er sie bei der brasilianischen Regierung.
Nach seiner Entlassung bei der Airline – der Zweite Weltkrieg hatte das Fluggeschäft ruiniert – versuchte er sich in verschiedenen Jobs. Nachdem er als Hotelmanager gescheitert war, lebte er von Arbeitslosenunterstützung und einem kleinen Zuverdienst durch Englischunterricht.
Ponzi starb 1949 in der Armenabteilung eines Spitals in Rio de Janeiro nach einem Hirnschlag – er war fast blind und seine linke Körperhälfte war gelähmt. Ein Mann übernahm Ponzis Bestattung; die 75 Dollar aus der staatlichen Alterspension deckten gerade die Begräbniskosten.
Referenzen
- ↑ Nach dem Geldwert von 2006
- ↑ Ponzis Telegramm: http://www.mark-knutson.com/Ponzi/foia/25.html
Literatur
- Zuckoff, Mitchell: Ponzi's Scheme: The True Story of a Financial Legend. Random House, 2006. ISBN 0-8129-6836-0
- Kilian: Strafbarkeit von Ponzi-Schemes - Der Fall Madoff nach deutschem Wettbewerbs- und Kapitalmarktrecht, in: HRRS 2009, S. 285-290.
Weblinks
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