- Martin Grütter
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Martin Grütter (* 24. August 1983 in Trostberg) ist ein deutscher Komponist und Pianist.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Martin Grütter wuchs im oberbayerischen Burghausen auf und erhielt seine musikalische Grundausbildung in den Fächern Klavier, Violine und Komposition unter anderem in Salzburg und München. Ab 2004 studierte er Komposition und elektronische Musik in Berlin an der Hochschule für Musik Hanns Eisler bei Hanspeter Kyburz und Wolfgang Heiniger, daneben nahm er an Meisterkursen u. a. bei Brian Ferneyhough und Stefano Gervasoni teil. Seit 2010 ist der Stipendiat der Akademie Musiktheater heute der Deutsche Bank Stiftung.
Seine Werke werden regelmäßig von Formationen wie dem Ensemble Intercontemporain, dem Thürmchen-Ensemble, dem Ensemble Ligatura oder dem Minguet-Quartett bei Festivals und Konzerten in Deutschland, Frankreich, Österreich und der Schweiz aufgeführt. Daneben tritt er auch als Klavier- und Keyboard-Improvisator und Performer auf.
Er erhielt für sein Schaffen mehrere Preise, u. a. beim Mahler-Kompositionswettbewerb Wien (2010), dem Internationalen Kompositionswettbewerb der MusikTriennale Köln (2010), dem Wettbewerb In memoriam György Ligeti (2007) und beim Hanns-Eisler-Preis für Komposition und Interpretation zeitgenössischer Musik (2007). Er lebt als freischaffender Komponist in Berlin.
Musik
Viele Werke Martin Grütters beschäftigen sich mit Performanz und Virtuosität auf der Bühne. Kennzeichnend für seinen ästhetischen Ansatz sind Übersteigerungen und Extreme, genauso aber auch deren ironische Relativierung: "Der Zug ins Riesenhafte, in die measurelessness, in die Überhöhung, die jedoch sofort in ihr Gegenteil, in die Übertreibung, die Karikatur, die Fratze, die Bloßstellung umschlagen kann - Übermenschlichkeit und das ihr nicht Gewachsensein als zwei Ansichten einer Münze"[1].
Mittel zur Überhöhung sind in Grütters Musik häufig schnelles Tempo, schnell wechselnde, treibende Rhythmen, hohe Lautstärke und überbordende Klangkaskaden, daneben insbesondere auch der Einsatz von Elektronik und Computer. In seinem work in progress Indra Medusa Caligula konstruiert er seit 2007 ein Keyboard-Setup ("Hyperklavier" genannt), bei dem sich durch den Pianisten eine möglichst große Fülle an Tönen und Spielparametern kontrollieren lassen. In seinem Audio-Video-Dokument Best Schumann Ever (2009/10) fertigte er aus vielen kleinen Mosaiksteinchen eine extrem virtuos anmutende (und in der Realität kaum machbare) Interpretation von Robert Schumanns Klavierwerk Presto Passionato WoO 5/2. Seine Instrumentalwerke integrieren oft eine große Spannbreite stilistischer und emotionaler Ausdrucksformen und bauen daraus groß angelegte, theatralisch wirkende Dramaturgien.
Zitat
Der Virtuose beherrscht sein Handwerk mustergültig, aber er sucht dessen Entgrenzung. (...) Er versucht, sich immer mehr der Grenze des Möglichen zu nähern: Einer Grenze, die er, weil sie von einem Graubereich umgeben ist, bisweilen unmerklich überschreiten kann, um im nächsten Moment wieder in die Sicherheit zurückzuschnellen, um sich ihr wiederum zu nähern usw., und so ein Oszillieren am Rande des Gerade-noch-Möglichen zu vollführen, das die dem Virtuosen eigene Faszination ausmacht.[2]
Werkverzeichnis (Auswahl)
- STUPOR MUNDI UNCONCEALED für E-Gitarre, Klavier, Schlagzeug und Elektronik (2006)
- Die Sprache der Jongleure für Stimme, Ensemble und Elektronik, nebst einer Introduktion mit Barpiano-Accompagnement (2007/08)
- Mandala Mossad für neun Bläser, drei Schlagzeuger und Klavier (2008)
- Siebenkreiswerk für Flöte, Klarinette, Violine, Viola, Violoncello und Klavier (2008)
- sacred river A L P H ’s meanders mazy mad & measureless für dreizehn Instrumente (2007, rev. 2009)
- NeandertalerRocketUniversalmusik für einen Doppelklavierperformer (2009/10)
Text:
- Der verlorene Ehrensäbel des F. L. - Wie Virtuosität entsteht und wohin sie führen kann. Diplomarbeit, Hochschule für Musik „Hanns Eisler“, Berlin 2010. Volltext
Weblinks
- Website des Komponisten
- "Fehlt nur das Klavier mit den 1000 Tasten" Portraitsendung im Deutschlandradio Kultur (Februar 2009)
Einzelnachweise
- ↑ Programmheft zu sacred river ALPH's meanders mazy mad & measureless
- ↑ Der verlorene Ehrensäbel des F. L. - Wie Virtuosität entsteht und wohin sie führen kann. Diplomarbeit, Hochschule für Musik „Hanns Eisler“, Berlin 2010, S. 24, Volltext vgl. hier
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