- Matthäus Kaiser
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Matthäus Kaiser (* 15. August 1924 in Kirchweidach, Landkreis Altötting; † 15. August 2011 in Pfarrkirchen) war ein deutscher Geistlicher und römisch-katholischer Theologe und Kirchenrechtler.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Kaiser, jüngstes von zehn Kindern vom Wiesmeierhof in Kirchweidach, besuchte ab 1936 das Knabenseminar in Passau und anschließend das dortige Gymnasium. 1943 wurde er als Soldat zur Wehrmacht einberufen. Als Leutnant der Reserve kam er im Februar 1945 an die Westfront und wurde schwer verwundet. Im Januar 1946 kehrte er aus französischer Kriegsgefangenschaft zurück. Nach dem Studium der Theologie und Philosophie im Priesterseminar Passau und im Herzoglichen Georgianum in München empfing er im Sankt-Stephans-Dom in Passau am 29. Juni 1951 die Priesterweihe. Er war anschließend Kaplan in Vilshofen. 1955 wurde er an der Ludwig-Maximilians-Universität München zum Doctor Theologiae (Dr. theol.) promoviert. 1956 absolvierte er ein Lizentiat in Kanonischem Recht (Lic. iur. can.).
Ab dem 1. November 1956 lehrte Kaiser Kirchenrecht an der Philosophisch-theologischen Hochschule Passau. Nach seiner Habilitation 1964 wurde er zum außerordentlichen Professor ernannt. 1965 wechselte er als ordentlicher Universitätsprofessor für systematische Theologie und Kirchenrecht an die Ruhr-Universität Bochum und 1968 an die Universität Regensburg. 1989 wurde er emeritiert.
Zusammen mit Karl-Heinz Pollok galt er als einer der beiden Gründungsväter der Universität Passau. Aufgrund seiner Erfahrungen im Aufbau der Universitäten Bochum und Regensburg wurde Kaiser 1974 von der bayerischen Staatsregierung in den Strukturbeirat zum Aufbau der Universität berufen und war ab 1978 dessen Vorsitzender. Er war Leiter der ersten Berufungskommissionen der Katholisch-Theologischen, Juristischen, Wirtschaftswissenschaftlichen und Philosophischen Fakultät und so verantwortlich für die erste Professoren-Generation.[1][2]
Kaiser war rechtlicher Berater der Bischöfe von Passau und des Generalvikariates. Er war nebenamtlicher Kirchenanwalt und Richter am kirchlichen Gericht der Diözese Passau (1961, 1966, 1970, 1961 bis 1965). Er war Mitglied der AG Kirchenrecht der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Matthäus Kaiser lebte zunächst in seiner Heimatgemeinde Kirchweidach. Den längsten Teil seines Lebens, fast 42 Jahre (von 1967 bis 2009) war sein Lebensmittelpunkt die Gemeinde Sinzing bei Regensburg, wo er als nebenamtlicher Seelsorger in der Pfarrei Mariä Himmelfahrt in Sinzing wirkte. In unmittelbarer Nähe zur Pfarrkirche baute er sich ein Haus. Trotz aufwändiger wissenschaftlicher Lehrtätigkeit als Professor und der Mitarbeit in anderen überregionalen theologischen Gremien integrierte sich Prof. Kaiser mit großem Engagement in den seelsorgerischen Dienst der Pfarrei Mariä Himmelfahrt Sinzing und wirkte stets als bescheidener „Kaplan“ im Hintergrund. Er war immer zur Stelle und gerne bereit, wann immer er gebraucht wurde. Den jeweiligen Ortspfarrern, insgesamt hatte er unter vier „gedient“, war er stets ein guter, aber unaufdringlicher Ratgeber. In ungezählten Predigten verkündete und erklärte er das Wort Gottes in großartiger und einprägsamer Weise. In zahlreichen Pfarrbriefbeiträgen wandte er sich an die Pfarrgemeinde, und mit zahlreichen fundierte Vorträgen bereicherte er das Leben der örtlichen Verbände. Dabei wies er immer wieder auf Missstände unserer Zeit hin und verteidigte die Werte unseres Glaubens. Mit seiner bescheidenen Art und seinem immer freundlichen Wesen war er bei vielen Pfarrangehörigen besonders geschätzt und ein vielen war er Seelsorger und „Beichtvater“.
Nach seinem gesundheitlich bedingten Wegzug aus Sinzing verbrachte er seine letzten Lebensjahre im Seniorenheim in Pfarrkirchen. Er wurde im Priestergrab der Pfarrkirche St. Vitus in Kirchweidach bestattet.
Auszeichnungen und Ehrungen
- Ernennung zum Prälaten durch Papst Johannes Paul II. (1981)[3]
- Ehrensenator der Universität Passau (1984)[3]
- Bundesverdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland[3]
Schriften
- Die Einheit der Kirchengewalt nach dem Zeugnis des Neuen Testaments und der Apostolischen Väter, K. Zink 1956
- Der Gute Glaube im Codex juris canonici, M. Hüber 1965
- Beiträge zur Theologie der Ehe, Butzon & Bercker 1971, ISBN 3766685074, zusammen mit Wolfgang Beinert, Franz Böckle
- Die Geltung von Grundrechten im kirchlichen Bereich: DieVerwaltungsgerichtsbarkeit in der evangelischen Kirche, Aschendorf 1972, ISBN 3402032570, zusammen mit Wolfgang Rüfner, Erich Ruppel
- Geschieden und wieder verheiratet: Beurteilung der Ehen von Geschiedenen, die wieder heiraten, F. Pustet 1983, ISBN 379170866X
- Beiträge zum Kirchenrecht, Katholische Akademie Schwerte 1984, zusammen mit Heiner Grote, Richard Puza
- Das Eherecht der Kirche, Domschule 1988
Literatur
- Recht als Heilsdienst, Matthäus Kaiser zum 65. Geburtstag gewidmet von seinen Freunden, Kollegen und Schülern / hrsg. von Winfried Schulz, Bonifatius Verlag Paderborn 1989, ISBN 3-87088-593-9
Weblinks
- Literatur von und über Matthäus Kaiser im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Stimmen der Zeit: Autorenbeiträge Matthäus Kaiser
- Matthäus Kaiser: „Wie werden Bischofsstühle besetzt?“
- Nachruf der Ludwig-Maximilians-Universität München
Einzelnachweise
- ↑ „Gründungsvater der Uni Passau tot“, Bürgerblick Passau, 23. August 2011
- ↑ „Die Universität Passau nimmt Abschied von einem ihrer Gründerväter“, Passau live, 23. August 2011
- ↑ a b c „Matthäus Kaiser ist verstorben“, Chiemgau online, abgerufen am 31. August 2011
Kategorien:- Kirchenrechtler
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