Maximilian Nohl

Maximilian Nohl

Maximilian Nohl (* 11. September 1830 in Iserlohn; † 9. Juni 1863 in Köln; vollständiger Name: Maximilian August Nohl) war ein deutscher Architekt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Max Nohl war das fünfte von 18 Kindern des Iserlohner Justizrates Franz Ludwig Nohl[1] und Bruder des Musikschriftstellers Ludwig Nohl.[2]

Nach dem Besuch des Gymnasiums in Duisburg in den Jahren 1845 bis 1848 absolvierte er eine einjährige Feldmesserausbildung, ebenfalls in Duisburg. Im Anschluss daran war er von 1849 bis 1850 im Eisenbahnbau als Geometer tätig.

Während des Studiums an der Berliner Bauakademie, das von 1850 bis 1853 dauerte, legte er im Jahr 1852 das erste Staatsexamen ab. Nach dem Studium war Max Nohl 1853 als Bauführer in Bonn tätig. Es folgten zwei Jahre mit Entwurfstätigkeiten in den Architekturbüros William Lindley in Hamburg und Rudolf Gottgetreu in München. Anschließend war er als Bauführer in Naumburg und Halle an der Saale tätig, bevor er 1856/1857 sein Studium an der Bauakademie fortsetzte und 1857 die Prüfung als Landbaumeister ablegte.

Es folgten Studienreisen nach Belgien, Frankreich und Italien. Auf diesen Reisen entstanden viele Handzeichnungen mit Bleistift auf Papier oder Karton als Reiseskizzen.

Ab 1861 war Max Nohl bis zu seinem Tod im Jahr 1863 in Mülheim und anschließend in Köln als freier Architekt tätig.

Werk

Bauten und Entwürfe

  • 1858–1859: Höhere Bürgerschule in (Duisburg-) Ruhrort
    Ziegelbau mit neogotischen Treppengiebeln an allen vier Seiten des Gebäudes[3][4]
  • 1860: drei Wettbewerbsentwürfe für das neue Berliner Rathaus (später gen. Rotes Rathaus)[5]
Waisenhaus Iserlohn
  • 1860 begonnen: Erweiterungsbauten des Waisenhauses in Iserlohn
    Die Erweiterung des bereits 1774 errichteten Schul- und Fabrikenhauses für Iserlohner Waisenkinder bestand aus einer Aufstockung und einem Anbau nach Westen, im Obergeschoss werden die Fassaden durch Lisenen, Stockwerk-, Sohlbank- und Traufgesimse gegliedert. Das Gebäude steht seit 1986 unter Denkmalschutz.[6]
  • um 1862: Decken- und Dachkonstruktion in Gusseisen für die Berliner Hauptsynagoge
    Die Synagoge wurde nach Entwürfen von Eduard Knoblauch von Friedrich August Stüler ausgeführt. Nohl konzipierte die Decken- und Dachkonstruktion einschließlich des Tragwerks der Kuppel und wirkte an der Ausführung mit.[7]
  • 1862–1867: Westfälische Provinzial-Irrenanstalt in Lengerich
    Die schlossartige Gebäudeanlage besteht aus sechs Einzelbauten. Nach Nohls Tod wurde die Bauleitung durch den Baumeister Dittmar übernommen.[8]
  • 1862–1863: Schützenhalle „Alexanderhöhe“ in Iserlohn
    Im Auftrag des Iserlohner Bürger-Schützen-Vereins errichtete Nohl innerhalb eines Jahres die „Große Halle“ auf der Alexanderhöhe mit einem Fassungsvermögen von 4.000 Personen, die bis zur Jahrhundertwende zu den größten Hallen des Sauerlandes zählte.[9]
  • 1863–1864: evangelische Christuskirche in Oberhausen
    Der Bau der Kirche wurde nach Plänen Nohls durch den Baumeister Kind vollendet, da Nohl kurz nach der am 28. Mai 1863 erfolgten Grundsteinlegung verstarb.[10]
  • 1864: Wintergarten (sogenannter „Glaspalast“) der Kölner Flora
    Der palastartige, 18 Meter hohe Bau aus Gusseisen und Glas mit den Grundmaßen 57 Meter × 22,5 Meter wurde von Nohl und Joseph Felten nach dem Vorbild des Londoner Crystal Palace und des Pariser Jardin d’hiver entworfen.[11]
  • 1864–1866: evangelische Friedenskirche in (Mönchengladbach-) Rheydt
    Die Entwürfe Nohls mit Elementen der Neogotik und der Neorenaissance wurden leicht abgeändert und durch Ewald Landmann ausgeführt.[12]

Schriften

  • Wilhelm Lübke (Hrsg.), Maximilian Nohl: Tagebuch einer italienischen Reise. Stuttgart 1877.

Literatur

  • Norbert Aleweld: Der Baumeister Maximilian Nohl 1830-1863. Habelt, Bonn 1980. (= Studien zur Bauforschung, 10.) (zugleich Dissertation, Technische Hochschule Aachen, 1979)
  • Hermann Holtmeier: Markante Köpfe aus dem Märkischen Kreis. Hans-Herbert Mönnig, Iserlohn 1997, ISBN 3-922885-89-6.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hermann Holtmeier: Markante Köpfe aus dem Märkischen Kreis. S. 93. (Hinweis S. 9).
  2. Albert Mühl: Curtius, rheinische Industriellenfamilie. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 3, Duncker & Humblot, Berlin 1957, S. 444 f.
  3. Route Industriekultur: Bergiusstraße
  4. ag arch ruhrgebiet (Hrsg.): Architektur in Duisburg. Mercator-Verlag, Duisburg 1994, ISBN 3-87463-214-8.
  5. Max August Nohl – Das Rote Rathaus in Berlin (Wasserfarbzeichnung) auf artnet.de, zuletzt abgerufen am 7. April 2011 – vgl. Bestand im Architekturmuseum der Technischen Universität Berlin (→ Weblinks)
  6. Götz Bettge: Iserlohn-Lexikon. Hans-Herbert Mönnig, Iserlohn 1987, ISBN 3-922885-37-3, S. 153.
  7. Neue Synagoge im Ehrungsverzeichnis des Luisenstädtischen Bildungsvereins
  8. Gebäude und Ausstattung der LWL-Klinik Lengerich auf lwl.org, zuletzt abgerufen am 7. April 2011
  9. Geschichtsmuseum Lüdenscheid: Ausstellung Schützenwelten. Alice von Plato: Die Geschichte einer Schützenhalle im Sauerland, abgerufen am 9. April 2011
  10. Geschichte der Christuskirche Oberhausen auf oberhausen-rheinland.de, zuletzt abgerufen am 7. April 2011
  11. Gründungsgeschichte der Flora auf museenkoeln.de, zuletzt abgerufen am 7. April 2011
  12. Oliver Meys: Sozialwohnungen im Gotteshaus. In: Landesinitiative StadtBauKultur NRW, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, LWL-Amt für Denkmalpflege in Westfalen (Hrsg.): Kirchen im Wandel. Veränderte Nutzung von denkmalgeschützen Kirchen.. Düsseldorf 2010, ISBN 978-3-939745-06-8, S. 130. stadtbaukultur-nrw.de (PDF; 10,5 MB; Auszug S. 89–172, in PDF S. 43)

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