Mittelschmiedeberg

Mittelschmiedeberg
Mittelschmiedeberg
Gemeinde Mildenau
Koordinaten: 50° 35′ N, 13° 9′ O50.57808888888913.142833333333Koordinaten: 50° 34′ 41″ N, 13° 8′ 34″ O
Postleitzahl: 09456
Vorwahl: 037343

Mittelschmiedeberg ist ein Ortsteil der sächsischen Gemeinde Mildenau im Erzgebirgskreis.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Mittelschmiedeberg liegt etwa 7 Kilometer südlich von Marienberg im Erzgebirge. Die Ansiedlung liegt am rechten Ufer der Preßnitz im gleichnamigen Tal. Im Osten schließt sich ein bis nach Olbernhau reichendes, ausgedehntes Waldgebiet an.
Durch den Ort führt die Staatsstraße 219 SteinbachBundesstraße 174, die Staatsstraße durch das Preßnitztal nach Schönbrunn zweigt hier von erstgenannter ab.

Nachbarorte

Niederschmiedeberg
Arnsfeld Nachbargemeinden
Oberschmiedeberg

Geschichte

Hammerschänke Mittelschmiedeberg, Geburtshaus von Julius Ludwig Weisbach
Ehemalige „Sägemühle Neubert“

Der Werkweiler entstand in unmittelbarer Nähe eines ehemaligen Hammerwerkes, die erste belegte Ortsnamenform datiert aus dem Jahre 1677 als eine Schmiedehütte ins mittel Schmiedebergk[1].

1662 wurde von Christian Meyer, welchem auch der Hammer in Schlössel gehörte, hier ein Hammerwerk angelegt. Es war gleichzeitig das jüngste seiner Art im Preßnitztal. Meyer erhielt für die Anlage eine kurfürstliche Konzession und ein Stück Wald, von dem er notwendige Holzkohle beziehen konnte, zugewiesen.
1674 erhielt das Werk ein Privileg als Zain-, Gewehr-, Waffen- und Rohrhammer, zu dieser Zeit besaß es Hofrat Gabriel Voigt. Ende des 17. Jahrhunderts ging es in den Besitz der Familie von Berbisdorf, welche auch die Werke Neunzehnhain, Schmalzgrube, Nieder- und Oberschmiedeberg ihr Eigen nannte. Nachdem Kaspar Siegismund von Berbisdorf jun. aufgrund seines ausschweifenden Lebensstiles 1739 Bankrott ging, übernahm die im Berg- und Hüttenwesen erfahrene Familie von Elterlein Mittelschmiedeberg. Aus der Erbmasse seines 1773 verstorbenen Vaters Hans Heinrich IV. erhielt Hans August die Werke Mittel-, Oberschmiedeberg und Schmalzgrube, gleichzeitig war er der erste Hammerherr der hier seinen ständigen Wohnsitz hatte. Entsprechend einer Jahreszahl im Keller des Herrenhauses wurde dieses vermutlich 1754 errichtet.
Von 1764 bis 1835 war Christian Gottlieb Weisbach, Vater des Mathematiker und Ingenieurs Julius Ludwig Weisbach, Schichtmeister des Werkes. Als Hochofenmeister wird Christian Gottfried Sehmisch, als Kohlenmesser Johann Heinrich Vieweg genannt.[2]

Bezüglich der Anlagen des Werkes nennt August Schumann 1819 im Staatslexikon von Sachsen:

„Das Hammerwerk bestehet aus 1 hohen Ofen, 2 Stabfeuern und 1 Drahtmühle, mit 1 Schichtmeister, 6 Arbeitern bei dem hohen Ofen, 8 bei den Stabfeuern, 18 bei der Drahtmühle. Im Orte leben gegen 100 Menschen. Der Viehbestand ist 8 Kühe. Im J. 1800 lieferte das Werk 5077 Wagen Eisen, an Werth gegen 12,000 Thaler.“[3]

Das zu verarbeitende Erz wurde aus Gruben der umliegenden Orte sowie aus dem Böhmischen „Revier Preßnitz“ bezogen. Nach dem Tod Hans August von Elterleins übernahm sein Sohn Joachim Gustav Ferdinand die Führung der Werke. Unter großen Anstrengungen durch Konkurrenzdruck, erschwerten Einfuhrbedingungen für böhmisches Eisenerz und veralteter Anlagen wurde der Betrieb aufrechterhalten. 1818 starb Joachim Gustav Ferdinand von Elterlein, für die kommenden zehn Jahre leitete sein jüngerer Bruder Ludwig Adolph Constantin das Unternehmen.
Nach dessen Tod 1828 führten es seine beiden Schwestern aus Marienberg fort. Bereits 1831 verkauften diese das Erbe an Eduard Wilhelm Breitfeld, 1835 erwarb Franz Benjamin Salzer aus Christophhammer die Werke Mittel- und Oberschmiedeberg.
Während 1826 2419 Zentner Roheisen erzeugt wurden, waren es im Jahr darauf nur 1548 Zentner. Die Produktion ging in der Folgezeit mehr und mehr zurück, so dass der Betrieb um 1860 eingestellt wurde.
Danach richtete die Familie Beyer eine Holzschleiferei und später eine Pappenfabrik ein.[2]

Unweit der Mündung des der Preßnitz zufließenden Haselbaches befindet sich die 1846 erstmals erwähnte und bis heute betriebsfähige „Sägemühle Neubert“, deren Gattersäge ausschließlich mit Wasserkraft betrieben wird. Ursprünglich durch ein Wasserrad angetrieben folgte im Jahre 1912 die Umstellung auf eine Francis-Turbine welche bei einem Wassereinsatz von 220 l/s eine Leistung von etwa 20 PS lieferte.
1966 wurde die Anlage stillgelegt, blieb jedoch funktionstüchtig und kann heutzutage in Schauvorführungen besichtigt werden.[4]

Entwicklung der Einwohnerzahl

Jahr Einwohnerzahl [1]
1834 118
1871 92
1890 102

Persönlichkeiten

  • Julius Ludwig Weisbach (* 10. August 1806 in Mittelschmiedeberg), Mathematiker und Ingenieur – ihm zu Ehren befindet sich an seinem Geburtshaus seit 1994 eine Gedenktafel.

Literatur

  • Mittelschmiedeberg. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 6. Band, Zwickau 1819, S. 510.
  • Bernd Schreiter: Hammerwerke im Preßnitz- und Schwarzwassertal. Streifzüge durch die Geschichte des oberen Erzgebirges. Heft 14, S. 7-8, 1997 (PDF 199 KB)
  • Fritz Nickerl, Heinz Röthig: Verzeichnis der Berggebäude von Mittelschmiedeberg 1500-1900. Streifzüge durch die Geschichte des oberen Erzgebirges. Bergbaunachrichten, 2000 (PDF 88 KB)
  • Lothar Klapper: Geschichten um Hütten, Hämmer und Hammermeister im mittleren Erzgebirge. Teil I. Ein Vortrag zur Geschichte ehemaliger Hütten und Hämmer im Landkreis Annaberg. Streifzüge durch die Geschichte des oberen Erzgebirges. Heft 32. Annaberg-Buchholz 1998. (PDF 256 KB)
  • Zwischen Wolkenstein, Marienberg und Jöhstadt. 1. Auflage. Akademie-Verlag Berlin, Berlin 1985 (Werte unserer Heimat. Band 41). S. 150f.

Weblinks

 Commons: Mittelschmiedeberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b vgl. Mittelschmiedeberg im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  2. a b vgl. Bernd Schreiter: Hammerwerke im Preßnitz- und Schwarzwassertal., S. 6-8
  3. vgl. Mittelschmiedeberg. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 6. Band, Zwickau 1819, S. 510.
  4. Sägemühle Neubert Mittelschmiedeberg bei ins-erzgebirge.de, abgerufen am 26. November 2010

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