Julius Weisbach

Julius Weisbach
Julius Weisbach
Hammerschänke Mittelschmiedeberg, Geburtshaus von Julius Ludwig Weisbach
Tafel am Geburtshaus von Weisbach
Weisbach-Denkmal auf dem Campus der TU Bergakademie Freiberg

Julius Ludwig Weisbach (* 10. August 1806 in Mittelschmiedeberg; † 24. Februar 1871 in Freiberg) war ein deutscher Mathematiker und Ingenieur. Er gilt als Begründer der neuen Markscheidekunst.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Weisbach wurde in der Hammerschänke in Mittelschmiedeberg bei Annaberg als achtes Kind von Christian Gottlieb Weisbach (1764–1835) und Christiana Rebekka Stephan (1775–1850) geboren. Sein Vater war Schichtmeisters in der Hammerhütte Mittelschmiedeberg, seine Mutter entstammte einer Tischlerfamilie aus Arnsfeld. Weisbach wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Sein Vater erkannte aber die in ihm schlummernde Begabung und ermöglichte ihm nach dem Besuch der Dorfschule den Wechsel auf das Gymnasium in Annaberg. Dort konnte Weisbach aufgrund seines naturwissenschaftlichen Talents innerhalb eines Jahres zwei Klassen überspringen und die dritte Klasse erreichen. 1820 setzte er seine Ausbildung an der Königlichen Bergschule in Freiberg fort.

Von 1822 bis 1826 studierte Weisbach an der Bergakademie Freiberg mit Schwerpunkt Mineralogie, Geologie, Mathematik, Physik, Maschinenlehre und praktischen Bergbau. 1827 setzte er sein Studium an der Georg-August-Universität Göttingen und in Wien fort. Zu seinen Lehrern zählten Bernhard Friedrich Thibaut (Göttingen) und Friedrich Mohs (Freiberg und Wien). Stellenweise wird auch Carl Friedrich Gauß in diesem Zusammenhang erwähnt [1], allerdings konnte nicht bewiesen werden, dass Weisbach tatsächlich auch Vorlesungen bei Gauß gehört hat.[2]

1830 erhielt Julius Weisbach ein Stipendium für eine bergmännische Studienreise durch Österreich und Ungarn. Ein Jahr später kehrte Weisbach nach Freiberg zurück, wo er zunächst als Mathematiklehrer am Gymnasium lehrte. 1832 erfolgte die Heirat mit Marie Winkler (1807–1878). Die Bergakademie übertrug ihm 1833 den Lehrstuhl für Angewandte Mathematik und Bergmaschinenlehre, 1836 wurde er zum Professor für angewandte Mathematik, Mechanik, Bergmaschinenlehre und allgemeine Markscheidekunst berufen. Später hielt er darüber hinaus Vorlesungen in Kristallographie, darstellender Geometrie und in anderen Gebieten. Außerdem beherrschte er mehrere Fremdsprachen.

1844 wirkte Weisbach privat bei den Vermessungsarbeiten für den Bau des Rothschönberger Stollns mit. Mit seinem Theodoliten ergänzte und verfeinerte er maßgeblich die offiziellen Meßarbeiten mit dem Kompass. 1845 arbeitete er an der Darcy-Weisbach-Gleichung mit. Auch bei der europäischen Gradmessung war Weisbach beteiligt. Im Jahr 1860 übertrug man ihm die Leitung der Vermessung des Königreiches Sachsen; wobei er sich vor allem den hypsometrischen Arbeiten widmete.

Julius Weisbach erhielt zahlreiche Ehrungen, so 1856 den Titel Bergrath. 1859 wurde er Ehrendoktor für Philosophie an der Universität Leipzig und 1860 wurde er das erste Ehrenmitglied des Vereins Deutscher Ingenieure. Sein Sohn, der Mineraloge Albin Weisbach (1833–1901), wirkte ebenfalls viele Jahre als Professor an der Freiberger Bergakademie.

Julius Weisbach starb 1871 an einem Schlaganfall. Er wurde auf dem Donatsfriedhof in Freiberg beigesetzt.

Verdienste

Weisbach erwarb sich vielfältige Verdienste insbesondere auf dem Gebiet des Markscheidewesens und des bergbaulichen Maschinenbaus. Er gilt als Begründer der neuen Markscheidekunst, bei der die Messung mit Theodolit und Nivelliergerät althergebrachte Messtechniken mittels Kompass, Gradbogen und Messkette ersetzte. Seine Lehrtätigkeit fiel in die Zeit der Industriellen Revolution, die sich im Bergbau insbesondere im Durchbruch des Einsatzes von Dampfmaschinen äußerte. Weisbachs Bergmaschinenlehre verknüpfte den neuen Ansprüchen der Zeit folgend die Maschinenkunde mit der Mathematik und Mechanik. Mit seiner Schrift Die monodimetrische und anisometrische Projectionsmethode gehört Weisbach zu den Begründern der orthogonalen Axonometrie. Sein Lehrbuch der Ingenieur- und Maschinen-Mechanik (1846) galt auch international als Standardwerk im Ingenieurwesen. Zudem war Weisbachs Lehrtätigkeit von einer engen Kombination von Theorie und Praxis geprägt.

1994 wurde an seinem Geburtshaus in Mittelschmiedeberg eine Gedenktafel angebracht. 2002 gründete sich der Freundeskreis Julius Weisbach, eine Vereinigung von Familienangehörigen des Wissenschaftlers.

Julius-Weisbach-Preis

Die TU Bergakademie Freiberg vergibt zweimal im Jahr den Julius-Weisbach-Preis an Professoren, Hochschuldozenten, wissenschaftliche Assistenten, Oberassistenten, Oberingenieure, Lehrkräfte für besondere Aufgaben und wissenschaftliche Mitarbeiter für beispielhafte Leistungen in der Lehre.

Schriften

  • Handbuch der Bergmaschinenmechanik (zwei Bände), Weidmann, Leipzig 1835/1836
  • Lehrbuch der Ingenieur- und Maschinen-Mechanik, Friedrich Vieweg und Sohn, Braunschweig 1846–1868
    • Erster Theil: Theoretische Mechanik, 2. Auflage 1850: [1], 4. Auflage 1863: [2], Teil 1, Teil 2
    • Zweiter Theil: Statik der Bauwerke und Mechanik der Umtriebsmaschinen, 2. Auflage 1851: [3], 4. Auflage 1868: [4], [5], Teil 1, Teil 2
    • Dritter Theil: Die Zwischen- und Arbeitsmaschinen enthaltend, 1.–3. Auflage 1860: [6], [7], [8], Teil 1, Teil 2
  • Der Ingenieur. Sammlung von Tafeln, Formeln und Regeln, Friedrich Vieweg und Sohn, Braunschweig 1. Auflage 1848: [9], 5. Auflage 1868: [10]
  • Die neue Markscheidekunst und ihre Anwendung auf die Anlage des Rothschönberger Stollns bei Freiberg, Friedrich Vieweg und Sohn, Braunschweig 1851
  • Die Experimental-Hydraulik. Eine Anleitung zur Ausführung hydraulischer Versuche im Kleinen, nebst Beschreibung der hierzu nöthigen Apparate, J. G. Engelhardt, Freiberg 1855 (bei Google Books: [11])
  • Die monodimetrische und anisometrische Projectionsmethode, Polytechnische Mitteilungen von Volz und Karmarsch, Bd. 1, Tübingen 1844, 125-136
  • Anleitung zum axonometrischen Zeichnen, J. G. Engelhardt, Freiberg 1857
  • Vorträge über mathematische Geographie, gehalten an der königlich sächsischen Bergakademie zu Freiberg, J. G. Engelhardt, Freiberg 1878 (bei der HU Berlin: [12])

Literatur

  • Julius Weisbach: Gedenkschrift zu seinem 150. Geburtstag. Akademie-Verlag, Berlin 1956. (Freiberger Forschungshefte D 16)
  • Julius L. Weisbach (1806–1871) Gedenkschrift zu seinem 200. Geburtstag. Freiberger Forschungshefte D 222, TU Bergakademie Freiberg 2006
  • Wolfgang Küchler: Julius Ludwig Weisbach (1806–1871). Erzgebirgische Heimatblätter 1, 1994, S. 8–10.
  • Bernd Schreiter: Julius Weisbach – Mathematiker, Markscheider und Maschinenkundler (mit Ahnenliste). Verlag Bernd Schreiter, Arnsfeld 2005, Heft 1 der Reihe Weisbachiana – Hefte für Bergbau, Hüttenwesen und Genealogie.
  • Wilhelm von GümbelWeisbach, Albin Julius [sic]. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 41, Duncker & Humblot, Leipzig 1896, S. 522 f.

Weblinks

 Commons: Julius Weisbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. H. Undeutsch (Hrsg.): Zum Gedächtnis an Oberbergrat Professor Dr. h.c. Julius Ludwig Weisbach anläßlich seiner hundertjährigen Geburtstagsfeier. Freiberg, 1906
  2. Elias Wegert; Udo Hebisch; Werner Lyska: Julius Weisbach als Wegbereiter der angewandten Mathematik

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