Mohammed Hussein Tantawi

Mohammed Hussein Tantawi
Mohammed Hussein Tantawi (2002)

Mohammed Hussein Tantawi (arabisch ‏محمد حسين طنطاوى سليمان‎, DMG Muḥammad Ḥusain Ṭanṭāwī Sulaimān; * 31. Oktober 1935) ist ein ägyptischer Politiker und Militär, seit 1989 im Rang eines Feldmarschalls. Von 1991 bis 2011 war er Verteidigungsminister und Minister für militärische Produktion.

Derzeit ist er Vorsitzender des Obersten Rats der Streitkräfte, der seit dem Rücktritt des ehemaligen Staatspräsidenten Muhammad Husni Mubarak in Zusammenarbeit mit dem ägyptischen Verfassungsgericht die Amtsgeschäfte Ägyptens leitet.[1]

Inhaltsverzeichnis

Leben

Tantawi, dessen Familie aus Tanta entstammt, studierte Militärwissenschaft, wurde Militärattaché in Pakistan und später Kommandeur der Präsidentengarde.[2]

Er war an wichtigen Kriegen seines Landes beteiligt und kämpfte als Soldat, später als Infanterieoffizier im Suez-Krieg 1956 gegen Frankreich, England und Israel und im Sechstagekrieg 1967 sowie Jom-Kippur-Krieg 1973 gegen Israel.[3] Im Jahre 1991 wurde er Verteidigungsminister, Minister für die Produktion militärischer Güter und Oberkommandierender der Streitkräfte.[4] Unter seiner Führung zog Ägypten 1991 an der Seite der Vereinigten Staaten in den zweiten Golfkrieg.[5]

Am 4. Februar 2011 besuchte Tantawi als erstes Regierungsmitglied seine Truppen auf dem Tahrir Platz und versuchte Demonstranten davon zu überzeugen, dass die meisten ihrer Forderungen bereits erfüllt seien und sie nach Hause gehen sollen. [6][7] Nach dem Rücktritt des bisherigen Präsidenten Husni Mubarak am 11. Februar 2011 hat Tantawi als Vorsitzender des Obersten Militärrates die Funktion des Regierungschefs bis zu den angekündigten freien Wahlen übernommen.[8] Mit der Machtübernahme ist die verfassungsmässige Legitimität, auf die sich Mubarak und Suleiman beriefen, durch das Militär gebrochen worden. Laut der ägyptischen Verfassung müsste der Präsident des Parlaments oder der Vorsitzende des Verfassungsgerichts Mubaraks Nachfolge antreten.[9]

Als oberster Militär ist Tantawi für die Aufklärung von Foltervorwürfen gegen seine Armee zuständig.[10]

Kritik

Tantawi mit dem US-amerikanischen Verteidigungsminister Robert Gates (2008)

Ägyptische Offiziere der mittleren Ränge nannten Tantawi „Mubaraks Pudel“ nach einer von Wikileaks 2008 veröffentlichten Depesche. Tantawi sei „inkompetent“, in der Truppe herrschte eine „Kultur des Kadavergehorsams“, befördert wurde nur nach Loyalität nicht nach Leistung.[11]

Tantawi galt als Protégé Mubaraks und als ein Anwärter auf dessen Nachfolge in der Präsidentschaft des Landes.[12][13] US-Diplomaten beschreiben den Feldmarschall als „reformresistent, charmant und vornehm“, andere Beobachter nennen seine Rhetorik und seinen Stil ähnlich archaisch wie die Mubaraks.[14] Israel bezeichnete ihn als Hindernis im Kampf gegen den Waffenschmuggel an der ägyptischen Grenze zum Gaza-Streifen.[15]

Weblinks

 Commons: Mohamed Hussein Tantawi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Demokratiebewegung vertreibt Mubarak aus dem Amt Reuters.com vom 11. Februar 2011
  2. Die Protagonisten des neuen Ägypten Zeit Online vom 12. Februar 2011
  3. "Mubaraks Pudel" tritt nach vorn Süddeutsche.de vom 12. Februar 2011
  4. General Hussein Tantawi: Der Mächtige FAZ vom 12. Februar 2011
  5. Feldmarschall Tantawi: Enger Vertrauter löst Mubarak ab Focus Online vom 11. Februar 2011
  6. http://news.yahoo.com/s/ap/20110204/ap_on_re_mi_ea/ml_egypt
  7. http://blogs.aljazeera.net/node/3164
  8. Ägypten ist frei. In: ORF. 11. Februar 2011, abgerufen am 11. Februar 2011 (deutsch).
  9. Feldmarschall Tantawi als Steuermann in Ägypten NZZ Online vom 11. Februar 2011
  10. http://www.guardian.co.uk/world/2011/feb/09/egypt-army-detentions-torture-accused
  11. http://213.251.145.96/cable/2008/09/08CAIRO2091.html
  12. Artikel der Washington Times vom 30. Januar 2011
  13. Obama verhandelt mit dem Militär. In: die tageszeitung. 4. Februar 2011, abgerufen am 4. Februar 2011 (deutsch).
  14. "Mubaraks Pudel" tritt aus dem Hintergrund nach vorn. In: Wiener Zeitung. 1. Februar 2011, abgerufen am 12. Februar 2011 (deutsch).
  15. Wikileaks: Israels Ärger über Abbas und Tantawi, Zeit Online vom 8. April 2011

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