Mutiger Ritter

Mutiger Ritter
Ansicht des Hotels Mutiger Ritter (im Zentrum links) 1895 mit dem 1916 abgebrannten Gästehaus (rechts)
Portal des Mutigen Ritters um 1910. Die Tür im Stil der Neorenaissance überstand den Brand 1916
Ruine des Mutigen Ritter 1916
Anbau anstelle des 1916 abgebrannten Nebengebäudes
Liebermanns Gedächtnisfeier für Kaiser Friedrich III. in Kösen (1888)
Lage des "Mutigen Ritters" in Bad Kösen (Feld D3)

Der Mutige Ritter ist ein denkmalgeschütztes Kur- und Tagungshotel in Bad Kösen, das aus einer alten Poststation an der Via Regia in unmittelbarer Nähe des Saaleübergangs der Kösener Pforte entstanden ist.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der ursprüngliche Gasthof wurde 1680 von den Zisterziensermönchen am rechten Saaleufer als Ausspanne für Fuhrleute in Anlehnung an das hier seit dem Hochmittelalter bestehende, zum Kloster Schulpforta gehörende Vorwerk eingerichtet. Dieser erste Gasthof brannte 1710 vollständig nieder, wurde aber wenig später an der Via Regia wieder aufgebaut. Bereits 1730 brachte der Bergrat Johann Gottfried Borlach im Garten des Gasthofs Mutiger Ritter eine erste Bohrung nieder, die die Salzvorkommen Kösens erschloss. Ab 1744 begann Borlach mit dem Aufbau der Saline in Kösen, und der Mutige Ritter gelangte so zunächst in das Eigentum der Saline Kösen.

Erst in preußischer Zeit nach dem Wiener Kongress nahm Kösen ab 1815 die Entwicklung zum Solbad und der Mutige Ritter damit die Entwicklung zum ersten Haus am Platz, in dem die prominenteren Kurgäste Unterkunft nahmen. Neben der Sole wurde Kösen mitsamt seinen nahen Saaleburgen, der Rudelsburg und der Burg Saaleck ab 1820 auch für Corpsstudenten der nahegelegenen Universitäten Jena, Leipzig und Halle als romantisches Ausflugsziel und gemeinsamer Treffpunkt attraktiv. Die zunächst mehr informellen Treffen der drei Senioren-Convente dieser Universitäten wurden ab 1848 namensgebend für den Friedrich von Klinggräff initiierten Kösener Senioren-Convents-Verband und die in ihm zusammengeschlossenen Corps, der hier fortan seine jährlichen Tagungen an den Tagen vor Pfingsten abhielt.

Die zunehmende Beliebtheit Kösens machte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mehrere Erweiterungen erforderlich, mit denen der Mutige Ritter unter den Gastwirten der Eigentümerfamilie Hermann Weber sen. und seinem Sohn gleichen Namens vom Landgasthof zum Kur- und Tagungshotel ausgebaut wurde. Die Entwicklung wurde auch dadurch gefördert, das Kösen einen Eisenbahnhalt an der damals überregional wichtigen Eisenbahnlinie der Thüringer Bahn durch das Saaletal erhielt und somit für damalige Verhältnisse einfach zu erreichen war.

1911 hatte der KSCV eine Summe von 40000 Goldmark bereitgestellt, die eine weitere bauliche Erweiterung des Mutigen Ritters für seine Tagungszwecke ermöglichten. Der Congress des Jahres 1912 fand wegen der Umbaumaßnahmen in Naumburg statt. Während des Ersten Weltkrieges brannten Saal und das Logierhaus in der Nacht zum 21. Juni 1916[1] erneut ab. Der Wiederaufbau wurde nach dem Krieg 1921 von den Corpsstudenten per Umlage mit finanziert. Durch die Gewährung des Darlehens sicherte sich der Verband die Saalnutzung für seine jährlichen Kongresse. Das Nutzungsrecht wurde als Dienstbarkeit für den Verband grundbuchlich gesichert. Mit dem Verbot der Corps durch die Nationalsozialisten 1935 fanden bis nach der Deutschen Wiedervereinigung keine Kongresse des Köseners in Bad Kösen mehr statt. Der Mutige Ritter wurde im Laufe des Zweiten Weltkrieges zum Lazarett der Deutschen Wehrmacht und diente auch nach der Übernahme Thüringens durch die Sowjets der Roten Armee bis 1947 weiter als solches. Dann wurde der Mutige Ritter nach einer Renovierung 1947 zunächst wieder Hotel und ging 1949 als Eigentum des Volkes in die Rechtsträgerschaft der Stadt Bad Kösen über. Diese baute das Hotel zum Kurhotel aus und übergab es schließlich 1953 als Ernst-Thälmann-Sanatorium in die Rechtsträgerschaft der Sozialversicherung der DDR. Diese bewirtschaftete das Haus bis zum Ende der DDR. Kurz nach der Wiedervereinigung wurde aus dem Sanatorium wieder der Mutige Ritter, allerdings bis 1998 als Rehabilitationsklinik. Der Verband Alter Corpsstudenten führte 1991 eine erste Arbeitstagung im Saal des Mutigen Ritters durch. 1994 fand dann der erste Kösener Kongress seit 1935 wieder in der historischen Tagungsstätte des KSCV statt. Seit 1998 stand das Haus wieder uneingeschränkt als Kur- und Tagungshotel zur Verfügung. Der Hotelbetrieb geriet jedoch in wirtschaftliche Bedrängnis und so wurde der Komplex 2006 von der Kösener Spielzeug Vertriebs GmbH erworben. Der neue Eigentümer plant die Umwandlung des Kurhotels in eine Produktionsstätte für Spielzeug[2] kombiniert mit einem Erlebnishotel[3], auf Grund fehlender Fördermittel steht das Gebäude derzeit jedoch ungenutzt leer.

Bekannte Gäste

Literatur

  • Friedrich Hoppe: Alte Kösener Gaststätten. In: Bad Kösen. Heimatliche Geschichtsbilder, Bad Kösen 1930, S. 128-130
  • Rudolf Neugebauer: Die „Kösener“ und ihr „Mutiger Ritter,“ in: Einst und Jetzt. Jahrbuch des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung 46 (2001), S. 185 - 194. ISSN 0420-8870

Weblinks

 Commons: Mutiger Ritter – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hans Hafenbrack: Geschichte des Evangelischen Pressedienstes, 2004, S. 110.
  2. Bericht im Naumburger Tageblatt
  3. Bericht im Naumburger Tageblatt
  4. Tagebuchaufzeichnung, in: Helmuth Nürnberger (Hg.): Theodor Fontane: Werke, Schriften und Briefe, Teil 3, Band 3, München 1997, S. 897, ISBN 3-446-12397-0.
  5. Sven Hedin:Ein Volk in Waffen, Leipzig 1915
  6. Leo Woerl (Hg.): Illustrierter Führer durch Bad-Kösen, 5. Aufl., Leipzig 1914, S. 14.
  7. Heute in der National Gallery London.
  8. An der Straße von Kösen zur Rudelsburg, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Freiluftkirche genutzt.
  9. Beispiel bei Christies mit Hinweis auf ein entsprechendes Ölgemälde in New Yorker Privatbesitz
  10. Im Szépművészeti Múzeum Budapest
  11. Ulf Heise: "Ei da ist ja auch Herr Nietzsche": Leipziger Werdejahre eines Philosophen, 2000, S. 65 ISBN 9783930076949.
  12. Vera Schmidt (Hg.): Alexander Freiherr von Siebold, Tagebücher, Band 1 (= Veröffentlichungen des Ostasien-Instituts der Ruhr-Universität Bochum, Bd. 33), Wiesbaden 1999, S. 913
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