Friedrich von Klinggräff

Friedrich von Klinggräff
Friedrich v. Klinggräff

Friedrich von Klinggräff (* 29. April 1825 auf Waldgut Schollendorf, Landkreis Groß Wartenberg in Niederschlesien; † 26. Mai 1887 in Pinnow; vollständiger Name: Friedrich August von Klinggräff) war ein mecklenburgischer Gutsbesitzer und Parlamentarier. Auf seine Initiative hin wurde 1848 der Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV) gegründet.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Geboren wurde von Klinggräff als sechstes und jüngstes Kind des schlesischen Gutsbesitzers Carl Wilhelm von Klinggräff (∞ von Mutzschfahl aus Hannover), der den mecklenburgischen Stammbesitz von seinem Onkel erbte. In Mecklenburg aufgewachsen, wollte Friedrich Artillerieoffizier werden und ging daher auf das Realgymnasium Breslau. Erst beim Tod seines Vaters wurde er zum Studium bestimmt. Da der Besuch des Breslauer Gymnasiums erfolglos blieb, bezog er das Paedagogium in Halle (Saale), an dem er die Matura erlangte. 1845 immatrikulierte er sich an der Ruprecht-Karls-Universität zu Heidelberg.

Corpsstudent

Klinggräff als Vandale (1846)

Im ersten Semester renoncierte v. Klinggräff bei Vandalia Heidelberg, dem Traditionscorps der mecklenburgischen Adelsfamilien.[1] Die Seele des Corps war damals ihr Stifter von 1842, das spätere Ehrenmitglied Dr. iur. Franz Howitz. Klinggräff wurde am 21. Dezember 1845 bei Vandalia rezipiert und focht u. a. gegen Alexander Spengler. Zum Freund wurde sein Corpsbruder Alexander von Bülow, der spätere (1892) mecklenburgische Staatsminister. Klinggräff war lange aktiv und klammerte einmal die Zweite und sechsmal die Erste Charge.

Beim 2. Deutschen Studentencongress in Eisenach vom 25. September bis 4. Oktober 1848 war er Hauptvertreter der gesamten Heidelberger Studentenschaft. Als er 1849 von der Heidelberger Universität abging, wurde er Ehrenmitglied des Corps. 1882 reiste er mit Vandalias anderem Ehrenmitglied Theodor von Holleben nach Heidelberg und legte ein Promemoria zu Corpsreformen (Fremdenpump, Duelle) vor.[2] Den Architekten Heinrich Wiethase setzte er auch zum Bau eines neugotischen Corpshauses (1882, Schloßstr. 2, Ostflügel) ein. Klinggräff blieb seinem Corps zeitlebens eng verbunden, was auch sein Spitzname „Papa“ bezeugt.

Stifter des KSCV

Im Namen des Heidelberger SC lud von Klinggräff am 15. Mai 1848 die Senioren-Convente der deutschen Universitäten zu einer Deputiertenversammlung am 10. Juni 1848 auf der Rudelsburg ein. Klinggräff leitete sie und den ersten Congress am 15. Juli 1848 in der Aula der Universität Jena.

Mit der Klinggräff-Medaille zeichnet der Stifterverein Alter Corpsstudenten alljährlich junge Akademiker aus, die sich durch besondere Leistungen in Studium und Corpsaktivität und sozialer Arbeit hervorgetan haben.

Gutsherr und Parlamentarier

Gutshaus Pinnow (2010)
Klinggräffs Grab

Nach der Aktivität ging er nach Mecklenburg auf das Gut Chemnitz seines Bruders Ludwig von Klinggräff, dessen Mitbesitzer er seit 1839 war. Spätestens 1848 gehörte Friedrich auch das benachbarte Rittergut Pinnow.[3][4][5]

1848/49 erlangte Friedrich als Nachfolgekandidat im Wahlbezirk Ivenack ein Landtagsmandat für die konstituierende Abgeordnetenversammlung von Mecklenburg, dem ersten frei gewählten Parlament des Landes. Nach dem Scheitern der Revolution in Mecklenburg kehrte er von Herbst 1851 bis Michaelis 1855 nach Heidelberg zurück, um dann wieder zu seinem Bruder zu ziehen. 1859 reiste er über Heidelberg nach München und Nürnberg (Besuch des Germanischen Nationalmuseums). Danach und später erwanderte er alle wichtigen gotischen Baudenkmäler des deutschen Sprachraumes, auch Theoderichs Grab in Ravenna.

Seit Herbst 1862 verlobt, heiratete er am 23. Juli 1863 Isabelle Freiin Langwerth von Simmern (* 28. Februar 1842 in Wiesbaden; † 2. August 1918 in Pinnow), die Schwester seines Corpsbruders Heinrich Frhr. Langwerth von Simmern. Bis hin zum Spucknäpfchen ließ er das Herrenhaus in Pinnow vom Kölner Diözesanbaumeister Heinrich Wiethase bis 1869 im Stil der romantischen Neugotik umbauen - was damals unerhört und einzigartig war. Ab Herbst 1863 war er ständig in Pinnow. Das Haus ist (2010) erhalten, steht aber leer und verfällt.

1874 zog seine lungenkranke Frau nach Davos.[6] Er folgte ihr mit den Kindern bis Frühjahr 1878. 1875 erkrankte er an Rose. 1886 reiste er zum Universitätsjubiläum in Heidelberg. Nachdem er noch erlebt hatte, wie sein einziger Sohn Konrad (* 18. November 1867 in Eltville; † 1. April 1936 in Pinnow) sein Corpsbruder wurde, starb Friedrich von Klinggräff nach Blutstürzen bei der täglichen Hausandacht im Alter von 62 Jahren. Auf dem Erbbegräbnis der Familie neben der Dorfkirche von Pinnow hat sich seine Grabplatte bis heute erhalten. 1998 besuchten Aktive und Alte Herren des Corps Lusatia das verfallene Herrenhaus und legten zum ehrenden Gedenken des Verbandsgründers zwei gekreuzte Schläger auf der Grabplatte nieder.[7]

Klinggräff verehrte Luther und war ein Gegner der päpstlichen Unfehlbarkeit. Wie in seiner Schrift Patriotische Phantasien trat er zeitlebens für eine sittliche Wiedergeburt Deutschlands ein.

Schriften

Quellen

  • Archiv Rüdiger Kutz, Bamberg
  • Anonymus: Friedrich von Klinggräff. Ein Lebensbild. In: Academische Monatshefte VIII (1892), Heft 95, S. 454-464
  • Joachim von Rümker: „In memoriam!“ In Dankbarkeit für Friedrich von Klinggräff. In: Einst und Jetzt Bd. 3 (1958), S. 142-147

Bilder

  • 1860 auf Gruppenlithographie des Corps Vandalia (Gesell 1860) mit Fr. v. Klinggräff in: Baum, Wir wollen Männer, wir wollen Taten, S. 67)
  • Personenlithographie v. Klinggräffs als junger Inaktiver mit Tönnchen in Einst und Jetzt, Bd. 3 (1958), S. 145

Einzelnachweise

  1. Kösener Korps-Listen 1910, 122, 116
  2. Der Fremdenpump, die freie Bewirtung der Waffenbeleger, war für das Waffenschutz gebende Corps oft so aufwendig, daß es Schulden machen mußte. Das große Problem wurde erst nach Jahrzehnten durch den Druck Alter Herren gelöst. Siehe Leonhard Zander
  3. Die Namenslisten der Abgeordneten von 1848/49 führen ihn als Gutsbesitzer auf Pinnow.
  4. Von den drei Pinnows im heutigen Land Mecklenburg-Vorpommern handelt es sich um das ca. 11 km westlich von Neubrandenburg gelegene Gut, heute ein Ortsteil der Gemeinde Breesen. Das Gut Chemnitz liegt 3 km weiter an der B 104 (ehemals Amt Stavenhagen, heute Ortsteil der Gemeinde Blankenhof). Die beiden Güter waren seit 1803 durch Familienstiftung in gemeinsamem Besitz. Das Herrenhaus von Chemnitz ist erhalten und nach 1990 in den Besitz eines württembergischen Unternehmers gekommen.
  5. Sabine Bock: Herrschaftliche Wohnhäuser auf den Gütern und Domänen in Mecklenburg-Strelitz. Architektur und Geschichte, 3 Bände. Schwerin 2007
  6. Klinggräffs Gegenpaukant Spengler war dort Arzt. Siehe: G. Saul: Ein Corpsstudent begründet den Weltruf Davos. Einst und Jetzt, Bd. 28 (1983), S. 195-202
  7. Egbert Weiß: Gedenken an Friedrich von Klinggräff. Lausitzer besuchten die Heimat des Verbandsgründers, in: Deutsche Corpszeitung 4/1998, S. 157

Weblinks

 Commons: Friedrich von Klinggräff – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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