Verblendung (Film)

Verblendung (Film)
Filmdaten
Deutscher Titel Verblendung
Originaltitel Män som hatar kvinnor
Produktionsland Schweden, Dänemark, Deutschland, Norwegen
Originalsprache Schwedisch
Erscheinungsjahr 2009
Länge Kinofassung: 152 Minuten,
Extended Cut: 178 Minuten
Altersfreigabe FSK 16
Stab
Regie Niels Arden Oplev
Drehbuch Nikolaj Arcel,
Rasmus Heisterberg,
Roman: Stieg Larsson
Produktion Søren Stærmose
Musik Jacob Groth
Kamera Eric Kress
Schnitt Anne Østerud
Besetzung

Verblendung (Originaltitel: Män som hatar kvinnor, wörtliche Übersetzung: Männer, die Frauen hassen) ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Stieg Larsson und der erste Teil der Millennium–Trilogie. Regie führte der Däne Niels Arden Oplev. Der Film kam am 27. Februar 2009 in die schwedischen Kinos. Der Kinostart in Deutschland war am 1. Oktober 2009.[1][2]. Der zweite Kinofilm heißt Verdammnis, nach dem gleichnamigen Roman.

Der Film wurde von der Produktionsfirma Yellow Bird in Zusammenarbeit mit dem Schwedischen Fernsehen und ZDF Enterprises produziert.[3]

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Der Unternehmer Henrik Vanger bekommt jedes Jahr eine gepresste Blume anonym zu seinem Geburtstag geschickt. Er wusste aber, dass sie von seiner Nichte Harriet kam, bis sie im Sommer 1966 plötzlich spurlos verschwand. Im Alter von 82 Jahren möchte Vanger noch einmal versuchen, ihr Verschwinden aufzuklären. Er beauftragt damit den Enthüllungsjournalisten Mikael Blomkvist. Dieser ist bei Ermittlungen gegen den kriminellen Unternehmer Wennerström auf gefälschte Beweise hereingefallen und wegen Verleumdung zu drei Monaten Haft verurteilt worden. Bis zum Strafantritt verabschiedet er sich von der Redaktion seiner eigenen Zeitschrift Millennium und nimmt Vangers großzügig gestaltetes Angebot an, zumal er selbst noch Kindheitserinnerungen an Harriet hat.

Vangers Rechtsanwalt hat Blomkvist zuvor durch eine Detektei überprüfen lassen, die hierfür die junge Hackerin Lisbeth Salander einsetzte. Diese steht wegen ihrer gewaltreichen Kindheit und eines psychiatrischen Gutachtens unter Vormundschaft. Ihr derzeitiger Vormund, der Rechtsanwalt Bjurman, benutzt seine Machtposition erpresserisch, um Salander sexuell zu nötigen bis hin zur sadistischen Vergewaltigung. Lisbeth, die auch Kickboxerin ist, versteht es jedoch mit Geschick, den Spieß umzudrehen.

Mit Hilfe von Lisbeth gelingt es Blomkvist, neue Spuren zu verfolgen. Das Verschwinden Harriets steht mit einer Reihe von sexuell motivierten Frauenmorden in Verbindung. Es gelingt den beiden unter Lebensgefahr, die Serienmorde aufzuklären, wobei sie zunächst Harald Vanger (Henriks älteren Bruder) verdächtigen. Blomkvist dringt in Haralds Haus ein, wird von diesem gestellt und mit einem Gewehr bedroht. Martin, Haralds im Hause anwesender Neffe, beschwichtigt Harald. Er geht mit Blomkvist in sein eigenes nahegelegenes Haus, und dieser erzählt ihm, dass er Harald für den Täter hält. Als Martin aber erfährt, dass Salander alte Reiseunterlagen aus den Akten des Unternehmens von Vanger mit den Tatorten der verübten Morde abgleicht, glaubt er, dass er in Kürze als Serienmörder überführt würde. Er überwältigt Blomkvist und beginnt, ihn in seinem Folterkeller schwer zu misshandeln, in der Absicht, ihn letztendlich zu töten. In letzter Minute erscheint Lisbeth und kann Blomkvist retten. Martin Vanger flieht mit seinem Auto und rast eine Böschung hinab. Lisbeth, die ihn verfolgte, beobachtet mit Genugtuung, wie Martin in dem brennenden Autowrack stirbt.

Harriet war jedoch nicht eines der Opfer Martins. Sie hatte sich dem sexuellem Missbrauch durch ihn – und der Lebensgefahr, der sie als Zeugin ausgesetzt war – durch eine gewagte Flucht entzogen und lebt unter einer Deckidentität als Farmerin in Australien; Blomkvist führt sie und Henrik Vanger wieder zusammen.

Nachdem Blomkvist seine dreimonatige Haft angetreten hat, sieht er im Fernsehen einen Bericht über eine unbekannte junge Frau, die sich durch Zugang zu Wennerströms Konten enorm bereichert hat. Auf den durch eine Überwachungskamera aufgenommenen Bildern erkennt er, dass dies die Hackerin Lisbeth Salander war. Als Nebenergebnis hatte sie weiteres belastendes Material gegen Wennerström gefunden, mit dem Blomkvist ein gut belegtes Enthüllungsbuch schreiben und seinen guten Ruf wieder herstellen kann.

Bibel

Im Film spielen die Ritual– und Opfergesetze in 3.Mose (Levitikus) eine wichtige Rolle. Zitiert werden dabei in der Reihenfolge des Films die Verse 1.12, 20.18, 20.27, 12.8 und noch einmal 20.18.

Fassungen

Ursprünglich sollte der Film fast drei Stunden dauern und war nicht fürs Kino vorgesehen. Schließlich entschied man sich aber, den Film doch im Kino zu zeigen, kürzte ihn allerdings, um die Handlung zu straffen. Die Originalversion wurde in Schweden und den Niederlanden auf DVD veröffentlicht, sowie als Zweiteiler durch das ZDF im Fernsehen ausgestrahlt. In dieser längeren Fassung, die als Extended Version veröffentlicht wurde, ist die Affäre zwischen Mikael Blomkvist und Erika Berger wieder integriert und auch einige andere Elemente aus der Buchvorlage, die der Kinofassung fehlten.

Abweichungen von der Buch-Vorlage

Die Drehbuch-Autoren haben mehrere Verkürzungen und Straffungen des Inhalts der Buchvorlage vorgenommen. Die Ereignisse in Martin Vangers Folterkeller werden im Film durch die Polizei untersucht. Im Buch ist dies nicht der Fall, was Mikael Blomkvist in schwere Zweifel an seiner Rolle als Journalist stürzt. Mikael Blomkvist wird im Buch als Frauenschwarm beschrieben. Sein Liebesverhältnis mit Erika Berger, die verheiratet ist und deren Mann um das Verhältnis weiß und es akzeptiert, wird im Film nur in der Director’s-Cut-Version gezeigt, genauso wie der Zusammenhang der Untersuchungen auf dem Gelände der Vangers. Die Ermittlungen Blomkvists zum Verschwinden von Harriet Vanger werden im Buch streng geheim gehalten. Im Film ist es die Hauptgeschichte. Im Film finden Mikael und Lisbeth einige Hinweise nur durch Zufall, wie z. B. dass Martin der Mörder ist, wobei Mikael erst Harald verdächtigt. Ebenso die Szene mit dem Fenster: Im Buch entdeckt Mikael erst auf einem alten Archivfoto, dass jemand dort stand, was der Clou der Ermittlungen ist. Es gab auch keinen Film, wie es in der Verfilmung gezeigt wird. Zudem lebt Anita noch und ist nicht – wie im Film – gestorben. Außerdem stirbt Martin Vanger im Buch, nachdem er in einen Lastwagen rast. In der Verfilmung wird er von der Straße geschleudert und liegt unter seinem Auto begraben, welches sich selbst entzündet. Auch in der chronologischen Abfolge der Ereignisse gibt es große Abweichungen vom Buch. Wirtschaftliche Zusammenhänge, die im Roman umfangreichen Raum einnehmen, werden im Film nur kurz angerissen.

Kritik

„Stimmungsvoll-düsterer Film, der hinter einer an aktuellen US-Serien und -Thrillern geschulten Ästhetik einen klassischen Kriminalplot zwar etwas überraschungsarm, aber durchaus solide entwickelt und seine konventionellen Stilmittel bis auf wenige Schwächen effektiv einsetzt.“

film-dienst 20/2009

„Regisseur Niels Arden Oplev, der zuvor Serien für das schwedische Fernsehen drehte, gelingt mit "Verblendung" ein hochklassiger Thriller auf internationalem Niveau. Grau, trüb und regennass – so präsentiert sich der Schauplatz Schweden in der zweieinhalbstündigen Krimi-Tour-de-Force. Oplevs Film wirft einen ungeschminkten Blick in grausamste menschliche Abgründe. Die Folterszenen sind schwer zu ertragen, und auch was die rein psychische Brutalität angeht, kann es der Schocker durchaus mit dem großen Genrevorbild "Das Schweigen der Lämmer" aufnehmen – obwohl "Verblendung" ohne eine charismatische Figur wie Hannibal Lecter auskommen muss. Der am Ende präsentierte Bösewicht verfügt nicht annähernd über die perfide Ausstrahlung eines Anthony Hopkins. […] Fazit: Kraftvolle, hochgradig spannende Verfilmung des Bestsellers von Stieg Larsson: Endlich ein europäischer Thriller auf bestem Hollywood-Niveau!“

Cinema[4]

„‘Männer, die Frauen hassen’ heißt Larssons Buch im Original, und dieser Hass ist der bürgerlichen, autoritären Gesellschaft eingeboren, das Unbehagen an ihrer Kultur, wie es schon Bergmans Kino Jahrzehnte heimgesucht hat. Der Film kann in diesem Punkt die Essenz der Bücher bewahren, die bestürzend und grandios beides zusammenbringen, die politische mit der sexuellen Perversion, den Faschismus mit dem Sadismus. […] Den großen epischen Atem, den der Roman entfaltet, kann der Film nicht durchhalten, dem horizontalen Drive, der Action, überlagert sich ein Sog in die Tiefe. Die weitläufigen Familiengeschichten sind nur rudimentär bewahrt, aber der Film beschwört die poetische Kraft der Erinnerung und ihres Hilfsmittels, der Fotografie.“

sueddeutsche.de[5]

Auszeichnungen

Der Film gewann mehrere internationale Film- und Festivalpreise sowie Fernsehpreise, da Verblendung in Schweden in den Kinoverleih kam und als Fernsehmehrteiler ausgestrahlt wurde. Auch in Nordamerika fand die Leistung von Hauptdarstellerin Noomi Rapace Anerkennung, wo gegenwärtig eine Wiederverfilmung mit Rooney Mara vorbereitet wird.

Jahr Veranstaltung Kategorie(n)
2009 Amanda nominiert in der Kategorie Bester ausländischer Film
2009 Europäischer Filmpreis nominiert in den Kategorien Beste Darstellerin (Noomi Rapace), Beste Filmmusik und Publikumspreis
2010 Palm Springs International Film Festival Publikumspreis („Best Narrative Feature“)
2010 Guldbagge Bester Film, Beste Hauptdarstellerin (Noomi Rapace) und Publikumspreis, nominiert in den Kategorien Bester Nebendarsteller (Sven-Bertil Taube) und Beste Kamera
2010 Festival de Télévision de Monte-Carlo Goldene Nymphe in der Kategorie Beste Darstellerin – Fernsehmehrteiler (Noomi Rapace)
2010 Satellite Awards Beste Hauptdarstellerin – Drama (Noomi Rapace) und Bester fremdsprachiger Film, nominiert in der Kategorie Bestes adaptiertes Drehbuch
2010 Washington DC Area Film Critics Association Awards nominiert in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film
2010 New York Film Critics Online Awards Beste Nachwuchsdarstellerin („Breakthrough Performer“)
2010 Las Vegas Film Critics Society Awards Bester fremdsprachiger Film, nominiert in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin (Noomi Rapace)
2010 Houston Film Critics Awards Bester fremdsprachiger Film, nominiert in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin (Noomi Rapace)
2010 London Film Critics Circle Awards nominiert in der Kategorie Beste Darstellerin des Jahres (Noomi Rapace)
2010 St. Louis Gateway Film Critics Association Awards nominiert in den Kategorien Beste Hauptdarstellerin (Noomi Rapace) und Bester fremdsprachiger Film
2011 Broadcast Film Critics Association Awards Bester fremdsprachiger Film, nominiert in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin (Noomi Rapace)
2011 British Academy Film Award Bester nicht-englischsprachiger Film, nominiert in den Kategorien Beste Hauptdarstellerin (Noomi Rapace) und Bestes adaptiertes Drehbuch

Roman zum Film

Zeitgleich mit dem Film erschien vom Heyne-Verlag eine Sonderedition des Romans Verblendung mit dem Titel Verblendung – Der Roman zum Film.

Einzelnachweise

  1. Joachim Kurz: www.Kino-Zeit.de Verblendung. Kino Zeit, abgerufen am 17. September 2009.
  2. Stieg Larssons Bestseller "Verblendung" - Thriller auf Hollywood-Niveau. Cinema.de, abgerufen am 17. September 2009.
  3. Stieg Larsson’s Men Who Hate Women to premiere in Scandinavia. 13. Februar 2009, abgerufen am 19. September 2009 (englisch).
  4. Cinema.de: Filmkritik
  5. Sueddeutsche.de: Männer, die Frauen hassen

Weblinks


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