- Načeratice
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Načeratice Basisdaten Staat: Tschechien Region: Jihočeský kraj Bezirk: Znojmo Gemeinde: Znojmo Fläche: 421 ha Geographische Lage: 48° 49′ N, 16° 7′ O48.81854116.112452Koordinaten: 48° 49′ 7″ N, 16° 6′ 45″ O Einwohner: 276 (1. März 2001) Postleitzahl: 669 02 Kfz-Kennzeichen: B Verkehr Straße: Derflice - Nový Šaldorf-Sedlešovice Načeratice (deutsch Naschetitz) ist ein Ortsteil der Stadt Znojmo (Znaim) in Tschechien. Er befindet sich sieben Kilometer südöstlich von Znojmo (Znaim) und gehört zum Okres Znojmo (Bezirk Znaim). Der Ort wurde als ein Linsenangerdorf angelegt.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Im Westen liegt Znojmo (Znaim), im Osten Derflice (Dörflitz) und im Süden Vrbovec (Urbau).
Geschichte
Der Ort wird erstmalig im Jahre 1222 in einer Urkunde als "villam quondam Nasseratitz dictam" genannt. Die Anlage von Naschetitz sowie die bairisch-österreichisch Ui-Mundart mit ihren speziellen Bairischen Kennwörtern, welche bist 1945 gesprochen wurde, weist auf eine Besiedlung durch bayrische deutsche Stämme hin, wie sie um 1050, aber vor allem im 12/13. Jahrhundert erfolgte.[1] Ab dem Jahre 1289 wird der Ort vom Zisterzienserstift Saar verwaltet. Um 1327 erscheint die Namensform "Naschertitz", welche sich bis 1945 hielt. Im Krieg (1469) zwischen Georg von Podiebrad und Matthias Corvinus wurde der Ort verwüstet und verödete daraufhin. Naschetitz kam im Jahre 1563 unter Verwaltung der Herrschaft Joslowitz und verblieb bis 1848 in dieser. Doch erholte sich der Ort aufgrund ständiger Kriege im 16. und 17. Jahrhundert erst im Jahre 1670.[2]
Matriken werden seit 1700 geführt. Onlinesuche über das Landesarchiv Brünn.[3] Einen erkennbaren Aufbau erhielt das Dorf im Jahre 1780 durch den Inhaber der Herrschaft Joslowitz. Während der Napoleonischen Kriege wird der Ort im Jahre 1809 von französischen Truppen geplündert. 1816 wurde ein Schulhaus errichtet und 1858 erneuert. Davor war der Unterricht in Bauernhäusern abgehalten worden. Eine Freiwillige Feuerwehr wurde im Jahre 1905 gegründet. Von 1911 bis 1912 wurde eine neue zweiklassige Volksschule gebaut. Die Einwohner von Naschetitz lebten von der Vieh- und Landwirtschaft, wobei der in Südmähren seit Jahrhunderten gepflegte Weinbau eine besondere Rolle einnahm. Die großen Weinbauflächen des 18. Jahrhunderts verringerten sich über die Jahrhunderte und von der Reblausplage um 1900 erholte sich die Weinkultur in Naschetitz nicht mehr, so überstiegen die produzierten Weinmengen ab 1900 nicht mehr den Eigenbedarf des Dorfes.[4] Weiters wurden verschiedene Getreide-, Gemüse- und Obstsorten angebaut. Ebenso war die Jagd auf Hasen und Rebhühner im Gemeindegebiet einträglich. Neben der Landwirtschaft gab es noch das übliche Kleingewerbe und eine Milchsammelstelle im Ort.
Einer der Nachfolgestaaten Österreich-Ungarns nach dem Ersten Weltkrieg, 1914–1918, war die Tschechoslowakei, die jene deutschsprachigen Gebiete Böhmens, Mährens und Schlesiens für sich beanspruchte, die seit Ende 1918 als Deutschösterreich galten. Der Vertrag von St. Germain[5] sprach die strittigen Territorien gegen den Willen der dortigen deutschen Bevölkerung der Tschechoslowakei zu. Damit fiel auch die südmährische Ortschaft Naschetitz, deren Bewohner 1910 zu 100% zur deutschen Sprachgruppe zählten, an den neuen Staat. Die Elektrifizierung des Ortes erfolgte im Jahre 1931. In Folge des Münchner Abkommens wurde Naschetitz zum 1.Oktober 1938 ein Teil des deutschen Reichsgaus Niederdonau. Zwischen 1939 und 1945 war der Ort zusammen mit dem Dorf Dörflitz zur Gemeinde "Traubenfeld" zusammengeschlossen worden.
Im Zweiten Weltkrieg hatte der Ort 31 Opfer zu beklagen. Nach dessen Ende (8.Mai 1945) hatten die Siegermächte der Forderung der ČSR-Regierung Beneš entsprochen und die im Münchener Abkommen (1938) an Deutschland übertragenen Territorien, also auch Naschetitz, im Rückgriff auf den Vertrag von Saint-Germain (1919) wieder der Tschechoslowakei zugeordnet. Nahtlos hatten tschechische „Partisanen“ ( damalige Bezeichnung für die ortsfremden militanten Tschechen ) den Ort übernommen, das Standrecht verhängt und alle deutschen Ortsbewohner zwischen Juni und August 1945 wild über die Grenze nach Österreich vertrieben. Die zeitgleich auch anderen Orts beginnenden “wilden Vertreibungen der deutschen Bevölkerung wurden von den vier Hauptalliierten ohne jede Prüfung individueller Schuld geduldet und diese ethnische Säuberung im Potsdamer Kommuniqués [6] dann auch sanktioniert. Sie verlangten lediglich „einen geordneten und humanen Transfer der deutschen Bevölkerungsteile“ aus der Tschechoslowakei. Bereits vor der Umsetzung dieses Abkommens waren alle deutschen Bürger aus ihrem Heimatort vertrieben worden. Gemäß dem Beneš-Dekret 108 vom 25.Oktober 1945 war das gesamte bewegliche und unbeweglich Vermögen der deutschen Bürger konfisziert und unter staatliche Verwaltung gestellt worden. Seitens der Tschechischen Republik erfolgte dafür keine Abgeltung.
Die in Österreich befindlichen Ortsbewohner wurden bis auf 23 Familien, in Übereinstimmung mit den ursprünglichen Überführungs-Zielen[7] des Potsdamer Kommuniqués, nach Deutschland weiter transferiert. Zwei Familien wanderten in die USA und eine nach Australien aus [8] Naschetitz wurde neu besiedelt.
Im Jahre 2001 lebten in den 97 Wohnhäusern des Dorfes 276 Menschen.
Wappen und Siegel
Das älteste Siegel des Ortes stammt aus 17. Jahrhundert. Es zeigt ein Pflugeisen und ein Winzermesser nebeneinanderstehend in einem Schild. Im 19. und 20. Jahrhundert wurde ein bildloser Gemeindestempel verwendet.[9]
Bevölkerungsentwicklung
Volkszählung Einwohner gesamt Volkszugehörigkeit der Einwohner Jahr Deutsche Tschechen Andere 1880 435 435 0 0 1890 458 458 0 0 1900 475 472 3 0 1910 513 513 0 0 1921 490 482 4 4 1930 534 522 12 0 1991 291 2001 276 Sehenswürdigkeiten
- Pfarrkirche zur Schmerzhaften Muttergottes, vorher eine Kapelle (1804) und um 1839 ausgebaut und erweitert, Hauptaltarbild (1852) von Josef Winterhalter II.
- Kriegerdenkmal (1921)
Brauchtum
Die Einwohner des Ortes hatten bei ihren Nachbarn den Spitznamen Zeiselhaxen bzw. Zeisellanker.
Quellen und Literatur
- Julius Potucek: Naschetitz
- Wenzel Max: Thayaland, Volkslieder und Tänze aus Südmähren, 1984, Geislingen/Steige
- Elfriede Paweletz-Klien: Die südmährischen ITZ-Dörfer und die Anfänge der Siedlungsgeschichte in Südmähren, 2007
- Felix Bornemann: Kunst und Kunsthandwerk in Südmähren., Naschetitz: s. 22; C. Maurer Verlag, Geislingen/Steige 1990, ISBN 3-927498-13-0
- Bruno Kaukal: Die Wappen und Siegel der südmährischen Gemeinden. Knee, Wien 1992, ISBN 3-927498-19-X, S. 154f.
- Walfried Blaschka, Gerald Frodl: Der Kreis Znaim von A bis Z. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen/Steige 2006.
- Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens Band III, Verlag des Südmährischen Landschaftsrates, Geislingen/Steige, 2001, ISBN 3-927498-27-0
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Leopold Kleindienst:Die Siedlungsformen, bäuerliche Bau- und Sachkultur Südmährens, 1989, S. 9
- ↑ Codex diplomaticus et epistolaris Moraviae, Band VI, S.267
- ↑ Acta Publica Registrierungspflichtige Online-Recherche in den historischen Matriken des Mährischen Landesarchivs Brünn (cz,dt). Abgerufen am 30 März 2011.
- ↑ Hans Zuckriegl:Ich träum' von einem Weinstock, Kapitel 7, S.260
- ↑ Felix Ermacora: Der unbewältigte Friede: St. Germain und die Folgen; 1919 -1989 , Amalthea Verlag, Wien, München, 1989, ISBN 3-85002-279-X
- ↑ Charles L. Mee: Die Potsdamer Konferenz 1945. Die Teilung der Beute. Wilhelm Heyne Verlag, München 1979. ISBN 3-453-48060-0.
- ↑ Cornelia Znoy:Die Vertreibung der Sudetendeutschen nach Österreich 1945/46, Diplomarbeit zur Erlangung des Magistergrades der Philosophie, Geisteswissenschaftliche Fakultät der Universität Wien, 1995
- ↑ Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band III. Maurer, Geislingen/Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S.296
- ↑ Codex diplomaticus et epistolaris Moraviae, Band II, S.135
- ↑ Historický místopis Moravy a Slezska v letech 1848–1960, sv.9. 1984
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