Nový Šaldorf-Sedlešovice

Nový Šaldorf-Sedlešovice
Nový Šaldorf-Sedlešovice
Wappen von ????
Nový Šaldorf-Sedlešovice (Tschechien)
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Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Jihomoravský kraj
Bezirk: Znojmo
Fläche: 844 ha
Geographische Lage: 48° 50′ N, 16° 4′ O48.82845216.061652213Koordinaten: 48° 49′ 42″ N, 16° 3′ 42″ O
Höhe: 213 m n.m.
Einwohner: 1.286 (1. Jan. 2011) [1]
Postleitzahl: 671 81
Kfz-Kennzeichen: B
Struktur
Status: Gemeinde
Ortsteile: 2
Verwaltung
Bürgermeister: Jaroslav Sedlák (Stand: 2009)
Adresse: Nový Šaldorf 169
671 81 Nový Šaldorf
Gemeindenummer: 587729
Website: www.saldorf-sedlesovice.cz

Nový Šaldorf-Sedlešovice (deutsch Neuschallersdorf-Edelspitz) ist eine Gemeinde in Südmähren, Tschechien). Der Ort liegt südlich von Znojmo und dem Fluss Thaya (Dyje).

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Nachbarorte sind Znojmo (Znaim) im Norden, Konice (Konitz) im Westen und Načeratice (Naschetitz) im Osten. Der Ort selbst war als ein Breitstraßendorf[2] angelegt.

Geschichte

In frühgeschichtlicher Zeit durchschneidet der sog. „Rittsteig“ (ahd. ritto = Fieber), auch „Bräunersteig“ (Halsbräune = Diphtherie) oder „Fiebersteig“ das Ortsgebiet. Dieser führte wegen der Ansteckungsgefahr am Ort vorbei. Die Anlage des Ortes sowie die bairisch-österreichisch Ui-Mundart mit ihren speziellen Bairischen Kennwörtern, welche bis 1945 gesprochen wurde, weist auf eine Besiedlung durch bayrische deutsche Stämme hin, wie sie um 1050, aber vor allem im 12/13. Jahrhundert erfolgte.[3] Neuschallersdorf war ein Ortsteil von Altschallersdorf und wurde um das Jahr 1580 von der Herrschaft Znaim gegründet. Die Bezeichnung "New Schallersdorf" wurde erstmals im Jahre 1672 verwendet und ab dem Jahre 1720 ist der Name "Neueigen" bzw. "Neu-Aigen" mehrmals beurkundet. In den Jahren 1679/80 wütete die Pest in der Ortschaft.Im Jahre 1799 zerstört ein Hochwasser fast den gesamten Ort und so wurde dieser bei der Reichsstraße wieder aufgebaut. Während der Franzosenkriege besetzten die Franzosen zweimal (1805 und 1809) den Ort. Durch einen Brand im Jahre 1834 wurde fast das gesamte Dorf in Schutt und Asche gelegt. In den Jahren 1930/33 wird die Retzer Straße gebaut. Zuerst wollte man den frühzeitlichen Rittsteig ausbauen, doch man entschied sich die Straße über Gnaldersdorf, Kaidling und Neu-Schallersdorf zu bauen.[4]

Im Jahre 1848 wurden Altschallersdorf und Neuschallersdorf zur Gemeinde "Alt- und Neuschallersdorf".[5] Diese Zusammenlegung war künstlich hergeführt und wurde von keinen der beiden Gemeinden gewünscht. In Folge dessen kam es in den nächsten Jahren zu viele Streitereien, Prozessen und politischen Diskussionen. Da beide Orte fast gleich groß waren, wollte sich kein Ort dem anderen unterordnen. So kam es in den nächsten Jahren zu mehreren Ansuchen an die Bezirkshauptmannschaft in Znaim, die die Trennung der Gemeinde verlangten. Im Jahre 1874 wurde Neuschallersdorf eine selbstständige Gemeinde. Die Trennung der beiden Ortschaften hatte sich behördlich so verzögert, dass der gesamte Vorgang 10 Jahre dauerte. Die Geschichte der Trennung ist von Josef Rotter im "Gedenkbuch der Gemeinde Neuschallersdorf" beschrieben.[6]

Bis 1945 lebte die Ortsbevölkerung größtenteils von der Landwirtschaft. Im Ort gab es 64 landwirtschaftliche Betriebe und einige Handwerksbetriebe.

Nach dem Ersten Weltkrieg, der 13 Opfer unter den Neuschallersdorfern forderte, zerfiel der Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn. Einer der Nachfolgestaaten war die Tschechoslowakei, die jene deutschsprachigen Gebiete Böhmens, Mährens und Schlesiens für sich beanspruchte, die seit Ende 1918 als Deutschösterreich galten. Der Vertrag von St. Germain[7] sprach diese strittigen Territorien gegen den Willen der dortigen deutschen Bevölkerung der Tschechoslowakei zu. Damit fiel auch Neuschallersdorf, dessen Bewohner 1910 zu 100% Deutschmährer waren, an den neuen Staat. Maßnahmen folgten wie die Bodenreform und die Sprachenverordnung, wodurch es durch Siedler und neu besetzte Beamtenposten zu einem vermehrten Zuzug von Personen tschechischer Nationalität kam.[8] Die entstehenden wachsenden Autonomiebestrebungen der Deutschen führten zu Spannungen innerhalb des Landes und im weiteren zum Münchner Abkommen,[9] das die Abtretung der sudetendeutschen Gebiete an Deutschland regelte. Zwischen 1938 und 1945 gehörte der Ort Neuschallersdorf zum Reichsgau Niederdonau. Die Elektrifizierung des Ortes erfolgte im Jahre 1931 und der Neubau der Dorfstraße im Jahre 1935.

Am 8. Mai 1945 besetzten sowjetische Truppen den Ort. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges am 8. Mai 1945, welcher 33 Opfer forderte, kam die Gemeinde wieder zur Tschechoslowakei zurück. Alle, bis auf neun deutsche Bürger des Ortes, flohen vor den einsetzenden Nachkriegsexzessen oder wurden, noch vor der Umsetzung des Potsdamer Kommuniqués (Protokoll) [10] über die Grenze nach Österreich vertrieben.[11] Aufgrund des Beneš-Dekretes 108 vom Oktober 1945 wurde das Vermögen der deutsche Bevölkerung konfisziert und unter nationale Verwaltung gestellt. Bis auf zwei Personen wurden die restlichen Neuschallersdorfer offiziell mit dem Vertreibungstransport am 11. März 1946 über Znaim nach Deutschland zwangsausgesiedelt.[12] Der Ort wurde wieder neu besiedelt.

In Übereinstimmung mit den ursprünglichen Transfermodalitäten des Potsdamer Kommuniques verlangte im Jänner 1946 die Rote Armee den Abschub aller Volksdeutschen aus Österreich nach Deutschland. Trotzdem konnten 141 Personen in Österreich verbleiben, alle anderen wurden nach Deutschland weitertransferiert. Je eine Person wanderte nach Frankreich und Schweden, drei nach Kanada und sechs nach den USA aus. [13]

Matriken werden seit 1580 geführt. Onlinesuche über das Landesarchiv Brünn.[14]

Gemeindegliederung

Die Gemeinde Nový Šaldorf-Sedlešovice besteht aus den Ortsteilen Nový Šaldorf (Neuschallersdorf) und Sedlešovice (Edelspitz).

Wappen und Siegel

Im Jahre 1874 erhielt der Ort ein eigenes Gemeindesiegel. Es zeigt in einem Siegelrund eine Weintraube und ein Winzermesser. Später verwendete der Ort einen bildlosen Gemeindestempel.[15]

Bevölkerungsentwicklung

Volkszählung Einwohner gesamt Volkszugehörigkeit der Einwohner
Jahr Deutsche Tschechen Andere
1880 655 645 10 0
1890 660 655 5 0
1900 711 709 1 1
1910 723 721 0 2
1921 665 636 24 5
1930 601 571 20 10

[16]

Sehenswürdigkeiten

  • Kapelle des hl. Johannes (Neubau 1920) mit Gedenktafel der Gefallen des 1. Weltkrieges
  • „G’spitzte Marter“ (1637

Marterl an der Trift, nach Pestepidemie 1679/80

Brauchtum

Reiches Brauchtum bestimmte den Jahresablauf der 1945/46 vertriebenen, deutschen Ortsbewohner:

  • Traditionsgemäß wurde der Kirtag immer an einem Sonntag Ende August oder Anfang September abgehalten.
  • Jährlich gab es zwei Wallfahrten, eine nach Maria-Dreieichen und eine weitere nach Mariazell.

Literatur

  • Franz Böhm: Neu-Schallersdorf, 1965
  • Ilse Tielsch-Felzmann: Südmährische Sagen. 1969, München, Verlag Heimatwerk
  • Wenzel Max: Thayaland, Volkslieder und Tänze aus Südmähren, 1984, Geislingen/Steige
  • Bruno Kaukal: Die Wappen und Siegel der südmährischen Gemeinden (1992), Neu Schallersdorf S. 162
  • Felix Ermacora: Die sudetendeutschen Fragen, Rechtsgutachten, Verlag: Langen Müller, 1992, ISBN 3-7844-2412-0
  • Emilia Hrabovec: Vertreibung und Abschub. Deutsche in Mähren 1945 – 1947, Frankfurt am Main/ Bern/ New York/ Wien (=Wiener Osteuropastudien. Schriftenreihe des österreichischen Ost-und Südosteuropa Instituts) , 1995 und 1996

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2011 (XLS, 1,3 MB)
  2. Leopold Kleindienst: Die Siedlungsformen, bäuerliche Bau- und Sachkultur Südmährens, 1989, ISBN 3-927498-09-2
  3. Leopold Kleindienst:Die Siedlungsformen, bäuerliche Bau- und Sachkultur Südmährens, 1989, S. 9
  4. Walfried Blaschka, Gerald Frodl:Der Kreis Znaim von A bis Z.,2009
  5. Böhm:Neu Schallersdorf, 1965, S.152
  6. Johann Lang:Heimatbuch Altschallersdorf,1998,s.68f
  7. Felix Ermacora: Der unbewältigte Friede: St. Germain und die Folgen; 1919 -1989 , Amalthea Verlag, Wien, München, 1989, ISBN 3-85002-279-X
  8. Wolfgang Brügel: Tschechen und Deutsche 1918 – 1938, München 1967
  9. O. Kimminich: Die Beurteilung des Münchner Abkommens im Prager Vertrag und in der dazu veröffentlichten völkerrechtswissenschaftlichen Literatur, München 1988
  10. Charles L. Mee: Die Potsdamer Konferenz 1945. Die Teilung der Beute. Wilhelm Heyne Verlag, München 1979. ISBN 3-453-48060-0.
  11. Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3. Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0. 
  12. Archiv Mikulov, Odsun Němců – transport odeslaný dne 20. kvĕtna (1946),
  13. Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3. Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S. 307 (Neuschallersdorf). 
  14. Acta Publica Registrierungspflichtige Online-Recherche in den historischen Matriken des Mährischen Landesarchivs Brünn (cz,dt). Abgerufen am 10. April 2011.
  15. Archiv der Stadt Znaim
  16. Historický místopis Moravy a Slezska v letech 1848–1960, sv.9. 1984

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