Chemnitz-Einsiedel

Chemnitz-Einsiedel
Wappen von Einsiedel
Wappen von Chemnitz

Einsiedel
Stadtteil und Statistischer Stadtteil Nr. 46 von Chemnitz

Lage des statistischen Stadtteils Einsiedel in Chemnitz
Koordinaten 50° 46′ 15″ N, 12° 58′ 28″ O50.77083333333312.974444444444Koordinaten: 50° 46′ 15″ N, 12° 58′ 28″ O.
Fläche 11 km²
Einwohner 3720 (31. Dez. 2010)
Bevölkerungsdichte 337,6 Einwohner/km²
Eingemeindung 1. Jan. 1997
Postleitzahl 09123, 09127, 09128
Vorwahl 037209
Verkehrsanbindung
Bus 53, 208, 211, 212, 235, 524
Blick auf Einsiedel vom Turm der Schule Richtung Gartenanlage
Blick auf Einsiedel vom Turm der Schule Richtung Brauerei
Einsiedler Brauerei

Einsiedel wurde erstmals 1254 als Kleine Einsiedelsche Pflege urkundlich erwähnt und ist mit seinem 1935 eingemeindeten Ortsteil Berbisdorf seit 1. Januar 1997 ein Stadtteil von Chemnitz in Sachsen.[1]

Überregional bekannt sind die Brauerei „Einsiedler Brauhaus“ und die Trinkwassertalsperre Einsiedel.

An Einsiedel grenzen folgende Chemnitzer Stadtteile und Gemeinden (vom Norden her im Uhrzeigersinn): Erfenschlag, Adelsberg, Altenhain, die Gemeinden Amtsberg und Burkhardtsdorf, sowie die beiden Chemnitzer Stadtteile Klaffenbach und Harthau.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Einsiedel wurde vermutlich schon um 1200 als Waldhufendorf gegründet und war im 13. Jahrhundert Mittelpunkt der Herrschaft Einsiedel. Zu dessen Territorium gehörte Erfenschlag, Reichenhain, Dittersdorf, Weißbach, Kemtau und Einsiedel selbst. Ab 1696 gehörte Einsiedel zusammen mit Weißbach, Dittersdorf, Kemtau, Reichenhain und Erfenschlag zur Herrschaft Weißbach mit Dittersdorf. Erst 1843 kam Einsiedel zum Amt und 1875 zur Amtshauptmannschaft Chemnitz.

Bis zum 18. Jahrhundert hinein landwirtschaftlich geprägt, wandelte sich das Ortsbild ab etwa 1820 spürbar. In jenen Jahren wurden die ersten Strumpffabriken und Spinnereien in Einsiedel errichtet – das Zeitalter der Industrialisierung begann. Der nächste, große Aufschwung kam 1875 mit dem Anschluss an das Eisenbahnnetz der Strecke Chemnitz–Aue–Adorf/Vogtland (Zwönitztalbahn).

Der 1381 erstmals urkundlich erwähnte Ort Berbisdorf wurde 1935 nach Einsiedel eingemeindet. Die Besiedlung von Berbisdorf fand vermutlich bereits ca. 100 Jahre vor der ersten urkundlichen Erwähnung statt. Der Name Berbisdorf ist wahrscheinlich auf einen der ersten Siedler namens Berwig zurückzuführen. Mehrere Jahrhunderte lang war Berbisdorf ein reines Bauerndorf und blieb es bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Durch den Zusammenschluss vergrößerte sich Einsiedel auf fast 1050 Hektar, die Einwohnerzahl stieg um 831 auf 6176.

Bei Luftangriffen auf Chemnitz am 5. März 1945 wurde auch Einsiedel zu 93 % zerstört. Der Ort gilt damit als die am stärksten zerstörte Gemeinde Sachsens. Auch die Jakobi-Kirche samt Turm brannte bei dem Angriff aus.

Einsiedler Wappen

1938/39 verlieh man an 16 sächsische Gemeinden neue Wappen. Für Einsiedel geschah das, durch Verordnung des Herrn Reichsstadthalters in Sachsen. Am 11. November 1938 ist der Gemeinde Einsiedel die Genehmigung zur Führung eines W a p p e n s aufgrund von § 11 Abs. 2 der Deutschen Gemeindeordnung verliehen worden. Dieses Wappen hat der Kunstmaler Böhmert in Dresden entworfen. Es zeigt in goldenem gegabelten Schilde einen schwarz und blau gekleideten Einsiedler mit der Hacke über der Schulter und Stock in der Rechten, im vordern Teil des gegabelten Schildes in blau ein goldenes Zahnrad, im hinteren Teil in schwarz ein goldenes Pflugeisen. Redendes Wappen, das daneben die industrielle Gegenwart und den bäuerlichen Ursprung des Ortes zum Ausdruck bringt. Dazu ist die Gemeinde berechtigt, eine Flagge in den Farben gold (gelb) und blau zu führen. Maßgebend für die Wappen und Flaggenverleihung war die Tatsache, dass durch Neuordnung der Gemeinde im 3. Reiche und durch die damit zusammenhängende Eingliederung der früheren Gemeinde Berbisdorf in die Gemeinde Einsiedel das Gemeinwesen nicht nur in seiner räumlichen Ausdehnung sondern auch in seiner wirtschaftlichen Zusammensetzung einen Abschluss gefunden hat.

Das Einsiedler Brauhaus

Am 29. August 1885 gründete der Maschinenfabrikant Emil Schwalbe das Einsiedler Brauhaus, das bis heute einen der markantesten Punkte in Einsiedel darstellt.

Gedenkstätten

  • Kriegerdenkmal Unseren Helden 1914–18 auf dem Friedhof am Harthauer Weg
  • Gedenkstätte der Toten der Kriege 1870/71 und 1914–18 im Ortsteil Berbisdorf (Sedantafel und Kriegerdenkmal)
  • Mahnmal auf dem August-Bebel-Platz für die Opfer des Faschismus
  • Gedenktafel am Wohnhaus Kurt-Franke-Straße 10 zur Erinnerung an den kommunistischen NS-Gegner Kurt Franke, der 1944 im KZ Mauthausen ermordet wurde

ehemaliges Pionierlager

Nach dem Zweiten Weltkrieg fanden erstmals Ferienaufenthalte in Zelten auf dem Grundstück am Dittersdorfer Weg statt, das bereits 1916 durch den Einsiedler Arbeiterturnverein 'Germania e.V.' von einem Bauern erworben wurde. Im Jahr 1951 wurde das Zeltlager erheblich erweitert und als Zentrales Pionierlager Palmiro Togliatti offiziell eröffnet. 1977 wurden massive Gebäude errichtet. Seit 1991 dient das Gelände einer gemeinnützigen Bildungseinrichtung zu Fortbildungs- und Umschulungszwecken.

Kirchen

Nach Einführung der Reformation in Sachsen wurde Johann Marschner im Jahr 1547 erster evangelischer Pfarrer in Einsiedel.

Im Jahr 2000 wurde die Schwesterkirchgemeinde „Einsiedel – Reichenhain mit Erfenschlag und Berbisdorf gebildet.

Kirche St. Jakobi in Einsiedel

Die Weihe der von Zimmermann Ch. F. Uhlig aus Altenhain ab 1822 als rechteckigen Putzbau mit wertvoller Innenausstattung errichteten Kirche erfolgte 1827. Dieser Bau ersetzte eine sehr baufällig gewordene ca. 500 Jahre alte Chorturmkirche. Uhlig verwendete klassizistische Dreiecksgiebel auf toskanischen Säulen und toskanische Pilaster, um dem Bau eine klassische Würde zu verleihen. Einem Bombenangriff am 5. März 1945 auf Chemnitz fiel auch die Kirche St. Jakobi zum Opfer. Lediglich die Umfassungsmauern des Kirchenschiffes und des Turmes blieben erhalten. Nach dem 2. Weltkrieg wurden über einen langen Zeitraum große Anstrengungen zum Wiederaufbau unternommen. 1949 bekam der Turm ein Behelfsdach und es konnten neue Glocken beschafft werden. 1953 bis 1958 wurde ein Stahldachstuhl errichtet und der Turm in vereinfachter Form aufgebaut. Die Pläne zum Wiederaufbau stammten von Dr. Georg Laudeley aus Chemnitz. Bis 1966 wurde die Außenarchitektur wiederhergestellt, das Innere in moderner, nüchterner Form unter sparsamen Einsatz schmückender Elemente. Mit Ausnahme der Turmhaube wurde beim Wiederaufbau die äußere Form der Kirche im Wesentlichen originalgetreu wieder hergestellt. An der großen Wandfläche hinter dem Altar gestaltete der Wachauer Kunstmaler Werner Juza ein zeitgenössisches Gemälde. Seit 1977 ist eine zweimanualige Orgel der Firma Eule aus Bautzen mit 19 Registern und 1248 Pfeifen eingebaut.[2]. Die Kirche befindet sich am Harthauer Weg.

Kirche zu Berbisdorf

→ siehe Kirche von Chemnitz-Berbisdorf

Anbindung an den ÖPNV

Einsiedel ist durch verschiedene Möglichkeiten gut an das Netz des ÖPNV angebunden:

53 Klaffenbach – Altchemnitz – Einsiedel – Berbisdorf – Eibenberg (zwischen Klaffenbach und Altchemnitz nur im Schülerverkehr)
208 Omnibusbahnhof – Einsiedel – Gelenau – Thum – Ehrenfriedersdorf
211 Omnibusbahnhof – Berbisdorf – Burkhardtsdorf – Thalheim – Zwönitz – Schwarzenberg (nur im Schülerverkehr)
212 Berbisdorf – Burkhardtsdorf – Meinersdorf (nur im Schülerverkehr)
235 Zschopau – Einsiedel – Funkstraße (nur im Schülerverkehr)
524 Chemnitz Hbf – Einsiedel – Thalheim (Erzgeb)Aue (Sachs) (DB Erzgebirgsbahn)

Vereinsleben

  • Verein Berbisdorf e.V.
  • Freiwillige Feuerwehr Einsiedel
  • SV Viktoria 03 Einsiedel
  • Einsiedler Skiverein
  • Kegelsportverein 90 Einsiedel e.V.
  • Einsiedler Gewerbeverein e.V.
  • Förderverein Gymnasium Einsiedel e.V.
  • Verein der Haus- Wohnungs- und Grundstückseigentümer Einsiedel e.V.
  • Heimatverein “Spießgeselle” e.V.
  • Kinder- und Jugendclub Einsiedel (KINDERLAND-Sachsen e.V.)
  • Seniorenclub/ Begegnungsstätte der Heim gGmbH
  • Rassekaninchenzüchterverein Einsiedel

Literatur

  • Richard Steche: Einsiedel. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, 7. Heft: Amtshauptmannschaft Chemnitz. C. C. Meinhold, Dresden 1886, S. 38.

Einzelnachweise

  1. StBA: Änderungen bei den Gemeinden, siehe 1997
  2. Heinrich Magirius in "Schicksale Deutscher Baudenkmale im Zweiten Weltkrieg". Hrsg. Götz Eckardt, Henschel-Verlag, Berlin 1978. Band 2, S.451

Weblinks



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