Neuil-Mine

Neuil-Mine
45.5027777777780.7175
Neuil-Mine (Frankreich)
Neuil-Mine
Neuil-Mine

Die Neuil-Mine, französisch Mine de Neuil, ist ein Bergwerksschacht in Paragneisen des nordwestlichen Massif Centrals. Die Mine gehört zum Gemeindegebiet von Saint-Pardoux-la-Rivière im Département Dordogne. Gefördert wurde leicht silberhaltiger Bleiglanz.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Die Neuil-Mine liegt auf 250 Meter Höhe etwa 1 Kilometer nördlich von Neuil, einem Weiler der Gemeinde Saint-Pardoux-la-Rivière. Zum ehemaligen Förderschacht gelangt man, indem man kurz vor Neuil von der D 707 (NontronThiviers) aus einem kleinen Seitental aufwärts folgt. Der auf der rechten Talseite befindliche Schacht ist wegen Einsturzgefahr eingezäunt und für die Öffentlichkeit gesperrt.

Anlage

Der teils verschüttete Förderschacht war einst 47,50 Meter tief und bediente drei Fördersohlen. Zusätzlich war auch noch ein mittlerweile unter Wasser stehender, horizontaler Fördergang vorhanden.

Das geförderte Erz wurde zu einer beim Weiler Nègrecombe befindlichen Waschanlage gebracht und dann per Bahn (Strecke Angoulême-Thiviers) zur Verhüttung abtransportiert.

Geschichte

Die Neuil-Mine wurde hauptsächlich zwischen 1921 und 1928, 1956 - 1959 sowie erneut zwischen 1976 und 1984 betrieben. Es wurden insgesamt mehrere Hunderttonnen an Erz gefördert. Die verbliebene Erzmenge wird auf mehrere Tausend Tonnen eingeschätzt.

Geologie

Die Neuil-Mine ist in Paragneise des variszischen Grundgebirges des nordwestlichen Massif Centrals vorgetrieben worden. Die teils gefaltet vorliegenden Paragneise streichen vorwiegend N 130 und fallen mit 35° nach Nordost ein. Die Mine folgt Erzgängen mit einer Streichrichtung zwischen N 045 und N 065, d. h. quer zum Streichen der Paragneise; ihr Einfallen beträgt 65 ° nach Nordwest. Die Gänge verlaufen somit in etwa parallel mit der Randstörung des Massif Centrals nördlich von Saint-Pardoux-la-Rivière.

Die Erzgänge der Neuil-Mine sind kein Einzelfall, weitere Gänge folgen nach Nordwesten in Richtung Nontron. Auch diese Gänge wurden weitestgehend abgebaut (Le Puy-Mine, Cantonnier-Gang, Tabataud-Steinbruch etc.).

Mineralogie

Der Zentralteil der Erzgänge besteht aus einer Quarzmatrix, die mehr oder weniger stark an Baryt (Schwerspat) angereichert sein kann. Gelegentlich kann der Baryt den Quarz auch vollständig verdrängen. Zahlreiche Querbrüche und Klüfte durchziehen den Kernbereich aus Quarz-Baryt. Die Sulfidminerale (Galenit (Bleiglanz), der oktaedrische Überzüge im Zentimeterbereich bildet, derber Sphalerit (Zinkblende) sowie pulverförmiger und im Hahnenkammhabitus auftretender Markasit) sind im Quarz bzw. Baryt eingeschlossen. Der Randbereich der Gänge ist generell mylonitisiert und enthält zerscherte Sulfidmineralabsonderungen. Die Sekundärabscheidungen bedecken die Querbruchflächen und die mylonitischen Randzonen. Im Quarzkern befinden sich auch gelegentlich Quarz- und Chalcedon-Geoden. Der Quarz in den Quarzgeoden nimmt meist seinen hexagonalen Pyramidalhabitus an, kann aber auch seltene Doppelpyramiden ausbilden. Hohlräume im Baryt können mit Gips ausgekleidet sein. Erwähnenswert ist ferner das Vorkommen von apfelgrünem Pyromorphit in hexagonalem Prismenhabitus.

Die Mineralisation erfolgte hydrothermal bei Temperaturen, die sich zwischen 150 und 300°C bewegten. Die Vererzung erfolgte in zwei Phasen, die charakteristische Paragenesen erzeugten: Eine höhertemperierte Phase mit Abscheidung von Galenit und Quarz sowie eine niedrigertemperierte Phase mit Baryt und Markasit. Begleitminerale sind Sphalerit, Pyrit und Chalkopyrit. Die Vererzungen gehören somit zum Typus Sphalerit-Pyrit-Galenit-Chalkopyrit.

Weitere Mineralfunde sind unter anderem Cerussit, Dolomit, gediegen Schwefel sowie das bitumenhaltige Pseudomineral Ozokerit.

Alter

Eine am Galenit vorgenommene radiometrische Isotopenuntersuchung (Lougnon, J. et al. 1974) ergab für die Erzgänge des Grundgebirges ein Alter zwischen 300 und 250 Millionen Jahren BP (spätvariszische Phase). Ihre Entstehung erfolgte also eindeutig nach dem Eindringen des Piégut-Pluviers-Granodiorits in die Paragneise, dürfte aber dennoch genetisch mit dem Granodiorit in Verbindung gestanden haben.

Interpretation

Die Anordnung der Erzgänge deutet generell auf eine örtliche Dehnung des Grundgebirgsgesteins in Südostrichtung. Die Paragneise waren während dieser spätvariszischen Phase bereits auf unter 300 °C abgekühlt. An den Gängen fanden überdies Scherbewegungen statt, zu erkennen an den mylonisierten Randzonen. Diese Tatsache zusammen mit den Streuungen in den Streichrichtungen lässt möglicherweise auch auf eine südostwärts ausgerichtete Scherzone schließen; die Gänge der N 065-Richtung wären dann als antithetische Störungen und die der N 045-Richtung als R'-Riedel zu interpretieren. Das nordwestliche Einfallen der Gänge lässt außerdem einen Bewegungssinn Hangendes nach Südost vermuten.

Die mineralisierenden hydrothermalen Lösungen dürften mit dem Piégut-Pluviers-Granodiorit in Zusammenhang gebracht werden.

Literatur

  • Guillot, P. - L. et al.: Feuille Thiviers. In: Carte géologique de la France à 1/50000. BRGM.
  • Legrand, N. et al.: Minéralogie des Mines du Nontronnais, Dordogne. In: Le Règne Minéral. 84, München 2008.

Weblinks


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