Nicola Moufang

Nicola Moufang

Nicola Moufang (* 30. Mai 1886 in Heidelberg; † 11. April 1967 ebd.) war ein deutscher Jurist und Kunsthistoriker

Inhaltsverzeichnis

Familie

Nicola Moufang war der älteste Sohn von Wilhelm Moufang, promovierter Jurist und Rechtsanwalt in Heidelberg, (* 6. Januar 1852 in Mainz; † 30. Januar 1942 in Heidelberg) und seiner Ehefrau Julie Moufang, geb. Stutzmann (* 14. Februar 1857 in Wiesbaden-Biebrich; † 29. September 1938 in Heidelberg).

Nicola Moufang hatte vier Brüder: Fritz Moufang (* 5. Oktober 1887 in Heidelberg; † 10. März 1906 ebd.), Eugen Moufang (* 7. Januar 1889 in Heidelberg; † 15. April 1967 ebd.), Franz Moufang (* 19. April 1893 in Heidelberg; † 29. Mai 1984 ebd.) und Wilhelm Moufang (* 4. Oktober 1895 in Heidelberg; † 21. Januar 1989 ebd.). Nicola Moufang war verheiratet mit Eva Moufang, geb. Kase, (* 12. Mai 1884 in Stettin; † 29. Mai 1963 in Heidelberg). Die Ehe blieb kinderlos.

Leben und Wirken

Alle Moufang-Brüder waren von ihrem Vater angehalten, das Studium der Jurisprudenz aufzunehmen. Sie studierten an der Ruperto Carola in Heidelberg, wo sie auch promoviert wurden. Alle vier, auch der damals noch lebende fünfte Bruder Fritz, waren Absolventen des Kurfürst-Friedrich-Gymnasiums in Heidelberg, das sie mit vorzüglichen Abiturnoten verließen. Eugen Moufang verbrachte mehrere Semester in Freiburg, wo er für diese Zeit im Haus seiner Tante Anna Maria Probst, geb. Moufang, lebte. Eugen war der einzige der Moufang Brüder, der letztendlich die väterliche Kanzlei weiterführte,[1] die heute noch von seinem Stiefsohn unter dem Namen Wellensiek & Partner mit überregionalen Niederlassungen geführt wird.

Im Jahr 1913 wurde Nicola Moufang von der Juristischen Fakultät der Ruperto Carola mit seiner Dissertation über Die strafrechtlichen Bestimmungen des Gesetzes über die Sicherung der Bauforderungen zum Doktor jur. promoviert. Der Leidenschaft seiner frühen Jugend für keramische Werke folgend, ergänzte Nicola Moufang sein Jura-Studium und belegte an der Ruperto Carola auch das Fach Kunstgeschichte. Er konnte im Jahre 1914 seine Dissertation über Die Großherzogliche Majolika-Manufaktur in Karlsruhe vorlegen und wurde mit dieser Arbeit zwei Tage vor Ausbruch des 1. Weltkrieges mit dem Kriegseintritt des Deutschen Kaiserreiches am 1. August 1914, von der Philosophischen Fakultät der Ruperto Carola zum Dr. phil. promoviert.

Als Dr. jur. und frischgebackener Dr. phil., 28 Jahre jung, rückte Nicola Moufang als Freiwilliger zum 1. Badischen Leib-Dragoner-Regiment Nr. 20 nach Karlsruhe ein. Den Geist der Zeit „Zu Weihnachten sind wir wieder in der Heimat“ teilend und dem Familienkodex gehorchend, meldeten sich auch die drei noch lebenden Moufang-Brüder als Freiwillige und dienten bis zu ihrer Verwundung oder der Kapitulation im Jahre 1918. Der jüngste Bruder Wilhelm zog als Abiturient, 19-jährig bei der Kavallerie dienend, nach Frankreich an die Westfront.

1918 nach Kriegsende mit 32 Jahren zurückgekehrt, war es ein Segen für Nicola Moufang, dass er sich in seiner Dissertation über Die Großherzogliche Majolika-Manufaktur in Karlsruhe schon intensiv mit den Künstlern und deren künstlerischen Schöpfungen, die in dieser Manufaktur seit ihrer Gründung gearbeitet, auseinander gesetzt hatte.

Es wurde die Eintrittskarte für Nicola Moufang in die Leitung der Karlsruher Majolika und zum glückbringenden Einstieg in eine unvergleichlich bedeutende Schaffensperiode unter Moufang als Direktor der Großherzoglichen Majolika-Manufaktur in den Jahren von 1921 bis 1925.[2]. Ein enormes geistiges Potential konnte in künstlerischen Werken dieser Periode Gestalt annehmen. Hierzu die Namen, einiger wichtiger Künstler, die von Moufang in diesen Jahren intensiv gefördert wurden: Max Laeuger, Bruno Paul, Ludwig König und Paul Speck.

1925 ging Nicola Moufang nach Berlin. Hier war er bis 1929 Künstlerischer Leiter der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin. Nicola Moufang und seine Frau Eva hatten die Gabe und das Geschick, bedeutende Freundschaften zu pflegen. Ganz nahe waren Moufang alle künstlerisch herausragenden Persönlichkeiten. Seine besondere Neigung galt der zeitgenössischen Malerei, insbesondere dem Deutschen[3] Expressionismus, seiner Entfaltung vor und nach dem 1. Weltkrieg und der modernen Plastik, Bildhauerei. 31 Gästebücher in großformatigen Pergamentbänden, bewahren Eintragungen von Künstlern, von denen viele im Dritten Reich als „Entartete Künstler“ galten. Die Gästebücher enthalten über tausend Aquarelle. Aber auch Menschen aus dem politischen und gesellschaftlichen Leben, waren Gäste im Hause Moufang in der Zeit von 1922 bis 1966 und haben sich in diese Bücher eingetragen.

Dem Badischen Landesmuseum gelang vor einigen Jahren der Erwerb dieser 31 Bände, eines einzigartigen Zeugnisses des 20. Jahrhunderts.[4] Sie sind ein Spiegel der Zeitgeschichte, insbesondere der Kultur und Kunst nach dem 1.  Weltkrieg bis in die späten fünfziger, Anfang sechziger Jahre. Das innige Familienleben der Moufangs, belegt durch viele Eintragungen anlässlich kleiner und großes Familienfeiern, aber insbesondere das bedeutsame kulturelle Leben während Moufangs Karlsruher und Berliner Jahre sind durch Fotos, Verse, Sinnsprüche und Zeichnungen in den Gästebüchern dokumentiert. Zu Nicola und Eva Moufangs Freunden zählten der Karlsruher Akademiedirektor Hans Thoma, der Maler Wilhelm Schnarrenberger, der Keramiker Max Laeuger, die Bildhauer Georg Kolbe, Edwin Scharff und Renée Sintenis sowie der US-amerikanische Konstruktivist ukrainischer Herkunft Alexander Archipenko und der Architekt und satirische Zeichner Bruno Paul.

Von 1929 bis 1942 stand Nicola Moufang den Vereinigten Werkstätten Berlin[5] vor. In den letzten Kriegsjahren wurde er Sonderbeauftragter des Deutschen Reiches bei der Staatlichen Porzellanmanufaktur Sèvres (Manufacture royale de porcelaine de Sèvres) in Frankreich und der Königlichen Porzellan Manufaktur Kopenhagen (Königlich Kopenhagen) in Dänemark. 1943 wurde die Wohnung der Moufangs in Berlin ausgebombt. So kehrte er mit seiner Frau nach dem Zweiten Weltkrieg in seine Heimatstadt Heidelberg zurück, in der seine drei Brüder Eugen, Franz und Wilhelm lebten und wirkten.

Auch hier in Heidelberg, nach der totalen Kapitulation, aber mit dem Hoffnungsgeist, einen Wiederaufbau zu schaffen, hat Nicola Moufang die Freundschaften mit Seinesgleichen gefunden. Viele Kunstwerke aus der Sammlung Nicola Moufang hat das Kurpfälzische Museum der Stadt Heidelberg in den Jahren der Leitung durch seinen damaligen Direktor Georg Poensgen erhalten.[6] „Sie zeugen vor einer breiten Öffentlichkeit vom Geiste, dem sich der Jubilar ein ganzes Leben lang verbunden fühlte.“[7].

Nicola Moufang überlebte sein Frau Eva um vier Jahre. Er ruht neben ihr im denkmalgeschützten Familiengrab bei seinen Eltern Wilhelm und Julie Moufang und dem früh verstorbenen Bruder Fritz. Die Grabanlage befindet sich auf dem Bergfriedhof (Heidelberg) in der Abteilung D, Reihe 1, Nr.175/176.[8]

Ehrungen

  • 1964 war "Nicola Moufang in Anbetracht einer reichen wissenschaftlichen Ernte das Goldene Doktordiplom der Ruperto Carola überreicht worden."[9] Quelle: Stadtarchiv Heidelberg.

Schriften

  • Die strafrechtlichen Bestimmungen des Gesetzes über die Sicherung der Bauforderungen. Poeschel, 
Leipzig 1914, 77 Seiten, Dissertation zur Erlangung der Verleihung des Dr. jur. an der Ruperto Carola Heidelberg 1913.
  • Die Großherzogliche Majolika-Manufaktur in Karlsruhe. Carl Winter, Heidelberg 1920, Dissertation zur Erlangung der Verleihung des Dr. phil. an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg Heidelberg 1914.
  • Ausstellung von Meister- und Schülerarbeiten aus keramischen Lehr- und Versuchswerkstätten in den Vereinigten Staatsschulen für freie und angewandte Kunst. Edler & Krische, Charlottenburg 1927.
  • Alt-Berlin in Porzellan. H. Stubenrausch, Berlin 1927.

Einzelnachweise

  1. Rhein-Neckar-Zeitung, Feuilleton, 7. Januar 1986, Artikel: "Eugen Moufang 75 Jahre alt, Überreichung des Diploms zum Goldenen Doktorjubiläum"
  2. Badisches Landesmuseum Karlsruhe, Führer durch das Museum in der Majolika http://books.google.de/books?id=T0u_1dQrNcwC&pg=PA33&lpg=PA33&dq=Nicola+Moufang&source=bl&ots=CagjaxlM3s&sig=dq33BL0d6WhPiZ638xQ49cQinvA&hl=de&ei=uWw1TtTeMo3Vsgalo8y5Ag&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=10&sqi=2&ved=0CFAQ6AEwCQ#v=onepage&q=Nicola%20Moufang&f=false
  3. Ketterer Kunstlexikon http://www.kettererkunst.de/lexikon/deutscher-expressionismus.shtml
  4. Pressemitteilung des Badischen Landesmuseums.
  5. Vereinigte Werkstätten für Kunst im Handwerk http://www.designlexikon.net/Firmen/V/vereinigtewerkst.html
  6. Kurpfälzisches Museum der Stadt Heidelberg
  7. Zitat aus der Rhein-Neckar-Zeitung, Feuilleton, Pfingstausgabe 1966, Artikel "Dr. Nicola Moufang 80 Jahre". Beleg Stadtarchiv Heidelberg ZGS 2/155
  8. Verwaltung Bergfriedhof Heidelberg
  9. Rhein-Neckar-Zeitung, "Nicola Moufang 80 Jahre"

Weblinks


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