Hans Thoma (Maler)

Hans Thoma (Maler)
Selbstbildnis vor einem Birkenwald aus dem Jahr 1899
Geburtshaus in Bernau

Hans Thoma (* 2. Oktober 1839 in Oberlehen, Bernau im Schwarzwald, heute Landkreis Waldshut; † 7. November 1924 in Karlsruhe) war ein deutscher Maler und Graphiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Thoma stammt aus einfachen Verhältnissen. Sein Vater Franz Joseph (1794–1855) war ein gelernter Müller und arbeitete als Holzarbeiter im Schwarzwald. Seine Mutter Rosa (1804–1897), geborene Maier aus Menzenschwand, stammte aus einer Kunsthandwerkerfamilie. Die begonnenen Lehren, zuerst als Lithograph und Anstreicher in Basel, dann als Uhrenschildmaler in Furtwangen, brach er ab. Er betrieb autodidaktische Mal- und Zeichenstudien bevor er 1859 von der Großherzoglichen Kunstschule in Karlsruhe aufgenommen wurde, wo er u. a. Schüler von Johann Wilhelm Schirmer war. Sein Studium beendete Thoma im Jahr 1866 und ging nach einem Aufenthalt in Basel und Düsseldorf zusammen mit Otto Scholderer 1868 nach Paris, wo ihn besonders die Werke Gustave Courbets und der Schule von Barbizon beeindruckten. Auch Thoma ging schließlich nach München, die damalige Kunsthauptstadt Deutschlands. Sein Aufenthalt währte von 1870 bis 1876. Er war mit Arnold Böcklin befreundet und stand dem Leibl-Kreis nahe.

Hans Thoma, Auf einer Waldwiese, 1876, Hamburger Kunsthalle (Modell: Cella Thoma)

1877 heiratete er die Blumen- und Stilllebenmalerin Cella Berteneder.

Seit 1878 lebte Thoma im Frankfurter Westend, Haus an Haus mit dem Malerfreund Wilhelm Steinhausen, und in gemeinsamem Haushalt mit seiner Ehefrau, seiner Schwester Agathe und mit Ella, der 1878 adoptierten Nichte von Cella. In den Jahren 1886 bis 1899 lebte er dort in der Wolfsgangstrasse 150. Eine Inschrift am Haus weist darauf hin. Thoma stand u. a. den Malern der Kronberger Malerkolonie nahe. Zeitweise beherbergte er den Schriftsteller Julius Langbehn. Der Erbauer des Wohnhauses der Thomas, Simon Ravenstein, unterstützte Thoma mit zahlreichen Aufträgen, deren erster 1882 die Ausmalung des Hauses des Architekten selbst war. 1899 bezog die vierköpfige Familie eine Wohnung mit Atelier neben dem Friedrichshof in Kronberg, was Thoma als sichtbaren Ausdruck der lang ersehnten Anerkennung als Maler empfand.

Noch im Jahr 1899 wurde Hans Thoma zum Professor an der Großherzoglichen Kunstschule in Karlsruhe und zum Direktor der Kunsthalle Karlsruhe ernannt. Dieses Amt übte er bis 1920 aus.[1] In der Kunsthalle stattete er die Thoma-Kapelle aus, die noch heute dort zu besichtigen ist, zu seinem 70. Geburtstag eröffnete ein Anbau mit Thoma-Museum. Die Karlsruher Zeit wurde überschattet durch den Tod seiner Frau Cella 1901, der Thoma jahrelang depressiv stimmte. Thoma wohnte nur mehr mit seiner Schwester in Karlsruhe.

Seit seiner Ausstellung im Münchner Kunstverein 1890 wurde er allgemein in Deutschland anerkannt und der Kunsthistoriker Henry Thode wurde sein wichtigster Förderer. Thoma gehörte bis um etwa 1910 zu den angesehensten Malern Deutschlands. Zu seinen Schülern zählte unter anderem der spätere Leiter der Keramikfachschule Landshut Hermann Haas.

Hermann Binz schuf sein Porträt als Wasserspeier am Stephanienbrunnen (Karlsruhe).

Künstlerische Entwicklung und Bedeutung

Hans Thoma: Bogenschützen
Hans Thoma: Hochsommerlandschaft (Ausschnitt)

Seine Frühwerke sind von einem lyrischen Pantheismus geprägt. In seiner Münchner Zeit malte er vor allem Landschaften. In Frankfurt standen Arbeiten mit erzählerischem oder allegorischem Inhalt im Mittelpunkt seines Schaffens. Im Alter arbeitete er intensiv an seiner „Thoma-Kapelle“, die er mit Szenen aus dem Leben und Wirken Jesu Christi ausschmückte.

Als seine besten und authentischsten Werke gelten noch heute seine Landschaften (Schwarzwald, Oberrheinebene und Taunus) und die Porträts seiner Freunde und Angehörigen wie auch seine Selbstporträts. Nicht mehr überzeugen können heute oft grotesk überzeichnete, realistische, mythologisch-religiöse Darstellungen, die stark von Böcklin beeinflusst waren.

Er gehörte zur bevorzugten Auswahl zeitgenössischer Künstler, die das „Komité zur Beschaffung und Bewertung von Stollwerckbildern“ dem Kölner Schokoladeproduzent Ludwig Stollwerck zur Beauftragung für Entwürfe vorschlug.[2]

Sein Förderer Henry Thode stilisierte Thomas Werk zu einer Verkörperung nationaler Identität, womit der Vereinnahmung durch die nationalsozialistische Kunstkritik der Boden bereitet wurde.

In Bernau im Schwarzwald gründete der Bürgermeister Ludwig Baur 1949 das Hans-Thoma-Kunstmuseum[3], in dem Ölgemälde, Grafiken, kunstgewerbliche Arbeiten und Lebensdokumente einen Einblick in das Werk des Künstlers geben.

Nach Hans Thoma wurde der Hans-Thoma-Preis benannt, der Staatspreis des Landes Baden-Württemberg für Bildende Künstler und Künstlerinnen. Auch mehrere Schulen in Baden-Württemberg tragen den Namen des Malers, beispielsweise das Hans-Thoma-Gymnasium in Lörrach.

Hauptwerke

  • Der Bienenfreund (1863; Kunsthalle Karlsruhe)
  • Schwarzwaldlandschaft (1867; Kunsthalle Bremen)
  • Porträts der Mutter und Schwester (1868; Museum Folkwang Essen)
  • Schwarzwaldlandschaft (1872; Staatl. Museen Berlin)
  • Der Rhein bei Säckingen (1873; Säckingen; Hans-Thoma-Museum Bernau)
  • Gesang im Grünen (um 1875; Landesmuseum Hannover)
  • Religionsunterricht (1878, Privatbesitz)
  • Taunuslandschaften (1881 und 1890; Neue Pinakothek München)
  • Kinderreigen (1884, Privatbesitz)
  • Der Angler (1888; Städt. Kunstsammlungen Bonn)
  • Mondscheingeiger (1890, Privatbesitz)
  • Das wandernde Bächlein (1906)
  • Der Bach im Tal (1906; Landesmuseum Mainz)
  • Folge von 12 Monats-, 8 Planeten- und 10 Christusbildern (1906-08; Kunsthalle Karlsruhe)

Die wichtigsten Thoma-Sammlungen besitzen das Städelsche Kunstinstitut in Frankfurt und die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe.

Veröffentlichungen

Literatur

  • Henry Thode: Thoma. Des Meisters Gemälde in 874 Abb.. Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart Leipzig 1909
  • Karl Josef Friedrich (Hrsg.): Das Hans Thoma-Buch. Freundesgabe zu des Meisters 80. Geburtstage. Verlegt bei E.A. Seemann in Leipzig 1919
  • Karl Anton: Hans Thoma, ein Meister der Menschheit. G. Braun, Karlsruhe 1924
  • M. Spanier: Hans Thoma und seine Kunst für das Volk. Breitkopf und Härtel Leipzig 2. Auflage 1925
  • Lili Fehrle-Burger: Die Gemälde von Hans Thoma in der Peterskirche, in: Heidelberger Fremdenblatt, 7 (1961), S. 2-6
  • Augustinermuseum Freiburg (Hrsg.): Hans Thoma. Lebensbilder. Gemäldeausstellung zum 150. Geburtstag.. Langewiesche, Königstein/Taunus 1989, ISBN 3-7845-7870-X (formal falsche ISBN)
  • Christa von Helmolt: Hans Thoma. Spiegelbilder. Klett-Cotta, Stuttgart 1989, ISBN 3-608-76261-2
  • Jan Lauts: Hans Thoma. Langewiesche, Königstein/Taunus 1995, ISBN 3-7845-1671-8
  • Thoma-Mappe. Herausgegeben vom Kunstwart, München ca. 1910, Georg D. W. Callwey im Kunstwart-Verlag, Mappe mit 26 farbigen Tafeln und Begleitheft.
  • Hans Vollmer: Hans Thoma (Maler). In: Ulrich Thieme, Felix Becker u. a.: Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Band 33, E. A. Seemann, Leipzig 1939, S. 47–51
  • Hans Thoma. Ausstellungskatalog. Karlsruhe 1974

Einzelnachweise

  1. Geschichte – Die Sammlung im 19. Jh., Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, abgerufen am 30. Mai 2010
  2. Lorenz, Detlef: Reklamekunst um 1900. Künstlerlexikon für Sammelbilder, Reimer-Verlag, 2000.
  3. Internetseite des Hans-Thoma-Kunstmuseums

Weblinks

 Commons: Hans Thoma – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikisource: Hans Thoma – Quellen und Volltexte
 Commons: Zyklus Festkalender – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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