Walerija Iljinitschna Nowodworskaja

Walerija Iljinitschna Nowodworskaja
Walerija Nowodworskaja, 2009

Walerija Iljinitschna Nowodworskaja (russisch Вале́рия Ильи́нична Новодво́рская; * 17. Mai 1950 in Baranawitschy, Weißrussische SSR) ist eine russische oppositionelle Politikerin, Publizistin und Menschenrechtlerin, die vor allem für ihre radikal-liberale und pro-US-amerikanische Ansichten und extrem scharfe Kritik der Regierung Putin bekannt ist.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Nowodworskaja studierte ab 1968 Französisch an der Linguistischen Hochschule in Moskau. 1969 gründete sie eine illegale antisowjetisch-liberale Hochschulgruppe, deren Mitglieder von der Staatsmacht verdächtigt wurden, einen bewaffneten Aufstand gegen das Sowjetregime vorzubereiten, unter anderem weil sie den sowjetischen Einmarsch in die Tschechoslowakei offen kritisierten. Aufgrund dessen wurde Nowodworskaja im gleichen Jahr auf Verfügung des Nachrichtendienstes KGB festgenommen und war von Juni 1970 bis Februar 1972 in die geschlossene Psychiatrie eingewiesen.

1973 bis 1975 arbeitete sie als Pädagogin in einem Kindersanatorium und von 1975 bis 1990 als Übersetzerin für Englisch und Französisch an einer medizinischen Hochschule in Moskau. 1977 schloss sie ein Abendstudium am Pädagogischen Institut „Nadeschda Krupskaja“ der Oblast Moskau ab. In den 1970er-Jahren versuchte Nowodworskaja mehrmals, antisowjetische Propagandaschriften in Selbstverlag (Samisdat) zu vertreiben sowie eine politische Kampfbewegung gegen die Kommunisten zu etablieren. 1978 wurde sie Mitbegründerin der Dissidenten-Organisation Freie überberufliche Vereinigung der Werktätigen (russ. Свободное межпрофессиональное объединение трудящихся) und wurde 1978, 1985 und 1986 im Zusammenhang mit dieser Tätigkeit vor Gericht gestellt.

Im Mai 1988 war Nowodworskaja eine Mitbegründerin der ersten oppositionellen politischen Partei der Sowjetunion, die sich Demokratische Union (Демократический Союз) nannte. Ende der 1980er- und Anfang der 1990er-Jahre gab diese Partei eine illegale Zeitung namens Swobodnoje slowo (Свободное слово, „Freies Wort“) mit Nowodworskaja als häufiger Autorin heraus. Außerdem organisierte sie des Öfteren nicht genehmigte antisowjetische Demonstrationen in Moskau, bei denen Nowodworskaja unter den Hauptaktivisten war und insgesamt 17 Mal von der Polizei festgenommen und kurzzeitig unter Arrest gestellt wurde. Im Mai 1991 wurde gegen sie ein Strafverfahren wegen des Aufrufs zum gewaltsamen Machtwechsel eingeleitet. Nowodworskaja wurde inhaftiert, kam jedoch am 23. August 1991, nach dem gescheiterten Augustputsch in Moskau, wieder frei.

Ende 1992 trat Nowodworskaja als Mitbegründerin der liberalen Partei Demokratische Union Russlands (Демократический союз России) auf. Während der Verfassungskrise 1993 unterstützte Nowodworskaja die Auflösung des Parlaments und die gewaltsame Niederschlagung des oppositionellen Widerstands durch Präsident Boris Jelzin.

Ende 1993 beabsichtigte Nowodworskaja, bei den Dumawahlen als Abgeordnete zu kandidieren, verfehlte jedoch die hierfür notwendige Unterschriftenzahl. Sie gilt seitdem zusammen mit ihrer Partei Demokratische Union als politisch bedeutungslos, betätigt sich jedoch bis heute als Publizistin und Autorin politischer Bücher. Sie schreibt unter anderem für die Zeitschrift The New Times.

Politische Ansichten

Nowodworskaja gehört unter den liberalen Politikern Russlands zu den radikalsten und kompromisslosesten. Bekannt ist nicht nur ihre Kritik der Staatsmacht unter Putin und Medwedew, sondern auch die von ihr propagierte bedingungslose Unterwerfung gegenüber den USA und eine strikte Ablehnung Russlands als Großmacht. Außerdem tätigte Nowodworskaja mehrmals volksverhetzerische Äußerungen in Bezug auf das russische Volk.

Zu ihren bekanntesten Ausfällen in diesem Zusammenhang gehören die folgenden:

  • Im Januar 1995 wurde gegen Nowodworskaja ein Strafverfahren wegen Volksverhetzung eingeleitet, nachdem sie im Zeitraum von 1993 bis 1994 in mehreren Artikeln der Wochenzeitung Nowy Wsgljad teilweise russenfeindliche Behauptungen veröffentlicht hatte, in denen es beispielsweise heißt, die Russen seien eine Nation „krankhaft depressiver Triebtäter“, die „feige“ sind, „neben der Gefängnislatrine schlafen und keine Rechte haben“[1]. Im August 1995 wurde das Verfahren jedoch eingestellt.
  • Ebenfalls in der Zeitung Nowy Wsgljad veröffentlichte Nowodworskaja am 28. August 1993 einen Artikel, in dem sie das vormalige Apartheid-Regime in Südafrika sowie die Diskriminierung ethnischer Russen in ex-sowjetischen Baltikumstaaten ausdrücklich gutheißt („Apartheid ist die Wahrheit, während irgendwelche allgemeinen Menschenrechte eine Lüge sind“, „Die Russen in Estland und Lettland haben [...] bewiesen, dass man sie nicht mit Rechten in die europäische Zivilisation entlassen sollte“), ebenso den US-amerikanischen Atombombenabwurf auf Hiroshima und Nagasaki („Mich erschreckt diese Unannehmlichkeit, die Hiroshima und Nagasaki widerfahren ist, überhaupt nicht. Sehen Sie doch, welch ein Bonbönchen aus Japan geworden ist. [...] Das war es wert. Ich wäre glücklich, wenn die USA [...] rechtzeitig irgendwas abwerfen würden auf all jenen, die vom liberalen Weg abkommen und sich schlecht benehmen“)[2].
  • Am 5. Dezember 2008 setzte Nowodworskaja ihre verbalen Angriffe auf die russische Nation mit der folgenden Äußerung fort: „In Russland sind fünf Prozent Russen, Waräger, Wikinger, Europäer, Träger der skandinavischen Tradition. Die übrigen sind Reptilien, Amöben und Pantoffeltierchen“[3].
  • Im Zusammenhang mit dem russischen Einmarsch in Georgien während des Kaukasus-Krieges 2008 sagte Nowodworskaja: „Mit Ausnahme des August 1991 und des Oktober 1993 hatte ich nie einen Grund, auf mein Land stolz zu sein. [...] Putin, der das Land als Alleinherrscher regiert, hat die Welt an den Rand des Dritten Weltkriegs geführt. Wie kann man da stolz sein?“[4].
  • Am 30. März 2009 bezeichnete Nowodworskaja in einem Interview des Radiosenders Echo Moskwy Russland als „jenes Land, das eine Bremse für alles vernünftige, gute und ewige darstellt“[5].

Einzelnachweise

  1. http://www.medialaw.ru/publications/zip/27/novodv.html
  2. http://www.ds.ru/vnstat.htm
  3. http://www.grani.ru/opinion/novodvorskaya/m.144936.html
  4. http://www.kommersant.ru/doc.aspx?DocsID=1011982
  5. http://www.echo.msk.ru/programs/personalno/581896-echo/

Weblinks

 Commons: Valeriya Novodvorskaya – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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