Odenwald-Quarz

Odenwald-Quarz
Nahezu auf jedem Friedhof der alten Bundesrepublik befinden sich Grabsteine aus Odenwald-Quarz

Der Odenwald-Quarz wurde vor allem am Borstein in der Nähe der Ortschaft Reichenbach im Odenwald an der Bergstraße im Odenwald in Steinbrüchen abgebaut. Heute steht dieser Quarzgang am Borstein unter Naturschutz. Weitere Abbauorte dieses Gesteinsvorkommens werden mit Hohenstein und Katzenstein genannt. Es gibt insgesamt fünf Hauptgänge dieses farbenreichsten Gesteinsvorkommens, das in Deutschland als Naturstein gehandelt wird.[1] Odenwald-Quarz entstand zwischen der Trias und dem Tertiär vor etwa 30 Millionen Jahren.

Inhaltsverzeichnis

Namen

Aufgrund der Vielfalt des Odenwald-Quarzit gibt es zahlreiche Handelsnamen, entweder aufgrund regionaler Bezüge wie Reichenbacher-Quarz und Borstein-Quarz oder auch gesteinskundlich falsche Bezeichnungen wie «Odenwald-Quarzit», «Rosenquarzit» oder «Rosenquarz» benannt. Ein extrem dunkelbrauner Typ des Odenwald-Quarz, der jüngst bei Balzenbach gefunden wurde, bildete partiell spitz aufeinander zulaufende zähneartige Texturen und wird Odenwald Tigré genannt.[1]

Geologie

Dieses Quarzvorkommen kommt als Gangquarz vor. Es entstand aus Schwerspat (Baryt) in die später Lösungen von Quarz eindrangen und diesen völlig ersetzen. Dieser Vorgang wird Metasomatose genannt. Odenwald-Quarz ist ein metasomatischer Quarz, dessen Barytvorkommen primär vermutlich im Trais entstand und sekundär im Tertiär umgewandelt wurde.

Vorkommen

Es handelt sich um kleine regional begrenzte Vorkommen. Die fünf Hauptgänge im Odenwald verlaufen von Auerbach über Reichenbach bis Reichelsheim, Gronau bis Knoden, Heppenheim und Fürth, Laudenbach bis Rimbach und von Hemsbach bis Mörlenbach.[1]

Das nördliche Quarz-Vorkommen tritt bei Reichenbach am Borstein und am Felsberg unweit des Parkplatzes Hohenstein an die Oberfläche. Der Gesteinsabbau dieses Quarz-Vorkommens erfolgt in kleinteiligen Rohsteinen, deshalb sind großformatige Objekte nicht herstellbar. Im Gelände sind Quarzgänge aufgrund ihrer Härte oft freigewittert.

Neben den fünf Hauptgängen dieses Vorkommens, die 5 bis 30 Meter breit sind, gibt es zahllose kleine und kleinste Gänge, die keine Umwandlung durchliefen. Die Quarze der fünf Hauptgänge haben unterschiedliche Farbe, Struktur und Umwandlungsgrad. Heute hat lediglich der nördlichste Gang noch wirtschaftliche Bedeutung.[1] Zwei Steinbrüche sind im Abbau, der am Katzenstein und am Borstein.[2]

Gesteinsbeschreibung

Die Komponenten des Odenwald-Quarz setzen sich aus 98 Prozent Quarz und 2 Prozent opake (undurchsichtige) Mineralen zusammen. Die Größe der Quarzkörner schwankt zwischen 0,1 bis maximal 4 Millimeter. Odenwald-Quarz hat ein hohes Porenvolumen von etwa 10 Prozent, wobei Hohlräume von 1 bis 20 Millimeter als Folge einer unvollkommenden Metasomatose entstanden.[1] Odenwald-Odenwald-Quarz ist chemisch resistent und zählt wegen seines hohen Quarzgehalts zu den härtesten Hartgesteinen, die sich nahezu nur maschinell und kaum handwerklich bearbeiten lassen.

Die Farbe schwankt zwischen braun bis dunkelbraun, hellbraun, gelblichrot, rötlichgelb, rötlichgelblich, grünlich und bläulich. Die Farbveränderungen des Gesteins, außer bei grünlich und bläulich, resultieren aus den unterschiedlichen Anreicherungen von Erzmineralen. Gelbe und rote Farben werden durch Beimengungen von Eisenmineralien verursacht, wobei die gelben und braunen Gesteins-Varianten durch das in den Ursprungsgesteinen vorhandene Mineral Limonit verursacht werden. Im Vorkommen am Borstein kommt die relativ seltene grüne Farben im Gestein vor, die aus Malachit besteht und die Blaufärbung wird durch Azurit verursacht.[2] Beide Minerale zählen zu der Carbonatklasse.

Odenwald-Quarz ist eines der farbenreichsten Gesteine. Seine Textur ist richtungslos körnig und es sind stengelige Strukturen vorhanden, die in den meisten Fällen den Eindruck einer Parallelstruktur vermitteln.[3]

Verwendung

Odenwald-Quarz ist hoch verwitterungsbeständig, frostfest und polierfähig. Bei Verwendung als Naturstein werden die offenen Poren häufig zugespachtelt. Die Politur schwindet auch in langen Zeiträumen kaum. Verwendet wurde dieser Quarz vor allem überregional für Grabmale, Mühlsteine, Gartengestaltungen und regional für Natursteinmauerwerke. Grabmale aus Odenwald-Quarz befinden sich sehr häufig als vereinzelter kleiner Grabstein auf bundesdeutschen Friedhöfen, zahlreiche Beispiele befinden sich auf dem Friedhof Schenklengsfeld in der Nähe von Bad Hersfeld.[3] Nach Aussagen eines Steinbruchbetreiber sind Rohblöcke von maximal 5 m³ im Einzelfall gewinnbar und daraus sind Steinlängen bis maximal 1,80 m möglich.[2]

Odenwald-Quarz wurde früher auch in die Benelux-Länder exportiert.[1]

Weblinks

Literatur

  • Wolf-Dieter Grimm: Bildatlas wichtiger Denkmalgesteine der Bundesrepublik Deutschland. Hrsg. vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege. Lipp-Verlag, München 1990, ISBN 3-87490-535-7
  • Friedrich Müller (Hrsg.): INSK – Internationale Natursteinkartei. 10 Bd., Ebner-Verlag, Ulm 1993, Blatt 10.6.15 bis 10.6.17

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Müller: Natursteinkartei (siehe Literatur)
  2. a b c Information eines Steinbruchbetreibers. Abgerufen am 7. Juli 2010
  3. a b Grimm: Denkmalgesteine. Gestein Nr. 050 (siehe Literatur)
49.7124438.683671

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