Paul Marc

Paul Marc

Paul Marc (* 23. Dezember 1877 in München; † 23. September 1949 in Maising) war ein deutscher Byzantinist und Diplomatiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Paul Marc war Sohn des Kunstmalers Wilhelm Marc und der ältere Bruder des expressionistischen Malers Franz Marc. Anders als Vater und Bruder schlug er keine künstlerische, sondern eine akademische Laufbahn ein. Beide Brüder besuchten das Luitpold-Gymnasium, zeitweise gemeinsam mit Albert Einstein. Nach dem Abitur begann Paul Marc ein Studium der Klassischen Philologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Durch Karl Krumbacher kam er mit der Byzantinistik in Kontakt und wurde 1901 zum zentralen Mitarbeiter im von Krumbacher initiierten Akademievorhaben Corpus der griechischen Urkunden des Mittelalters und der neueren Zeit. Als erste Vorarbeit erschien 1903 das Buch „Plan eines Corpus der griechischen Urkunden des Mittelalters und der neueren Zeit“. Neben einer Projektvorstellung durch Krumbacher und Constantin Jireček lieferte Marc dort auf mehr als 100 Seiten ein „Register über das byzantinische und neugriechische Urkundenmaterial“, das er binnen nur zweier Jahre erstellt hatte.[1]

Byzantinische Zeitschrift, Band 18, 1909. Titelblatt

In den folgenden Jahren sammelte Marc weiterhin Urkundenmaterial, sichtete es und verfasste ein Konzept zur Publikation der Urkunden. 1906 reiste er, begleitet von seinem Bruder Franz, zum Berg Athos, um dort die klösterlichen Urkunden zu sichten. Dabei gelang es den Brüdern, anders als vielen Reisenden, für das Vorhaben einen guten Kontakt sowohl zu den Mönchen als auch zu den türkischen Behörden herzustellen. Erst 1909 erhielt Marc, der bis dahin seine Akademieforschungen als Privatmann betrieben und einzig seine Auslagen erstattet bekommen hatte, eine feste Stelle an der Akademie. Krumbacher machte 1909, kurz bevor er verstarb, seinen engsten Mitarbeiter zum Mitherausgeber der Byzantinischen Zeitschrift. 1910 legte Marc der Association der Akademien in Rom neben einem Bericht zum Stand der Arbeiten auch erste Probeeditionen und Beispiele von Urkundenregesten vor, die als mustergültig angesehen werden. Weitere Studienreisen führten ihn im April 1911 nach Venedig, im September und Oktober 1911 nach Patmos und 1913 nach Athen. Daneben stand er in brieflichem Kontakt mit Vertretern der internationalen Geschichtswissenschaft, darunter Spyridon Lampros, Constantin Jireček, Karl Brandi, Joseph Bidez, Gabriel Millet, Richard Salomon und John Bagnall Bury.[2]

Paul Marcs Karriere wurde durch den 1. Weltkrieg beendet; er verlor in Verdun ein Bein, sein Bruder Franz, von zwei Granatsplittern getroffen, starb. Nach der Rückkehr aus dem Krieg beendete er die Zusammenarbeit mit der Münchener Akademie und kümmerte sich zunächst um den Nachlass seines Bruders. Er trat eine Stelle beim Verlag Der Neue Merkur an, wo er die Auslandspost herausgab. Als Verbindung zur Byzantinistik verblieb noch die Herausgabe der Byzantinischen Zeitschrift, die er gemeinsam mit August Heisenberg bis 1928 besorgte.[3] Sowohl bei seiner Akademiestelle als auch als Herausgeber folgte ihm Franz Dölger nach. Dölger brachte in schneller Folge 1924, 1925 und 1932 die drei ersten Bände mit Urkundenregesten heraus. Dabei profitierte er von Marcs Vorarbeit, der nach neuerer Auffassung als Mitverfasser zumindest der ersten Bände angesehen werden muss. 1923 wechselte er als stellvertretender Leiter an das Institut für Auswärtige Politik nach Hamburg. Paul Marcs Wirken in dieser Institution, die in der Zeit des Nationalsozialismus von einer friedensorientierten und demokratischen Institution nach und nach gleichgeschaltet und 1937 nach Berlin verlegt worden war, ist bislang nicht untersucht; er versah die Position des Bibliothekars. Bei Kriegsende lebte Paul Marc mit seiner Frau Helene als Pensionär in Maising.[4]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Conrad Grau: Das Urkunden-Corpus des Oströmischen Reiches. Die Internationale Assoziation und das Kartell der Akademien. Ein Beitrag zur Geschichte der Byzantinistik. In: Sitzungsberichte der Leibniz-Sozietät 18, 3 (1997) S. 71
  2. Andreas E. Müller: Vom Verschwinden einer unbekannten Größe: der Byzantinist Paul Marc. In: Wiener Byzantinistik und Neogräzistik. Wien 2004, S. 310–311
  3. Andreas E. Müller: August Heisenberg, Paul Marc und die Suche nach einem geeigneten Syndikus für die Bayerische Akademie der Wissenschaften. In: Römische Historische Mitteilungen 45 (2003), S. 191–197
  4. Andreas E. Müller: Vom Verschwinden einer unbekannten Größe: der Byzantinist Paul Marc. In: Wiener Byzantinistik und Neogräzistik. Wien 2004, S. 314

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Paul-Marc-Joseph Chenavard — Paul Chenavard Paul Chenavard Eau forte par Félix Bracquemond. Paul Marc Joseph Chenavard, né à Lyon le 9 décembre 1808[1] et mort à Paris en 1895 …   Wikipédia en Français

  • Marc Blucas — Blucas at The Jane Austen Book Club premiere, 2007 Born Marcus Paul Blucas January 11, 1972 (1972 01 11) (age 39) …   Wikipedia

  • Paul Sangnier — Nom de naissance Paul Marc Sangnier Naissance 22 juillet 1917 Paris (France) Décès 10 avril 1939 (à 21 ans) Gorges de Vernéjoux (Dordogne) Nationalité …   Wikipédia en Français

  • Marc Paul — (born 29th May 1968) is a UK based award winning mentalist and magician. Voted Best Mind reader at the World Magic Awards 1999. This show was filmed in Los Angeles and shown on international television. Marc Paul also starred in his own TV series …   Wikipedia

  • Paul Chenavard — Eau forte par Félix Bracquemond. Paul Marc Joseph Chenavard, né à Lyon le 9 décembre 1808[1] et mort à Paris en 1895, est un peintre …   Wikipédia en Français

  • Marc Caron — Born June 1, 1954 (1954 06 01) (age 57) Allegiance Canada Service/branch …   Wikipedia

  • Marc — ist ein alter römischer Männername, der wohl ursprünglich „Marcitus“ oder „Marctus“ geheißen hat. Wie auch die spätere Form Marcus bedeutet er so viel wie (dem Kriegsgott) Mars geweiht. Marcus (Markus) oder Marc ist damit „der Kriegerische“. In… …   Deutsch Wikipedia

  • Paul Chevanard — Paul Chenavard Paul Chenavard Eau forte par Félix Bracquemond. Paul Marc Joseph Chenavard, né à Lyon le 9 décembre 1808[1] et mort à Paris en 1895 …   Wikipédia en Français

  • Paul Davis — may refer to: Paul J. Davis (fl. 1900s), American football and basketball coach Paul M. Davis, Jr. (1919–2007), American surgeon and writer Paul E. Davis (1921–2009), American football coach Paul Brooks Davis (born 1938) American painter,… …   Wikipedia

  • Paul Magaud — Paul Marc Magaud, né le 6 février 1806 à Montluel, dans l Ain et décédé à une date inconnue, était un ecclésiastique français passionné de botanique. Passionné par l histoire locale et la botanique, il composa un herbier important avec… …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”