- Peter Lindner
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Peter Lindner (* 16. März 1930 in Düsseldorf; † 11. Oktober 1964) war ein deutscher Rennfahrer und Geschäftsmann.
Inhaltsverzeichnis
Karriere
Peter Lindner war beruflich eng mit dem Automobil verbunden. 1954 baute er in Wiesbaden eine Vertretung für Jaguar- und später zusätzlich für Aston-Martin-Fahrzeuge auf. In seiner Werkstatt wurden auch die Rennfahrzeuge dieser beiden Marken hergerichtet, die Lindner als Amateurrennfahrer an den Wochenenden einsetzte. Sein Partner bei Touren- und Sportwagenrennen war dabei sein langjähriger Freund Peter Nöcker. Die beiden waren erfolgreich und konnten einige Klassen- und Gesamtsiege bei internationalen Rennen einfahren.
Der bekannteste Rennwagen im Besitz von Lindner war ein Jaguar E-Type-Lightweight. Von diesen Fahrzeugen für den Renneinsatz baute Jaguar nur zwölf Stück; das fünfte Chassis erwarb Lindner. Der silberne Jaguar mit der Chassisnummer S850662 war in den frühen 1960er-Jahren eine der markantesten Erscheinungen auf den europäischen Rennpisten. Die Wagen unterschieden sich nicht nur in der Motorleistung von den ursprünglichen E-Types, sondern hatten vor allem eine extrem leichte Aluminium-Karosserie. Lindners Lightweight war mit einer Motorleistung von 344 PS (253 kW) das stärkste der zwölf Fahrzeuge; alle anderen verfügten über Motoren, deren Leistung bei etwa 320 PS (235 kW) lag.[1]
Beim 1000-km-Rennen am Nürburgring 1963 trat Lindner mit seinem Lightweight unter anderem gegen die Scuderia Ferrari an, die werksseitig mehrere Ferrari 250P an den Start brachte. Lindner übernahm unmittelbar nach dem Start von Position acht aus die Führung, wurde aber in der zweiten Runde von den Ferrari-Piloten John Surtees und Ludovico Scarfiotti überholt. Nach 25 Runden fiel der Jaguar mit nachlassendem Öldruck aus.[2] Am 30. Juni 1963 gewann Peter Nöcker mit dem Wagen ein Sportwagenrennen auf der AVUS; im selben Jahr wurde Nöcker erster Gesamtsieger der Tourenwagen-Europameisterschaft.
1964 war ein gutes Ergebnis beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans das große Ziel von Lindner und Nöcker. Lindners Jaguar wurde im Winter 1963/64 intensiv überarbeitet, weshalb er sich deutlich von den anderen Lightweight-Modellen abhob. Er erhielt zahlreiche neue Teile aus dem Jaguar-Werk in Großbritannien, darunter ein Schnellschaltgetriebe. Auch die Karosserie wurde für 1964 neu gestaltet. Anstelle des herkömmlichen Hardtop-Aufbaus erhielt Lindners Wagen eine windschlüpfige Karosserie mit Fließheck, die Malcolm Sayer entworfen hatte. Lindners überarbeiteter Lightweight wird unter Anspielung auf seinen reduzierten Luftwiderstand in der britischen Motorpresse zumeist als Low-Drag-E-Type bezeichnet.[3]
Bei den Vortests konnte das Duo erneut durch schnelle Rundenzeiten überzeugen. Die beiden Deutschen fuhren in Le Mans die sechstschnellste Zeit, und das gegen die Prototypen von Ford und Ferrari. Im Rennen lag Lindner lange im Spitzenfeld, musste nach 149 gefahrenen Runden den Jaguar aber in der Box abstellen. Ein Zylinder hatte sich so überhitzt, dass sich der Motor nicht mehr starten ließ.
Tod in Montlhéry
Der Abschluss der Sportwagensaison 1964 war das 1000-km-Rennen von Paris, der 20. und letzte Wertungslauf der Sportwagen-Weltmeisterschaft dieses Jahres. Auch Peter Lindner und Peter Nöcker nahmen an dem Rennen auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke von Montlhéry teil, die vor allem wegen ihrer Steilkurven gefürchtet war. Nachdem es zu regnen begonnen hatte, kam es in der 83. Runde zu einem folgenschweren Unfall. Der Italiener Franco Patria hatte den in seiner Klasse führenden Werks-Abarth-Simca 1300 Bialbero von seinem Landsmann Luigi Taramozzo übernommen und war neu bereift und vollgetankt auf dem Weg aus der Boxengasse zurück auf die Strecke. Die Boxengasse war in Montlhéry nur durch Strohballen von der Strecke getrennt. Um für ein Mindestmaß an Sicherheit zu sorgen, überwachten zwei Ordner und ein Sportkommissar, unter ihnen der ehemalige Rennfahrer Jean Pairard, die Ausfahrt und ließen nur dann Wagen wieder auf die Strecke, wenn diese frei war. Als Patria an der Ausfahrt wartete, kam Peter Lindner auf der regennassen Strecke aus der Steilkurve vor Start und Ziel, schien zu bremsen und geriet ins Schleudern. Er lag an sechster Stelle und war in einen Zweikampf mit dem Briten Dick Protheroe verwickelt, der ebenfalls einen E-Type-Jaguar fuhr.
Lindner verlor auf der glatten Bahn die Herrschaft über den Jaguar, berührte die Strohballen, wobei sich Fahrzeugteile lösten. Der Wagen wurde etwa zehn Meter hochgeschleudert, drehte sich um die eigene Achse, sodass Lindner hinausstürzte. Der Jaguar traf Patrias Abarth mit voller Wucht und drückte ihn gegen eine Mauer. Franco Patria wie auch die in unmittelbarer Nähe stehenden Ordner und der Sportkommissar waren sofort tot. Peter Lindner war zunächst noch bei Bewusstsein, starb jedoch trotz Bluttransfusion wenig später im Krankenhaus an seinen schweren inneren Verletzungen. Das Rennen ging weiter und endete mit einem Erfolg von Graham Hill und Joakim Bonnier auf einem Ferrari 330P.[4]
Le-Mans-Ergebnisse
Jahr Team Fahrzeug Teamkollege Platzierung Ausfallgrund 1964 Peter Lindner Jaguar E-Type Lightweight Peter Nöcker Ausfall Überhitzter Zylinder Literatur
- Michael Riedner: „Leistungs-Gesellschaft. Die Wettbewerbsversionen des Jaguar E-Type.“ in: Motor Klassik Spezial Nr. 2 ("Alles über den Jaguar E-Type). Vereinigte Motor Verlage GmbH & Co. KG (ohne Jahr).
- Lars Döhmann: „Sport-Schau. Chronik: Die Sporterfolge des E-Type“. in: Motor Klassik Spezial Nr. 2 ("Alles über den Jaguar E-Type). Vereinigte Motor Verlage GmbH & Co. KG (ohne Jahr).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Riedner: Leistungs-Gesellschaft. Motor Klassik Spezial Nr. 2, S. 40.
- ↑ Behrndt/Födisch/Behrndt: ADAC 1000 km Rennen. Heel Verlag, Königswinter 2008, ISBN 978-3-89880-903-0, S. 47 und 208.
- ↑ Riedner: Leistungs-Gesellschaft. Motor Klassik Spezial Nr. 2, S. 40.
- ↑ auto motor und sport, Heft 22/1964, S. 44.
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