- Piegaro
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Piegaro Staat: Italien Region: Umbrien Provinz: Perugia (PG) Koordinaten: 42° 58′ N, 12° 5′ O42.96666666666712.083333333333356Koordinaten: 42° 58′ 0″ N, 12° 5′ 0″ O Höhe: 356 m s.l.m. Fläche: 98,92 km² Einwohner: 3.847 (31. Dez. 2010)[1] Bevölkerungsdichte: 39 Einw./km² Postleitzahl: 06066 Vorwahl: 075 ISTAT-Nummer: 054040 Demonym: Piegaresi Schutzpatron: San Silvestro (31. Dezember) Website: Gemeinde Piegaro Piegaro ist eine Gemeinde mit 3847 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2010) in der Provinz Perugia in der Region Umbrien in Italien.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Die Gemeinde erstreckt sich über ca. 99 km², die Einwohnerdichte beträgt etwa 38 Einwohner/km². Die Gemeinde liegt ca. 30 km südwestlich von Perugia am Fluss Nestore und am Fuße des Berges Montarale (853 Höhenmeter) an der Via Pievaiola (Strada statale 220 Pievaiola), die von Perugia nach Città della Pieve führt. Die Gemeinde liegt in der klimatischen Einordnung italienischer Gemeinden in der Zone E, 2152 GR/G. Sie gehört zur Gemeinschaft Comunità montana Trasimeno Medio Tevere.
Die Nachbargemeinden sind Città della Pieve, Marsciano, Montegabbione (TR), Monteleone d’Orvieto (TR), Paciano, Panicale, Perugia und San Venanzo (TR).
Ortsteile
Die Ortsteile (Frazioni) sind Acquaiola Gratiano, Castiglion Fosco, Cibottola, Collebaldo, Gaiche, Greppolischieto, Lerna Vignaie, Macereto, Oro, Pietrafitta, und Pratalenza.
- Castiglion Fosco, Ortsteil bei 350 Höhenmetern mit ca. 200 Einwohnern. Liegt ca. 10 km östlich von Piegaro. Der Ort wurde im 10. Jahrhundert gegründet, wahrscheinlich durch eine Schenkung von Otto II. an einen Soldaten namens Fosco. Gehört seit 1817 zur Gemeinde. Wurde im Guerra del Sale (Salzkrieg), dem 1540 ausgebrochenen Konflikt zwischen dem Kirchenstaat und Perugia um die vom Papst Paul III. eingesetzte Salzsteuer, von Pier Luigi II. Farnese belagert und zerstört.
- Collebaldo, Ortsteil bei 336 Höhenmetern, liegt ca. 1 km von Castiglion Fosco entfernt.
- Gaiche, Ortsteil bei 500 Höhenmetern.
- Greppolischieto, Ortsteil bei 657 Höhenmetern.
- Macereto, Ortsteil bei 301 Höhenmetern.
- Oro, Ortsteil bei 305 Höhenmetern mit ca. 180 Einwohnern. Liegt ca. 9 km nordöstlich von Piegaro. Wurde erstmals 1260 schriftlich als Castrum Auri erwähnt und gehörte geschichtlich immer zum heutigen Ortsteil Castiglion Fosco und gelangte mit ihm 1817 zum Gemeindegebiet von Piegaro.
- Pietrafitta, Ortsteil bei 276 Höhenmetern mit ca. 740 Einwohnern. Liegt ca. 15 km nordöstlich von Piegaro.
- Pratalenza, Ortsteil bei 556 Höhenmetern, liegt ca. 4 km vom Hauptort entfernt.
Geschichte
Der Legende nach entstand der Ort durch den Sohn des Saturnus, Pico Gaio (bzw. Graio). Historiker dagegen legen die Ortsgründung in das 3. Jahrhundert v. Chr., als die Römer während einer Belagerung aus dem nahegelegenden Chiusi flüchteten. Diese errichteten bereits zu dieser Zeit eine kleine Stadtmauer und widmetem den Ort der Jagdgöttin Diana. Zu dieser Zeit hieß der Ort wahrscheinlich Pico Gaio, aus dem mit der Zeit Plagarium (lateinische bzw. römische Bezeichnung) und Plagario und letztendlich Piegaro wurde. Trotz der geografischen Nähe blieb der Ort von der Schlacht am Trasimenischen See unberührt und bis zum 5. Jahrhundert fehlen weitere Erwähnungen. 455 wurde der Ort von Geiserich und den Vandalen heimgesucht, die den Ort zerstörten. 568 eroberten die Langobarden die Gegend und Piegaro und schlugen den Ort der Gemeinde Chiusi zu, zu deren Lehen und deren Grafschaft er bis zum 12. Jahrhundert gehörte. Nach einer Ribellion im Jahr 1240 gegen die Herren aus Chiusi gab Friedrich II. den Ort an Marsciano. Dies stellte die Einwohner ebenfalls nicht zufrieden, was in weiteren Auflehnungen gegen die Herren aus Marsciano mündete. 1295 wurde der Ort selbständig, aber bereits ein Jahr später unterwarf sich die Gemeinde derer von Perugia, von der sie Schutz gewährt bekam. Das Castello wurde im März 1367 von den Grandes Compagnies belagert, die zwar die Burg nicht erobern konnten, dafür aber das Umland und die Außenbezirke zerstörten. 1376 nahm der Ort mit weiteren Burgen und Gemeinden der Gegend an dem Widerstand gegen den Kirchenstaat teil und erhielt seine Unabhängigkeit zurück. Zehn Jahre später wurde der Ort von den Bretonen belagert und eingenommen. Danach begab sich der Ort unter den Schutz der Visconti. Nach dem Tod von Gian Galeazzo Visconti 1402 übergab seine Witwe das Territorium wiederum dem Kirchenstaat, mit dem die Gemeinden ein Jahr später einen Friedensvertrag unterzeichneten. Dreizehn Jahre später fiel der Ort dem Braccio da Montone in die Hände, der den Ort bis zu seinem Tod 1424 hielt. Danach herrschte Frieden bis 1443, als Piegaro von Ciarpellone (Antonio Colella da Parma) belagert wurde und die Bevölkerung zwang, sich in defensiver Absicht in der Burg einzuschließen. Als die Piegaresi nach einigen Tagen aufgaben, wurden die Burg in Brand gesteckt und die Bevölkerung nach Cortona geschafft, wo sie im August 1443 durch Zahlungen aus Perugia ausgelöst wurden. Am Ende des achtzehnten Jahrhunderts wurde der Ort Teil der römischen Republik und wurde von der Gemeinde Città della Pieve verwaltet. Nach der napoleonischen Besatzung wurden dem Ort 1817 die Ortsteile Castiglion Fosco, Oro und Pietrafitta zugeteilt. 1873 entstand das heutige Rathaus. Nach der Einheit Italiens stieg die Bevölkerungszahl von ca. 4000 zu ca. 6000 im Jahr 1951. Danach fiel der Bevölkerungsstand bis 2001 auf ca. 3650 Einwohner. Erhebliche Schäden erlitt der Ort durch den Rückzug der deutschen Truppen im Zweiten Weltkrieg am 17. Juni 1944.
Wirtschaft
Bekanntestes Produktionsgut des Ortes ist das Glas, mit dessen Herstellung am Ende des 13. Jahrhunderts begonnen wurde. Dabei wurde auch auf das Wissen geflüchteter Glasbläser aus Murano zurückgegriffen. Ab dem Ende des 17. Jahrhundert war die Glasproduktion eng mit der Familie Cocchi verbunden, ab dem Ende des 19. Jahrhunderts übernahm die Familie der Cordoni die Verantwortung. Zwischen 1898 und 1941 erlebte die Glasproduktion in Piegaro eine schwere Krise, in der die Fabriken mehrfach geschlossen wurden. 1941 entstand durch die Pallavicini eine neue Glasfabrik, die bis 1960 unter ihrer Führung stand und am 18. April durch das Konsorzium Cooperativa di soci-lavoratori unter Leitung des Bürgermeisters Leonida Pedetti sowie weiteren 58 Teilhabern übernommen wurde.
Sehenswürdigkeiten
- Abbazia dei Sette Frati, Abtei im Ortsteil Pietrafitta aus dem 11. Jahrhundert, die der hl. Felicitas und ihren Söhnen geweiht ist.
- Castello di Castiglion Fosco, Burg im Ortsteil Castiglion Fosco, enthält einen Turm (25 m) von Tommaso di Francesco aus dem Jahr 1500.
- Castello di Cibottola, Burg im Ortsteil Cibottola. Enthält einen ca. 20 m hohen und achteckigen Beobachtungs- und Glockenturm mit einer Glocke aus dem Jahr 1850[2].
- Castello di Gaiche, Burg im Ortsteil Gaiche, die erstmals im 11. Jahrhundert als Castri Gaicorum erwähnt wurde.
- Castello di Pietrafitta, Burg aus dem 12. Jahrhundert im Ortsteil Pietrafitta[3].
- Castrum Auri, Burgruine im Ortsteil Oro aus dem 12. Jahrhundert.
- Chiesa di Santa Croce, Kirche aus dem 12. Jahrhundert im Ortsteil Castiglion Fosco.
- Chiesa di Santa Felicissima, Kirche aus dem 14. Jahrhundert im Ortsteil Oro
- Chiesa di San Giovanni, eine von der Universität Perugia 1545 errichtete Kirche im Ortsteil Castiglion Fosco.
- Chiesa di San Lorenzo, 1391 entstandene Kirche im Ortsteil Gaiche.
- Chiesa di San Lorenzo, am Anfang des 14. Jahrhunderts entstandene Kirche im Ortsteil Greppolischieto, liegt kurz außerhalb der Befestigungsanlage.
- Chiesa di Santa Lucia, ehemalige Kirche im Ortskern von Oro.
- Chiesa della Madonna della Crocetta, Kirche kurz außerhalb von Piegaro, entstand in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhundert durch Brüder der Confraternita della Crocetta[4].
- Chiesa della Madonna delle Grondici, Kirche und Sanktuarim aus dem 15. Jahrhundert im Ortsteil Macereto, enthält von Gregorio Tedesco (auch Gregorio Gregori oder Il Teutonico genannt) das Gemälde Madonna con il Bambino tra San Sebastiano e San Rocco aus dem Jahr 1495.
- Chiesa della Madonna del Monte, Kirchenruine im Ortsteil Pratalenza. Wurde wahrscheinlich im 15. Jahrhundert errichtet und 1956 von einen Blitz und dem darauffolgenden Feuer so stark beschädigt, das die Dachkonstruktion einstürzte.
- Chiesa di Santa Maria Assunta, Kirche im Ortsteil Collebaldo, die 1304 begonnen und am 31. Oktober 1316 geweiht wurde. Entstand über dem antiken Tempel der Diana e Vesta[5].
- Chiesa di Santa Maria Maddalena, Kirche im Ortskern von Greppolischieto.
- Chiesa di Santa Maria del Piano, Kirchenruine aus dem 12. Jahrhundert kurz außerhalb des Ortsteils Pietrafitta.
- Chiesa di San Michele Arcangelo, Pieve im Ortsteil Macereto kurz außerhalb der Befestigungsanlage.
- Chiesa di San Silvestro papa, Kirche im Ortskern, die wahrscheinlich im 10. Jahrhundert entstand, aber erstmals 1275 im Dokument Rationes Decimarum erwähnt wird[6].
- Convento di San Bartolomeo, ehemaliger Konvent der Franziskaner nahe dem Ortsteil Cibottola. Entstand in den ersten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts und wurde 1892 verlassen[7].
- Museo del Vetro (Glasmuseum), entstand im April 2009.
- Palazzo Misciatelli-Pallavicini, Gebäude aus dem 18. Jahrhundert.
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Herculanus von Piegaro (Sant’Ercolano oder Ercolano da Piegaro genannt, * in Piegaro, † 28. Mai 1541 in Castelnuovo di Garfagnana), wurde 1860 durch Pius IX. heiliggesprochen[8].
- Stefano Pignatelli (* 1578 in Piegaro; † 12. August 1623 in Rom), wurde am 11. Januar 1621 von Papst Paul V. zum Kardinal erklärt und liegt in der Kirche Santa Maria sopra Minerva begraben.
Gemeindepartnerschaften
- Verneuil-en-Halatte, Département Oise, Frankreich
- Dvůr Králové nad Labem, Tschechien
Weblinks
Commons: Piegaro – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Offizielle Webseite der Gemeinde Piegaro (ital.)
- Daten und Informationen zu Preci bei Comuni Italiani (ital.)
- Pro Loco Pietrafitta Webseite des Pro Loco im Ortsteil Pietrafitta.
Quellen
- Michele Broccoletti: Piegaro: Storia, Territorio, Società, in: In Storia, Nr. 34, Oktober 2010 (Ausgabe LXV) [1]
- Michele Broccoletti: Piegaro: Storia del vetro e della vetreria nel borgo umbro, in: In Storia, Nr. 35, November 2010 (Ausgabe LXVI) [2]
Literatur
- TCI: Umbria, Mailand 1999, S. 643 ff., ISBN 88-365-2542-3
Einzelnachweise
- ↑ Statistiche demografiche ISTAT. Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica vom 31. Dezember 2010.
- ↑ Webseite von Umbria e Arte zur Gemeinde Piegaro, abgerufen am 4. Juni 2011 (Ital.)
- ↑ Webseite von I Castelli zur Burg in Pietrafitta, abgerufen am 4. Juni 2011 (Ital.)
- ↑ Offizielle Webseite der Region Umbrien zur Kirche Madonna della Crocetta, abgerufen am 4. Juni 2011 (Ital.)
- ↑ Offizielle Webseite der Gemeinde zum Ortsteil Collebaldo, abgerufen am 4. Juni 2011 (Ital.)
- ↑ Offizielle Webseite der Region Umbrien zur Kirche Chiesa di San Silvestro papa, abgerufen am 4. Juni 2011 (Ital.)
- ↑ Webseite von Abbazie zum Konvent San Bartolomeo, abgerufen am 4. Juni 2011 (Ital.)
- ↑ Webseite der Onlineausgabe des Treccani, abgerufen am 4. Juni 2011 (Ital.)
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