Chmeľnica

Chmeľnica
Chmeľnica
Wappen Karte
Wappen von Chmeľnica
Chmeľnica (Slowakei)
Chmeľnica
Chmeľnica
Basisdaten
Kraj: Prešovský kraj
Okres: Stará Ľubovňa
Region: Spiš
Fläche: 12,64 km²
Einwohner: 953 (31. Dez. 2010)
Bevölkerungsdichte: 75,4 Einwohner je km²
Höhe: 528 m n.m.
Postleitzahl: 064 01 (Postamt Stará Ľubovňa)
Telefonvorwahl: 0 52
Geographische Lage: 49° 18′ N, 20° 44′ O49.29527777777820.731388888889528Koordinaten: 49° 17′ 43″ N, 20° 43′ 53″ O
Kfz-Kennzeichen: SL
Gemeindekennziffer: 526754
Struktur
Gemeindeart: Gemeinde
Verwaltung (Stand: November 2010)
Bürgermeister: Štefan Šimský
Adresse: Obecný úrad Chmeľnica
číslo 103
06401 Stará Ľubovňa
Webpräsenz: www.chmelnica.ocu.sk
Gemeindeinformation
auf portal.gov.sk
Statistikinformation
auf statistics.sk

Chmeľnica (bis 1927 slowakisch „Hopgart“ – 1927 bis 1948 „Hobgart“; deutsch Hopgarten, ungarisch Komlóskert – bis 1902 Hobgárt) ist eine Gemeinde in der heutigen Slowakei, die im Jahre 1248 unter dem Namen Petersburg von deutschen Einwanderern gegründet wurde. Heute hat die Ortschaft etwa 900 Einwohner, die mehrheitlich untereinander noch in einer schlesisch basierten deutschen Mundart sprechen.

Inhaltsverzeichnis

Name

Der Name Hobgart, „Hofgarten“, wurde 1352 erstmals erwähnt. Als im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts der Hopfenanbau zunahm, wurde der Name in „Hopfengarten“ uminterpretiert.[1] Hierauf gehen der von 1907 bis 1913 offizielle ungarische Name Komlóskert (komló = Hopfen, kert = Garten), der seit 1948 gültige slowakische Name Chmeľnica (chmeľ = Hopfen) sowie das Ortswappen zurück.[2]

Geschichte

Die erste Besiedlung durch Deutsche fand in den Jahren zwischen 1270 und 1284 statt. Sie erhofften, wie viele damalige Auswanderer, ein besseres Leben als in ihrem Heimatland. Hopgarten, wie es noch heute bei den Deutschen heißt, war jedoch für einige nur eine Zwischenstation, da viele nach Siebenbürgen (heutiges Rumänien) weiterreisten. Slowaken, Ruthenen und Magyaren kamen eher selten nach Hopgarten, um dort zu siedeln. Wenn sie es doch taten, mussten sie die dortige deutsche Mundart (Outzäpsersch) lernen und somit assimilierten sie sich recht schnell und gingen in der deutschen Kultur auf.

Die Deutschen lebten bis zum 2. Weltkrieg recht friedlich mit den anderen Ethnien zusammen. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Tschechoslowakei wiederhergestellt und die Deutschen sollten ausgewiesen werden. Da jedoch die Deutschen von Hopgarten ein sehr gutes Verhältnis zu den umgebenden Slowaken und Ukrainern (Ruthenen) hatten, wurden sie von diesen oft gewarnt, sobald die tschechische Miliz im Anmarsch war. Durch die recht frühe Warnung konnten sich die Deutschen im Wald oder in anderen Dörfern, die hauptsächlich von Ukrainern bewohnt wurden, verstecken. Am Abend des 26. Juni 1946 umstellten tschechische Soldaten das Dorf und brachten die Deutschen ins Sammellager Stará Ľubovňa (Altlublau). Nachdem aber der slowakische Pfarrer von Hopgart sowie die slowakischen, ukrainisch-ruthenischen und goralen Bürgermeister der Nachbargemeinden dagegen protestierten und sich somit mit den Deutschen solidarisierten, kamen sie wieder frei. Einem zweiten Deportationsversuch am 5. Juli 1946 entzogen sich die Dorfbewohner nach Vorwarnung durch slowakische Nachbarn, indem sie sich abermals im Gemeindewald versteckten. Die folgenden Wochen hielten sie sich weiterhin versteckt, konnten dabei jedoch weiterhin ihre Felder bestellen. 101 Personen wurden aufgespürt und ausgewiesen, der Mehrheit – etwa 600 – gelang es jedoch verborgen zu bleiben, bis im September 1946 den verbliebenen Hopgartern gestattet wurde, sich als Slowaken zu erklären und so in der Heimat zu bleiben.[3] Schließlich wurde den Deutschen Anfang der 1950er Jahre die tschechoslowakische Staatsangehörigkeit zuerkannt.

Sozialistische Ära

Gleich nach der Wiedererrichtung des tschechoslowakischen Staates 1945 wurde die deutsche Sprache verboten und war außerdem verpönt, zusätzlich wurde durch den Zuzug von Slowaken der Anteil der Deutschen geringer. Gleich nachdem das Verbot gesetzlich festgelegt wurde, bekamen die Deutschsprachigen einen slowakischen Lehrer. Die Deutschen sprachen dennoch zu Hause in der Familie untereinander Deutsch, und der slowakische Pfarrer nahm die Beichten auch in deutscher Sprache ab.

Der Gemeindewald wurde 1948 verstaatlicht und in den 1970er Jahren abgeholzt. Die landwirtschaftlichen Betriebe wurden 1973, nachdem sich die Dorfbewohner über zwei Jahrzehnte widersetzt hatten, in die landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft überführt. Wichtigster Arbeitgeber wurde in der Zeit die Schraubenfabrik in Stará Ľubovňa.

Heutige Situation

Heute gibt es in Hopgarten noch über 600 Personen von den ca. 900 Einwohnern Hopgartens, darunter auch Kinder, die den deutschen Dialekt oder Hochdeutsch als Muttersprache sprechen.[4] Nur eine Minderheit erklärt sich jedoch bei Volkszählungen als Deutsche, im Jahre 2001 nur 107 von 914, also 11,71 %.[5] In der Grundschule (1.–4. Klasse) ist Slowakisch Unterrichtssprache, jedoch bekommen die dortigen Schüler sieben Stunden Deutschunterricht (zwei mehr als an anderen slowakischen Schulen, die Deutsch ab der 1. Klasse anbieten). Ab der fünften Klasse besuchen die Schüler die Grundschule Za Vodou in Stará Ľubovňa, wo es fünf Deutschstunden pro Woche gibt.[6] Nach Abschluss der Grundschule gibt es in Poprad die Möglichkeit, ein Gymnasium mit bilingualem Zweig (slowakisch-deutsch) zu besuchen.[7] Trotz dieser Umstände ist es schwierig zu sagen, ob sich der deutsche Dialekt hält, da es an neuen deutschen Wörtern fehlt, an deren Stelle dann slowakische gebraucht werden.

Mit der Schließung der Schraubenfabrik in Stará Ľubovňa nach dem Ende des Sozialismus sowie infolge der abnehmenden Verdienstmöglichkeiten mit der Landwirtschaft ist Chmeľnica – wie die gesamte Region – von starker Arbeitslosigkeit betroffen. Vor diesem Hintergrund wird mit verstärkter Abwanderung aus dem Dorf gerechnet.[8]

siehe auch

Literatur

  • Valiska, Juraj: Die zipserdeutsche Mundart von Chmel'nica (Hopgarten). Bratislava: Slovenské Pedagogické Naklad, 1967 (= Acta Facultatis Philosophicae Universitatis Safarikanae Presovensis, Philologica, 2).

Quellen

  1. Die Aula (2002): Das widerspenstige Dorf. http://www.dieaula.at/Ausgaben/2002/12/downloads/12-2002%20-%20Enzfelder%20-%20Das%20widerspenstige%20Dorf.pdf
  2. Chmeľnica: offizielle Webseite. http://www.chmelnica.ocu.sk
  3. Rainer Hahn (2006): Die Deutschen in der Slowakei. DVD (praxis-unterrichtsfilm.de). http://www.praxis-unterrichtsfilm.de/downloads/karpatendeutsche.pdf
  4. „Mehr als 800 der 900 Einwohner“ laut Die Aula (2002): „Das widerspenstige Dorf“, „680 von insgesamt 800 Einwohnern“ laut Neue Zürcher Zeitung vom 14. Januar 2004 („Die Zipser in Hopgarten“), siehe http://www.tanjaswelt.com/seiten/spezial/Slowakei/karpatendeutsche/artikel.html
  5. Volkszählung in der Slowakei, 2001, siehe www.kdv.sk/dokumenty/Scitanie-Volkszahlung2001.doc
  6. Die Landeszeitung im Gespräch mit Lenka Kollárová, der Kulturreferentin des Karpatendeutschen Vereins in der Slowakei. LZ 14/2004. http://www.landeszeitung.cz/archiv/2004/index.php?edt=14&id=02
  7. Elisabeth Altmann (2003): Kernbereiche und Reformbedarf Auswärtiger Kultur- und Bildungspolitik des Bundes – unter besonderer Berücksichtigung der Arbeit ausgewählter Goethe-Institute und Deutscher Schulen in Europa. Dissertation, Universität Bremen, S. 215. http://deposit.ddb.de/cgi-bin/dokserv?idn=975327038&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filename=975327038.pdf
  8. Neue Zürcher Zeitung vom 14. Januar 2004 („Die Zipser in Hopgarten“)

Weblinks/Quellen



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