- Robert Wishart
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Robert Wishart (auch: Robert Wiseheart) († 26. November 1316) war lange Jahre Bischof von Glasgow, kurzzeitig Guardian of Scotland und ein prominenter Unterstützer von Robert the Bruce während der Schottischen Unabhängigkeitskriege. Er gilt als eine der herausragenden kirchlichen Figuren Schottlands um die Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert.
Inhaltsverzeichnis
Leben bis zur Abdankung Edward Balliols
Robert Wishart entstammte der normannisch-französischen Familie Wishart oder auch Wiseheart aus Kincardineshire. Er war eine Neffe oder Cousin von William Wishart, Bischof von St Andrews und ehemaligen Lordkanzlers Schottlands. Robert Wisharts erstes aufgezeichnetes Amt war der des Erzdiakons in der Kirche von St Andrews. Er wurde 1273 zum Bischof von Glasgow ernannt und wurde während der Herrschaft von Alexander III. auch in der Politik eine prominente Figur. Nach dem Tod des Königs gehörte er zum zweiten Kollegium von Guardians of Scotland, die die Regentschaft für die noch Minderjährige Margarete ausübten. Ihr früher Tod im Jahre 1290 ließ das Land ohne offensichtlich legitimen Nachfolger zurück. Während des nachfolgenden innerschottischen Streits zwischen den Bruce und den Balliol um die Krone war Wishart aufs engste mit den diplomatischen Verhandlungen mit König Edward I. von England befasst. Den Vorschlag Edwards sich zum Oberherrn Schottlands auszurufen und den Konflikt damit zu beenden, beantworte Wishart mit dem Hinweis, dass "das Königreich Schottland niemandem durch Tribut oder Eid unterworfen ist außer Gott allein". Edward setzte sich über diese Einwände hinweg, ernannte sich zum Oberherrn und wurde darin schließlich von den Guardians of Scotland auch bestätigt.
In der großen Adelsversammlung in Berwick-upon-Tweed (1292) konnten Bruce und Balliol jeweils vierzig Teilnehmer benennen, die über die Rechtmäßigkeit ihres jeweiligen Anspruchs auf den Thron entscheiden sollten. Robert Wishart nahm für die Bruce an der Versammlung teil und hielt auch dann an seiner Unterstützung für diese fest, als die Mehrheit der Abstimmenden sich für John Balliol aussprach. Nichtsdestotrotz blieb er auch unter der Herrschaft von Balliol eine der wichtigsten politischen Figuren und war an der Ausarbeitung der Auld Alliance, einem im Februar 1296 ratifiziertem Beistandsabkommen zwischen Schottland und Frankreich, maßgeblich beteiligt. Nachdem England Schottland den Krieg erklärt und in diesem Jahr vollständig erobert hatte, legte Robert aber – wie viele andere schottische Adlige auch – Edward I. den Treueeid ab.
Der Kampf gegen die englische Oberherrschaft
Trotz des geleisteten Eides, engagierte sich Robert Wishart von Beginn an für die Sache der schottischen Unabhängigkeit. Zusammen mit William Lamberton, Bischof von St Andrews und David de Moravia, Bischof von Moray begründete er einen kirchlichen Unterstützerkreis für den Kampf der Loyalisten unter William Wallace und Robert the Bruce. Dabei ging es den schottischen Bischöfen auch darum, die unabhängigen Beziehungen der schottischen Kirche mit Rom zu wahren, und die in der Vergangenheit stets abgewehrte Unterordnung unter die Erzdiözese York zu verhindern. So hatte Papst Nikolaus IV. den schottischen Klerus bereits 1289 dafür getadelt, dass dieser Einspruch gegen die Ernennung von Nicht-Schotten in kirchliche Ämter in Schottland erhoben hatte. Nun zielte Edward I. erneut darauf eine Unterordnung unter York oder Canterbury zu erreichen und ernannte zudem englische Kleriker für vakante Benefizien.
Im Jahre 1297 gehörte Robert Wishart zu den führenden Persönlichkeiten Schottlands, die sich als erste gegen die englische Okkupation auflehnten. Sein erster Aufruf zum Aufstand kam im Juli 1297, allerdings musste er sich bald den Engländern in Irvine ergeben und wurde für einige Monate eingekerkert. Wishart schwor Edward erneut die Treue, um den Schwur kurz nach seiner Freilassung erneut zu brechen. Im Mai 1301 schrieb Edward I. an Papst Bonifatius VIII. um die Abdankung Wisharts als Bischof von Glasgow zu erreichen. Diesem Wunsch kam Bonifazius zwar nicht nach, allerdings schrieb er Wishart einen Brief, in dem er ihn aufforderte endlich von seinem Widerstand gegen Edward abzulassen. Als die schottischen Loyalisten im Februar 1304 nach der Chevauchée von Happrew zunächst geschlagen wurden, musste Wishart für drei Jahre in die Verbannung und Schottland verlassen.
Der Bischof und Robert the Bruce
Am 10. Februar 1306 ermordete Robert the Bruce seinen wichtigsten innerschottischen Rivalen, John III. Comyn, in der Kirche in Dumfries. Bruce hatte sich mittlerweile dem Kampf für die schottische Unabhängigkeit verschrieben – auch um die eigenen Ambitionen auf den schottischen Thron durchzusetzen – und kurze Zeit später begann ein weiterer schottischer Aufstand gegen die Engländer. Obwohl der Papst Robert the Bruce für diese Tat mit dem Kirchenbann belegte, unterstützten Robert Wishart und der restliche schottische Klerus ihn weiterhin. Wishart, in dessen Diözese der Mord geschehen war, exkommunizierte Bruce nicht nur nicht, sondern erteilte ihm vielmehr noch die Absolution für die Tat. Er begleitete ihn daraufhin nach Scone, dem traditionellen Krönungsort der schottischen Könige, wo sie die Bischöfe von St Andrews und Moray trafen, sowie weitere wichtige Kirchenvertreter. Keine sieben Wochen nach dem Mord am 25. März 1306 wurde Bruce als Robert I. in Scone zum König gekrönt. Der neue König begann unverzüglich mit Kriegsvorbereitungen an denen Robert Wishart maßgeblich beteiligt war. So stellte er beispielsweise das Holz, das ihm die Engländer für die Reparatur des Glockenturms der Kathedrale von Glasgow übersandt hatten, zum Bau von Belagerungsmaschinen zur Verfügung. Später leitete er persönlich den Angriff auf Cupar Castle in Fife.
Die schottischen Hoffnungen wurden aber bald von einer englischen Armee unter dem Kommando von Aymer de Valence zerschlagen. Dieser besiegte Robert I. in der Schlacht bei Methven und Wishart wurde in Cupar erneut gefangen genommen. Die Engländer kerkerten ihn wieder ein und nur sein hohes Kirchenamt bewahrte ihn vor der Exekution. Edward I. schrieb den Papst an und teilte ihm mit, dass er sowohl Robert Wishart als auch William de Lamberton in Gewahrsam genommen hatte und Geoffroy de Montbray nun die Aufsicht über den Bischofssitz von Glasgow ausübe.
Wishart blieb für die nächsten acht Jahre in Gefangenschaft und erblindete im Laufe dessen. Erst nach dem Sieg von Robert I. in der Schlacht von Bannockburn wurde er im Rahmen eines Gefangenenaustauschs freigelassen. Er kehrte nach Schottland zurück und verbrachte die letzten Jahre seines Lebens in Frieden. Er starb am 26. November 1316. Seine sterblichen Überreste wurden in der Krypta der Kathedrale von Glasgow beigesetzt. Seine Grabstätte ist heute ohne Kennzeichnung, da die Inschriften vermutlich während der Schottischen Reformation entfernt wurden.
Literatur
- G.W.S. Barrow, Robert Bruce and the Community of the Realm of Scotland, 4. Auflage, Edinburgh University Press: Edinburg 2005. ISBN 978-0748620227
- Evan M. Barron, The Scottish War of Independence: a Critical Study. überarbeitete Auflage, Barnes & Noble Inc: o.O. 2006. ISBN 978-0760703281
- Ranald Nicholson, Scotland: the Later Middle Ages., Oliver & Boyd: Edinburgh 1974. ISBN 0050020382
Quellen
- Herbert Maxwell (Hrsg.), The Chronicle of Lanercost, 1272-1346 : Translated, with notes, J. Maclehose: Glasgow 1913. Online-Ausgabe
Vorgänger Amt Nachfolger William Wishart (Elekt) Bischof von Glasgow
1271 – 1316Stephen von Donydouer (Elekt) kein direkter Vorgänger Guardian of Scotland
1286 – 1292
Mitregenten:
Alexander Comyn († 1289),
William Fraser,
John II. Comyn,
James Stewart,
John de WarenneBryan FitzAlan Kategorien:- Regent (Schottland)
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